[705] Magnesĭum (Magnium, Talcium), chemisches Zeichen: Mg, Atomgewicht = 158 (O = 100) od. 12 (H = 1) das metallische Radical der Magnesia (Bittererde, Talkerde). Man erhält es, indem man Kalium in einer unten zugeschmolzenen Röhre von hartem Glas, od. in einem kleinen Porzellantiegel mit groben Stücken Chlormagnesium bedeckt u. bis zum schwachen Glühen erhitzt. Das Chlormagnesium zersetzt sich unter starker Feuerentwickelung, es bildet sich Chlorkalium u. M. scheidet sich aus, welches durch[705] Abwaschen von dem anhängenden Chlorsalze befreit u. unter einer Decke von Chlornatrium zu einer größern. Masse zusammengeschmolzen wird. Oder man leitet Dämpfe von Kalium über erhitztes Chlormagnesium; auch durch Zersetzung des Chlormagnesiums mittelst des galvanischen Stroms erhält man das M. Das M. ist silberweiß, stark glänzend, weich u. hämmerbar, specifisches Gewicht 1,743, schmilzt in der Rothglühhitze, ist an trockner Luft unveränderlich, an feuchter Luft bedeckt es sich mit einer Oxydschicht, es zersetzt das Wasser in der Wärme. An der Luft erhitzt, verbrennt es mit Funkensprühen u. glänzendem Lichte zu Magnesia. In verdünnter Salz- u. Schwefelsäure löst es sich unter Entwickelung von Wasserstoffgas auf. Das M. kommt nie frei in der Natur vor; seine Verbindungen sind aber sehr verbreitet u. fast stete Begleiter der Calciumverbindungen, obgleich sie meist nur in geringerer Menge auftreten. Verbindungen des M.: A) Mit Sauerstoff verbindet sich das M. zu Magnesiumoxyd (Magnesia, Bittererde, Talkerde) = Mg O, ein zartes, lockeres, weißes Pulver von 2,3 specifischem Gewicht, welches nur vor dem Knallgasgebläse etwas schmelzbar ist; es bildet mit Wasser ein Hydrat (Magnesiahydrat) = Mg O, H O, löst sich in 55,000 Theilen kalten Wasser auf, schwerer in heißem, reagirt schwach alkalisch; an der Luft zieht die Magnesia Kohlensäure an; mit Säuren bildet sie Salze, von denen die auflöslichen bitter schmecken. Zur Darstellung der Magnesia wird eine siedend heiße Auflösung von reinem Bittersalz (schwefelsaurer Magnesia) mit einer Auflösung von reinem kohlensaurem Kali gefällt, der Niederschlag, welcher eine Verbindung von kohlensaurer Magnesia mit Magnesiahydrat ist, ausgewaschen, getrocknet u. zur Entfernung der Kohlensäure u. des Wassers bis zur Rothgluth erhitzt. Die Magnesia usta s. calcinata der Officinen, welche als absorbirendes, säuretilgendes Mittel angewendet wird, wird aus Magnesia alba (kohlensaurer Magnesia, s.u. Kohlensaure Salze) durch Glühen derselben in einem Tiegel dargestellt. Die Magnesia kommt wasserfrei, in Octaëdern krystallisirt, als Periklas, das Hydrat als Brucit in der Natur vor; an Kieselerde gebunden findet sie sich im Talk, Speckstein, Meerschaum, Asbest, Serpentin u. andern Mineralien, an Kohlensäure gebunden als Magnesit u. Talkspath, an Schwefelsäure gebunden als Bittersalz in vielen Mineralwässern (Bitterwässern) u. im Meerwasser. Die Verbindungen der Magnesia mit Säuren (Magnesiasalze) sind zum Theil in Wasser löslich, u. schmecken dann bitter, ihre Auflösungen werden durch Schwefelwasserstoff, Schwefelammonium u. anderthalb kohlensaures Ammoniak nicht gefällt, Ätzkali u. Ätzammoniak bewirken weiße Niederschläge von Magnesiahydrat, kohlensaures Kali fällt die Magnesia, bei Anwesenheit eines Ammoniaksalzes