Alŏe

[345] Alŏe (A. L.), 1) Pflanzengattung zur 1. Ordn. 6. Kl. L., der Familie der Liliaceae-Aloineae, [345] 6. Kl. 1. Ordn. L., mit unterständiger, röhriger, sechsspaltiger, einfacher Blüthenhülle, am Grunde Honig absondernd, 6 dem Grunde eingefügten Staubgefäßen u. häutiger, dreifächeriger, vielsamiger Kapsel. Von den zahlreichen Arten hat man die mit gekrümmter, röhrenförmiger Blüthe, als eigene Gattung, A. gasteria, u. die mit unregelmäßig 2lippiger kleiner Blüthe, als A. aprica, getrennt. Von den gebliebenen, mit großen, geraden, röhren- od. trichterförmigen Blüthen zeichnen sich mehrere, z.B. A. vulgaris, abyssinica, spicata, purpurascens, vor allem: A. succotrina, mit dichotomischem Stengel, blaßgrünen, am Rande dicht mit weißen scharfen Sägezähnen besetzten Blättern, auf Succotara u. dem Cap heimisch, durch sehr bittern, gelben, an der Luft braun u. hart werdenden Saft (s. Aloë 2) aus, auch als Zierpflanzen in Gewächshäusern cultivirt. A. american- (hundertjährige A.), so v.w. Agave americana, s.d. 2) (Aloëfast, Aloë, Succus aloës, Pharm.), aus den abgeschnittenen Blättern mehrerer Aloëarten freiwillig ausgeflossener, eingedickter Saft. Es werden 4 Sorten unterschieden: a) succotrinische (A. suecotrīna), von der Insel Succotara, im Bruch glänzend, dunkelbraunroth u. fast ganz in Wasser u. Weingeist auflöslich, b) glänzende A. (A. lucĭda, A. de Capo), vom Cap, bes. von A. spicata, an Güte jener nicht nachstehend, von schwärzerer Farbe; soll durch Auspressen der Blätter von A. vulgaris erhalten werden; e) Leber-A. (A. hepatĭca), leberbraun, von unangenehmerem Geruch u. Geschmack, schwieriger aufzulösen, u. meist verunreinigt, daher auch nur die bessere Sorte, welche aus WIndien, bes. von A. elongata, in Kürbissen zu uns kommt, zum Arzneigebrauch zulässig ist; d) die Roß-A. (A. caballina), die schlechteste Sorte, von Thierärzten benutzt; aus Abgängen der Blätter bereitet, hat viele fremdartige Bestandtheile. In der Medicin wurde die A., bes. von arabischen, später von den Ärzten aus der Stahl'schen Schule sehr gemißbraucht. Sie ist ein heftiges Reizmittel für die Unterleibsorgane, verstärkt die Bewegungen der Gedärme u. der Gefäße des Pfortadersystems, befördert den Hämorrhoidalblutfluß u. wirkt als Purgirmittel, ohne wie andere Abführungen zu erschlaffen u. fühlbar zu schwächen; wird aber gewöhnlich, durch Gewöhnung an starke Reize u. Vernichtung der Verdauungskräfte, später schädlich, bes. wenn man sich ihrer in der Dauer gegen Hartleibigkeit bedient. Sie ist unter einer Menge von Arzneigemischen, bes. in Pillenform (Aloëpillen, Pilulae aloëticae, am einfachsten aus gleichen Theilen wässerigen Aloëextracts u. Jalappeseife) od. auch in Tincturen (Aloëtinctur, Tinctura aloës, Auszug der A. mit Weingeist, sonst auch mit Myrrhen, Safran etc.) ein Hauptbestandtheil u. wird auch äußerlich zu Heilung von Schäden u. auch zu allerhand technischen Zwecken, zu Farben, zu Tilgung von Insecten, bes. der Holzwürmer auf Schiffen u. a., angewendet. Im Morgenlande ward die A., als gegen Fäulniß schützend, zur Einbalsamirung von Leichnamen gebraucht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 345-346.
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