[711] Kopten, heißen die christlichen Nachkommen der alten Ägyptier, welche sich noch jetzt vorzugsweise in Ägypten, in geringer Anzahl auch in Nubien, Abyssinien, auf Cypern u. anderwärts finden. Fälschlich leitet man den Namen von der oberägyptischen Stadt Koptos ab, wohin sich während der Christenverfolgungen in der römischen Kaiserzeit viele Christen geflüchtet hatten; noch Andere wollen ihn auf den Namen der Jakobiten (s.d.) zurückführen, welche Secte früher in Ägypten sehr verbreitet war u. gegenwärtig noch verbreitet ist; vielmehr ist der Name K. blos eine Verstümmelung vom Worte Ägypti; im Lande heißen sie Quibt, im Singular Qibti. Die Zahl der K. im ganzen Nillande wird auf höchstens 150,000 geschützt, von denen etwa 10,000 in Kairo leben. Die K. sind nicht groß von Statur, haben schwarze Augen, ziemlich dunkles Haar u. gleichen noch in vielen anderen Stücken den alten Ägyptiern, von denen sie auch die Sitte der Beschneidung überkommen haben. Ihr Charakter ist im Ganzen düster, betrügerisch u. geldgierig. Weil sie sich von jeher durch ihre Gewandtheit im Rechnungswesen u. ähnlichen Geschäften auszeichneten, so werden sie noch gegenwärtig fast allgemein von der Regierung zu Rechnungsbeamten, Schreibern, Unterhändlern u. ähnlichen Posten verwendet. Ihre Tracht ist von der der Moslems nur wenig verschieden, doch pflegen sie sich gern durch einen schwarzen Turban von den Anderen zu unterscheiden. Ihres Glaubens nach sind sie Christen (Koptische Christen), gehören zur Partei der Monophysiten (s.d.) u. haben eignes Ritual. Der Clerus besteht aus dem Patriarchen von Alexandrien, der in Kairo wohnt, 9 Bischöfen, mehreren Oberpriestern (Kamosats), Priestern (Kasses), Meßknaben (Schemmes) u. Vorlesern (Anagnosten). Der Patriarch wird von den Bischöfen gewählt; die Priester werden von dem Patriarchen ordinirt u. müssen (doch nur einmal) heirathen; sie haben keine Besoldung, sondern leben von Wohlthaten. Der [711] Gottesdienst wird in der Nacht gehalten, mit Gesang, Räuchern, Gebet u. Meßlesen. Man steht dabei u. stützt sich auf Krücken, die Priester waschen sich die Füße, das Volk badet sich in der Kirche. In der Kirche, wo nur der Altarplatz heilig ist (daher sie in derselben rauchen, schmausen, plaudern, schlafen), haben sie Reliquien u. gemalte Bilder. Das Fasten (regelmäßig am Freitag), nimmt 1/2 Jahr ein u. wird streng gehalten. Beim Abendmahl brauchen sie gesäuertes Brod in Wein getaucht, vorher geht die Beichte u. zwar die Ohrenbeichte; bei der Taufe wird der Täufling eingetaucht, gesalbt, angehaucht, der Teufel ausgetrieben u. in der Kirche geschmaust; bei der von dem Priester vollzognen Trauung wird der Bräutigam bes. eingekleidet. Die Mönche u. Klosterfrauen leben sehr streng in Einöden u. Klöstern, ohne alles Eigenthum, ohne Fleischspeisen, beständig betend u. arbeitend, übrigens sind sie sehr unwissend. Berühmt ist ihr Kloster des St. Makarius. Vgl. Macritzius, Hist. Coptorum, herausgegeben von Wetzer 1828.