Echinīten

[457] Echinīten (Krötensteine, Petref.), versteinerte Seeigel, ihr Körper ist meist rundlich, zuweilen ei- od. herzförmig u. wird von einer kalkigen, mit Stacheln besetzten u. aus mehreren Kalktäfelchen zusammengesetzten Schale umgeben. Die Schale ist von 5 Doppelreihen Poren (Fühlergänge, Ambulacra) durchbrochen, welche sich in 2, in der Schale befindlichen Öffnungen, dem Mund u. After, vereinigen; die dadurch gebildeten 5 Zwischenfelder sind mit warzenförmigen Erhöhungen besetzt, auf welchen die Stacheln eingelenkt sind. Der [457] Mund liegt auf der unteren Seite u. hat am Rand emaillirte Zähne, welche in einem großen innerlichen Knochengerüst (Laterna Aristotelis) eingesetzt sind. Die Stacheln sind gewöhnlich abgebrochen u. finden sich ebenfalls versteinert (Judensteine). Je nach der Lage des Mundes u. der Afteröffnung, nach ihrer Form u. Zeichnung unterscheidet man folgende Abtheilungen u. Gattungen: A) Emmesostomen (Emmesostomi), bei welchen der Mund in der Mitte der unteren Fläche liegt, u. zwar: a) Anocysten (Anocysti), bei welchen die Afteröffnung in der Mitte der oberen Fläche, der Mundöffnung gegenüber, liegt. Hierzu gehören die Gattungen: aa) Cidaris (Cidarites, Cidariten), sie sind turbanartig, haben einen kreisrunden Mund mit 5 Zähnen; auf jedem Täfelchen befindet sich eine glatte Warze, die Stacheln sind stabförmig u. mit ihrem unteren Ende an einem auf der Warze befindlichen Gelenkfortsatz befestigt, dessen unterer Rand gekerbt ist; neben der Warze erheben sich noch Knötchen, welche kleine pfriemenförmige Stacheln tragen. Arten: C. claviger, man kennt nur die eiförmigen, längsgerippten Stacheln; C. coronatus, ist stark zusammengedrückt, in einer Reihe liegen 4 Stachelwarzen, die Stacheln sind keulenförmig u. haben einen glatten Stiel; C. glandiferus, von welchem man nur die eichelförmigen gekörnelten Stacheln kennt, diese waren früher unter dem Namen Judensteine officinel; C. vesiculosus, dem C. coronatus sehr ähnlich; C. granulosus. bb) Echinus (Echinites), Körper rundlich, zusammengedrückt, Stacheln kurz. Nach Agassiz zerfallen die Gattungen Cidaris u. Echinus in die Untergattungen: Diadema, Tetragramma, Acrocidaris, Pedina, Acrosalenia, Hemicidaris, Cidaris, Echinus, Salenia, Goniopygus, Arbacia u. Glypticus. b) Pleurocysten (Pleurocysti), Mund- od. Afteröffnung stehen seitlich; Klein rechnet zu ihnen Arachnoides, flach zusammengedrückt, Corda marina, herzförmig, u. Ova marina, eiförmig: aa) Nucleolites (Echinobrisus), Körper ei- od. herzförmig, die Fühlergänge laufen gerade von einer Öffnung zur anderen; bb) Cassidulus, Körper wie bei Nu cleolites, Fühlergänge bilden um den Scheitel einen fünfstrahligen Stern. Agassiz theilt die Gattungen Nucleolites u. Cassidulus, welche Goldfuß in die einzige Gattung Nucleolites vereinigt, in die Untergattungen: Pygaster, mit fast kreisrundem Umfang, Mund in der Mitte der Grundfläche, After oben etwas seitlich; Hyboclypus, auf der oberen Seite eine Furche hinter dem Scheitel, in welcher der After liegt, Fühlergänge aus einfachen Poren bestehend; Clypeus, niedergedrückte Schale mit kreisrundem Umfang, After, wie bei den vorigen in einer Furche, Fühlergänge blumenblattartig. Nucleolites (Echinobryssus), nach vorn abgerundet, am hinteren Ende abgestutzt, After wie hei Hyboclypus; Pygorhynchus, länglich rund, vorn rundlich, hinten ausgebreitet, After am hinteren Rand; Catopygus, eiförmig, Fühlergänge sternförmig convergirend, hierher gehören die Arten: Catopygus (Nucleolites) carinatus, C. granulosus, C. subcarinatus. c) Catocysten (Catocysti), Mund- u. Afteröffnung liegen auf der unteren Fläche; hierzu die Gattungen: aa) Galerites Goldf. (Corulus Klein, Kegelstein, Echinoconus Blainv.), Körper halb kugelförmig zugespitzt, die untere Fläche eben od. concav; Mund groß u. rund, liegt in der Mitte der unteren Fläche, After rund od. oval, am unteren Rande od. zwischen Mund u. Rand; Warzen sehr klein. Arten: G. depressus, G. vulgaris (Bischofsknöpfe), G. albo-galerus. bb) Clypeaster Goldf, Körper wie bei Galerites, Mund fünfeckig, After am hinteren Rand der unteren Fläche, Stachelwarzen sehr klein; Arten: C. Kleinii, C. conjexcentricus. Agassiz unterscheidet in dieser Gattung: Echinolampas, Conoclypus u. Pygurus. Der Gattung Clypeaster entsprechen zum Theil die von Klein aufgestellten Gattungen: Echinanthus u. Echinodiscus. cc) Fibularia Lam. Agass. (Echinocyamus Leske), Körper eiförmig zusammengedrückt, Mund in der Mitte der unteren Fläche, After zwischen Mund u. hinterem Rand; Fühlergänge wenig sichtbar. Dieser Gattung entspricht zum Theil die Gattung Echinoneus Goldf. B) Apomesostomen (Apomesostomi), die Mundöffnung liegt nach dem Rande zu. Gattungen: a) Ananchytes Lam. (Cassis, Galea, Galeola Klein, Echinocorytes Leske), unregelmäßig eiförmig od. kegelartig, halmförmig. Der Mund ist quer oval u. liegt auf der unteren Fläche nach vorn, der After am hinteren Rand, Stachelwarzen sehr klein, am häufigsten ist A. ovatus. Die durchsichtigen Echiniten (Brontiae favoginae) sind Steinkerne der Ananchyten. b) Spatangus Lam. (Spatangoides u. Brissoldes Leske, Ombriae Echinospatangites), Körper herzförmig, Mundöffnung wie bei der vorigen Gattung, After am hinteren Ende. Leske unterscheidet: Cordati, Brissi u. Brissoides; Agassiz: Dysaster, Holaster, Micraster u. Spatangus; Arten: Spatangus cor anguinum (Echinites corculum, Schlangenherzen, Schlangeneier), Sp. atropos, Sp. bufo, Sp. carinatus (Ech. paradoxus), Sp. laevis, Sp. radiatus. Häufig finden sich nur Theile von E., namentlich Stacheln (Echinitenstacheln), die je nach ihrer Gestalt als Judennadeln, Judensteine, Meersinger, Meerdatteln, Meermelonen, Meereicheln, Pyrene etc. unterschieden werden; auch Schilder (Täfelchen, Scutellae, Sc. orbiculares, Mammae lapideae, Steinwarzen, Warzensteine), Zähne aus der Mundöffnung etc. Die E. treten schon, aber nur einzeln, in der Grauwacke auf, im Oolithen- u. Kreidegebirge sind sie sehr häufig.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 457-458.
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