erfolgt dagegen die Fällung nicht od. nur unvollständig; phosphorsaures Natron u. Ammoniak geben einen krystallinischen Niederschlag von phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia, welcher im Überschuß vom Ammoniak unlöslich ist u. beim Glühen in paraphosphorsaure Magnesia übergeht. Oxalsaures Kali fällt die Lösung eines Magnesiasalzes nicht bei Gegenwart einer hinreichenden Menge Salmiak; hierdurch unterscheiden sich die Magnesiasalze von den Kalksalzen u. können von diesen getrennt werden. B) Mit Chlor: Chlormagnesium (Bitterkochsalz), Mg Cl, findet sich im Meerwasser u. den Salzsooten; das wasserfreie Salz erhält man, wenn man Salzsäure- od. Chlorgas über glühende Magnesia leitet od. man löst kohlensaure Magnesia in Salsäure auf, gibt zur Auflösung so viel Salmiak, bis Ätzammoniak keinen Niederschlag mehr bewirkt, verdampft zur Trockne u. erhitzt das erhaltene Chlormagnesium-Chlorammonium bis aller Salmiak verflüchtigt ist, das Chlormagnesium erstarrt dann zu einer weißen, perlmutterglänzenden, krystallinischen Masse, welche an der Lnst zerfließt, wird zur Darstellung des M. benutzt. Krystallisirt erhält man das Chlormagnesium, wenn man kohlensaure Magnesia mit Salzsäure neutralisirt u. die Lösung verdunstet; es enthält 6 Atom Wasser, ist in Wasser leicht auflöslich u. zerfließt an der Luft, bei 280° verliert es Salzsäure u. bildet 2 Mg Cl + Mg O, H O, bei noch höherer Temperatur entsteht die Verbindung Mg Cl + 2 Mg O. Beim Glühen in Sauerstoffgas wird es zerlegt, indem Chlor entweicht u. Magnesia zurückbleibt. Mit Chlorkalium verbindet sich das Chlormagnesium zu einem Doppelsalz von der Zusammensetzung K Cl, 2 Mg Cl + 12 aq, welches durch Wasser zerlegt wird. C) Mit Schwefel: Schwefelmagnesium, erhält man durch Glühen von wasserfreier schwefelsaurer Magnesia mit Ruß od. Öl als eine dunkelgrüne, zerreibliche, in Wasser theilweis lösliche Masse. Wässeriges Schwefelmagnesium entsteht, wenn einer Lösung von Schwefelcalcium solange eine Lösung von Bittersalz zugesetzt wird, als noch ein Niederschlag fällt; die Flüssigkeit ist gelb, zerlegt sich beim Erwärmen, u. wurde sonst als Arzneimittel angewendet. Leitet man in Wasser, worin Magnesia vertheilt ist, einen Strom von Schwefelwasserstoffgas, so erhält man Magnesiumsulphhydrat in der Lösung, diese gibt beim Kochen allmälig Schwefelwasserstoff ab u. läßt Schwefelmagnesium fallen. D) Mit Jod: Jodmagnesium, Mg I, ein krystallisirbares zerfließliches Salz, welches beim Eintrocknen zersetzt wird. E) Mit Brom: Brommagnesium, Mg Br, erhält man mit 6 Atom Wasser krystallisirt, wenn man Magnesia alba in Bromwasserstoffsäure auflöst u. über Schwefelsäure verdunstet; es zerfließt an der Luft u. zersetzt sich beim Erhitzen. Mit Bromkalium verbindet es sich zu einem Doppelsalze: K Br, Mg Br + 6 aq. F) Mit Fluor: Fluormagnesium, Mg Fl, bildet sich beim Behandeln von Magnesia alba mit Flußsäure; ist in Wasser unlöslich; mit Fluorbor verbindet es sich zu Borfluormagnesium, Mg Fl, Bo Fl3 welches in Wasser löslich u. krystallisirbar ist, mit Fluorkiesel zu Kieselfluormagnesium, 3 Mg Fl, Si Fl3, eine beim Eintrocknen gummiartig werdende Masse. G) Mit Cyan: Cya nmagnesium, Mg Cy, entsteht beim Auflösen von Magnesia in Blausäure, es zersetzt sich beim Eindampfen in Blausäure u. Magnesia.