Tanz

1. A Tanz geht nit var (vor) an Essen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) (S. Essen, Subst., 35.)


2. Beim besten Tanz bleibt oft nicht eine Saite ganz.Parömiakon, 2334.

Beim Spiel ist kein Gewinn.


3. Beim Tanz soll man erst sehen, wen man bei der Hand nimmt.

Dän.: Vid hvem du tager om haand og dandser med. (Prov. dan., 105.)


4. Beym Dantz zetlet man, das man darnach herauss wobt.Pauli, Schimpff, LXVa; Eiselein, 588; Simrock, 10094.

Die Russen: Der Tanz ist der Liebe Bundesgenosse. (Altmann VI, 392.)


5. Brauch nicht zum Tanz Demütigkeit, zu schönen Frauen Rew und Leid, nicht gegen Freund verzagten Mann, musst sonst den Spott zum Schaden han.Gerlach, 157.


6. Dantz tregt den schwantz.Gruter, III, 12; Lehmann, II, 74, 2.


[1024] 7. Dar hört mähr to'n Dans as 'n Paar Scho. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 78; Eichwald, 1678.

Auf der Insel Amrum: Diar hiart muar tu an Dâns üüs an Pâr Skur. (Haupt, VIII, 355, 70.)


8. Der Dantz regt den Schwantz.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 408.

Welche von den beiden Lesarten, die unter 6 oder die unter 8 die richtige ist, oder ob beide Formen gelebt haben, weiss ich nicht; ich habe sie nach den Quellenschriften beide aufgeführt.


9. Der Tantz seufft viel Bier aus.Theatrum, Diabolorum, 218a.


10. Der Tanz raubt oft den Kranz.Parömiakon, 2038.


11. Ein kurzer Tanz ist bald gemacht.

Dän.: Stakket dans er snart sprungen. (Prov. dan., 104.)


12. Ein langer Tanz ermüdet.

Holl.: Lange dansen zijn verdrietig. (Harrebomée, I, 121a.)


13. Ein Tanz ohne Lieb, ein Galg ohne Dieb und ein Landsknecht ohne Wunden, sah, wie diese drei gefunden?Gerlach, 243.

14. Einen angefangenen Tanz muss man auch austanzen.

Frz. Schweiz.: Quandona queminhii la danshe ey fau la danhii. (Schweiz, II, 242, 46.)


15. Einer allein macht keinen Tanz.Winckler, XVI, 1.


16. Erlaubter Tanz lässt die Schuhe ganz.

Erlaubtes hat nicht Reiz genug, um dafür ein Paar Schuhsohlen zu opfern, was eine alte Wahrnehmung ist, welche schon die alten Römer gemacht haben. Nur nach verbotenen Kirschen steigt man hoch und bricht den Hals.

Lat.: Quidquid licet, minus desideratur. (Faselius, 217; Philippi, II, 127; Schulblatt, 485.)


17. Es gehöret mehr zum tantze, denn rote schuch.Agricola I, 251; Egenolff, 158b; Gruter, I, 30; Guttenstein, I, 61; Henisch, 648, 9; Lehmann, 348, 8; Latendorf II, 12; Luther's Tischr., 199b; Faustbuch, LVI; Eiselein, 587; Gaal, 1562; Simrock, 10095; Körte, 5847; Braun, I, 4387.

»O glêb as og, 's gehîrt och bey uns meh as e por Schu zum Tantze.« (Keller, 152a.) »Wilt du tantzen, nimb mehr darzu, zum Tantz gehört mehr, dan ein paar Schue

Dän.: Der hør meere til at dandse end et par korkenskoe. (Prov. dan., 105.)

Holl.: Daar hehoort meer ten dans dan een paar dansschoenen. (Harrebomée, I, 120b.)

It.: Altro vuol la tavola, che una tavaglia bianca. (Gaal, 1502.)

Lat.: Si saltare libet, plures adiunge choreae; non satis est plantas tegmen habere rubrum. (Buchler, Gnomotogie; Glandorp, I, 140.) – Unus homo veram nunquam facit esse choreum. (Sutor, 264.)

Schwed.: Der vil mehr til en dans, än ett paar nyia skeor. (Grubb, 524.)


18. Es gehört mehr zum Dantz, denn rotte Hosen, es gehören auch Bein darein.Manlius, 255; Petri, II, 247; Henisch, 262, 61.


19. Es geht kein Tanz vor dem Essen.Blass, 9.


20. Es geht nicht jeder froh vom Tanz, der lustig dazu ging.

Dän.: De quæde alle i dandsen traade, men kun faa som traade af igien. (Prov. dan., 105.)

Schwed.: Danzar mätter mage och icke blå mantel. – Nöchter danz går altijd trögt. (Grubb, 604.)


21. Es geräth kein Tanz mit leerem Wans'.

Bei M. Ring (Verlorenes Geschlecht, V, 149): »Es geht kein Tanz vor dem Essen. Erst muss der Magen befriedigt sein, erst dann ist an Arbeit wie an Vergnügen zu denken.«

Frz.: Après la panse vient la danse. ( Kritzinger, 199.)


