Sébastiāni

[234] Sébastiāni, Horace François de la Porta, Graf, franz. Marschall, geb. 10. Nov. 1772 in Porta bei Bastia auf Korsika, gest. 21. Juli 1851, trat 1792 in die französische Armee und stieg bis 1799 zum Obersten auf. Nachdem er Napoleon bei dem Staatsstreich vom 18. Brumaire wesentliche Dienste geleistet, wohnte er 1800 der Schlacht von Marengo bei und ging nach dem Frieden von Amiens als Gesandter Napoleons nach Konstantinopel, Ägypten, Syrien und den Ionischen Inseln. Sein zum Kriege gegen England aufreizender Bericht an den Ersten Konsul gab den ersten Anlaß zum Wiederausbruch des englisch-französischen Kampfes (1803). Bei Austerlitz schwer verwundet, ward er Divisionsgeneral und im Mai 1806 als Gesandter nach Konstantinopel geschickt, wo er Selim III. die Kriegserklärung gegen Rußland abzugewinnen wußte und den Angriff des englischen Admirals Duckworth zurückwies. 1809–11 stand er in Spanien, siegte bei Ciudad Real und Almonacid und eroberte Granada und Malaga. 1812 führte er den Vortrab der Großen Armee. 1813 wurde er bei Leipzig verwundet, schlug sich bei Hanau mit seiner Division durch, hatte hierauf an der Spitze des 5. Armeekorps das linke Rheinufer zu de. ken, mußte aber 1814 in die Champagne zurückweichen. 1816 ward er auf Halbsold gestellt. 1819 in die Kammer gewählt, trat er auf die Seite der liberalen Opposition. Nach der Julirevolution von 1830 erhielt er 11. Aug. das Portefeuille der Marine und 17. Nov. das der Auswärtigen Angelegenheiten. Am 1. April 1834 zurückgetreten, ward er Gesandter in Neapel und 1835 bis 1840 in London. Zum Marschall ernannt, nahm[234] er fortan nur noch an den Verhandlungen der Kammer Anteil. Seine Tochter ward von ihrem Gatten, dem Herzog von Praslin (s. d.), ermordet. Vgl. Delault, La politique orientale de Napoléon. S. et Gardane, 1806–1808 (Par. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 234-235.
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