[367] Tenaille (fr., spr. Tenalj); 1) Zange; 2) Zangenschanze, Form eines Festungsumrisses (Tenaillenförmiger Festungsumriß), bei welcher sich keine Bastions befinden, sondern der blos aus wechselsweise eingehenden u. ausspringenden Winkeln besteht, so daß jede Linie der neben ihr liegenden eine reine Bestreichung gewährt. Zuerst gab der Italiener Marchi einen solchen Umriß in seiner Kriegsbaukunst, u. Spätere, von Groote, Suttinger, Werthmüller etc. folgten ihm; Landsberg aber behandelte zuerst den zangenförmigen Umriß systematisch. Das Zangenwerk hat blos Facen u. Flanken, welche durch keine Courtine geschieden sind, daher alles auf der einen stehende Geschütz die andere bestreichen kann. Allerdings ist der eingehende Winkel des Zangenwerkes todt, auf eine Weise, welche von der Höhe des bestreichenden Walles über der Grabensohle abhängt; diesem Mangel kann aber durch Kasemattirung des eingehenden Winkels od. auch durch Brechen u. Zurücklegen des abgeschnittenen Stückes der beiden Schenkel um die doppelte Breite des Walles, um von dem Bruche aus den todten Winkel im Graben zu bestreichen, abgeholfen werden. Es wird dabei[367] angenommen, daß die Länge des Bruches nicht unter 10 u. nicht über 40 Ruthen lang sein darf. Die Länge der Schenkel selbst ist veränderlich u. fällt zwischen 60 u. 113 Ruthen. Der eingehende Winkel muß, wegen des Ausbreitens der Kartätschen, etwas größer sein als 90°, d.h. 95105°. Herbert suchte das Zangenwerk möglichst zu verstärken; Montalembert sah es als das einzig zulässige an, worüber er mit den französischen Ingenieuren in einen heftigen Streit verwickelt wurde; auch Carnot vertheidigt die Tenailleform, s. Befestigungsmanier; 3) so v.w. die Grabenschere (s.d.) Vaubans.