Franco [2]

[462] Franco, 1) F., aus einem edeln Geschlecht im Hennegau, war Mönch u. Lehrer in der Klosterschule zu Löbben u. wurde 856 Bischof von Lüttich; weil er 862 seine Zustimmung zu der Trennung König Lothars I. von seiner rechtmäßigen Gemahlin Theutberge u. der Vermählungmit Waldrade gegeben hatte, fiel er in die Ungnade des Papstes Nicolaus I.; mit König Arnulf zog er 891 gegen die in sein Gebiet eingefallenen Normannen u. erfocht mit den Sieg bei Löbben; er st. 903. 2) F., eigentlicher Name des Papstes Bonifacius VII., s.d. 3) F., genannt Parisiensis Magister, geb. 1047 in Köln; Scholasticus an der Kathedralkirche in Lüttich. Er erhöhte die Zahl der Noten auf 4 von verschiedener Länge, erweiterte die Notenschrift, begründete den Tact etc. (s. Musik [Gesch.]). Seine Lehre verbreiteten u. vervollkommneten im 15. Jahrh. Johann von Muris aus der Normandie u. Franchinus Gastor (geb. 1451 in Lodi). F. st. um 1083 u. schr.: Musica sive ars cantus mensurabilis (im 3. Bd. von Gerber's Scriptor. eccles. de musica sacra, 4) Giov. Batista genannt il Semolei, geb. 1510 in Udine, Historienmaler, bildete sich in Rom vorzugsweise nach Michel Angelo, malte 1536 die Fresken an dem für Karl V. errichteten Triumphbogen in Rom, ging dann nach Florenz, wo er für Cosmo I. beschäftigt war, kehrte später nach Rom zurück, schmückte eine Loggia im Palaste des Cardinals Cornaro mit Fresken, welche ihm einen Namen machten u. trat darauf in die Dienste des Herzogs von Urbino. Später war er wieder in Rom u. zuletzt in Venedig beschäftigt, wo er u.a. in der Sala d'oro des Dogenpalastes die Wände mit Grotesken schmückte u. 1580 starb. Er war bedeutend in der decorativen Darstellung allegorischen u. mythologischen Inhalts, namentlich kleineren Umfanges; in seinem Style suchte er das Wesen der florentinischen u. venetianischen Meister zu vereinigen; seine Zeichnung war correct u. streng. Eins seiner Bildnisse befindet sich im Berliner Museum. Von seiner Hand rühren auch eine beträchtliche Anzahl radirter Blätter her, worunter die Erweckung des Lazarus nach Rafael, das Opfer Abrahams nach Tizian, Scipios Barmherzigkeit nach Giul. Romano zu den besten gehören. 5) Niccolo, geb. 1510 in Benevent; schr. Schiffersonette u. Eklogen u. wetteiferte als Pasquillant mit Peter Aretino, schr., mit demselben zerfallen, Rime contra Pietro Aretino, 1548, u. wurde wegen mehrerer hierin enthaltener satyrischer Ausfälle auf Befehl des Papstes Pius V. verhaftet u. 1559 gehenkt. Er schr. noch: Il Petrarchista, Vened. 1539, 1541, 1543; Le pistole volgari, ebd. 1538, 1541; La philena, Mantua 1547 u.a.m. 6) Franco-Barreto, Juan, geb. 1606 in Lissabon, war 1646 mit bei der Eroberung Brasiliens; er st. 1664 u. übersetzte Virgils Äneide, Lissab. 1670; unter seinen Gedichten ist bes. das mythologische Cyparisso, ebd. 1631, berühmt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 462.
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