Fischotter

[312] Fischotter (Lutra vulgaris et canadensis), Art aus der Gattung Otter (s.d.) u. der Familie der marderartigen Thiere; ohne den 1 Fuß 1 Zoll langen Schwanz 2 Fuß 1 Zoll laug, kaum 1 Fuß hoch, 20–30 Pfund schwer, Weibchen kleiner; oben dunkelbraun, unten graulich; Kopf platt, Schnauze breit, gn der Seite mit starken Bartborsten, Ohren sehr kurz, Augen klein, Hals kurz u. dick, Beine sehr kurz, mit unbehaarter Schwimmhaut, Schwanz an der Basis dick, am Ende abgestumpft. In der Jägersprache heißt der Schwanz Ruthe, sie pfeifen, fischen, steigen aus dem u. in das Wasser, gehen über Land. Der F. findet sich in fast ganz Europa, durch Sibirien bis nach Kamtschatka, durch den Kaukasus, Persien u. die große Tatarei, bis Indien u. Japan, sowie in Nordamerika, an fischreichen Flüssen u. Teichen, bes. in waldigen Gebirgsgegenden u. gräbt sich Höhlen (Bane, Burgen) im Ufer, die unter dem Wasser münden, gewöhnlich aber noch einen anderen Ausweg haben. Zuweilen lebt er auch vom Wasser entfernt in Dachs- od. Fuchsbauen. Ranzt im Februar;[312] bringt nach 9 Wochen 2–4, 14 Tage lang blinde Junge, die 2 Jahre zum Auswachsen brauchen, u. sich zähmen lassen. Nahrung: Fische, Krebse, seltner Frösche u. Wassermäuse. Er fischt des Nachts stromaufwärts u. schadet der Fischzucht sehr, schwimmt gut, läuft schlecht, ist stark; hat sehr geschätztes (zur Nacht, wenn er schwimmt, phosphorescirendes) Fell (1 Stück 8–12 Thlr.), läßt sich zum Fischfang abrichten, wozu man ihn schon in den ältesten Zeiten in Europa, bes. in Skandinavien u. in mehreren Theilen Frankreichs brauchte; auch in Indien hat man in der neuesten Zeit Beispiele davon gesehen. Das Fleisch dient zur Speise (bei den Katholiken als im Wasser lebend, zu den Fischen gerechnet, Fastenspeise). Aus den Haaren verfertigt man Hüte (Fischotterhüte), welche den Castorhüten gleichen, u. aus den Schwanzhaaren feine Malerpinsel (Fischpinsel). Der F. gehört zur niederen Jagd, ist aber schwer zu erlegen. Man schießt ihn, indem man sich, während er frißt, an ihn heranzuschleichen sucht, od. auf dem Anstande, fängt ihn mit dem Tellereisen, Stangeneisen, Schwanenhalse u. Schlagbaum, welche da, wo die F-n aus dem Wasser steigen, aufgestellt werden, od. mit einer Fischotterfalle, einem Klotz, welcher zwischen den Falzen von 2 Säulen in die Höhe gezogen werden kann u. unten mit eisernen Spitzen versehen ist; wenn der Klotz an einer Schnur von Pferdehaaren über Kloben aufgezogen ist, wird die Schnur mit einem Stellholze gestellt u. mit einem Draht in Verbindung gesetzt, welchen der F. beim Durchschwimmen berühren muß. Solcher Fallen werden mehrere quer durch einen kleinen Fluß od. Wassergraben aufgestellt. Ferner fängt man ihn mit dem Fischotternetz, einem Netz, das, wie ein Treibzeug (s.d.) mit einem sackförmigen Hamen u. Flügelwänden eingerichtet, quer durch einen kleinen Fluß od. Bach gestellt wird, u. in welchem ersteren der F. hineinschwimmt, sich verwickelt u. fängt. Bei den Kürschnern heißt der europäische F. Landotter, der amerikanische Spiegelotter. Überreste einer fossilen F., Lutra antiqua v. Meyer, finden sich in den Knochenhöhlen von Lunel-Vieil u. den Bohnerzlagern Württembergs.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 312-313.
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