1. Auf helle (schöne) Pfingsten folgen magere und dürre Weihnachten. – Orakel, 1050.
2. Bis Pfingsten lass den Pelz nicht fahren, nach Pfingsten ist's gut, ihn bewahren. (Oberschles.) – Orakel, 1056.
3. Die Pfingsten nass, wünsch' dir das. – Oesterr. Volkskalender, 1869.
4. Nasse Pfingsten, fette Weyhnachten. – Petri, II, 49; Latendorf II, 24; Blum, 256; Orakel, 1052; Simrock, 7891; Körte, 4786; Bair. Hauskalender; Boebel, 63; Braun, I, 3298.
Um Pfingsten bedarf die Sommersaat, besonders die Gerste, welche in die Schossung tritt, des Regens und fruchtbarer Witterung.
[1323] 5. Pfingsten ist der schönste Festtag.
Nicht nur, weil es in die schönste Jahreszeit fällt, sondern weil der Jude an demselben essen darf, was und wo er will, während am Pesachfeste kein gesäuertes Brot und am Laubhüttenfeste nicht ausserhalb der Laubhütte gegessen werden soll. Je unbeengter das Leben, desto angenehmer ist es.
Jüd.-deutsch: Schwuls is der schönste Jontev; verdorben aus jon tob = guter Tag. ( Tendlau, 818.)
6. Pfingsten ist der Tag am längste und 's Brot am klennste. (Neresheim.)
7. Pfingsten zum Tisch des Herrn, da leuchtet Näh' und Fern.
8. Pingsthar springh alla jongh Hinghstar an ualen skel efterslebbe. – Haupt, VIII, 371, 334; Johansen, 151.
Pfingsten springen alle jungen Pferde und die alten müssen nachschleppen.
9. Pingsten schitt de Hund am ringsten. (Altmark.) – Danneil, 155.
10. Sin öm Pingsten de Erbeln1 rîf, geit em Hervs et Kelter stîf2. (Köln.) – Weyden, I, 2.
1) Erdbeeren, so auch Worbeln für Waldbeeren.
2) Steif, d.h. es gibt ein gutes Weinjahr.
11. Twesche Pingste on Johann terfrôs ok jennem Wîw de Mann. – Frischbier2, 2926.
Zum Frostigen.
12. Wann vmb Pfingsten reiff erdbeeren gefunden werden, so wird dasselb Jahr gut werden. – Henisch, 914, 14.
13. Wenn es an Pfingsten regnet, wird keine Frucht gesegnet. – Boebel, 63.
14. Wenn Pingsten up 'n Frêdag fallt, dann krigst du dîn Geld, segt Nöhlert. –Für Bielefeld: Firmenich, I, 281, 5.
15. Wenn 't up Pfingsten riegnet, sau wet buten (draussen) niks siegnet. (Westf.) – Boebel, 64.
16. Zu Pfingsten gilt 's Korn am wingsten. – Orakel, 1048; Simrock, 7893a.
17. Zu Pfingsten hat der Bauer am wingsten. – Orakel, 1048.
In der Niederlausitz fügt man hinzu: und der Bürger gar nichts.
Frz.: C'est, dit-on, à la Penthecouste que qui trop mange cher luy couste. – Entre Pasques et la Penthecouste le dessert n'est qu'une crouste. (Leroux, I, 74.)
18. Zwischen Pfingsten vnd Ostern kompt allzeit der herteste Winter. – Petri, II, 831.
*19. Alle sieben Pfingsten einmal. – Gartenlaube, 1869, S. 300.
D.i. sehr selten.
*20. Auf weisse Pfingsten. – Frischbier2, 2924.
*21. Pfingsten vor Ostern feiern. – Altmann VI, 517.
*22. Pingste fress wir Pflaume. (Ostpreuss.)
*23. Tho Pinxten vp dem yse. – Tappius, 197b; Eichwald, 910.
*24. To Pingste springe de Kärls (Mäkes) wie de Hingste. – Frischbier2, 2925.
*25. To Pingsten, wenn de Mücken pissen un de Pieratz (Regenwürmer) blaffen. (Pommern.)
D.i. am Nimmerstage.
*26. Twöschen Pingste on Wehlau von seiwe Gebind. (Alt-Pillau.)
Scherzhafte Antwort auf die Frage nach dem Geburtsjahr oder Alter.
*27. Wann Pfingsten up'n Frîdag fällt un de Böcke up'm Iyse dansset. (Westf.)
D.h. es wird auf den Nimmermehrstag geschehen.
*28. Zu Pfingsten auff dem eys. – Hauer, Lij; Henisch, 860, 13; Eyering, I, 361; III, 598; Schottel, 1114a; Sutor, 986; Forer, 54a; Luther's Ms., 10; für Holstein: Schütze, II, 202.
In Pommern: Dat werd Pingsten up'n Ise schên. (Dähnert, 349a.) (S. ⇒ Nimmerleinstag.) Eine Art abschlägige Antwort; daraus kann nichts werden. Auch wenn jemand fragt, wenn etwas geschehen solle, oder wollen wir das thun? »Zu pfingsten auff dem eyss, wo ein sach zu wege zu bringen vnmöglich, wie die alten: Ja dann, so ein Maulesslin wirfft.« (Gessner, Thierbuch, LIIIIa.) »Hört, wi ein wunder da geschah. Tzu pfingsten pei der oberen mül.« Um das Jahr 1370. [1324] (P. Suchenwirth's Wb. aus dem 14. Jahrhundert, A. Primissen, Wien 1827, S. 148a.) »Zu Pfingsten auff dem Pegnitzeiss.« (H. Sachs, III, 76, 2.)
Engl.: When the devil is blind. – When two sundays come together.
*29. Zu Pfingsten, wenn die Gans auf dem Eise geht. (S. ⇒ Nimmerleinstag 1.) – Simrock, 7894; Körte, 4785.
*30. Zwische Pfingste und Bremgarten. (Luzern.)
Wird gesagt, wenn man auf gestellte Fragen, wo etwas geschehen oder vorgehen werde, nicht gern Antwort gibt.
*31. Zwischen Pfingsten und Strasburg.
Inter pascha Remisque, 2, 690. Der witzige Ausdruck ist also sehr alt. Is inter Cluviacum et sancti festa. (Joannis obit, 4, 970.) H. Sachs sagt: »Schlauraffenland liegt drei Meilen hinter Weihnachten in den Niederlanden: van Aken to paschen.« (Tuinman, Spraken, 1, 134.) Wahrscheinlich ist auch van Colm tote meie (Reinaert, 2634) (14. Jahrhundert) so zu nehmen. (J. Grimm, Reinhart Fuchs, Berlin 1834, XVII.)
*32. Zwischen Pfingsten vnd Esslingen, da der Weg über die Weiden hangt. – Goedeke, Grundriss zur Gesch. der deutschen Dichtung, S. 420.
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