Zange

[517] Zange, 1) Werkzeug, welches dazu dient, einen Gegenstand zu erfassen, fest zu halten, zu biegen od. zu zertheilen; es besteht aus zwei Theilen (Schenkeln), welche in verschiedener Weise vereinigt sind; die festhaltenden od. kneipenden Theile bilden das Maul der Z. A) Die Z-n zum Festhalten sind a) gewöhnliche Flachzangen mit schmalem flachem Maule u. gebogenen Schenkeln od. Griffen. Zuweilen haben sie zwischen den Schenkeln eine Feder, damit die Z. von selbst sich öffne, wenn man mit dem Drucke der Hand nachläßt. Die Charnierzange ist eine Flachzange mit runden Auskerbungen im Maule u. dient zum Festhalten der kurzen Röhrchen für Dosencharniere. Die Halszange, Drahtzange der Nadler mit zugespitzten Kneipen; die Maulzange, womit mehre kleine Stücken Eisen, welche zusammengeschweißt werden sollen, zusammengehalten werden, hat statt der Kneipen zwei starke Bleche, wovon das untere Seitenwände hat, zwischen welche das obere paßt; die Adlerzange hat statt der Kneipen zwei spitzige Haken, um damit Sachen, welche in die Höhe gezogen werden sollen, fest zu greifen; mit ihren Schenkeln ist eine Kette od. ein Seil verbunden. Vgl. außerdem Feuerzange, Holzzange, Drahtzange. Die Z., welche beim Drahtziehen den Draht erfaßt u. durch das Zieheisen zieht, ist entweder eine Stoßzange, wenn sie den Draht jedesmal nur eine kurze Strecke (6–36 Zoll) fortzieht, od. eine Schleppzange, wenn sie den Draht in einem Zuge auf seine ganze Länge (5–30 Fuß) durchzieht; im ersteren Falle arbeitet man auf einer Stoßzangenziehbank, im letzteren auf einer viel längern Schleppzangenziehbank. b) Schiebzangen mit geraden Schenkeln, welche von einem länglich viereckigen Ringe umfaßt werden, welcher die Z. schließt u. geschlossen erhält, wenn man ihn herabschiebt, während eine Feder die Z. öffnet, wenn der Ring hinausgeschoben wird. Das Maul ist wie bei den Feilkloben entweder breit od. schmal. Solche Z-n eignen sich sehr zum sorglichen Einspannen kleiner Arbeitsstücke; daher kommen mehre Arten derselben beim Uhrmacher vor, z.B. die Steigradzange, die Zeigerzange, die Schraubenpolirzange etc. c) Federzangen (Pincetten ff. d.], Kornzangen, Kluppzangen, Klüppchen), kleine Z-n zum Anfassen sehr seiner u. zarter Gegenstände. Die einfachste Art dieser Z-n erhält man, wenn man einen 6 Zoll langen u. 1/2 Z. breiten Stahl- od. Messingblechstreifen nach beiden Enden hin spitz zufeilt u. in der Mitte umbiegt, bis die beiden Schenkel nur noch 1/4 Z. weit von einander abstehen. Oft richtet man diese Z-n so ein, daß sie von selbst durch die Federkraft der Schenkel geschlossen[517] bleibt u. sich durch einen Druck der Finger öffnet. Die Spitzen sind oft mit Elfenbein od. Ebenholz belegt. Die doppelte Federzange hat 4–5 Zoll lange Schenkel, welche in der Mitte mit einander verbunden sind u. an jedem Ende eine Z. bilden. Vgl. auch Noppzange. B) Die Z-n zum Zertheilen (Kneip-, Kneif-, Beiß-, Zwickzangen) dienen zum Abkneipen von Drähten u. Blechen; ihr Maul bilden zwei meißelartige, scharfe u. genau auf einander passende Schneiden, welche aus gutem Stahl, gehärtet u. nur wenig nachgelassen sind; die Zuschärfung der Schneiden beträgt bei größeren Z-n 60–80°, bei kleinen 40_–50°. Viel gebrauchte Kneipzangen befestigt man ähnlich wie die Stockschere mit einem Schenkel in einem Holzklotze. Will man bei den Drahtzangen