Gard

[923] Gard (spr. Gahr), 1) Fluß im südöstlichen Frankreich, entspringt im NW. des gleichnamigen Departements auf den Sevennen in den zwei Quellenflüssen Gardon d'Allais u. Gardon d'Anduze, die sich unweit Vezenobre vereinigen; nimmt den Alais auf u. mündet zwischen Aramon u. Beaucaire in die Rhône; führt etwas Gold bei sich u. ist merkwürdig wegen seiner plötzlichen u. verheerenden Überschwemmungen (Gardonaden) die meistentheils durch Gewitter in den Sevennen veranlaßt werden. Über ihn führt in der Nähe des Dorfes La Foux, vier Stunden nordöstlich von Nismes, die altrömische Wasserleitung Pont du G., drei über einander gesetzte Bogenreihen, 182 F. hoch, 580 F. lang, welche bestimmt war, das Wasser der Quellen aus dem Thale von Uzès nach Nimes zu leiten. Hiernach genannt: 2) Departement, aus den frühern oberlangnedocschen Landschaften Nemosez (Nimes), Alaiz (Alais) u. Usagais (Uzès) gebildet, 109,08 QM.; grenzt im N. an die Departements Lozère u. Ardèche, im O. an Vaucluse u. Bosches-du-Rhône, im S. an das Mittelmeer, im SW. an das Departement Hérault, im W. an Aveyron; im N. u. W. durch Sevennenzweige gebirgig, nach O. terassenförmig abgedacht, im S. niedrig u. morastig; [923] Flüsse: Rhône (Grenzfluß gegen O.), Cèze, Gard, Vidourle, Dourbie u.a., im S. mehrere Seen (der bedeutendste: Etang du Repausset), zahlreiche Mineralquellen (die intermittirende Therme in Fonsauche bes. merkwürdig); Klima, namentlich im S. unerträglich heiß u. ungesund, Boden in der Nähe der Flüsse sehr fruchtbar, sonst ziemlich dürr; Producte: Steinkohlen (namentlich im S. in großer Menge), Antimon, Blei, Zinkbaryt, Eisenvitriol, Alaun, Gyps, Marmor, Salz; Wein (Tavel), Oliven, Kastanien, Seide, Obst, Getreide, Kapern; Rindvieh (größtentheils schwarz), Pferde (von geringer Race), Schafe (von seiner Wolle), Biber (auf den Rhoneinseln), Fischottern, Füchse, Wölfe, wilde Enten, Taranteln. Scorpione, Bienen; Beschäftigung: Ackerbau u. Wiesencultur nicht ausreichend, Schafzucht bedeutend. Die Industrie war schon zur Römerzeit in hoher Blüthe, später durch die Einfälle der Germanen, Sarazenen u. Normannen, wie durch die Relgionskriege der Albigenser u. Hugenotten herabgekommen, hat sich in neuerer Zeit wieder gehoben, namentlich in Seide, Wolle, Baumwolle, Leder, Glas u. Papier; ferner Bergbau, Färberei, Fischerei, Dampfschifffahrt auf der Rhône; mehrere Kanäle (der bedeutendste der Kanal von Languedoc), Eisenbahnen von Nimes nach Alais, nach Montpellier u. Cette u. nach Tarascon. Eintheilung in die vier Arrondissements: Nimes (Nismes), Alais, Le Vigan u. Uzès, 38 Cantone mit. 395 Gemeinden u. 1856 419,697 Ew. Die Einwohner sind von kräftigem Körperbau u. sehr thätig; zu 2/3 katholisch, zu 1/3 reformirt; Hauptstadt Nimes. Das Departement bildet die Diöcese des Bischofs von Nimes, gehört zur 10. Militärdivision u. zum dritten der im Februar 1858 gebildeten Militär Obercommandos (Lyon).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 923-924.
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