Rädelsführer

1. Wir sind alle Rädelsführer, sagte der Bauer, als der Gensdarm nach dem Rädelsführer fragte.


*2. Der Rädelsführer sein.Eiselein, 518; Richard, 392, 10; Wurzbach II, 293.

Einige Scharen Bauern im Bauernkriege (1525) hatten Fähnlein mit einem Glücksrade. Die Form desselben war, wie in Grosse's Burg- und markgräflicher Kriegshistorie (106) angegeben ist, ein Pflugrad. Seine Bedeutung ging aber nicht auf Rad, als Ackergeräth oder gar als Strafwerkzeug, sondern auf Glücksrad. Darauf bezieht sich auch der Ausdruck Rädelsführer, der aber nicht erst jetzt, wie hier und da behauptet wird, sondern schon in Maximilian's Zeit vorkommt. (Vgl. Haltaus, Raitelsführer.) Andere hatten ein Insiegel, worin eine Pflugschar, durch welche kreuzweis ein Dreschflegel und ein Rechen ging, auch wol eine Mistgabel mit drei aufgerichteten Zinken und einem Bauernschuh. (Gropp, Würzb. Chronik, I, 97.) Ob nicht auch das Rad, welches unter dem Kreuze der gegen die Wenden im Jahre 1147 ausziehenden Kreuzfahrer sich befand, ein Glücksrad vorstellen sollte? (Vgl. W. Wachsmuth, Der deutsche Bauernkrieg, Leipzig 1834.) Eiselein tritt indess dieser Erklärung entschieden entgegen, und behauptet: diese Redensart entstand von einem Tanze, wo einer den Reihen, Reigen, oder das Rädel anführte, Choragos war. »Damit«, fährt er fort, »stimmt auch [1457] der slawische Literat Kopitar überein, wenn er sagt: Rädelsführer ist der Anführer des Tanzes, von Rädel, Reigen, slawisch kolo.« (Grimm, II, 101.)

Frz.: Il mene le branle. – Mener la bande. (Kritzinger, 450a.)


*3. Es geht gmeiniglich über den Redlführer hinaus.

Lat.: In caput authoris facinus plerumque redundat. (Sutor, 210.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1457-1458.
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