1. Ae frühlich Hatz, en fresche Moth magd Scha' (Schaden) wier jod, hölpt ouch noch witt enn schlête Zitt. (Aachen.) – Firmenich, III, 232.
2. Auf einem traurigen Herzen steht kein fröhlicher Kopf. – Heuseler, 83.
Dän.: Et sorrigfuld hierte er sielden glad. (Prov. dan., 291.)
3. Aus einem engen Herzen kommen keine grossen Gedanken.
Frz.: Coeur étroit n'est jamais au large. (Cahier, 398.)
4. Aus einem fröhlichen Herzen kommen keine Seufzer.
Die Russen: Wessen Herz eine Rose ist, dessen Mund wird auch duftige Worte sprechen.
Dän.: Sielden sukker glad hierte, men tidt leer sorrigfuld mund. (Bohn I, 397.)
5. Aus einem kranken Herzen kommen keine gesunden Gedanken (Worte).
It.: La lingua è sana, quando il cuore hà la febbre. (Pazzaglia, 182, 10.)
6. Aus einem schmuzigen Herzen kommen keine reinen Worte.
Die Chinesen: Verdorbenes Herz, riechender Mund. (Cahier, 2072.)
7. Aus einem trunckenen Hertzen gehet kein nüchterner Rathschlag. – Petri, II, 28.
8. Aus kaltem Herzen kommt kein warmes Wort.
Die Russen: Ein kupfernes Herz spricht gern goldene Worte. (Altmann VI, 455.)
9. Behalt ein standhafft Hertz vnd lass dem Glücke seinen Schertz. – Petri, II, 32.
10. Bei bekümmertem Herzen ist übel scherzen.
11. Bekümmerten Herzen vergeht das Scherzen.
12. Betrübte Herzen sind Gefässe, in denen alle Getränke versauern.
13. Blöde hertzen bulen keine hüpsche frawen. – Tappius, 12a; Henisch, 422, 44; Simrock, 1159; Venedey, 87; Körte, 2821; Braun, I, 1335; Reinsberg I, 73; II, 97.
Die Weiber lieben Muth, das kühne Wagen; Zaghaftigkeit kann keinen Mann bei einem Weibe empfehlen, eine Erfahrung, welche bei allen Völkern im Sprichwort ausgesprochen ist. Ein Furchtsamer, sagen die Polen, ist in der Liebe nie glücklich. (Reinsberg I, 73.)
Böhm.: Nesmĕlé srdce horší než zlodĕj. (Čelakovský, 117.)
Engl.: Faint heart never won fair lady. (Gaal, 1654; Bohn II, 91.)
Frz.: Le honteux n'eut jamais belle amie. (Körte, 2821.)
14. Blöde hertzen schlieffen nie bei schönen frawen. – Tapius, 12a; Henisch, 422, 41; Lehmann, II, 48, 50.
Holl.: Bloode harten minden nooit (oder: sliepen nooit bij) schoone vrouwen. – Een schroom vallig hart nooit eene schoone bruid. (Harrebomée, I, 286.)
Lat.: Timidi nunquam statuere tropaeum. (Philippi, II, 219; Henisch, 422, 45; Tappius, 12b; Bohn II, 91; Seybold, 605.)
[602] 15. Das gut hertz sieht in allem vbel. – Franck, II, 64b.
16. Das hertz am holtz das best. – Henisch, 326, 48.
17. Das hertz denckt offt vil anders als der mund redet. – Henisch, 678, 31; Petri, II, 64.
18. Das Hertz ist, wo der schatz ist. – Lehmann, 466, 87.
19. Das Hertz kann es nicht lassen, den's fürchtet, muss es hassen. – Petri, II, 131.
20. Das hertz (vnd gewissen) leugt nicht. – Franck, II, 18b; Tappius, 24a; Egenolff, 335b; Gruter, I, 11; Lehmann, II, 75, 15; Schottel, 1114a u. 1127a; Venedey, 89; Seybold, 84; Eiselein, 305; Simrock, 4679; Körte, 2825; Körte2, 3581.
Das natürliche Gefühl in Betreff des, was edel oder unedel ist.
Holl.: Al liecht die mont, dat hert liecht niet. (Tunn., 2b, 6 u. 22, 13; Harrebomée, I, 286; Bohn I, 322.)
Lat.: Cor non nugatur, licet os mendacia fatur. (Fallersleben, 14 u. 620.)
21. Das Hertz leugt nicht, obschon der Mund leuget. – Petri, II, 64.
22. Das Hertz schlägt den Mann. – Gruter, III, 13; Lehmann, II, 75, 14.
»Sie wissen nicht, dass es in unsern Tagen nur das Herz ist, welches siegt und erobert.« (Börne, Gesammelte Schriften, VI, 107.)
Frz.: Le coeur fait l'oeuvre, non pas les grans jours. (Leroux, II, 247.)
23. Das Hertz sitzt manchem höher, den er ist oder werden mag. – Petri, II, 64.
24. Das Hertz vnd die Augen kan niemand füllen. – Petri, II, 64.
Holl.: Des menschen hart is onverzadelijk. (Harrebomée, I, 286b.)
25. Das Herz bindet fester als das Blut.
Eine Freundschaft, die auf Sympathie der Herzen beruht, ist inniger als ein Verwandtschaftsverhältniss. Die Bergamasken sagen: Das Herz ist mehr als das Blut. (Reinsberg II, 21.)
26. Das Herz darf sich nicht putzen.
Es soll edel, ohne Heuchelei sein, und die Rede der Wahrheit einfach.
27. Das Herz der Frauen hat Fächer wie der Mohnkopf.
In Bergamo sagt man: Das Herz der Frau ist wie eine Melone, dem gibt sie eine Scheibe und dem einen Bissen. (Reinsberg I, 33.)
28. Das Herz des Menschen ist ein wetterwendisch Ding.
Lat.: Pectoribus mores tot sunt, quot in orbe figurae. (Philippi, II, 88.)
29. Das Herz des Thoren ist auf seiner Zunge, die Zunge des Weisen ist in seinem Herzen.
30. Das Herz hat öfter schwerer zu tragen als der Rücken. (Wend. Lausitz.)
31. Das Herz hört feiner als die Ohren.
Es vernimmt oft mehr als den gewöhnlichen Wortsinn.
Böhm.: Srdce má uši. (Čelakovský, 293.)
32. Das Herz (erkennt man) im Wein, die Gestalt im Spiegel. – Sailer, 172; Simrock, 11431.
33. Das Herz ist bald verloren, wenn man es im Munde trägt.
34. Das Herz ist die Quelle, die Zunge die Rinne.
35. Das Herz ist ein Kind, es hofft, was es wünscht.
Wie einfach und natürlich sind die Bilder, unter dem das Sprichwort das menschliche Herz darstellt, gegen die Vergleichungen gewisser theologischer Schriftsteller. Skriver z.B. sagt: »Das Herz ist eine vergiftete Quelle, ein verfluchter Acker voller Unkraut, ein Raupennest voller böser Lüste und schändlicher Begierden, eine Mördergrube, ein Diebswinkel, ein Götzentempel, ein Lügenkram, eine Werkstätte aller Bosheit.«
36. Das Herz ist ein Papier, das durchschlägt. – Winckler, V, 15.
37. Das Herz ist ein verborgen Ding.
Holl.: De visschen bewonen de diepten der zee, de arenden zweven in de lucht, men kan de eerste met een' haak, de laatste met een' pijl treffen, maar 's menschen hart is op geringen afstand niet te doorgronden. (Harrebomée, I, 287a.)
Lat.: In animis hominum multae sant latebrae multique recessus. (Philippi, I, 191; Seybold, 234.)
38. Das Herz ist gewiss betrübt, das nicht mehr trinkt und nicht mehr liebt.
Lat.: Miserum est, neque amori dare ludum neque dulci mala vino levare. (Philippi, I, 252.)
[603] 39. Das Herz ist mehr als die Hand.
Lat.: Pectora sunt potiora manu. (Seybold, 433.)
40. Das Herz ist nur ein kleines Feld, aber es wächst alles auf ihm. (Wend. Lausitz.)
41. Das Herz ist reich oder arm, nit die kist. – Franck, I, 161a; Lehmann, II, 59, 36; Simrock, 4687; Venedey, 85 u. 89; Körte, 2826; Braun, I, 1339; Reinsberg, 113; II, 114.
Die Russen: Das Herz birgt den Reichtum, die Börse nur die Rubel. (Altmann VI, 418.)
42. Das Herz ist stärker als der Kopf.
Frz.: Le coeur fournit plus à la conversation, que l'esprit. (Cahier, 448.)
43. Das Herz ist trotzig, wenn's verzagt, und verzagt, wenn's trotzig sein sollte.
44. Das Herz ist wie ein Kind, was es sieht, will's haben. – Schlechta, 410.
45. Das Herz läuft mit dem Kopfe davon.
Ganz besonders wird die Jugend durch edelmüthige Gefühle zu solchen Uebereilungen hingerissen; auch begegnet es philantropischen Schwärmern.
46. Das Herz macht beredt.
Lat.: Pectus est quod disertos facit. (Egeria, 215.)
47. Das Herz macht frei.
»Frei sein wollen, heisst frei sein.« Börne (Gesammelte Schriften, VII, 184): »In unsern Herzen ist holländische Schleimblütigkeit, reine Bergluft behagt ihm nicht. Traurig, dass es so ist; denn nicht der Geist, das Herz macht frei.«
48. Das Herz macht Freud und Leid.
Frz.: Qui ne peut faire son salut par coeur ne le fera par livre. (Bohn I, 50.)
49. Das Herz muss rein und sauber sein.
50. Das Herz muss sich erst abkühlen, ehe es mit dem Kopfe spricht.
51. Das Herz siegt oder bricht.
Es bricht oder stählt sich, sagen die Franzosen. (Reinsberg IV, 116.)
