Waldstein-Wartenberg

[805] Waldstein-Wartenberg, altes böhmisches Geschlecht, welches in Böhmen, Mähren u. Ungarn begütert ist u. der Katholischen Confession folgt; als Stammvater gilt Zdenko, welcher 1236 st., u. dessen Nachkommen Zdenko (st. 1525) u. Wilhelm, Söhne des 1506 verstorbenen Johannes, gründeten zwei Linien, Waldstein-Wartenberg u. Waldstein-Arnau, welche 1616 in den Grafenstand erhoben wurden, von denen aber die letztere, aus welcher der berühmte Wallenstein (s. d.) stammte, im Jahre 1854 mit dem Grafen Joseph ausstarb. Die noch blühende Hauptlinie W.-Wartenberg, welche 1628 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde, 1636 das ungarische Indigenat u. 1654 Sitz u. Stimme im Schwäbischen Reichsgrafencollegium erhielt u. 1758 den Beinamen Wartenberg annahm, zerfällt seit 1728 in drei Linien: A) Linie zu Münchengrätz, gestiftet vom Grafen Franz Ernst Hermann (geb. 1706, st. 1748), besitzt die Fideicommißherrschaften Münchengrätz, Weißwasser u. Hünerwasser, Hirschberg, Neuperstein, Stiahlau, Nebillau, Wessela u. Kotzenitz in Böhmen, die Senioratsherrschaft Trebitsch in Mähren, die Allodialherrschaften Boros-Sebes u. Monyasza, nebst den Allodialgütern Szelefan u. Rawna in Ungarn, u. bekleidet seit 1703 das Obersterblandvorschneideramt in Böhmen; jetziger Chef: 1) Graf Ernst, Sohn des 1858 verstorbenen Grafen Christian, geb. 10. Oct. 1821, ist erbliches Mitglied des Herrenhauses des Reichsrathes u. Major in der Armee, vermählt in zweiter Ehe mit Maria geb. Prinzeß von Schwarzenberg; sein Sohn aus erster Ehe (mit Anna geb. Prinzeß von Schwarzenberg), Ernst, ist 1849 geboren; B) Linie zu Dux u. Leitomischl, gestiftet vom Grafen Franz Joseph Georg (geb. 1709, st. 1771), besitzt die Fideicommißherrschaft Dux mit Oberleutensdorf u. das Allodialgut Maltheuern, die Allodialherrschaft Brandeis u. die Herrschaft Leutomischl in Böhmen, die Herrschaft Nagy Megyer in Ungarn. Zu dieser Linie gehört 2) Graf Franz Adam, geb. 14. Febr. 1759 in Wien, trat in österreichische Militärdienste, machte 1787–89 den Feldzug gegen die Türken mit, nahm 1789 als Rittmeister seinen Abschied u. unternahm mit Kitaibel in botanischem Interesse eine mehrjährige Reise durch Ungarn, trat aber 1797 in das adelige Cavalleriecorps, um gegen die Franzosen zu fechten, u. 1808 freiwillig als Major u. Commandant des dritten Wiener Landwehrbataillons wieder in Dienste u. wurde 1809 Oberstlieutenant. 1814 übernahm er die Güter in Böhmen, erbaute das Schloß in Dux, legte die Kunst- u. Naturaliensammlungen in demselben an, errichtete Volksschulen auf seinen Gütern u. verbesserte die große Tuchfabrik in Oberleutensdorf. Er st. 24. Mai 1823 in Oberleutensdorf; sein: botanischen Sammlungen vermachte er dem Böhmischen [805] Museum zu Prag. Er schrieb mit Kitaibel (st. 1817 als Professor u. Vorsteher des Botanischen Gartens zu Pesth): Descriptiones et icones plantarum rariorum Hungariae, Wien 1802–12, 3 Bde., Fol. Diese Linie zerfällt seit 1848 durch die Söhne des Grafen Anton in zwei Seitenlinien: a) Linie zu Dux: 3) Graf, geb. 25. März 1818, Stifter der Linie, vermählt mit Antonie geb. Bauda, st. 6. Juli 1854; sein älterer Sohn Wladislaus ist 28. Juli 1850 geboren; b) Linie zu Leitomischl: 4) Graf Anton, Bruder des Vorigen, Stifter der Linie, geb. 15. Juli 1826.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 805-806.
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