22. Es ist ein schlechter Tanz, wo man die Rippen bricht.


23. Es ist ein Tanz von schlechten Freuden, wer am Galgen Capriolen muss schneiden. Chaos, 314.


24. Es ist gut tanzen auf einem fremden Boden.

Holl.: Het is goedt danssen op een ander mans vloer. (Bohn I, 324.)


25. Es ist kein Tanz, der Teufel habe dabei den Schwanz.Eiselein, 288; Simrock, 10691; Braun, I, 4390.

In der Schweiz: Kein Tanz oder der Tüfel heb si Schwanz. (Sutermeister, 128.)


26. Es kompt kein so rechtschaffen vom tantz als sie ist hinzu gangen.Petri, II, 282.

» ...Es ist kein scham noch zucht dabey, wenn sie [1025] die Thöchter werffent frey vnd gredtlin, sich hoch ynher bricht, das man jr, waisst nit wohin sicht. Wer sein Thochter frumb wil hon, der lass sie zu keim dantze gohn.« (Murner, Nb., in Kloster, IV, 767.)


27. Geh' zum Tanz, aber besorge vorher dein Haus. (Neugriech.)


28. Getanzt ist getanzt.

Gehüpft ist auch getanzt. Zum blossen Vergnügen braucht man nicht kunstgerecht zu tanzen. Wenn man seine Sache nur so gut als möglich macht, so muss es für manche Zwecke schon genügen.

Engl.: No matter how you dance, you will still find the way to the bottom.


29. Man lässt mich hinten an dem Tanz.Liedersaal.


30. Man spinnt am Tanz, das man hernach ausswebet.Petri, II, 469.


31. Noa 'n Danz kümmt de Viglin. (Strelitz.) – Firmenich, III, 74, 127.


32. Tantz nimmt offt den Jungfern den Krantz. Schuppius, Tract.


33. Tanz ist der Huren Finanz.Eiselein, 587; Simrock, 10092.

Die Dänen erklären ihn etwas sanfter als der Musik, des Spiels und der Liebe Kind: Dands er musik, spill og kierligheds barn. (Prov. dan., 104.)


34. Tanz schüttelt den Kranz.


35. Tanz und Gelag ist des Teufels Feiertag.Eiselein, 588; Simrock, 10090; Braun, I, 4388; Masson, 83.


36. Tanz will Glanz.


37. Thette das, der tantz wurde yhm nicht halb so wol anstehen.Agricola I, 250; Egenolff, 158b.

Zum Tanz gehört eine heitere Stimmung. Das Sprichwort will nun sagen: Wenn ihm diese oder jene Widerwärtigkeit begegnete, so würde er schwerlich mit solcher Lust tanzen.


38. Tom Dansse hört (gehören) twei. (Westf.)


39. Tum Danss hört mêr as en paar Schô. (Holst.) – Schütze, IV, 55.

Um zu sagen: Damit ist's nicht gethan.


40. Wa Tantz seint, da ist der Teufel.Geiler, Frag vnd Antwort der zehen gebott (Strasburg 1516), XV, 2a.


41. Wem der Tantz nicht gefelt, der sihet sauer auss.Henisch, 1416, 27; Petri, II, 623.


42. Wer auch nicht mit im Tanz ist, kann doch viel Lieder wissen.Sanders, 39.


43. Wer den Tanz bestellt hat, kann (muss) ihn auch bezahlen.Klix, 108.

Vgl. Volksleben der Altenburger und lausitzer Wenden in Ausland, 1806, S. 679 fg.

Holl.: Gij hebt den dans begonnen, en kunt de muziek betalen. (Harrebomée, II, 121a; Bohn I, 319.)


44. Wer hinderm Tantz stehet, der allein wirt gewar, was im Tantz geschiht.Franck, Zeytbuch, I, CXVb; Henisch, 648, 16.


45. Wer vom Tanze kommt, weiss, wie man darauf gespielt.Winckler, X, 45.


46. Wer zum Tanze den Willen hat, dem ist leicht aufzuspielen.Facet.


47. Wer zum Tanze geht, sehe wohl zu, wen er bei der Hand fasst.

Engl.: When you go to dance, take heed whom you take by the hand. (Bohn II, 84.)


48. Zu einem guten Tanz gehört ein guter Spielmann.Parömiakon, 502.


49. Zu einem Tanz gehört ein gut Paar Schuhe.


50. Zum Tantz gehört mehr dann rothe Schuh. Lehmann, II, 903, 23.


51. Zum Tanze gehören nicht blos Schuh, es gehört ein leichter (heiterer) Sinn dazu.

Die Russen: Der Tanz fordert nicht Tanzpaare allein, er fordert auch Spielleute. (Altmann VI, 435.)

Dän.: Der hør lystig sind til dandsen, som i viisen. (Prov. dan., 105.)


*52. An den Danss müeten. (Westf.)