52. Das Herz sieht schärfer als die Augen.
Die Blinde sucht ihren Geliebten mit dem Herzen, da sie mit den Augen ihn nicht sehen kann.
53. Das Herz sitzt nicht im Rock (steckt nicht im Kleid).
Frz.: Le coeur n'est mie ni au vair ni au gris, mais est au ventre, où Dieu l'a mis. (Cahier, 397.)
54. Das Herz thut's.
Lat.: Quicquid agunt homines, intentio judicat omnes. (Binder II, 2836.)
55. Das Herz und die Kastanien müssen einen Schnitt bekommen, wenn sie gut werden sollen.
56. Das Herz verräth sich im Gesicht.
Span.: El corazon no es traidor. (Bohn I, 216.)
57. Das Herz versteint, wenn's ausgeweint.
58. Das Herz weiss nicht alles, was der Mund redet.
It.: Non pensa il cor tutto quel che dice la bocca. (Bohn I, 113.)
59. Das Herze fröhlich, der Muth recht ehrlich; die Rede züchtig, die Thaten richtig: das sind die Waffen, die Frieden schaffen. – Hertz, 64.
60. Das kälteste Hertz ist wermer den das wermste Gehirn. – Petri, II, 64.
»So lange bei einer Unterredung der Intellect allein thätig ist, bleibt solche kalt. Erst wenn der Wille ins Spiel kommt, ist der Mensch wirklich dabei; jetzt wird er warm, ja, es geht oft heiss her.« (Schopenhauer, Welt als Wille, II, 235.)
61. Dat Hart will'n Klager hebben. (Ostfries.) – Frommann, II, 536, 135; Eichwald, 746; Bueren, 95; Hauskalender, I; Schambach, II, 99.
Holl.: Het hart wil een' klager hebben. (Harrebomée, I, 288.)
62. Dat Harte mot en'n Fründ hem, un wenn et ok mant en Tunstake is. (Göttingen.) – Schambach, II, 99; Bremer Sonntagsbl., 1855, 4.
Das Herz will einen Freund haben und sollte es auch nur ein Zaunpfahl sein. Wenn in heirathsfähigen Mädchen der Wunsch, sich zu verloben, einmal erwacht ist, so nehmen sie es mit der Persönlichkeit des Bewerbers nicht sehr genau.
63. Dein Herz, dein Rath. – Steiger, 239.
64. Dem Hertzen hilfts, wan der Mund die Noth klagt. – Schottel, 1132b.
65. Dem Hertzen thut's wohl, wenn der Mund seine Noth klagt. – Simrock, 5710.
[604] 66. Dem Herzen ist nicht alles gesund, was süsse schmeckt dem Mund.
Holl.: Al wat smaakt aan den mond, is het hart gezond. (Harrebomée, I, 286a.)
67. Der hat ein ruwig freudig Hertz, dessen gewissen nicht in die schwertz ist kommen. – Lehmann, 312, 30.
68. Des hertzen leben stehet in dencken vnd weben; wer nicht kan dencken vnd weben, der kan nich lang leben. – Lehmann, 237, 2.
69. Dess Hertzen Bossheit gehet zum Maul auss. – Gruter, III, 20; Lehmann, II, 83, 14.
70. Dess Hertzen grund das Werck macht kund. – Petri, II, 117.
71. Dessen Hertz mit Neid verwund, der bleibt ein Narr zu aller Stund. – Petri, II, 75.
72. Die an gebrochenen Herzen starben, an denen sieht man keine Narben.
73. Die Herzen lieben sich mehr als die Börsen.
Holl.: Alle harten zijn gezusters, alle beurzen geen gebroêrs. (Harrebomée, I, 286.)
74. Drei artt des herzen werden es böse haben: ein hartes herz, ein zwifach herze, ein böses vnbestendiges herz. – Ottow's Ms.
75. Eben hertz bornet (brennet) nicht. – Luther's Ms., 12.
76. Ehrliche hertzen können einem eh ein hart wort zu gut halten als grobe sewköpff. – Henisch, 804, 52; Petri, II, 160.
77. Eigen Herz macht reich.
»Unter allen Besitzungen ist ein eigen Herz die kostbarste, und unter Tausenden haben sie kaum Zwei.« (A. Ruge, Sämmtliche Werke, I, 82.)
78. Ein arglos Herz wird leicht betrogen.
Port.: Coraçaõ sem arte, não cuida maldade. (Bohn I, 273.)
79. Ein blöd hertz vnd bestürtzter muth in allen sachen fehlgriff thut. – Henisch, 422, 49; Petri, II, 169.
80. Ein blödes Herz freit keine schöne Frau.
Frz.: Jamais honteux n'eut belle amie. (Bohn I, 27; Gaal, 1659.)
81. Ein böses Herz macht für Wohlthat Schmerz.
»Ein böses Hertz fürwar gar selten das gut mit gutem thut vergelten.« (Waldis, II, 94.)
82. Ein bübisch Hertz, ein bübisch Kleid vnd Gesicht. – Petri, II, 172.
83. Ein edel Herz kennt keine Tücke.
84. Ein edelmüthig Herz ist mit wenig Garn zu fangen. – Winckler, XV, 71.
85. Ein ehrlich hertz gehet zu hertzen. – Henisch, 804, 51; Petri, II, 172.
86. Ein ehrlich Hertz vnd fester muth fürcht mehr ein wörtlein denn die ruth. – Henisch, 804, 54.
87. Ein falsch hertz ist wie ein Lockvogel auff dem kloben. – Henisch, 993, 50; Petri, II, 182.
88. Ein falsches hertz mehret Vnglück. – Petri, II, 182; Henisch, 993, 51.
89. Ein frisches Herz besiegt den Schmerz.
Span.: Buen corazon quebranta mala Ventura. (Bohn I, 206.)
90. Ein frohes Herz ist besser als eine volle Börse.
Böhm.: Pokorné (tiché) srdce nejvĕtši poklad. (Čelakovský, 95.)
Ill.: Mirno sèrce jest najveće blago. (Čelakovský, 95.)
It.: E meglio il cuor felice che la borsa. (Bohn I, 96.)
91. Ein frohes Herz ist ein täglich Festmahl.
Dän.: Godt moed ere ideligt geste bud. (Prov. dan., 225.)
92. Ein frohes Herz spinnt mit Lust.
Böhm.: Veselé srdce s kužele přede. (Čelakovský, 289.)
Ill.: Veselo sèrdce kudjelju prede. (Čelakovský, 289.)
93. Ein fröhlich Herz arzneiet wohl.
94. Ein fröhlich Herz, ein lust'ger Muth sind Sachen, die Gott geben thut.
It.: Più val contento cuor chè quanto il mondo aduna. (Pazzaglia, 76, 6.)
95. Ein fröhlich Herz ist der grösste Reichthum.
Auch russisch Altmann VI, 392.
96. Ein fröhlich Herz macht rothe Wangen. – Spr. Sal. 15, 13.
Holl.: Eeen vrolijk hart treurt nooit. (Harrebomée, I, 287.)
97. Ein fröhlich Herz ziert das Angesicht.
Frz.: Coeur joyeux embellit la face. ( Kritzinyer, 150b.) – Joie au coeur fait beau teint. (Leroux, II, 243.)
[605] 98. Ein frölich Hertz ist dess Menschen Leben, vnd seine Freud ist ein langes Leben. – Lehmann, 210, 24; Henisch, 1249, 55.
99. Ein frölich Hertz vertreibt viel Vnmuts. – Petri, II, 836; Henisch, 1249, 56.
Es mag nicht bey einander geston ein hertz voll liebe vnd ein seckel vol pfennig. (Geiler, Frag vnd Antwort der zehn gebott, Strasburg 1526, LIII, 1a.)
100. Ein frommes Herz und gesundes Blut sind besser als viel Geld und Gut. – Müller, 27, 4.
Frz.: Car tielz est bien armez qui po de pouvoir a, et tielz est mal vestuz qui au corps bon cuer a. (Leroux, II, 187.)
101. Ein furchtsam Hertz erschrecket auch für einen leeren Schatten. – Petri, II, 184.
102. Ein furchtsam Herz ist immer in Gefahr.
Port.: Coraçaõ partido, sempre combatido. (Bohn I, 273.)
103. Ein getrewes Hertz ist aller ehren werth. – Petri, II, 191; Henisch, 1587, 61.
104. Ein glücklich Herz macht hüpfende Beine.
Holl.: Een welig hart kent men aan de kluchten. (Harrebomée, I, 287.)
105. Ein gross Herz macht wenig Worte.
106. Ein grosses Herz ist geduldig.
Die Araber: Die Geduld eines Herzens steht im Verhältniss zu seiner Grösse. (Cahier, 2380.)
107. Ein gut hertz ist ehrenwerth. – Gruter, III, 26.
108. Ein gutes Herz ist besser als ein schönes Gesicht.
It.: Più bella è la beltà del cuore, che quella del volto. (Pazzaglia, 30.)
109. Ein gutes Herz ist das Beste am Menschen. – Reche, I, 20.
110. Ein gutes Herz liegt nicht im Blut.
Frz.: Bon coeur ou bon sang ne peut mentir. (Leroux, II, 183.)
111. Ein gutes Herz macht ein schön Gesicht.
Böhm.: Dobré srdce nehezké tváři krásy přidává. (Čelakovský, 24.)
112. Ein Hertz vnd viel Hände ists best. – Petri, II, 197.
113. Ein Herz, das Knochen hat, verbläst nicht jeder Wind.
In Bezug auf festen Charakter.
114. Ein Herz, das mit Brüdern spricht, bedarf eines Dolmetschers nicht.
115. Ein Herz, das sich des Rechts bewusst, lacht über ersonnene Lügen.
Böhm.: Nedbá nie srdce etnostné na lidské řeči zlostné. (Čelakovský, 23.)
Poln.: Niedba nie serce cnotliwe na mowy ludzkie złośliwe. (Čelakovský, 23.)
