Stassart

[702] Stassart (spr. Stassahr), Goswin Joseph Augustin, Baron von S., geb. 2. Sept. 1780 in Mecheln, studirte bis 1802 in Paris die Rechte, wurde 1804 Auditeur des kaiserlichen Staatsraths zu Paris u. 1805 Intendant von Tyrol, 1807 von Elbing, dann von Westpreußen u. später von der Mittelmark. Nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er 1800 Unterpräfect von Orange, 1810 Präfect von Vaucluse u. 1811._– 13 des Departements der Maas-Mündung. Nach dem Sturz Napoleons begab er sich nach Paris, war während der Belagerung Ordonnanzoffizier beim König Joseph u. blieb hier bis nach dem Frieden, worauf er sich dem Hause Österreich anschloß. Während des Wiener Congresses war S. in Wien u. eben auf der Heimreise begriffen, als Napoleon von Elba zurückkehrte; er bot Napoleon seine Dienste an u. wurde von demselben nach Wien geschickt, um dem Kaiser von Österreich die Versicherung von der Aufrechthaltung des Pariser Friedens zu überbringen, kehrte aber, an der österreichischen Grenze aufgehalten, über München[702] nach Paris zurück. Nach der zweiten Restauration ging er nach Belgien u. lebte dort in Zurückgezogenheit. Beim Ausbruch der Belgischen Revolution 1830 war S. Deputirter der zweiten niederländischen Kammer, welcher er schon seit 1821 angehört hatte u. deren Sitzungen jetzt am 13. Sept. nach dem Aufstand in Brüssel im Haag eröffnet wurden, ging aber, als die belgische Regierung mehr Consistenz gewann, nach Brüssel zurück, wurde Mitglied der provisorischen Regierung, trug in den Sitzungen des Nationalcongresses auf Vereinigung Belgiens mit Frankreich an u. wurde später Präsident des Senats u. 1834 Gouverneur der Provinz Brabant, brach aber 1836, als die Katholiken die Liberalen zu bekämpfen begannen u. bes. das belgische Episkopat ein Rundschreiben gegen die Freimaurer erließ, als Großmeister dieser, offen mit diesem, u. die Folge hiervon war, daß er 1838 nicht wieder zum Senatspräsidenten gewählt wurde u. 1839 auch die Gouverneurstelle von Brabant niederlegte. Als die liberale Partei nach de Theux' Sturze 1840 wieder an das Ruder kam, wurde S. Gesandter zu Turin, legte hier 1841 seine Stelle als Großmeister der belgischen Freimaurerei nieder u. st. 16. Oct. 1854 in Brüssel. Er schrieb Fabeln in Französischer Sprache; seine Schriften erschienen gesammelt Brüssel 1854.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 702-703.
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