Athos

[891] Athos, 1) (a. Geogr.), nach Einigen von Athos, einem Sohne Poseidons, nach Andern von dem Giganten Athos, der in dem Gigantenkampfe den Berg A. aus Thessalien hierher schleuderte, benannte 5 Meilen lange, bis 11/2 Meile breite gebirgige östliche Landspitze der Chalkidischen Halbinsel in Macedonien, zwischen dem Singitischen u. Strymonischen Meerbusen mit mehreren Ortschaften; hängt mit dem Lande nur durch eine 1/4 Meile breite Erdzunge, auf der die Stadt Sana lag, zusammen, die der Perserkönig Xerxes auf seinem Zuge gegen Griechenland durchstechen ließ, um seiner Flotte den Durchgang zu verschaffen. Von tiefem Kanal sieht man noch Spuren; indeß nach neu aufgefundenen Fragmenten des Strabo u. neueren Untersuchungen ist die Durchstechung des A. von Xerxes nur angefangen, aber wegen der Schwierigkeiten des felsigen Bodens gar nicht vollendet, also auch die Flotte nicht durchgeführt worden. Auf dem A. stand ein Tempel des Zeus, daher dessen Beiname Athoos. Er heißt noch jetzt 2) (n. Geogr.) A. (bei den Griechen Hagion Oros, italienisch Monte Santo [heiliger Berg]), liegt auf türkischem Gebiet am Ägäischen Meere, mit höchster Spitze 5200 Fuß; von den zahlreichen Kapellen u. Klausen, die im Mittelalter hier errichtet wurden, stehen jetzt noch 20 Klöster, von denen die größten Ivoron u. Hugia Laura, das reichste Vatopädi ist, im Ganzen mit 2000 Mönchen, welche Tribut (160,000 Piaster) u. Geschenke nach Salonichi u. an die türkischen Befehlshaber zahlen. Sie. leben als Handwerker, Winzer, Bienenzüchtler etc., in klösterlicher Verbindung u. dulden nicht einmal ein weibliches Thier im Kloster. Die Klöster haben bedeutende Besitzungen in Bulgarien, Servien, den Donaufürstenthümern, selbst in Rußland; sie stehen unter einem gemeinschaftlichen Verwaltungsrath, Protaton, der aus den, von jedem Kloster auf 4 Jahr gewählten Vertretern (Igumenen, Epistaten) besteht u. seinen Sitz in Karies (Karyäs), dem Hauptort der Gegend mit 1000 Ew. u. dem Hafen Alvara, hat. Hier residirt auch ein türkischer Aga mit 12 Janitscharen, der die türkische Regierung vertritt. Die Wallfahrten hierher sind sehr bedeutend. Der Sage nach sollen die Krone u. die Schätze der griechischen Kaiser hier verborgen sein. Aus den reichen Manuscriptensammlungen, die vor der Eroberung von Constantinopel hierher gebracht wurden, sind sehr wichtige Handschriften nach Europa gekommen. Im griechischen Freiheitskampfe benahmen sich die Mönche immer nur vermittelnd.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 891.
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