[897] Missālen (lat., Meßbücher) heißen in der römisch-kath. Kirche die liturgischen Bücher, in denen der allgemeine Meßkanon mit seinen rubrizistischen und rituellen Vorschriften (einschließlich des Kalendariums) sowie die hierfür angeordneten Meßformularien mit den wechselnden Gebeten und Schriftlesungen (Psalmen, Lektionen, Perikopen) für die einzelnen Sonn- und Festtage oder für besondere Gelegenheiten, z. B. Hochzeiten, Sterbefälle, Kriegszeiten etc., enthalten sind (s. Messe, S. 656). Derartige Meßbücher sind schon frühzeitig zusammengestellt und als das Werk verschiedener Päpste, wie Leo I., Gelasius, Gregor d. Gr. (Sacramentarium Leonianum, Gelasianum, Gregorianum), bezeichnet worden. Doch sind die Beziehungen der Sammlungen zu den genannten Päpsten unsicher. Auf Veranlassung des tridentinischen Konzils verordnete Papst Pius V. 1570 den Gebrauch des unter seiner Leitung verbesserten Meßbuches in der ganzen römisch-katholischen Kirche, mit Ausnahme der Gemeinden, die bereits über zwei Jahrhunderte einen andern Ritus befolgt hatten. Weitere Revisionen erfolgten durch Clemens VIII. (1604) und Urban VIII. (1634). Das jetzt noch gebräuchliche römische Meßbuch (»Missale romanum«, editio typica bei Fr. Pustet, Regensburg; latein. und deutsch, für Laien bearbeitet von Schott, 9. Aufl., Freiburg 1904) hat noch besondere Meßformulare (Propria) für einzelne religiöse Orden und Diözesen. Die alten handschriftlichen M. aus dem Mittelalter sind oft mit prächtigen Initialen und Miniaturbildern verziert (vgl. Miniatur) und mit großen Buchstaben (Mönchsschrift) geschrieben, woher noch jetzt in den Buchdruckereien eine gewisse Schriftgattung den Namen Missal führt (kleine M., 52 typographische Punkte, grobe M., 64 enthaltend). Vgl. Ebner, Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kunstgeschichte des Missale Romanum (Freiburg 1896).