[872] Oberrheinische Tiefebene, das größte Tiefland innerhalb des deutschen Berglandes, erstreckt sich von Basel bis Mainz in der Hauptrichtung von SSW. nach NNO., wird im Osten vom Schwarz- und Odenwald, im W. von den Vogesen und der Hardt begrenzt und vom Rhein durchströmt, der hier links die Ill, Moder, Lauter und Queich und rechts die Dreisam, Kinzig, Murg, den Neckar und Main aufnimmt. Sie ist 300 km lang, 3845 km breit und ca. 8800 qkm (160 QM.) groß. Der etwa in der Mitte fließende Rhein enthält zahlreiche, meist tote Arme, und längs seiner Ufer erstrecken sich Sümpfe und Wiesen; entfernter vom Rhein trifft man auf etwas erhöhte Landstriche, die, soweit sie Lehm und Ton zur Unterlage haben, sehr fruchtbar sind und vorzüglich zum Anbau von Getreide, Tabak, Hanf, Hopfen etc. verwendet werden, soweit sie jedoch aus Kies oder Sand bestehen, große einförmige Kiefernwaldungen tragen. Längs des Randes der Gebirge breitet sich endlich eine liebliche Hügellandschaft aus, die in günstigen Lagen mit Nuß- und Kastanienbäumen und Weinstöcken bepflanzt und mit Ortschaften übersät ist. Die Tiefebene ist als Grabensenkung eines Gebirges zu betrachten, von dem die Ränder im Schwarzwald und den Vogesen stehen geblieben sind, und bildete in der Tertiärzeit einen langgestreckten Meeresarm, der durch das Rhonetal mit dem Mittelländischen Meere verbunden war. Geognostisch treten in der Tiefebene zunächst dem Rhein Alluvialbildungen, entfernter Diluvialbildungen hervor, während die Hügelregion schon aus Tertiärschichten, Juragestein, Muschelkalk und noch ältern Formationen zusammengesetzt ist. Ganz besonders ist die Tertiärformation zwischen Worms, Mainz und Bingen, im sogen. Mainzer Becken, entwickelt. Bei Freiburg, woselbst die Tiefebene in den Schwarzwald busenförmig eindringt, erhebt sich innerhalb der Tiefebene die vulkanische Gebirgsinsel des Kaiserstuhls (s. d.). Was die Höhenlage der Tiefebene betrifft, so liegt der Rheinspiegel bei Basel 252, bei Mainz 83 m ü. M.; auf der östlichen Rheinseite liegen die Städte Freiburg 298, Karlsruhe 97, Heidelberg 116, Darmstadt 136, auf der westlichen Kolmar 193, Schlettstadt 180 und Dürkheim 117 m hoch. In politischer Hinsicht gehört die O. T. zu Baden, Elsaß-Lothringen, der bayrischen Pfalz, dem Großherzogtum Hessen und der preußischen Provinz Hessen-Nassau. Vgl. Lepsius, Die Oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge (Stuttg. 1885).