Anatolĭos

[456] Anatolĭos, 1) A., aus Berytos, unter Constantius 359 n. Chr. Präfect von Illyrien; widmete sich den Rechten, ward in Rom Präfectus Prätorio u. st. um 361; schr.: De re rustica. 2) A., Neuplatonischer Philosoph gegen das Ende des 3. Jahrh., Lehrer des Iamblichos. 3) A., aus Alexandria, 269–282 Bischof von Laodicea; Astronom, Physiker, Mathematiker u. Rhetoriker, errichtete (als Christ der Erste) zu Alexandria eine Schule der Aristotelischen Philosophie nach dem Muster der Platonischen, u. führte die Osterrechnung nach der Metonschen Periode ein; schr.: Institutiones arithmetic., wovon Excerpte in den Theologumena arithmeticae; sein Canon paschalis (nur in lateinischer Übersetzung, angeblich von Rufinus, vorhanden), herausgeg. von Bucher, Antw. 1634. 4) A., Diakon zu Alexandria u. Apokrisiarius des Patriarchen Dioskoros; Eutychianer, an Flavians Stelle 419 Bischof von Constantinopel, erklärte sich jedoch, um die Gunst des Kaisers Marcian u. des Papstes Leo I. zu gewinnen, für die Rechtgläubigen. Auf dem Concil zu Chalcedon 451 erhielt A. als Bischof von Constantinopel zuerst den Titel u. die Macht eines Patriarchen, Leo I. protestirte vergebens dagegen, u. A. war daher mit dem römischen Bischof bis an seinen Tod 458 über den Primat in Streit; von ihm ein Brief an Leo über die chalcedonische Synode. 5) A., einer der Compilatoren der Pandekten unter Tribonians Vorsitz im 6. Jahrh., früher Lehrer der Rechte auf der Schule zu Berytos, später Consul u. Comes rerum privatarum Justinians. Er soll den Justinianischen Codex ins[456] Griechische übersetzt haben u. bei einem Erdbeben umgekommen sein.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 456-457.
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