ein Verdrücken des Drahtes beim Abkneipen verhüten, so schneidet man ihn mit einer Drahtschere (s. Schere II. B) b). C) Die Z-n zum Biegen (Biegzangen) sind entweder Plattzangen, Flachzangen od. Rundzangen, je nachdem damit winkelförmige od. bogenförmige u. ringförmige Krümmungen von Drähten od. schmalen Blechstreifen hervorgebracht werden sollen. Die Flachzangen haben ein plattes, gerades Maul u. heißen Spitzzangen, wenn das Maul sehr schmal ist. Das Maul der Rundzangen bilden zwei runde Stifte od. Zapfen von cylindrischer od. abgestutzt kegelförmiger Gestalt; manchmal besteht das Maul aus cylindrischen Stiften, welche in zwei Absätze von verschiedener Dicke getheilt sind, wodurch man leicht Biegungen von verschiedenem Halbmesser machen kann. Zu Biegungen von großem Halbmesser braucht man bes. die Ringzangen (bei den Goldarbeitern Schienenzangen, weil die Schienen od. platten Reisen der Fingerringe damit gebogen werden), welche mehr einer Flachzange ähneln, jedoch auf den inneren Flächen des Maules der Breite nach eine bogenförmige Convexität haben. Die meisten Biegzangen haben einen feilenähnlichen Hieb im Maul. Die Kettenzange der Nadler ist eine Kneipzange, deren Maul an der einen Seite mit abgestutzt kegelförmigen Stiften (rechtwinkelig zu den Schneiden, also in der Längsrichtung der Schenkel) fortgesetzt ist, um dadurch als Rundzange zum Biegen von Drahtringelchen gebraucht werden zu können. 2) Werkzeug, welches beim Diamantschneiden die Doppe hält; es hat die Gestalt u. Einrichtung eines kleinen Schraubenstockes u. steckt mit einer Angel in einem kleinen Klötzchen. 3) Chirurgisches Werkzeug zum Fassen, Festhalten, Hervorziehen, Zerquetschen, Zerbrechen, Abkneipen, Abdrehen etc. an Theilen des Körpers od. zum Herausziehen fremder Körper von sehr verschiedener Gestaltung; man unterscheidet demnach Faß-, Quetsch-, Beiß-, Brech-, Schnabel-, Korn-, Kugel- (Kugelzieher), Polypen-, Stein-, Krücken-, Geburtszangen etc. 4) Stück Holz, welches so eingerichtet ist, daß es zwei andere Theile zusammenhalten kann. 5) Werkzeug zum Festhalten auseinander gegangener Äste eines Baumes, welche den Stamm zu spalten drohen. Haben die Äste Gabeln, so wird ein einfaches Stück Holz in die Gabeln eingelegt u. ein Riegel hinter den Ästen in dasselbe eingesteckt; haben die Äste keine Gabeln, so muß man zwei lange Stücken Holz nehmen u. hinter den Asten durch Querriegel verbinden. 6) Vorder- u. Hinterzange der Hobelbank, s.d.; 7) so v.w. Schere der Wage; 8) (Fortif.), so v.w. Tenaille 2); 9) so v.w. Garbe, s.u. Gärben des Stahls; 10) Lagerbalken unter dem Grubenstock in der Papiermühle, s.u. Papierfabrik II. B) a); 11) (Pack), in der Eisenblechfabrikation 6–20, etwa 1 Centner wiegende, vorher in Lehmwasser (Hahnenbrei) getauchte u. dann auf einander gelegte Stürze, welche vereinigt unter fleißigen Drehen u. Umwenden fertig geschmiedet werden, wobei sie drei- bis viermal ins Feuer kommen; vgl. Sturz 16); 12) bei Pferden die zwei vorderen Zähne; 13) Z. des Balkens (Forceps corporis callosi), ein auf jeder Seite des hinteren, dickeren, freien Ende (Wulst) des Balkens (s. Gehirn S. 62) abgehendes, etwas gekrümmtes, zugespitztes, rückwärts in den hintern Gehirnlappen tretendes Markbündel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 517-518.
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