Rost

1. Das der rost dem eisen, das ist der neidt dem menschen.Franck, I, 159a.

Mhd.: Rost daz îsen zert. (Zingerle, 124.)

Dän.: Rust æder jern og avind æder sig selv. (Bohn I, 396.)


2. Der Rost frisst das Eisen und die Sorge das Herz.

Dän.: Kommer der rust i jernet, saa tærer der sig selv. (Prov. dan., 322.)

Lat.: Metus dum venit, raro habet somnus locum. (Chaos, 1037.)


3. Rost frisst eisen, motten fressen die kleider. Henisch, 866, 50; Petri, II, 514.


4. Rost frist (Stahl und) Eisen, sorgen den Menschen.Lehmann, 718, 4; Chaos, 960; Eiselein, 533; Simrock, 8551; Körte, 5106; Körte2, 6397.

Mhd.: Rost izzet stahel und îsen, sam sorge tuot den wîsen. (Freidank.) (Zingerle, 140.) – Wan daz herze dâ der huz inne lêt verborgen daz versmelzent sorgen sam der rost daz îsen. (Flos.)

Lat.: Ferrum atterit rubigo. (Bovill, I, 105.)

5. Rost frist eysen, also thut auch sorg eim weisenn.Latendorf, Jahrbuch, 265.

Böhm.: Železo rez sžírá, a srdce hoře svírá. (Čelakovský, 181.)

Frz.: La rouille ronge le fer et les chagrins le coeur. (Cahier, 1911; Masson, 313.)

Schwed.: Rost förtärer jern, men sorg hiertat. (Törning, 130.)


6. Rost und Feile werden nie Freunde.Sprichwörtergarten, 403.

Ebenso wenig Tugend und sündhafte Neigungen.


7. Rost verdirbt den besten Stahl.


8. Rost verzehrt mehr als Arbeit.

Frz.: La rouille use plus que le travail. (Bohn I, 31.)


9. Rost vnd Eisen können grosse ding verrichten.Lehmann, 25, 21; Eiselein, 533.

»Wird gebraucht, wenn ein Geringer vermeint, er habe neben einem grossen Manne grosse Geschäfte abgethan.« Also ironisch.


10. Was der Rost durchfressen, kann die Feile nicht glätten.


11. Wenn Rost ins Eisen kompt, so verzehrt sichs selbst.Lehmann, 432, 20.


12. Wo Rost ansetzt, folgt Rost nach.


*13. Dem will ich den Rost herunterthun. (Nürtingen.)

Sagen, wo er her ist, wo Barthel Most holt, was er nicht weiss, will ihn ab- und ausputzen.


*14. Einem den Roscht rünner machen.Zeller, 252.


*15. Er ist vom Roste in die Glut gefallen.Henisch, 990, 5; Sailer, 303.

Vom Regen in die Traufe gekommen. Der Unglückliche, der noch unglücklicher ward.

Lat.: Ex craticula in pruna prolapsus est. (Henisch, 990, 7.)


[Zusätze und Ergänzungen]

16. Rost macht ein Messer niemals besser.

»Es ist ein Wahn zu glauben, dass Unglück den Menschen besser macht. Es hat dies ganz den Sinn, als ob der Rost ein scharfes Messer macht, der Schmuz die Reinlichkeit befördert, der Schlamm ein klar Gewässer macht.« (Sprüche des Mirza Schaffy.)


17. Wenn der Rost zu tief gefressen, nützt die Feile nichts.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Jean Paul

Titan

Titan

Bereits 1792 beginnt Jean Paul die Arbeit an dem von ihm selbst als seinen »Kardinalroman« gesehenen »Titan« bis dieser schließlich 1800-1803 in vier Bänden erscheint und in strenger Anordnung den Werdegang des jungen Helden Albano de Cesara erzählt. Dabei prangert Jean Paul die Zuchtlosigkeit seiner Zeit an, wendet sich gegen Idealismus, Ästhetizismus und Pietismus gleichermaßen und fordert mit seinen Helden die Ausbildung »vielkräftiger«, statt »einkräftiger« Individuen.

546 Seiten, 18.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon