[210] Mandelbaum (Amygdalus L), Untergattung der Gattung Prunus (Familie der Rosazeen), kleine Bäume oder Sträucher mit länglich lanzettförmigen Blättern, seitlich aus besondern Knospen vor den Blättern erscheinenden, meist nur zu 12 stehenden Blüten, saftloser, samthaariger, bei der Reise unregelmäßig aufspringender Steinfrucht und fast glattem oder mit punktförmigen Gruben versehenem Stein. Etwa 10 Arten in Südeuropa und dem Orient. Die Zwergmandel (A. nana L.), ein 1 m hoher Strauch mit kurzgestielten, lanzettlichen, drüsenlos gesägten Blättern und hell rosenroten Blüten, die im ersten Frühjahr die langen, rutenförmigen Äste völlig bedecken und vor oder mit den Blättern hervorbrechen, ist in Nordasien, Rußland, Siebenbürgen, den Kaukasusländern und Armenien heimisch und wird bei uns in zahlreichen Varietäten als Zierstrauch kultiviert. Über den echten M. (A. communis L.) s. Tafel »Nahrungspflanzen III«, Fig. 8, mit Text. Der Pfirsichmandelbaum (A. persicoides Seringe) hat eiförmige, wen'g saftige, bald mandel-, bald pfirsichartige Früchte auf ein und demselben Baume. Man hält ihn für einen Blendling vom Mandel- und Pfirsichbaum. Von den verschiedenen Handelssorten der Mandeln sind die süßen von Valence (Dauphiné) die besten, ihnen stehen nach Sizilianer (Avola, Girgenti) und Puglieser (Bari), Provencer (Avignon), spanische oder Jordanmandeln (Malaga), portugiesische (Oporto, Lissabon). Die geringsten sind die kleinen Barbarica aus dem Marokkanischen. Die besonders große, dicke und wohlschmeckende Ambrosiamandel stammt aus der Gegend von Florenz. Die Krach- oder Knackmandeln (beste Sorten Prinzessin- oder Königinmandel) kommen besonders aus Marseille und Sizilien. Die kurze, dicke Mandel des Handels mit harter, rundlicher Schale stammt von einer in Südfrankreich kultivierten Aprikose; auch werden solche Aprikosenmandeln und noch mehr das aus ihnen gewonnene fette Öl vielfach aus Syrien in den Handel gebracht. Die bittern Mandeln sind meist spitziger und etwas kleiner als die süßen; die besten kommen aus Sizilien und der Provence, geringere aus Oporto und Marokko. Die süßen Mandeln schmecken angenehm ölig, süß und schleimig, besonders wenn die braune, gerbstoffhaltige Samen haut abgeschält ist. Sie enthalten bis 55 Proz. fettes Öl, 6 Proz. Zucker, 3 Proz. Gummi, 24 Proz. Eiweißkörper, darunter das fermentartige Emulsin, 5 Proz. mineralische Stoffe, namentlich Kalium-, Magnesium- und Calciumphosphat. Die bittern Mandeln enthalten dieselben Stoffe, aber weniger fettes Öl (bis 44 Proz.), außerdem Amygdalin (s. d.), das beim Zerreiben der Mandeln mit Wasser durch das Emulsin in Bittermandelöl (Benzaldehyd), Blausäure und Zucker zersetzt wird und die giftige Wirkung der bittern Mandeln bedingt. 5060 bittere Mandeln können bei einem Erwachsenen (angeblich 6 bei einem Kind) eine tödliche Vergiftung herbeiführen. Man benutzt die in Deutschland seit 716 bekannten, von Karl d. Gr. 812 zum Anbau empfohlenen Mandeln als Obst (Dessert, besonders Krachmandeln), zu Backwerk und Konditorwaren, zur Gewinnung von fettem Öl, Bittermandelöl, Bittermandelwasser und Amygdalin, in der Medizin zu Emulsionen, die auch sonst als Mandelmilch Anwendung finden. Die ausgepreßten und gepulverten Mandeln bilden die Mandelkleie, die auch mit Mehl, Veilchenwurzelpulver, Borax etc. vermischt und parfümiert als Hautverschönerungsmittel benutzt wird. Deutschland führte 1903. 98,835 dz Mandeln ein und 231 dz aus.