116. Ein Herz, Ein Sinn.
Dän.: Eet hierte, een tunge. (Prov. dan., 291.)
117. Ein Herz hat auch das Thier.
118. Ein Herz ist besser als zehn Bajonnete. – Sprichwörtergarten, 332.
Ein guter Feldherr ersetzt eine halbe Armee.
119. Ein Herz ist des andern Spiegel. – Körte, 2819; Simrock, 4680.
120. Ein Herz ist schwer, wenn es voll ist.
121. Ein Herz ohne Arg ist bald (leicht) betrogen.
Die Russen: Das Herz des Edelmüthigen ist schon mit geringer Liebe zu fangen, das Herz des Gottlosen nur mit vieler Schmeichelei. (Altmann VI, 469.)
122. Ein Herz soll daran haben Freud', sein Brot zu essen mit Dankbarkeit. – Hertz, 70.
123. Ein Herz versteht das andere.
Wie im Bergamaskischen alle Schnauzen Schwestern sind, so sagen die Holländer: Alle Herzen sind Geschwister. (Reinsberg II, 19.)
Böhm.: Jedno Brdce druhého se týká. – Jedno srdce druhému rozumí. (Čelakovský, 238.)
124. Ein hungriges Herz hat oft einen vollen Magen zum Nachbar.
125. Ein junges Herz lacht die ganze Welt an.
It.: A giovine cuor tutto è giuoco. (Cahier, 2940.)
126. Ein kühnes Herz ist bald über einen Graben.
Die Chinesen sagen: Wer sein Herz erweitert, verengert seinen Mund. (Cahier, 2083.)
Frz.: A coeur vaillant, rien d'impossible. (Cahier, 401 u. 1751.)
127. Ein kühnes Herz macht stolze Füsse.
Holl.: Een stout hart maakt kloeke beenen. (Harrebomée, I, 287.)
[606] 128. Ein leichtes Herz kennt keinen langen Schmerz.
Holl.: Ligt hart treurt niet. (Harrebomée I, 289.)
129. Ein müssig Hertz, flache Hand, neschig Meulin vnd leise trittlin gestehen viel im Hauss zu halten. – Petri, II, 216.
130. Ein muthig Herz ist der beste Reisegefährte.
Frz.: Le coeur mène où il va. (Bohn I, 32.)
131. Ein muthig Herz geht seinen eigenen Weg.
Port.: Coraçaõ determinado, não soffre conselho. (Bohn I, 273.)
132. Ein muthig (kühnes) Herz überwindet ein böses Geschick.
Holl.: Goeden moed in tegenspoed. (Bohn I, 320.)
It.: Cuor forte rompe cattiva sorte. (Bohn I, 89.)
Port.: Bom coraçaõ quebranta má ventura. (Bohn. I, 270.)
133. Ein neidisch Herz hat Qual und Schmerz. – Simrock, 7467.
It.: L'invidioso non da a nessuno maggior tormento, che a se stesso. (Gaal, 1210.)
134. Ein recht deutsches Herz trachtet nicht nach Reichthum, sondern nach Ehre und Glimpf. – Kaiser Friedrich der Rothbart; Reinsberg VI, 122.
135. Ein redlich Herz fürchtet keinen Betrug.
Frz.: Coeur de verre, coeur loyal et ouvert. (Leroux, II, 203.)
136. Ein reines Herz und froher Muth ist besser als viel Geld und Gut.
137. Ein seufzend Herz hat nicht, was es wünscht.
Frz.: Coeur qui soupire n'a pas ce qu'il désire. (Lendroy, 86; Cahier, 393; Kritzinger, 151b; Leroux, II, 204.)
138. Ein steinern Herz blutet auch von einem scharfen Dolche nicht.
139. Ein steinhart Herz ist schwer zu erweichen. – Eiselein, 305.
Lat.: At tibi perpetuo cor saxo durius omni est. (Eiselein, 305.)
140. Ein tapfer Herz besiegt den Schmerz.
Dän.: Mandigt hierte vinder. (Prov. dan., 410.)
Holl.: Een moedig hart verwint de smart. (Harrebomée, I, 287.)
141. Ein tapfer Herz ist seines Glückes Meister.
Holl.: Ben kloek liart is meester van de fortuin. (Harrebomée, I, 287.)
142. Ein tapfer Herz verzaget nicht.
Frz.: Bon coeur ne peut mentir. (Kritzinger, 150b.)
143. Ein traurig Herz ist immer durstig. – Riehl, Familie, 241.
Bei den deutschen Leichenschmäusen und Begräbnissen muss daher auch etwas getrunken werden. Die Breslauer Zeitung (1864, Nr. 325), welche sich (S. 1866) auf dies Sprichwort beruft, fügt hinzu: »Und ein deutsches Herz ist immer traurig«, was hier sagen will: durstig.
144. Ein trawrig Hertz kan nicht froliche reden thun. – Henisch, 1249, 61.
145. Ein treues Herz muss man nicht verletzen.
Dän.: Den der laaner dig et fast hierte, gield ham ei med en løs tunge. (Prov. dan., 291.)
146. Ein trew Hertz bringt ein gross Gewicht zum geschencke. – Petri, II, 230.
Mhd.: Swer ein getriuwez herze hat, der ist rîche an aller stat. (Renner.) (Zingerle, 151.)
147. Ein trucken Hertz, ein weiss Hertz. – Petri, II, 231.
148. Ein unruhig Herz und ein guter Schlaf wohnen nicht unter einem Dach.
Holl.: Een ongerust hart slaapt zelden wel. (Harrebomée, I, 287.)
149. Ein verliebtes Herz träumt an einem sommerlangen Tage viel.
Holl.: Een verliefd hart is dorstig. (Harrebomée, I, 287.)
150. Ein verstocktes Herz ist schwer zu bessern.
Verstockten Herzen hilft keine Lehre, sagen die Franzosen. (Reinsberg III, 128.)
151. Ein verwundet Herz ist schwer zu heilen.
Frz.: Coeur blessé ne se peult ayder. (Bovill, II, 93; Leroux, 203.)
Lat.: Cor laesum immedicabile. (Bovill, II, 93.)
152. Ein verzagt hertz bult nymmer keyn schön weib. – Franck, I, 50c; II, 10a; Eyering, II, 198; Gruter, I, 599.
Dän.: Bange hierte vandt aldrig fager mø. (Bohn I, 348.)
Frz.: Le couard n'aura belle amie. (Bohn II, 91.) – Un honteux n'eut jamais belle amie. (Bohn I, 27.)
Span.: A los osados ayuda la fortuna. (Bohn II, 91.)
153. Ein vnzüchtig Hertz ist dess Teuffels Wannen bad. – Eiselein, 306.
[607] 154. Ein wacker Hertz vnd ernster Muth hat Gottesfurcht in rechter Hut. – Petri, I, 33.
155. Ein wanckelmüthig Hertz ist ein Taubenhauss, ein Ding fleugt ein, das ander auss. – Petri, II, 229.
156. Ein warmes Herz sitzt; im liebsten auf der Zunge.
Böhm.: Vřet' každému srdce po jazyku svém. (Čelakovský, 227.)
157. Ein warmes Herz und ein hässlich Gesicht vertragen sich nicht.
Ein warmes Herz ist sehr liebebedürftig und ein hässlich Gesicht ladet zum Lieben nicht ein.
Böhm.: Toho pán bůh ovšem tĕžce káře, komu dal horké srdce a nehezké tváře. (Čelakovský, 240.)
Poln.: Tego pan bóg nie pomału treskce, komu dał szpetną twarz a miłosne serce. (Čelakovský, 240.)
158. Ein weiches Herz ist leicht zu nehmen.
Frz.: Coeur facile à donner, facile à ôter. (Cahier, 399.)
159. Ein weises Herz und guter Muth sind köstlicher als Geld und Gut. – Bücking, 168; Gaal, 1174; Mayer, II, 58 u. 149.
Engl.: Be merry and wise. (Gaal, 1174.)
160. Ein williges Herz macht leichte Füsse.
Engl.: Where the will is ready, the foot are light.
It.: Dove la volontà è pronta, le gambe son leggieri.
161. Ein wundes Herz blutet leicht.
162. Ein zufrieden Herz ist ein reicher Schatz.
In Friaul sagt man: Das zufriedene Herz gilt mehr als alles Gold der Welt. (Reinsberg II, 115.)
Frz.: Coeur content, grand talent. (Cahier, 441; Leroux, II, 203.)
163. Ein zweifelnd Herz schwankt hin und her.
Frz.: Coeur pensif ne sait où il va. (Leroux, II, 204.)
164. Einem fröhlichen Hertzen schmeckt alles wol. – Henisch, 1249, 47.
165. Einem frölichen Hertzen ist alles frölich, was es sihet. – Petri, II, 176; Henisch, 1249, 48.)
Lat.: Gaudium plenum est cor serenum. (Egeria, 86.)
166. Einem frommen Hertzen gebührt, dass er seine Ehe halte. – Petri, II, 176; Henisch, 801, 68.
167. Einem hertzen zu enge, zweyen gerecht, dreyen zu weit. – Mathesy, 178a.
»Saget man im Retzel von rechter freundschafft.«
168. Einem kühnen Herzen ist nichts unmöglich. – Reinsberg III, 103.
Frz.: A coeur vaillant rien impossible. – A coeur vaillant, et voulant rien malaisé ni pesant. (Kritzinger, 158b.)
Span.: Corazon determinado no sufre ser aconsejado. (Bohn I, 209.)
169. Einem muthigen Herzen hält das Glück die Hand.
170. Einem muthigen Herzen ist das Glück hold.
Böhm.: Kdo si srdce dodává, a šiĕstím se potkává. (Čelakovský, 117.)
Poln.: Gdzie serce, tam i szczęście. (Čelakovský, 117.)
171. Einem zufriedenen Herzen scheint die Sonne überall.
Frz.: Coeur content et manteau sur l'épaule. (Leroux, II, 203.)
