[619] Knospe (Gemma), ist, nach Treviranus, eine Portion belebten Zellgewebes, welche sich vom Ganzen absondert, od., nach Anderen, ein ohne vorhergegangene Befruchtung gebildeter Theil, in welchem die Achse u. die Nebenachsen der neuen Pflanze od. des neuen Pflanzentheils bereits vorgebildet. Man kann unterscheiden: a) End- od. Terminalknospe (G. terminalis), das entwickelungsfähige Ende einer schon ausgebildeten Achse; b) Axillarknospe (G. axillaris), das entwickelungsfähige Ende der in einer Blattachsel regelmäßig neuentstehenden Nebenachsen; u. endlich c) Nebenknospen (G. adventitiae), die entwickelungsfähigen Enden der irgendwo an einer Pflanze unregelmäßig neuentstehenden Nebenachsen. Bei allen dreien kann man unterscheiden ununterbrochen sich fortentwickelnde K-n u. solche, deren vegetative Thätigkeit nach ihrer Ausbildung als K. eine Zeit lang ruht, ehe sie sich weiter entwickeln; ferner solche, welche sich im natürlichen Laufe der Vegetation von der Mutterpflanze trennen u. zu selbständigen Pflanzen werden, Brutknospen (G. plantiparae); u. solche, welche mit der Mutterpflanze für immer verbunden bleiben (G. ramiparae). Endlich nach der Natur der später sich aus der K. entwickelnden Blattorgane unterscheidet man Blüthenknospen (G. floriparae), Blattknospen (G. foliiparae) u. gemischte Knospen (G. mixtae). Mit Ausnahme der echten Knolle (Tuber) bei Solanum tuberosum etc. u. der Knollenknospen (kleine Knollen oberhalb der Erde, Tubercula), haben alle K-n eine bestimmte Anzahl der Anlage nach fertiger Blattorgane.
Diese Blattorgane haben eine specifisch bestimmte Art der Zusammenfaltung (Vernatio) u. der gegenseitigen Lage (Foliatio). I. Für die Vernation kann man folgende Hauptformen unterscheiden: die Blattorgane sind entweder der Länge od. der Quere nach zusammengebogen, od. unordentlich faltig zusammengedrückt. A) Bei der Länge nach zusammengebogenen unterscheidet man scharfe Falten von runden Biegungen: a) Scharfe Falten: aa) Vernatio duplicativa, einfach auf die obere Blattfläche nach vorn zusammengefaltet, wie bei der Eiche u. Linde; bb) V. replicativa, ebenso auf die untere Blattfläche rückwärts gefaltet; cc) V. implicativa, von beiden Rändern her nach vorwärts scharf eingefaltet, wie z.B. die Blüthenhülle der Waldrebe; dd) V. plicativa, vielfache Längsfalten, z.B. bei Alchemilla, b) Runde Biegungen: aa) V. convolutiva, einfach eingerollt, wie bei Calla; bb) V. involutiva, mit beiden Rändern zugleich vorwärts aufgerollt, z.B. bei Alisma; cc) V. revolutiva, ebenso rückwärts aufgerollt, z.B. bei Salix. B) Bei der Quere nach zusammengebogenen Blättern sind die wichtigsten Verschiedenheiten: a) V. inclinativa, vorwärts eingebogen, z.B. der Blattstiel von Liriodendron; b) V. reclinativa, rückwärts eingebogen, wie bei Aconitum; u. c) V. circinata, von der Spitze bis zum Grunde vorwärts aufgerollt, wie bei Cycas. II. Bei der Foliation unterscheidet man die Lage der Blattorgane unter einander im Allgemeinen, von der Lage einzelner Kreise von Blattorganen zu einander. In ersterer Beziehung unterscheidet man: A) Foliatio valvata, wenn sich die Blätter nur an ihren Rändern berühren, ohne sich mit diesen zu decken; B) Famplexa, wenn jedes äußere Blatt alle inneren umfaßt; C) F. semiamplexa, wenn jedes Blatt mit dem einen Rande umfaßt, mit dem anderen umfaßt wird; D) E. quincuncialis, wenn fünf Blätter so liegen, daß zwischen zwei äußeren ganz ungedeckten u. zwei inneren ganz gedeckten ein fünftes eingeschoben ist, daß es eins der inneren Blätter mit einem Rande deckt, an dem anderen Rande aber von einem äußeren gedeckt wird, wie z.B. bei der Blume der Rose; E) F. connata, wenn die Blätter eines Kreises so vollständig u. so innig mit einander verwachsen sind, daß sie bei Entwickelung an ihrer Gesammtbasis abreißen u. als Mützchen abfallen, wie bei den Kelchen von Eucalyptus u. Eschscholzia, den Bracteen von Aponogeton distachyon etc. In Beziehung auf die Lage einzelner Kreise von Blattorganen zu einander unterscheidet man endlich: a) F. alternativa, wenn die Theile des einen Kreises vor den Zwischenräumen zwischen den Theilen des anderen stehen, z.B. Kelch, Blumenkrone u. Staubfäden bei Lysimachia; b) F. oppositiva, wenn die Theile des einen vor den Theilen des anderen Kreises stehen, was jedoch in der Natur wohl nicht vorkommt; denn die hierbei angeführten Beispiele hat man fälschlich hierher gezogen; bei den Berberideen hat man nämlich alternirende dreitheilige, nicht opponirte sechstheilige Kreise anzunehmen, bei den Thymeleen ebenso zweitheilige, nicht viertheilige etc. An den K-n mit unterbrochener Vegetation sind die Formen der äußersten (untersten) Blätter einfacher, als die später sich entwickelnden inneren (oberen) Blätter derselben K., u. man kann sie ganz allgemein Knospendecken (Tegmenta) nennen u. bei ihnen unterscheiden: Tegmenta foliacea, wie bei Fagus, T. stipulacea, wie bei Carpinus, u. T. vaginalia, bei den Zwiebeln von Allium etc. Außerdem zeigt sich noch ein wesentlicher Unterschied zwischen den Brut- u. Zweigknospen, indem erstere entweder in allen ihren Theilen, wie die meisten Zwiebeln u. Zwiebelknospen (Bulbus u. Bulbillus); od. nur in ihren Achsenorganen, wie bei den echten Knollen (Tuber); od. nur in ihren Blattorganen, wie bei den Zwiebelknollen (Bulbus solidus), z.B. bei Allium ursinum; od. endlich nur in einem bestimmten Theile der Achse, wie bei den einheimischen Orchideen, den Georginen, auffallend fleischig entwickelt sind, während bei den Zweigknospen dies nicht stattfindet. Bei den K-n, welche mit der Mutterpflanze verbunden bleiben, unterscheidet man gewöhnlich folgende Theile: a) die Knospenwulst (Pulvillus), eine stumpfe, weiche Erhabenheit an der Basis; h) das Mittelsäulchen (Columnula), welches sich aus der Knospenwulst erhebt u. gleichsam die Achse u. zugleich die Anlage des zu bildenden Organes ist; u. c) aus den Deckschuppen od. der Knospenhülle (Squamae, Involucrum). Diese K-n sind entweder solche, welche Blätter tragen, od. Blüthen, od. Blätter u. Blüthen, u. man unterscheidet hiernach Blätterknospen (Holzangen der Gärtner, Gemmae foliiferae), Blüthenknospen (G. floriferae) u. gemischte K-n (G. mixtae). Die letzteren nennen die Gärtner auch Augen, Fruchtaugen od. Tragknospen. Über die Brutknospen vgl. Knollen, Zwiebel, Zwiebelknolle.