1. An der Reinlichkeit erkennt man die Hausfrau fein, Schmudelei verräth ein Schwein.
2. Dâr geit doch nicks üöber de Renlichkeit, sä jenet ôld Wîw (oder: sä min ôl Grôtmoder), un kêr alle Wînachtâbend är Hemd um. – Peik, 206, 129; Hoefer, 401.
Es geht doch nichts über die Reinlichkeit, sagte jenes alte Weib, und kehrte jeden Weihnachtsabend ihr Hemd um. (Simrock, 8395.)
3. Dôr gêt nix öwer de Renlichkeit, sä dat oll Minsch, un kêr Sünnabends er Hemd üm. – Hoefer, 755.
4. Geit doch nicks äöwer de Rennlichkeit, seggt jenn' Frû, un kehrt all Sündag Morgen ähr Hemm' ümm. (Altmark.) – Danneil, 172; für Mecklenburg: Raabe, 82.
Holl.: Wat is het frisch, als men zich zoo verschoont, zei de Franschman, en hij keerde zijn hemd om, dat hij zes weken had aangehad. (Harrebomée, I, 302.)
5. Nichts über die Reinlichkeit, sagte die alte Frau, und wandte alle Weihnachten ihr Hemde um. – Hoefer, 401a.
[1640] 6. Reinlichkeit erhält (stärkt) die Gesundheit.
Frz.: Netteté nourrist la santé. (Leroux, II, 269.)
7. Reinlichkeit fordert wenig und befriedigt viel. – Pestalozzi's Werke, VII, 445.
8. Reinlichkeit gilt weit und breit.
9. Reinlichkeit ist das halbe Futter (Leben). – Beyer, I, 182; Blum, 184; Bücking, 154; Struve, I, 37; Simrock, 8392a; Körte, 5048; Ramann, I, Pred., IV, 4; für Waldeck: Curtze, 365, 624.
Bei dem Vieh, weil es dabei besser gedeiht, und bei Menschen nebst der Ordnung das halbe Leben. Unreinlichkeit hindert das Gedeihen bei Menschen und Vieh.
Böhm.: Čistota půl zdraví. (Čelakovsky, 295.)
Frz.: Netteté nourrit la santé. (Čelakovsky, 295.)
10. Reinlichkeit ist die erste Tugend nach Gottseligkeit.
So sagt auch der Engländer. (Vgl. H. Beta, Die Bewirthschaftung des Wassers u.s.w., Leipzig 1868, S. 256.)
11. Reinlichkeit ist die Hauptsache, sagte Hans Klepper, und bestrich sich die Löcher in den Stiefeln mit Kuhmist.
12. Reinlichkeit ist die Hauptsache, sagte jener Lehrbub, und fegte mit dem Besen den Tisch ab. – Frost, 157.
13. Reinlichkeit ist halbe Frömmigkeit.
Der Hindu stärkster Fluch ist: »Dass du die ganze Woche nur einerlei Geschirr gebrauchen mögst.« So sehr ist Reinlichkeit ihre zweite Natur. (Vgl. Vaërst, Tischgespräche und hist. Glossen aus dem Esszimmer.)
Engl.: Cleanliness is next to Godliness.
14. Reinlichkeit ist halbe Gesundheit. – Bohemia, 1872, Nr. 271.
15. Reinlichkeit ist keine Hoffart. – Simrock, 8393; Körte, 5049; Körte2, 6321.
Obgleich sie von gemeinen Leuten oft mit Hochmuth verwechselt wird. In Holstein: Rennlichkeit is kên Hoffart. (Schütze, III, 289.)
16. Reinlichkeit ist's halbe Leben, sagte die Magd, spie sich in die Hände und wusch das Gesicht. – Frost, 157.
17. Reinlichkeit öss dat halwe Lewe, Jung, hal den Spaden rön, wi wölle den Dösch afstête. – Frischbier2, 3116.
18. Reinlichkeit öss dat halwe Lewe, Mutter, nömm e Bessem on wösch den Dösch af. – Frischbier2, 3117.
19. Reinlichkeit, verlass mich nicht. – Simrock, 8394.
In Schlesien: Rênlichkêt, verlass mich nich. (Robinson, 684; Gomolcke, 867.)
20. Reinlichkeit ziert Knecht und Maid.
21. Rendlichkêt ist's halbe Leben, sagte Frau Dreckruschel, und kehrte den Tisch mit einem alten Besen ab. (Altenburg.)
22. Renlichkeit is dat halwe Leben, Jung, hal den Bessen rin, ick will den Disch fegen, wi mät glîk êten. – Plattd. Volkskalender, II.
23. Renlichkeit is de Hauptsak, säd de Bur, Jung, hal'n Bessen un feg'n Disch av. – Hoefer, 175; Peik, 48.
24. Renlichkeit is de Hauptsâk, säd' de oll Frû, un fegt'n Disch mit'n Bessen av. – Hoefer, 318.
25. Renlichkeit is de Hauptsak, säd de oll Fru, wenn ik jichtens kann, rühr 'k de Klüten in 'n Schwînstrôg an. – Diermissen, 204; Hoefer, 319; Globus, VIII, 6, 177b.
Züchtigung solcher Verhältnisse, in denen säuische Wirthschaft herrscht und dabei viel von Reinlichkeit die Rede ist.
26. Renlichkeit i't halwe Lêwen, säd' dat Mäten, snöw sick de Näs' ût un wascht sich's Gesicht dôrmit. – Hoefer, 699.
27. Rennalkhaid is a ârmen Mâns Rikdum. (Amrum.) – Haupt, VIII, 351, 13.
Reinlichkeit ist eines armen Mannes Reichthum. Die Finnen: Die Reinlichkeit ist besser als Arbeit. (Bertram, 66.)
28. Rentlichkêt ist halwe Leäwen, Fru, schippen Disch af (oder: schippen Drek van Disch). (Neumark.) – Engelien, 219, 83.
[1641] 29. 'S got nunz über d' Reinlichkeit, hot d' Müllern allemol g'sait, und hot voar 'm Brunza in Soachhafa blosa, damit der Staub 'rausg'floga ist. (Oberschwaben.) – Birlinger, 429.
30. Zur Reinlichkeit gibt es kein besseres Instrument als Menschenbeine. – Sailer, 266; Simrock, 8396; Dove, 50.
*31. He es e Friend von Rendlichkeit und wescht de Nas' am Aermel.
*32. Holländische Reinlichkeit. – Hesekiel, 53.
33. Bei Reinlichkeit und Ordnungssinn der Bauer zehnfach hat Gewinn. – Wunderlich, 6.
34. Reinlichkeit stärkt den Leib und weckt den Geist.
Lat.: Mundicies corporis ad valetudinem et ingenium confert. (Sailer, Sprüche, 155, 24.)
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