172. Eines betrübten Hertzen gebet ist der lieblichste Gesang in Gottes Uhren. – Petri, I, 82; Henisch, 1387, 59.
173. Einfältig Herz wird oft betrogen.
Holl.: Een eerlijk hart heeft veel te lijden. (Harrebomée, I, 287.)
174. En trorig Hart is jümmer hellig. – Eichwald, 744.
175. Es gehet nicht von Hertzen, wenn ein trawriger lachen vnd ein frölicher weinen sol. – Petri, II, 246; Henisch, 1250, 55.
176. Es ist besser ein betrübt Hertz als zwey. – Gruter, III, 32; Sailer, 112.
Erwecke nicht unnöthig Mitleiden.
177. Es ist kein Herz so hart, die Liebe schmilzt es.
Die Russen: Kein Herz so hart, dass das Messer der Versuchung nicht hineinschnitte. (Altmann VI, 390.)
178. Es ist oft ein gut Herz unter einem schlechten Rock.
Dän.: Ofte er skarlagens hierte under reven kaabe. (Bohn I, 393.)
179. Es muss jhm offt einer ein Hertz trincken. – Petri, II, 287.
180. Es müste ein hartes Hertz seyn, dass sich durch rotes Geld nicht erweichen liesse. – Petri, II, 290.
[608] 181. Es wird dem Herzen leicht, wenn der Mund seine Noth klagt.
Holl.: Het doet het harte goed dat de mond zijnen nood klaagt. (Harrebomée, I, 288.)
182. Falsche Herzen und untreue Hände findet man aller Ende.
183. Finstre Hertzen, leere Kirchen. – Petri, II, 841.
184. Friss dein hertz nit. (S. ⇒ Fingerlein.) – Franck, II, 86a; Henisch, 456, 3; Blum, 485.
Quäle dich nicht mit unnützer Sorge. Erfülle deine Pflicht, alles andere kümmere dich nicht. Bei Henisch mit dem Zusatz: »Lass sorgen, die vns borgen.«
Böhm.: Srdce svého nejez; prsténku úzkého nenos. (Čelakovský, 185.)
185. Gät Harz, vil Schmärz. – Schuster, 1089.
186. Grosse Herzen finden sich.
187. Gut Herz und böse Zunge reimen nicht.
Dän.: Silke tunge og blaargarns hierte følges ofte ad. (Bohn I, 397.)
188. Gute Hertzen ziehen sich selber. – Herberger, II, 107.
189. Gute Herzen, schlimme Köpfe.
190. Hab ein gut Herz und lass den Bauch Sanct- Velten haben.
191. Ham kênt föl Harten bi mans ânj. (Amrum.) – Haupt, VIII, 364, 224.
Man kennt viele Herzen hei dem eigenen.
192. Hertz vnd Mund ist nicht ein Ding. – Petri, II, 378.
193. Hertz, wo Gelt. – Lehmann, II, 262, 21; Sailer, 66; Eiselein, 221; Simrock, 3265; Körte, 2822.
Lat.: Pecunia enim anima est miseris mortalibus. (Eiselein, 221.)
194. Hertzen lieb, Hertzen leid. – Petri, II, 378.
195. Hertzen sehen Hertzen. – Petri, II, 378.
196. Herz, hast du Muth, so hast du Gut.
197. Herz ist Trumpf.
D.i. Kühnheit und Muth führen oft zum Siege.
198. Herz macht Schmerz.
199. Herz, schweig; Maul, rede! – Körte, 2829.
Symbolum der Heuchler und Schmeichler.
200. Herz sucht Herz.
Holl.: Een hart zoekt een hart. (Harrebomée, I, 287.)
201. Herz und Kind will haben, was es find't (sieht). (S. 44.)
202. Herz und Kopf sind die Schwimmblasen über den Lebensstrom.
203. Herz und Mund stimmen nicht allzeit überein.
Holl.: Hart en tong moeten accorderen. (Harrebomée, I, 287.)
Frz.: Il a dit de bouche, mais le coeur n'y touche. (Kritzinger, 238b.)
Lat.: Aliud in ore, aliud in corde. (Seybold, 19.)
204. Herz und Muth die Arbeit thut.
Frz.: Coeur et courage font l'ouvrage. (Leroux, II, 204 u. 247; Kritzinger, 151b.)
Holl.: Een moedig hart leed nooit armoede. (Harrebomée, I, 287.)
205. Herz und Schnee werden erst hart, ehe sie schmelzen.
206. Herz und Zunge sind klein, aber sie zeigen die Grösse des Mannes. (Türk.)
207. Herz, was begehrst du? – Simrock, 4691.
Holl.: Het is: hartje, wat lust je? mondje, wat begeer je? (Harrebomée, I, 288.)
208. Herz, wer nit g'schnuppe (schnaufen) ma, dä bärz. (Solothurn.) – Schild, 84, 311.
209. Ich habe heut' ein warm Herz, sagte Harpax, der Doctor hat mir zum Schwitzen gegeben.
Holl.: Het is warm op mijn hart, zei Joris, of er een ekster op gesch .... had. (Harrebomée, I, 288b.)
210. Ich habe mein Herz erleichtert, sagte der Schneider, und er hatte seinem Stuhl einen Seufzer anvertraut.
Holl.: Die zwarigheid is van't hart, zei Kwak, en hij loosde eenen zucht, die van benaauwdheit achteruit passeerde. (Harrebomée, I, 287a.)
211. Ich hatte aufs Herz gezielt, sagte der Pfarrer zum Bauer, als dieser nach der Predigt ausrief: Heut' hab' ich was auf die Jacke bekommen.
Holl.: Gij hebt ons heden geducht wat op het jack gegeven, dominé! Dat spijt mij zeer, antwoordde deze, ik had gehoopt, uw hart te zullen treffen. (Harrebomée, I, 287b.)
[609] 212. Im Herzen ist Himmel und Hölle.
Es ist das Herz, sagt ein afrikanischer Negerstamm, das uns zu Feuer oder Himmel trägt. (Reinsberg II, 22.)
Böhm.: Svá mysl peklo i raj. (Čelakovský, 371.)
213. Im Herzen Muth, Trotz unterm Hut, am Schwerte Blut1, nur so wird's gut. – Spruch der Preussen aus den Jahren 1813-15.
1) Also schon damals »Blut und Eisen« und keine Bierseidel und Phrasen.
214. In deinem Herzen zu jeder Frist habe den Herrn Jesum Christ.
Frz.: Aye toujours dedans ton coeur la croix de nôtre bon sauveur. (Kritzinger, 151b.)
215. In ein Herz voll Zunder muss man keine Funken werfen.
Die Russen: Wer ein Herz voll Pulver hat, dem reiche nicht die Kerzen des Zornes. (Altmann VI, 471.)
216. Inn einem geitzigen Hertzen erstickt der glaub. – Henisch, 1634, 36.
217. Ins Herz kann man niemand sehen, nur daran. – Siebenkees, 25.
218. Ist das Hertz klein, so ist alles klein; ist das Hertz gross, so ist alles gross. – Luther, Kirchenpostille, IV.
219. Ist das Herz auch noch so kalt, Lieb' erwärmt es bald.
It.: Scaldo più amore che mille fuochi. (Pazzaglia, 14.)
220. Ist das Herz gut, so ist alles gut.
Holl.: Het harte goed, al goed. (Harrebomée, I, 288.)
221. Je ärmer Herz, je reicher Kasten. – Sprenger, 209.
222. Je edler das Herz, je bescheidener der Hals.
Holl.: Hoe edeler hart, hoe buigzamer hals. (Harrebomée, I, 289.)
223. Je enger Herz, je kleiner Gabe.
224. Je feiger (kleiner, matter) Herz, je kühner (grösser) Zunge. – Winckler, VI, 74.
It.: Dove è manco cuore, quivi è più lingua. (Bohn I, 94.)
225. Je gröber Hertz, je tölpischer Maul. – Herberger, II, 21.
226. Je sehrer man in ein hitzig Hertz bleset, je hefftiger es anfahet zu brennen. – Petri, II, 396.
227. Jedes Herz hat (kennt) seinen Schmerz.
Holl.: Ieder hart kent zijn smart. (Harrebomée, I, 289.)
228. Junges Herz und froher Muth sind gern beisammen.
Holl.: Een jong hart treurt niet. (Harrebomée, I, 287.)
229. Kein zaghaft Herz gewinnt den Preis.
Böhm.: Nesmĕlê srdce cti nedochází. (Čelakovský, 117.)
Poln.: Nieśmiałe serce czci niedowodzi. (Čelakovský, 117.)
230. Liebes Harz bis (sei) mäuselstill, wenn d'r woas de Quare giht; wêst de nich, wie's im April ruth und schwarz geschrieben stîht: Heute reint's und schneit's, dass's pufft, murne hone mer kloare Luft. (Niederlausitz.) – Orakel, 407.
231. Man kan kein Hertz in dem Menschen sehen. – Pauli, 92a.
232. Man kan niemanden ins Hertz sehen. – Pauli, Schimpff, 92a; Mayer, II, 143; Braun, II, 527.
233. Man muss nicht das Herz auf der Zunge haben, sagte Breimaul.
234. Man soll nicht sein Herz im Kasten haben.
Lat.: Despicere oportet, quod possis perdere. (Philippi, II, 1181.)
235. Mancher hat sein Hertz im maul, mancher hat sein maul im Hertzen. – Lehmann, 715, 8.
236. Mein Herz ist voll und doch nicht schwer; mein Herz ist leicht und doch nicht leer.
237. Mein (dein) Herz, mein (dein) Rath. – Binder II, 1840.
Lat.: Mens cuique deus. (Seybold, 303; Binder II, 1840; Philippi, I, 246.)
238. Mein Herz on dein Herz sein zwaai Klomben; mein Himmd (Hemd) on dein Himmd sein zwaai Lomben. (Trier.) – Firmenich, III, 547, 45; Laven, 186, 76.
