Hymne

[668] Hymne (Hymnus, gr.), 1) Lied, Gesang; bes. 2) Lobgesang auf eine Gottheit, welcher bei Festen von einem, am Altar stehenden od. tanzenden Chor zum Tone der Kithara gesungen wurde; solche Lieder dichteten die alten griechischen Sänger Olen u. Philammon; die H-n der Homeriden (s.d.) waren nicht für den öffentlichen Gottesdienst bestimmt, die berühmtesten erhaltenen u. unter den Werken Homers (s.d.) aufgeführten sind: H. auf Apollo, H. auf Hermes, H. auf Demeter, H. auf Aphrodite; dasselbe gilt von den späteren gelehrten H-n, deren Kallimachos u. Mesomedes schrieben, u. den orphischen H-n (s.u. Orpheus), sowie von denen auf Helden u. Sieger in den Nationalspielen, deren Pindaros dichtete; die Sänger derselben hießen Hymnōdi,[668] Aus späterer Zeit ist der im dorischen Dialekt geschriebene H. auf Iñs, welchen Roß auf einem Stein auf Andros entdeckte, herausgeg. in dessen Inscriptiones ineditae u. von Sauppe. Zür. 1842. Die Versart, in welcher diese H-n gedichtet sind, ist die epische (Hexameter). Bei den Römern wurden die Lobgesänge der Salier auf Mars u.a. Götter, eigentlich Axamenta (s.d.), auch Hymni saliares genannt; 3) bes. in der Griechischen u. Lateinischen Kirche die Lobgesänge auf Gott, welche in der Kirche in den Horae canonicae (s.d.) gesungen werden, s.u. Hymnologie. Die Versart dieser H-n sind Jamben, Trochäen, oft in zwanglosem Sylbenmaß, auch gereimt. Mehrere dieser H-n haben verschiedene Namen, wie: Hymni epistolĭci, welche in der Messe vor der Epistel, u. H. evangelĭci, welche vor dem Evangelium gesungen werden; Hymnus Ambrosiānus, so v.w. Te Deum laudamus (s. Ambrosianischer Gesang); H. angelĭcus, der Gesang: Gloria in excelsis Deo; H. glorificatiōnis, der Gesang: Gloria patri etc.; vgl. Doxologie; H. Marianus, so v.w. das Magnificat; H. trinitatis, das Dreimalheilig (Trishagion, s.d.); 4) (Religiöse Ode), Gedicht, der lyrischen Form angehörig, Untergattung der Ode (s.d.); ihr Inhalt ist das Lob der Gottheit u. Verherrlichung ihrer erhabenen Eigenschaften u. Werke; od. philosophischdidaktisch, z.B. auf Tugend, Natur, Wahrheit; auch auf großartige Ereignisse in der Geschichte u. Religion. Die Dichter solcher H-n s.u. den einzelnen Nationalliteraturen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 668-669.
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