Geruch

1. Am geruch erkennt man die blumen.Lehmann, 917, 16.


2. Am Geruch erkennt man Kräuter, am Geschwätze Bärenhäuter.


3. Für den Geruch zahlt man den Wirth mit Klingen – der Münze.

Wie Eiselein (228) bemerkt, nach einer Anekdote bei Pauli und Auerbacher. Ein Gast, der nichts als den Geruch der Speisen erhalten hat, bezahlt dem Wirthe die Rechnung damit, dass er mit dem Gelde vor dessen Ohren klingt.


*4. Im Geruch der Heiligkeit stehen.

Gräter's Hermode und Idunna (1814-15) enthält über den wahrscheinlichen Ursprung dieser Redensart Folgendes: »Als im Jahre 18.. in Schwaben die Klöster aufgehoben und verkauft wurden, fand der Käufer des Klosters M. in dem Archiv desselben die Acten von der Heiligsprechung einer Aebtissin dieses Klosters, worin als eines vorzüglichen Beweggrundes dazu angeführt wurde, dass diese fromme Frau sich in dreissig Jahren nicht gewaschen habe.« Im Gesellschafter von Gubitz (1839) gibt jemand »als naheliegende Quelle« dieser Redensart die gegen Ende des 16. Jahrhunderts in Frankreich allgemein verbreitete Sitte an, mit parfümirten Rosenkränzen die Kirche zu besuchen. Der Allgemeine Anzeiger der Deutschen (Gotha 1840, Nr. 247) hält diese Erklärungen für unstatthaft und gibt dafür folgende: »In den deutschen Mundarten wechseln die Laute f und ch miteinander ab. Man hört z.B. bald Schlucht, bald Schluft (Kluft); und Klafter ist gleichbedeutend mit Lachter. Auf gleiche Weise aber ist Geruch (in der obigen Redensart) ebenso viel als Geruf, Ruf, Gerücht, was wol die natürlichste Erklärung [1576] scheint.« Was den Geruch selbst betrifft, so meint H. Heine (Reisebilder, Hamburg 1834, IV, 86), es sei »hinreichend, wenn man hienieden nur nicht übel rieche«.


*5. In einem guten (schlechten) Geruche stehen.


*6. Jemandes Geruch stinkend machen.


[1577]

7. Der geruch die kreutlein meldt im garten, ein schalck erkennt man bey sein worten.

Lat.: Nequam per verba, per odorem noscitur herba. (Loci comm., 12.)


8. Vom Geruch eines fremden Bratens ist noch keiner satt geworden. (Ital.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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