Wird gesagt, wenn zwei Leute sich heirathen, die beide sehr arm sind.
239. Mit einem guten Herzen gewinnt man kein Spiel (oder: keine Partie Schach).
Daher, sagt Chamfort, müssen die Menschen mit dem Kopfe regiert werden.
[610] 240. Mit erzürntem Hertzen ist nit gut handeln. – Sulor, 51.
241. Muthig Herz bleibt nicht dahinten.
242. Muthig Herz hält nicht lange Rath.
243. Muthig Herz kommt weiter als volle Börse.
Frz.: Le coeur importo plus que la mine. (Cahier, 396.)
244. Nag dir dein Hertz nit selber ab. – Sutor, 167.
245. Nimm 's Herz in beide Händ' und wag's. – Mayer, II, 58.
246. Reines Herz und froher Muth stehen zu allen Kleidern gut. – Steiger, 8; Körte, 2830; Simrock, 4688; Braun, I, 1333.
247. Rüm Haardt, klaar Kimming. – Sylter Trinkspruch.
Geräumig Herz, klarer Horizont.
248. 'S Herz muss än Freind hân, un sollt's âch ä Basenschtiel sein. (Oberharz.) – Lohrengel, I, 607.
249. Sein eigen Hertz vberwinnen ist mehr denn die feinde schlagen. – Petri, II, 518.
250. Steinerne Herzen machen keine nassen Augen. (S. ⇒ Plaisir und ⇒ Wollen.)
251. Treue Herzen sind selten.
Engl.: Few hearts that are not double, few tongues that are not cloven. (Bohn II, 354.)
252. Treue Herzen stehn wie Mauern.
»Alte Freundschaft rostet nicht, ehrlich muss am längsten dauern; treue Hertzen stehn wie Mauern, Redlichkeit hält gleich Gewicht.« (Keller, 156b.)
253. Vereinte Herzen machen stark.
Die Hindus sagen: Wenn zwei Herzen sich vereinigten, würden sie einen Berg daniederstürzen und eine Masse Volks in Verwirrung bringen. (Reinsberg I, 65.)
254. Verzagt hertz freihet kein schöne fraw. – Egenolff, 14a; Gruter, I, 1560; Petri, II, 569; Körte, 2820; Simrock, 10943.
255. Verzagt Hertz hütet wol. – Petri, II, 564.
256. Verzagtes Herz im blöden Leib buhlt nimmermehr ein schönes Weib. – Eyering, I, 663.
Frz.: Un honteux n'eut jamais belle amie.
257. Viel Herz, viel Schmerz.
Dän.: Den der har hielte til at stride, behøver meere hierte til at flye. (Prov. dan., 291.)
258. Viel Herzen, viel Thränen.
Holl.: Daar veel harten zijn, daar wordt veel gehuild. (Harrebomée, I, 286.)
259. Volles Herz macht beredte Zunge.
Lat.: Pectus disertum facit. (Faselius, 196.)
260. Vom eigenen Herzen schliesst man auf das fremde.
Holl.: Elk meet eens anders hart af naar het zijne. (Harrebomée, I, 287.)
261. Von hertzen beten vnd armer leut klagen richten ein solch geschrey an, dass es alle Engel im Himmel müssen hören. – Henisch, 338, 65.
262. Von Herzen gern, sagen die Bauern, wenn sie müssen. – Eiselein, 306; Hoefer, 158; Simrock, 4689.
263. Wann sich Herz on Mond erlaben, mus die Nas wol auch was haben; darum labed Herz ond Mond, fier de Nas e ganses Pond. (Trier.) – Firmenich, III, 548, 75; Laven, 196, 134.
264. Warmes Herz und kalter Kopf sind gut beisammen.
Leidenschaftliche Aufwallungen sollen durch den ruhigen Verstand gezügelt werden. Das Verhältniss beider soll nicht sein, wie es sprichwörtlich von den Czechen heisst: Das Herz aus Zündschwamm und im Kopfe einen Stein; ein Schlag, und die Flamme ist da. (Reinsberg VI, 54.)
265. Was aus dem Herzen hinaus, trübt das Auge nicht mehr.
Böhm.: Co ze srdce vyvrženo, toho srdci není žel. (Čelakovský, 244.)
Poln.: Co się raz z serca wyrzuci, to utracić ćniezasmuci. (Čelakovský, 244.)
266. Was das Hertz gedenckt, dass redt der mund (redet die Zunge). – Lehmann, 647, 74.
267. Was das Hertz voll ist, davon laufft der Mundt vber. – Lehmann, 643, 5.
268. Was das Herz verschliesst, ist ärger, als wenn's die Hand verschliesst.
269. Was dem Herzen beliebt, ist den Augen schön.
Holl.: Alleen wat in het hart diepgezet is, is waarlijk schoon. (Harrebomée, I, 286.)
[611] 270. Was dem Herzen gefällt, das suchen die Augen. – Gaal, 133; Simrock, 4684; Körte, 2828; Braun, I, 1338.
Das Auge verräth die geheimen Empfindungen des Herzens.
It.: Dov' è l'amore, là è l'occhio. (Gaal, 133.)
Lat.: Est oculo gratum speculari semper amatum. (Gaal, 133.)
271. Was dem Herzen gefällt, gefällt auch dem Auge.
272. Was einer im Hertzen behält, das ist verschwiegen. – Lehmann, 714, 47.
273. Was in Herz und Beutel ist, muss man keinen wissen lassen.
Dän.: Lad ingen vide hvad der er i dit hierte og pung. (Prov. dan., 472.)
Frz.: Ta chemise ne sache ta guise.
274. Was ins zweite Herz kommt, das kommt auch ins dritte.
275. Was kompt in das dritte Hertz, das bleibt nicht, das bricht bald ausswertz. – Ayrer, II, 1244, 9.
276. Was man auf dem Herzen hat, muss abgeräumt (abgeschüttelt) werden.
Holl..: Wat men op het hart heeft, moet er af. (Harrebomée, I, 290.)
277. Was man einmal im Herzen hat, vergisst man weder früh noch spat.
278. Was nicht von Herzen kommt, das geht nicht zu Herzen. – Müller, 13, 2; Eiselein, 305; Simrock, 4686.
Die Araber: Worte aus dem Herzen gehen zum Herzen, Worte der Zunge höchstens bis zu den Ohren. (Cahier, 2341.)
279. Was nit vom hertzen kompt, das kompt nit darein. – Franck, II, 67a; Petri, II, 606; Gruter, I, 76; Schottel, 1145b; Sutor, 342; Gaal, 888.
It.: Mal si balla bene, se dal cuor non viene. (Gaal, 888.)
Lat.: Pectus est, quod disertos facit. (Eiselein, 305; Schulblatt, 466.)
280. Was soll zu Hertzen gehen, das muss von Hertzen kommen. – Petri, I, 91; Henisch, 1436, 38.
281. Was übers Hertz kompt vnnd zum Augen herauss quellet, das ist kein tieffer Schmertzen. – Lehmann, 82, 63.
282. Was vber zwey Hertz kompt, das kompt auss. – Petri, II, 506; Henisch, 847, 13; Sailer, 281; Simrock, 12237; Körte, 2818 u. 3492; Reinsberg III, 77.
Was Geheimniss bleiben soll, das behalte bei dir. Als dem römischen Senator Metellus jemand ein Geheimniss abfragen wollte, antwortete er: Wüsste ich, dass es mein Hemde erfahren hätte, so verbrennte ich es auf der Stelle. Der Chinese sagt: Nur das Geheimniss ist wohl verwahrt, was man niemand vertraut.
Holl.: Het blijft niet verzwegen, wat over twee harten in het derde komt. (Harrebomée, I, 288.)
283. Was von Hertzen kompt, geht wider zu Hertzen. – Petri, I, 92; Gruter, III, 100; Lehmann, II, 806, 94; Tendlau, 954; Eiselein, 305; Körte, 2827; Binder II, 2515; für Hauenstein im Aargau: Schweiz, II, 184, 3.
Empfindungen des Herzens bei dem einen erwecken ähnliche Empfindungen bei dem andern. Die Römer sagten: Die Brust ist es, die uns beredt macht.
Böhm.: Co ze srdce nejde, v srdci se neujme. (Čelakovský, 238.)
Holl.: Wat uit het hart komt, gaat ook tot het hart. (Harrebomée, I, 290.)
It.: Ciò, che volontariamente s'offerisce, vale il doppio. (Pazzaglia, 251, 1.)
Krain.: Kar iz serdca no prijde, se serdca ne prijme. (Čelakovský, 238.)
Kroat.: Kaj iz serdca ne izhadja, k serdcu nedojadja. (Čelakovský, 238.)
284. Was von hertzen kompt im beten, das gehet auch Gott zu Hertzen. – Petri, I, 92; Henisch, 338, 57.
285. Was von Herzen kommt, glaubt das Herz. – Simrock, 12330.
286. Wat von'n Harten is, dat geit taun Harten. – Schambach, II, 443.
287. Wem das Herz fehlt, dem nützt der Degen nichts.
It.: Non servon l'armi dove manca il cuore. (Pazzaglia, 76, 5.)
288. Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über.
Frz.: La bouche parle de l'abondance du coeur. (Cahier, 246.)
[612] 289. Wem Herz und Degen nicht genügen, der lasse Lanz' und Panzer liegen.
Span.: A. quien no le basta espada y corazon, no le bastarán corazas y lanzon. (Cahier, 239.)
290. Wem kein Herz im Busen schlägt, der wird durch Thränen nicht bewegt.
Lat.: Crudelis lacrymis pascitur, non frangitur. (Philippi, I, 99.)
291. Wen das Herz liebt, der ist der Schönste. – Schlechta, 409.
Dän.: Lidet hierte, mindre hierne. (Prov. dan., 291.)
