Cambodscha

[592] Cambodscha, 1) Landschaft im SO. der hinterindischen Halbinsel (Asien), jetzt größtentheils Provinz des Reiches Annam (s.d.), erstreckt sich vom Vorgebirge St. James im Chinesischen Meere bis zum Golf von Siam u. grenzt im W. an Siam, im N. an Laos, im O. an die Annamprovinz Cochinchina, im SO. an das Chinesische Meer, im SW. an den Golf von Siam. Flächenraum gegen 4000 QM., wovon der bei weitem größte Theil zu Annam, ein geringer zu Siam gehört. C. ist ein langes Thal zwischen Gebirgen, im O. u. W. Flüsse: Cambodscha (Mai-Khong), das Land mit feinen Armen, Nebenflüssen u. Kanälen in seiner ganzen Ausdehnung von N. nach S. bis an seine Mündung ins Chinesische Meer durchströmend u. durch häufige Überschwemmungen befruchtend; ferner Dong-Nai u.a. Boden ziemlich fruchtbar, aber nur in der Nähe der Flußufer angebaut, sonst dicht bewaldet. Producte wie in Annam u. Birma. Die Einwohner (Khames, Chomen od. Komen), 1,200,000 an der Zahl, sprechen eine eigene Sprache, sind für Bildung nicht unempfänglich, aber schmutzig u. träg; die Männer meist kräftig u. wohlgebildet. Religion: der Buddhaismus, der von Ceylon aus hier verbreitet wurde. Haupthandelszweig ein selbstgefertigtes Seidenzeug. Eintheilung in: Pengfang, Fonan, Wintscheng, Hosin, Tengtschong u. Yateng. Hauptstadt: Saigun (Saigon), auf einer durch zwei Arme des Flusses Donq-Nai einige Meilen ober halb seiner Mündung ins Chinesische Meer gebildeten Landzunge, guter Hafen; 100,000 Ew. Die bedeutendsten Städte, außer C. 2), sind: Panompeng (Calompé) am Cambodschafluß; 30,000 Ew.; Cancao (Kangkao, Ponthiamas, chinesisch, Ha-Thian); 5000 Ew.; Chantiban, Kamao. In den letzten Jahren haben die Engländer den Versuch gemacht, sich in C. festzusetzen, bis jetzt noch mit wenig Erfolg, dagegen haben französische Missionäre mit größerem Erfolg das Christenthum verbreitet; 2) (Louwek, Lowaik), Stadt das., am gleichnamigen Flusse, von mehreren Kanälen u. Palmenalleen durchschnitten, Palast; sonst holländische Factorei. – Im 7. Jahrh. n. Chr. kommt in der Gegend des jetzigen C. ein Reich Tschinla vor, dessen Herrscher in Yichena residirte u. Tribut an China zahlte. Im 8. Jahrh. theilte sich das Land in den Land- u. Seedistrict; die Residenz des Königs von letzterem war Pholotipa; gegen das Ende des 11. Jahrh. in Cochinchina u. Tonkin u. erhielt den Namen Tchanla. Der Name C. erscheint erst am Ende des 13. Jahrh. Der König zahlte den Tribut an China fort, wofür er den chinesischen Kalender, seidene Stoffe etc. dorther erhielt; erst 1435 wurden durch die Feindseligkeiten mit Cochinchina die Tributsendungen gehindert. Gegen das Ende des 16. Jahrh. ward C. von Siam unterworfen. Im 17. Jahrh. entzogen sich einzelne Theile wieder der Herrschaft Siams, u. als die Siamesen C. wieder erobern wollten, erlitten sie 1717 eine völlige Niederlage, u. C. wurde wieder frei, aber auch die benachbarten Cochinchinesen wurden in den Grenzen sehr beengt, u. 1786 wurde es von Siam wieder unterworfen. Damals nämlich hatte sich, nach dem Tode des Königs Ongtong, dessen Schwiegersohn unter dem Schutz des Königs von Siam der Regentschaft bemächtigt, 1809 aber bemächtigte sich ein Neffe Ongtongs mit cochinchinesischer Hülfe eines Theiles von C. (s. Annam [Gesch.]), u. so wurde C. wieder in zwei Theile getheilt. Endlich kam durch einen Tractat 1822 der größte Theil des Landes wieder an Siam; doch blieben Titularkönige in C.; 3) Hauptfluß des gleichnamigen Landes, mündet in das Chinesische Meer; 4) (Cap C., Punta de C.), Vorgebirge auf der Südspitze des gleichnamigen Landes.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 592.
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