Maulesel

1. Bleib ein Maulesel1 biss dich Gott herausfordert.Henisch, 941, 5.

1) Kreuzung von Pferdehengst und Eselin. – Im Universitätsleben werden die Studenten, welche nicht immatriculirt sind, Maulesel genannt.


2. Der Maulesel macht viel palarn, wie seine Eltern (Ahnen) gut Pferdt waren.Lehmann, 137, 26; Simrock, 6904; Körte, 4164; Lohrengel, I, 506.

Geiselt den Ahnenstolz herabgekommener Urenkel. »Mancher nicht mehr zu rühmen hat, denn seiner Eltern Edelthat


3. Ein guter Maulesel, eine gute Ziege und ein gutes Weib Bind drei schlimme Bestien.

Frz.: Bonne mule mauvaise beste. (Leroux, I, 121.)


4. Ein Maulesel geht langsam, aber lange.


5. Ein Maulesel kraut den andern.

So lobt der von sich Eingenommene und Stolze seine Lober wieder.


6. Ein Maulesel vergisst die Fusstritte nicht, die er bekommen.

Frz.: Le mulet garde longuement un coup de pied à son maître. (Bohn I, 33.)


7. Man muss sich keinem Maulesel und Mulatten anvertrauen. (Span.)

Nicht ohne Grund. Die Mulatten sind im allgemeinen stolz und treulos. Nur höchst selten hört man einen edeln Zug von ihnen.


8. Maulesel und Weiber tragen die Nase hoch.

Span.: La mula y la muger por halagos hacen el mandado. (Bohn, I, 227.)


9. Wenn die Maulesel um Hörner bitten, kommen sie ohne Ohren zurück.


10. Wes den Maulesel will fragen nach seinen hohen Magen (Verwandten), dem wird er eher den Oheim als den Vater sagen.


11. Wer über einen Maulesel gesetzt ist, hält sich auch für einen Herrn.Simrock, 6905; Körte, 4168.


[528] *12. Den Maulesel beschlagen.

Schwänzelpfennige machen, eine Sache höher anrechnen, als man sie gekauft hat, betrügen. Diese Redensart hat altrömischen Ursprung. Folgendes gab Veranlassung zu deren Entstehung: Jemand hatte ein dringliches Anliegen beim Kaiser Vespasian, wurde aber, da derselbe verreisen wollte, nicht vorgelassen Der Aufschub brachte ihm grossen Schaden. Er bot daher dem Mauleseltreiber eine bedeutende Summe, wenn er ihm Gehör beim Kaiser verschaffte. Der Treiber ging darauf ein. Nicht lange nach der Abreise des Kaisers bat er denselben, halten zu wollen, weil ein Maulesel das Eisen verloren habe. Es geschah. Der Treiber liess beschlagen und während der Zeit brachte jener sein Anliegen beim Kaiser an und gab auch dem Treiber die versprochene Summe. Es wurde aber danach davon gesprochen, wodurch die obige Redensart veranlasst wurde.

Frz.: Ferrer la mule. (Lendroy, 729.)


*13. Den Maulesel hüten.

Zur Bezeichnung der Langenweile, die man empfindet, wenn man auf jemand wartet. Der Maulesel war das Lastthier der alten Franzosen. Wenn ein Herr ein Geschäft in einem Hause hatte, liess er den Maulesel vor der Thür hüten, eine Aufgabe, die gewiss für die Länge nicht kurzweilig war.

Frz.: Garder le mulet. (Lendroy, 825; Kritzinger, 472*.)

*14. Wenn die Maulesel Junge haber. (werfen). (S. Nimmerstag und Pfingsten.) – Henisch, 941, 1.

Frz.: Mules enfanter chose impossible par nature. (Leroux, I, 121.)

Lat.: Ad Graecas Calendas. – Cum mula peperit fiet. (Faselius, 54; Philippi, I, 103.) – Mulas parere. (Bovill, I, 21.)


[Zusätze und Ergänzungen]

15. Maulesel machen viel Parlaren, dass ihre Voreltern Pferde waren.Jähns.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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