293. Wenn dag Hertz bekümmert ist, so felt auch der Muth. – Petri, II, 630.
294. Wenn das Hertz getroffen wird, so lest sichs mercken vnd rührt sich wie Wachteln im Korn. – Petri, II, 630.
295. Wenn das Hertz glaubet, so redet der Mund. – Fischer, Psalter, 643, 1.
296. Wenn das Hertz nicht betet, so ists mit des mundes beten nichts. – Henisch, 338, 61.
297. Wenn das Hertz trawrig ist, so hilfft kein eusserliche Frewd. – Petri, II, 630.
In Venetien: Kommt's nicht aus dem Herzen, so kann man nicht singen. (Reinsberg III, 89.)
298. Wenn das Herz brennt, muss der Kopf Wasser holen. – Sprichwörtergarten, 371.
299. Wenn das Herz das Fieber hat, ist auch die Zunge krank. – Winckler, VI, 80.
Oder: so kann die Zunge nicht wohlauf sein.
300. Wenn das Herz den Streiter führt, so führt der Arm die Hand.
301. Wenn das Herz dictirt, spricht die Lippe (wird die Zunge) leicht.
302. Wenn das Herz fröhlich, ist, so freut sich der Leib mit.
303. Wenn das Herz rein ist, lass die Leute reden. (S. ⇒ Gewissen 179.)
304. Wenn das Herz weint, sind die Thränen echt. – Sprichwörtergarten, 411.
305. Wenn dat Harte vul is, sau geit dat Mûl ôwer. (Hannover.) – Schambach, I, 274.
306. Wenn die Hertzen getrennt sind, so gehen die Hend auch von einander. – Petri, II, 643.
307. Wenn die Hertzen widerspenstig sind, so wil sie der himmlisch Magnet nit haben. – Petri, II, 643.
308. Wenn die Herzen am reinsten sind, so kompt der Teuffel vnd scheist darein. – Luther's Tischr., 111a.
309. Wenn du das Herz mit deinem Feinde theilst, so theilt Gott mit dir den Himmel.
310. Wenn eines Hertz vnnd dess andern Zung wider einander seynd, so ist kein überreden zu hoffen. – Lehmann, 768, 18.
311. Wenn Herz und Kopf streiten, hat der Verstand das Spiel verloren.
312. Wenn man das Hertz trifft, so guckt's herfür, trifft mann die Augen, so gehets Wasser herauss. – Lehmann, 312, 22.
313. Wenn sich Herz und Mund erlaben, will die Nase auch was haben. – Simrock, 7423a.
314. Wenn 't Herz man (nur) schwart (schwarz) is, sär de Köster, doa ha he ken schwarten Lîvrock an. (Strelitz.) – Firmenich, III, 74, 139.
Aehnlich der Freiherr von Kyau, Commandant der Festung Königstein, der, von seinen Feinden beim Kurfürsten angeschwärzt, bei einer Hoftrauer, da alles schwarz erschien, allein einen rothen Rock trug, und deshalb vom Kurfürsten zur Rede gezogen antwortete: »Ich brauche mich nicht schwarz anzuziehen, denn ich bin bei Ew. Durchlaucht schon schwarz genug.« (Vgl. Braun, Bibliothek des Frohsinns, Stuttgart 1836, Hft, 3, Nr. 7.)
315. Wer ain trew Hertz vnd liebliche rede hat, des freund ist der Künig. – Agricola II, 247.
316. Wer das Herz auf der rechten1 Seite hat, fürchtet sich auch vor einem Hunde ohne Zähne.
1) D.h. also auf der unrechten. – Wortspiel mit dem Worte »recht«.
[613] 317. Wer das Herz auf der Zunge trägt, dem kommt es leicht zwischen die Zähne.
318. Wer das Herz hat, der hat alles.
Frz.: Qui a le cuer en sa comande outrageus est qui plus demande. (Leroux, II, 289.)
319. Wer das Herz hat, der hat auch die Börse.
Frz.: Qui a les coeurs, il a l'avoir. (Cahier, 400.)
320. Wer ein anderes Herz will verstehen, muss ins eigene sehen.
Holl.: Alle harten bij je eigen. – In uw hart kent gij alle harten. – Men moet alle harten bij zich zelven denken. (Harrebomée, I, 286.)
321. Wer ein böss Hertz mit guten Worten straffen will, der machts nur ärger. – Petri, II, 698.
322. Wer ein gut Herze hat, muss einen grossen Geldbeutel haben.
323. Wer ein kurz Herz hat, muss lange Füsse haben. – Winckler, XIII, 100.
324. Wer ein schwaches Herz hat, muss seine Augen im Zaum halten.
Die Chinesen sagen: Wer sein Herz kennt, mistraut seinen Augen. (Cahier, 2127.)
325. Wer frei sich hält sein Herz und Mund, lebt gut und kommt sanft in den Grund.
Frz.: Conserver libre oreille, coeur et main, fait le doux vivre et le mourir serein. (Cahier, 1203.)
326. Wer im hertzen glaubet, der bekennet mit dem Munde vnd solte es lauter Schweinspiess vnd Helleparten schneyen vnd regnen. – Mathesy, Postilla, II, XVa.
327. Wer in das zweyt Hertz kompt, kompt auch ins dritte. – Gruter, III, 107; Lehmann, II, 873, 194.
328. Wer kan einem yglichen ynn das hertze sehen! – Agricola I, 196; Franck, I, 53; Egenollf, 111b; Petri, II, 727; Gruter, I, 80; Sutor, 702.
»Mit vollem Recht«, sagt Schopenhauer (Welt als Wille, II, 268), »ist das Herz, dieses primum mobile des thierischen Lebens, zum Symbol, ja zum Synonym des Willens, als des Urkerns unserer Erscheinung gewählt worden und bezeichnet diesen im Gegensatz des Intellects, der mit dem Kopfe geradezu identisch ist. Alles, was im weitesten Sinne Sache des Willens ist, wie Wunsch, Leidenschaft, Freude, Schmerz, Güte, Bosheit, auch was man unter ›Gemüth‹ zu verstehen pflegt, wird dem Herzen beigelegt. Demnach sagt man: Er hat ein schlechtes Herz; er hängt sein Herz an diese Sache; es geht ihm von Herzen; es war ihm ein Stich ins Herz; es bricht ihm das Herz; sein Herz blutet; das Herz hüpft vor Freude; wer kann den Menschen ins Herz sehen! Es ist herzzerreisend, herzzermalmend, herzbrechend, herzerhebend, herzrührend; er ist herzensgut, hartherzig, herzlos, herzhaft, feigherzig u.s.w. Ganz speciell aber heissen Liebeshändel Herzensangelegenheiten, affaires de coeur.«
Holl.: Wie kan een iegelijk in het harte zien. (Harrebomée, I, 290.)
329. Wer kein Hertz zu Gottes Wort hat, der thut nicht lang die Ohren vnd mund darzu. – Petri, I, 105; Henisch, 1702, 25.
330. Wer kein Herz hat, dem ist Macht kein Nütz.
It.: Ad un cuor vile forza non giova. ( Pazzaglia, 139, 1.)
331. Wer kein Herz hat, muss gute Beine haben. – Winckler, XVII, 55.
Holl.: Die het hart niet heeft, hebbe de beenen. (Harrebomée, I, 287.)
332. Wer kein Herz hat, sich eines starken Feindes zu wehren, hat auch kein Herz sich eines schwachen zu bemächtigen. – Opel, 389.
333. Wer kein Herz hat, wie kann der herzlich sein!
334. Wer sein eigen hertze sieht, der redt von andern arges nicht. – Henisch, 829, 19.
335. Wer sein Herz nicht hütet, dem kann's leicht verloren gehen.
Die Jakuten: Wer sein Herz in die Lena wirft, darf sich nicht wundern, wenn es im Nordmeer herausgefischt wird. Ein afrikanischer Negerstamm empfiehlt namentlich, sein Herz vor den Frauen zu bewahren: Gib das Herz einer Frau, sagt er sprichwörtlich, sie wird dich tödten. (Reinsberg I, 59.)
336. Wer sein Herz öffnet, gibt sich gefangen.
Holl.: Die zijn hart voor eenen vriend opent, doodt de smart. (Harrebomée, I, 287.)
337. Wer sich auf das Herz einer Frau verlässt, will den Wind mit Decken fah'n, will Wasser behacken und auf dem Rücken durch die Strassen tra'n. (Bergamo.)
[614] 338. Wer sich auf sein Hertz verlest, der ist ein Narr. – Petri, II, 757.
339. Wer vor seinem Herzen eine Glasthür hat, dem wirft jeder die Scheiben ein.
340. Wer 's Herz hat, hat auch den Bart.
Als man einem jungen Manne mit Kopf, der sich um einen wichtigen Posten bewarb, vorwarf, dass er noch keinen Bart habe: erwiderte er, beleidigt: Wenn's darauf ankommt, so will ich einen Ziegenbock herschicken, dem fehlt's an Bart nicht.
341. Wes das hertz vol ist, geht der mund vber. – Matth. 12, 34; Franck, I, 112b; Petri, II, 785; Henisch, 1436, 48; Latendorf II, 30; Lehmann, II, 854, 385; Simrock, 4681; Gaal, 887; Nas, 482a; Neus, 46; Blum, 480; Sailer, 181; Eiselein, 476; Schulze, 234; Zaupser, 465; Körte, 2824 u. 3499; Teller, 732; Braun, I, 1334; Reinsberg III, 75.
Durch Worte wird die Gestalt des Herzens (der Seele) sichtbar. Die Esten: Wovon das Herz voll ist, davon schäumet der Mund. Die Bulgaren: So im Herzen, so im Munde. – Was im Topfe ist, das kommt auch in die Schöpfkelle, sagen die Perser, oder: in die Schüssel, die Hindus. Wer etwas liebt (oder hasst), ist reich an dessen Erwähnen. (Reinsberg III, 75.)
Mhd.: Ezu sprichet niemannes munt wan als in zîn herze lêret. (Iwein.) – Wan wes daz herz begerend ist, der munt tuotz dicke sagen. (Montfort.) (Zingerle, 104.)