*53. Chumm mer z' Tanz.Sutermeister, 22.

Schnöde Abfertigung in dem Sinne von Ellenbogen 6. (S. Lecken 25.)


*54. Da ist der Tanz aus.

Lat.: Fuerunt quondam strenui Milesii. (Binder I, 602.) – Fuimus Troes. (Virgil.) (Binder I, 602; II, 1213; Schonheim, F, 21.)


*55. De Tanz kenne ma scho'.Hügel, 162a.

D.h. deine Vorspiegelungen sind mir bekannt.


[1026] *56. Den Tanz anfangen.

Den Anfang von einer Sache machen, zuerst an die Reihe müssen.

Frz.: Mener le branle.


*57. Den Tanz führen.

Vortanzen, andere anführen, aufhetzen, Rädelsführer sein.

Frz.: Mener la danse. (Kritzinger, 199a.)


*58. Den Tanz verkaufen.

Bezieht sich auf einen (frühern) Brauch in Oesterreich, wo zur Zeit der Kirmes das Recht, Tanzmusik zu gewähren, an Speculanten verkauft wurde. Hormeyer (Taschenbuch für vaterländ. Gesch., 1839, S. 11) führt eine Stelle aus Valvassor's Ehre des Herzogthums Krain (II, 284) an, aus der dies zu ersehen ist. Es heisst dort: »Wenn eine Kirchweihe einfällt, so nehmen zween (Bauern) die Spielleute und gehen mit denselben zu dem Landesgerichtsherrn und kaufen von ihm den Tanz um einen Dukaten in Gold. Alsdann bezahlen selbige zween Tanzkäufer die Spielleut; und wer tanzen will, muss sich zuförderst mit ihnen abfinden.« So verkaufen sie den Tanz.


*59. Der alte Tanz geht wieder an.


*60. Der Tanz würde ihm nicht halb so wohl anstehen, wenn er das thät.Simrock, 10100.


*61. Einem einen Tanz aufführen. (S. Einbrocken und Suppe 125.) – Wurzbach II, 11; Masson, 304.


*62. Einem en Danss bereien. (Westf.)

Ihm einen übeln, unangenehmen Streich spielen.


*63. Einen Tanz mit der Birkin Tochter thun. Eiselein, 587.


*64. Einen Tanz mit Jungfer Birke thun.

Ausgepeitscht werden.


*65. Er bückt sich tiefer im Tanz, als in der Kirche vor der Monstranz.


*66. Er geht lieber zum Tanz als zum Rosenkranz.Parömiakon, 757.


*67. Er kommt zum Tanz, wenn die Kirchweihe vorbei ist.

Lat.: Navem mortuo applicat. (Quinctilian.) (Binder II, 1983.)


*68. Er muss vom (zum) Tanz. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 2.

Die Reihe kommt an ihn.


*69. Er musste an einen andern Tantz.Gottfrid, 939a.

Er musste sterben.


*70. Er soll dem Tanze (der Gefahr) nicht entlaufen.


*71. Es sind ionische Tänze.

D.h. üppige.

Lat.: Choreae Jonicae. (Philippi, I, 81.)


*72. Es weret nur ein Tantz zur hochmess.Henisch, 1551, 8.


*73. Ich will ihm einen Tanz kaufen.

Im drohenden Sinne. Dei' Herr wird dir an curiosen Tanz machen, d.h. dich tüchtig ausschelten. (Hügel, 162a.)


*74. Man lässt ihn hinten am Tanz.Eiselein, 587.


*75. Mit an den Tanz müssen.

An irgendein anstrengend, gefährlich Geschäft.


*76. Nun geht der Tanz los.


*77. Seinen Tanz halten.

Irgendetwas leisten, eine Aufgabe lösen. »Ich bin eine feine Braut, die heut' ihren Tanz halten soll.« (Köhler, 105, 2.) Hier in Bezug auf die Brautnacht. »Sein Herr Sohn ist ein Bräutigam und wird ehesten Tage seinen Tanz halten.« (Köhler, 181, 7.)


*78. Vom Tanz zum Rosenkranz.Parömiakon, 2359.

Plötzliche Vertauschung des Weltlichen mit dem Geistlichen.


*79. Zu dem Tanz muss man anders aufspielen.Parömiakon, 1587.


*80. Zu Tanz stellen.Murner, Nb., 49, in Kloster, IV, 766.

Dem Vergnügen nachgehen.


*81. Zuerst an den Tanz müssen.

Der Erste sein, der etwas leiden muss, der gestraft wird.

Frz.: Commencer la danse. (Kritzinger, 199a.)


*82. Zum Tanze geigen.

»Ich hört auch zu diesem Spiel, so man zu dantz vnss geigen wil.« (Murner in Kloster, X, 41.)


83. Das wehret einen Tantz zur Hochmesse.Luther's Werke (Jena 1581), VII, 49b.


84. Der Tanz ist des Teufels Jahrmarkt.


85. Tanz und Spiel will ein Ziel.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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