Bohm.: Čím srdce jest nadchnuto (přeplneno), tím ústa jsou naplnĕna (přetékají). – Co v srdci vře, v ústech kypí. – Co na srdci, to na jazyku. (Čelakovský, 20 u. 69.) – Co hoho tĕší, o tom i ráad mluvi. (Čelakovský, 70.)
Engl.: What the heart thinks, the mouth speaks. (Gaal, 867.)
Frz.: De l'abondance du coeur la bouche (langue) parle. (Lendroy, 6; Starschedel, 407; Kritzinger, 3; Leroux, II, 209.) – D'un sac à charbon il ne saurait sortir de blanche farine. – La bouche parle de l'abondance du coeur. (Gaal, 887.) – Le coeur a ses raisons que la raison ignore.
Holl.: Daar het hart vol van is, loopt de mond von over. – Uit den overloed des harten spreekt de mond. (Harrebomée, I, 286 u. 290.) – Zijn hart ligt hem op te tong.
It.: Per l'abbondanca del cuore la bocca parla. (Pazzaglia, 264, 37; Gaal, 887.)
Lat.: Ex abundantia cordis os loquitur. (Seybold, 160; Novarin, 592; Binder II, 1011.) – Omne supervacuum pleno de pectore manat. (Horaz.) (Gaal, 887; Binder II, 2379; Philippi, II, 68; Seybold, 408; Eiselein, 306.) – Ostendit sermo mores animum que latentem. (Binder II, 2453.)
Poln.: Co na sercu, to na języku. (Lompa, 7; Čelakovský, 238.) – Co w sercu, to w uściech. (Čelakovský, 69.) – Co we dnie kto w głowie warzy, o tym się mu wnoc marzy.
Slow.: Cesar je polno serce, to iz ust gre.
342. Wessen das Herz ist gefüllt, davon es sprudelt und überquillt. – Eiselein, 306; Braun, I, 1331.
Von aufrichtigen, aber auch schwatzhaften Leuten.
It.: Ogni salmo in gloria torna. (Gaal, 887.)
Kroat.: Kaj na serdcu, to na jeziku. (Celakovský, 238.)
343. Wessen das Herz voll ist, dess geht der Mund über, sagte Grölzer und lot (entliess) einige Magentriller.
344. Wessen Herz ein Blitzstrahl trifft, dessen Ohr bleibt vom Donner verschont. – Altmann V, 115.
345. Wie das hertz denckt, so spricht der mund. – Petri, II, 786; Henisch, 678, 68.
346. Wie das Hertz ist, so sind auch die Gedanken. – Petri, II, 787.
347. Wie das Herz, so die Werke.
348. Wie das Herz, so sind die Reden.
Böhm.: Jaké srdce, takový i jazyk. – Jaké srdce, takova i ústa, i jazyk, život. (Čelakovský, 69.)
It.: La bocca sbocca sovente ciò ch' il cuor giudica esente. (Pazzaglia, 34.)
349. Wie Hertz, so Mund. – Petri, II, 790.
350. Wie Herz, so Dank.
351. Wie's das Herz gibt, so viel ist es.
352. Willig Herte makt lichte Fäute (Füsse). (Lippe.) – Firmenich, I, 270; hochdeutsch bei Sailer, 153; Simrock, 11636; Gaal, 1726.
Engl.: Where the will is ready, the feet are light. (Gaal, 1726.)
It.: Dove la voglia è pronta, le gambe son leggiere. (Bohn I, 94.) – Dove la volontà è pronta, le gambe son leggieri. (Gaal, 1726.)
353. Wo ät Hätz van vol es, dô lööf d'r Monk (Mund) van övver. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 65.
354. Wo das Hertz gut ist, darffs keins zwangs. – Herberger, I, 752.
[615] 355. Wo das Hertz vor Lieb sich hinzeugt, dahin das Aug vor Lieb sich neigt. – Gruter, III, 115; Lehmann, II, 882, 312.
356. Wo das Herz gut ist, da folgen feine Sitten. – Herberger, I, 2, 707.
357. Wo das Herz liegt, dahin das Auge fliegt.
Böhm.: Kde srdce leží, tam i oko bĕží. (Čelakovský, 237.)
358. Wo das Herz mitspricht, ist die Zunge beredt. – Binder II, 2515.
359. Wo das Herz redet, muss die Zunge schweigen.
It.: Taccia la lingua, ove parla il cuore. (Pazzaglia, 199, 15.)
360. Wo dein Herz, da dein Gott. – Petri, II, 800; Venedey, 89; Simrock, 4683; Körte, 2823; Braun, I, 1336.
361. Wo dein Herz, da liegt dein Hort. – Simrock, 4682.
Mhd.: Est ein alt gesprochen wort: swâ dîn herze wont, dâ lît dîn hort. (Winterstetten.)
362. Wo die Herzen durch Untreu getrennt sind, da laufen auch Händ' und Füsse bald auseinander. – Opel, 394.
363. Wo ein Herz spricht, da hört ein Herz.
364. Wo en ander et Hart let, let di jennen Stên. (Deutz.)
365. Wo Herz ausgespielt wird, da muss man Herz zugeben.
366. Wo Herz, da Auge.
Holl.: Daar het harte, daar de oogen. (Harrebomée, I, 286.)
367. Wo sich Herz und Herz verbinden, wird Glück sich in der Ehe finden.
Die alten Polen liessen sich den Spruch in ihre Trauringe graben: Serce moje i twoje, boże, połacz oboje. (Čelakovský, 382.)
Böhm.: Srdce moje a tvoje spojiž, bože, to dvoje. (Čelakovský, 382.)
368. Wohin das Herz fliegt, dahin der Verstand kriecht.
369. Woran das Herz hängt, das macht die meiste Sorge.
Weil man stets fürchtet, es könne uns entrissen werden.
Böhm.: Co v srdci nosíme, o to se bojíme. (Čelakovský, 238.)
Poln.: Czego bardzo pragniemy, o to się bardzo bojimy. (Čelakovský, 238.)
370. Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über, sagte jener, der eine Schüssel Kaldaunen gegessen, und fing an zu kotzen.
371. Zum Herzen führen viel Wege.
372. Zum Herzen führt der beste Weg vom Herzen. – Schlechta, 494.
373. Zwei Herzen liegen einander nahe, wenn kein Laster dazwischenliegt. – Körte, 2831.
*374. A kans nicht übers Hartze brengen. – Gomolcke, 143.
*375. An meinem Herzen hat sich nichts angehängt (ist nichts hängen geblieben).
Um die Unschuld zu versichern.
*376. Aus deutschem Herzen.
Für: ohne Falsch. Auch in Belgien gilt diese Redensart dem Wallonischen und Französischen gegenüber für aufrichtig und wahr, wie auf vlämisch »plattdeutsch sprechen« soviel wie schlicht deutsch reden heisst.
*377. Dä hät et Hätz op der Zong. (Bedburg.)
*378. Da ist ein Herz und eine Seele.
*379. Da müsste mein Herz ein Bauer sein. (Schles.)
*380. Da müste einer ein steinern Hertz vnd gleserne augen haben. – Mathesius, Postilla, CCXXIb.
Wenn er hier kein Mitleid haben sollte.
*381. Dar kon êm a's Harze räden. (Schles.) – Frommann, III, 411, 443.
*382. Daran hangt sein Herz.
Holl.: Daar hangt zijn hart aan. (Harrebomée, I, 286.)
*383. Das bricht ihm das Herz.
Holl.: Dat breekt mij het hart. (Harrebomée, I, 286.)
*384. Das bricht mein Herz nicht.
Holl.: Daar heeft mijn hart geene pijn aan. (Harrebomée, I, 286.)
*385. Das frisst jhm das Hertz abe. – Mathesy, 357b.
*386. Das hat mir 's Herz schwer gemacht.
*387. Das hertz hupfft ihm vor Freuden wie ein Kälber-Schwäntzlein. – Simplic., II, 6.
[616] *388. Das Hertz im Leibe mit jhm theilen. – Herberger, I, 182.
*389. Das Hertz im leibe will jm darüber brechen. – Mathesius, Postilla, CCXXXIIIb.
Holl.: Zijn haart wipstaart als eene koe, die een doorn onder den staart gebonden. (Harrebomée, I, 286b.)
*390. Das hertz ist jm in die bruch (Hosen) gefallen. – Tappius, 40b; Eiselein, 306; Frischbier2, 1594; Mayer, I, 130; II, 20; Körte, 2831g; Braun, I, 1341.
Von jemand, der bei einer bestimmten Veranlassung den Muth verloren hat und sich furchtsam und ängstlich bewiesen. Muthlosigkeit und Angst wirken unangenehm auf die Schliessmuskeln des Darmkanals. Schon die alten Griechen sagten: »Das Herz ist ihm in den Unterleib gefallen.«
Frz.: Le coeur lui devient foie. (Körte, 2831b.)
Lat.: Animus in pedes decidit. (Erasm., 923; Philippi, I, 32; Tappius, 40b; Seybold, 28; Binder I, 62; II, 177; Wiegand, 884; Faselius, 16.)
*391. Das hertz lag mir gantz in den knien. – Franck, II, 47b; Tappius, 40b; Kehrein, VII, 109; Frommann, III, 354.
Lat.: Totus animus mihi erat in genibus.
*392. Das Hertz steigt jhm für angst aus dem Mund. – Pauli, Postilla, II, 446a.
*393. Das hertz zu beiden henden fassen.
» ... Fasset wiederumb das hertz zu beiden henden.« (Rollwagenbüchlein, IV.)
*394. Das Herz ablachen. – Schottel, 1114a u. 1125b.
»Wan man einem mit einem Hurnschmotzen freundlich anlachet, und also ins Hertze lachet, dass man mit lachen einem das Hertz abgewinnt.«
*395. Das Herz ablaufen. – Eyering, I, 316.
*396. Das Herz auf dem Rücken haben.
Von denen, die wegen eines sie bedrohenden Uebels besorgt sind, z.B. die Sklaven, die Peitsche fürchtend.
*397. Das Herz auf der Zunge1 haben. – Körte, 2831k; Braun, I, 1345.
1) In einigen Gegenden auch: Lunge. – Alles, was man empfindet und denkt, sagen.
Frz.: Avoir le coeur sur le bord des lèvres. (Starschedel, 407.) – Avoir le coeur à la bouche.
Lat.: E perforato poculo bibere. (Philippi, I, 153.) – In labris primis animam habere. (Binder II, 1437.)
*398. Das Herz aus dem Leibe verlieren.
*399. Das Herz bricht ihm.
Ein hoher Grad von Wehmuth, Gram und Kummer bemächtigt sich seiner.
*400. Das Herz fällt ihm schon drei Tage vorher in die Hosen, ehe er den Feind sieht.
Lat.: Ante tubam trepidare. (Faselius, 18.)
*401. Das Herz geht ihm Galop. – Frischbier2, 1594.
*402. Das Herz hat Knochen.
Um Festigkeit des Charakters zu bezeichnen. »Das Herz eines echten Mannes ist nicht ohne Knochen.« (Börne, Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, VII, 80.)
*403. Das Herz im Leibe dreht sich um.
Holl.: Het hart draait mij in het lijf om. (Harrebomée, I, 288.)
*404. Das Herz im Leibe zittert ihm.
*405. Das Herz im Munde haben.
Frz.: Coeur en bouche, bouche en coeur. (Leroux, II, 203.)
Holl.: Het hart zit hem in de keel. (Harrebomée, II, 288.)
*406. Das Herz in den Händen tragen. – Parömiakon, 1582.
*407. Das Herz in der Hosentasche (im Beutel) haben.
Aehnlich russisch Altmann VI, 517.
*408. Das Herz ist im Bade gewesen. – Murner.
Er hat bei dem Gebet, bei der Rede nichts gedacht, empfunden. »Wenn sie schon beten oder lesen, so ist ihr Herz im Bad gewesen.«
*409. Das Herz mit einem theilen.
Alles.
*410. Das Herz möchte ihm springen.
Vor Gram, Betrübniss.
*411. Das Herz schlägt ihm wie ein Düttchenbrot. – Frischbier2, 1593.
*412. Das Herz sitzt ihm in den Hosen. – Frischbier2, 1594.
*413. Das Herz wird zu Wasser. – Josua, 7, 5; Fabricius, 22.
*414. Das Herze lacht mir im Leibe. (S. ⇒ Handöchslein.)
*415. Das ist mir nicht ans Herz gewachsen.
[617] *416. Das mir's Hartze am Leebe1 lachte. – Gomolcke, 290 u. 347; Robinson, 43.
1) In welcher Gegend Schlesiens man: »am Leebe« statt: »im Leibe« spricht, ist mir nicht bekannt; ich habe diese Aussprache noch nirgends gehört. – Bezeichnung grosser, oft verborgen gehaltener Freude.
*417. Das stösst mir 's Herz ab.
Frz.: J'ai un mot, qui m'étrangle. (Körte, 2831.)
*418. Das thut meinem Herzen wohl.
Holl.: Dat doet mij goed aan het hart. (Harrebomée, I, 286b.)
*419. Das war aus dem Herzen gesprochen.
Holl.: Dat was uit het hart gesproken. (Harrebomée, I, 286.)
*420. Das wird Herz und Leber (Nieren) stärken.
Holl.: Behalven dat hert ende de lever sterct den ingheweide dat ander. (Harrebomée, I, 286a.)
Lat.: Preter cor et epar confortat quodque suum par. (Fallersleben, 137.)
*421. Dat genk iäm buawwer diäm Hiärten hiär. (Sauerland.)
Es war kein Ernst in der Sache.
*422. Dat Harte fallt em in de Boxen. – Eichwald, 747.
Holl.: Het hart zinkt hem in de schoenen. (Harrebomée, I, 288.)
*423. Dat Hearte blött (blutet) eame. (Büren.)
Er wünscht schmerzlich, an dem Besitz, Genus, Gewinn eines andern Antheil zu haben!
*424. De hett 't Hart baven in de Kopp sitten. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.
*425. Dem gepressten Herzen Luft machen.
as beängstigende Uebel wegschaffen oder es zu lindern suchen.
*426. Dem ist das Herz in den Stiefel gefallen. – Lohrengel, II, 99.
*427. Der hot e Herz vun Marmel (Stein). – Tendlau, 295.
*428. Det Härz zedert em wä em Gimpel. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 283.
Das Herz zittert ihm wie einem Gimpel, auch: wie einem Gieling (Goldammer).
*429. Die Herzen von sich wenden.
Sich verhasst machen.
Frz.: Aliener les coeurs (oder: les affections de soi). (Kritzinger, 18.)
*430. Die weiss einem das Hertz im Leibe vmbzudrehen. – Herberger, II, 557.
*431. Dos ged'n ze Heatzn, wiar an Jousddl 's Schmolzkouch. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 171.
Das geht ihm zu Herzen, wie dem Joseph das Schmalzkoch, d.i. Schmalzmus.
*432. Du liegst mir im Herzen, du liegst mir im Sinn. – Eiselein, 305.
Aus einem Volksliede.
*433. Ein Herz und eine Seele mit jemand sein.
So empfinden, denken und wollen, wie er.
Frz.: Ce sont deux têtes dans un bonnet. – Ils sont comme les deux doigts de la main, ce sont les deux doigts.
*434. Ein Herz wird doch jeder haben.
Beim Kartenspiel. Wer zufällig nicht Coeur hat, sagt dann, mit Trumpf stechend: aber nur im Leibe.
Holl.: Hij grijpt hem in bet hart. (Harrebomée, I, 288.)
*435. Einem (mit etwas) ans Herz greifen. – Braun, II, 1346; Körte, 2831a.
Holl.: Iemand in het hart tasten. (Harrebomée, I, 289.)
*436. Einem auf das Herz treten. – Schottel, 1116a.
*437. Einem das Herz ausreissen.
Frz.: Je lui arracha le coeur du ventre. (Starschedel, 110.)
*438. Einem das Herz erweichen.
Empfindungen des Mitleids und der Wehmuth in ihm erwecken.
439. Einem das Herz rühren.
*440. Einem das Herz schwer machen.
Traurige Empfindungen in ihm erwecken.
*441. Einem das Herz stehlen.
Holl.: Iemands hart stelen. (Harrebomée, I, 289.)
*442. Einem Herz machen.
Frz.: Il lui ai mis le coeur au ventre. (Starschedel, 111.)
*443. Einem ins Herz greifen.
Ihm so zureden, dass er es sich zu Herzen gehen lässt.
*444. Einem sein ganzes Herz ausschütten.
Ihm die verborgensten Empfindungen und Gedanken mittheilen.
Frz.: Défiler son chapelet. – Dire à quelqu'un ce qu'on a sur le coeur. (Kritzinger, 151a.)
*445. Er bringt's nicht übers Herz.
*446. Er frisset seins hertzen blut. – Tappius, 110b.
Von übermässiger Sorge.
[618] *447. Er frisst (nagt) sein Hertz ab. – Franck, I, 86a.
Holl.: Hij eet zijn hart op. – Hij knaagt aan zijn eigen hart. (Harrebomée, I, 288 u. 289.)
*448. Er g'wärmt's Herz wie d' ehninger Krämerin. (Nürtingen.)
Stellt sich mit dem Rücken an den Ofen.
*449. Er hat das Herz auf der rechten Stelle.
Holl.: Hij heeft het hart op de regte plaats. (Harrebomée, I, 288.)
*450. Er hat ein gut Herz.
»Wenn von einem Menschen gesagt wird: ›Er hat ein gutes Herz, wiewol einen schlechten Kopf‹, von einem andern aber: ›Er hat einen sehr guten Kopf, jedoch ein schlechtes Herz‹, so fühlt jeder, dass beim erstem das Lob den Tadel weit überwiegt, beim andern umgekehrt. Dem entsprechend sehen wir, wenn jemand eine schlechte Handlung begangen hat, seine Freunde und ihn selbst bemüht, die Schuld vom Willen auf den Intellect zu wälzen und Fehler des Herzens für Fehler des Kopfes auszugeben.« (Schopenhauer, Welt als Wille, II, 258.)
Lat.: Supercilium salit. (Seybold, 590.)
*451. Er hat ein hertz im leib. – Franck, II, 97b.
*452. Er hat ein Hcrtz wie ein Thurn. – Eyering, II, 280; Körte, 2831a.
*453. Er hat ein Herz von Spiegelglas.
Frz.: Coeur de verre. (Bovill, I, 66.)
Lat.: Cor vitreum. (Bovill, I, 66.)
*454. Er hat ein Herz wie ein Schnebersbrot. – Eiselein, 553.
Groschenbrot von Schneeberg um das Jahr 1531.
*455. Er hat ein Herz wie ein Stein. – Braun, II, 1343.
*456. Er hat ein Herz wie ein Stint im warmen Wasser. – Frischbier, 316; Frischbier2, 1595.
Ist feig.
*457. Er hat ein Herz wie eine Drossel. (Ostpreuss.) – Frischbier, 317; Hennig, 102.
Von einem feigen, muthlosen Menschen.
*458. Er hat ein Herz wie eine kalte Wassersuppe. – Fischart, Trostb.
*459. Er hat ein Herz wie es Tubehus. – Jer. Gotthelf, Knecht, S. 237.
*460. Er hat ein junges Herz, aber einen alten Arsch.
Holl.: Hij heeft een jong hart en een' ouden start. (Harrebomée, I, 288.)
*461. Er hat ein weites Herz.
»Es gibt Männer und Weiber, die so bequeme Herzen haben, dass sie das ganze weibliche und männliche Geschlecht darein logiren können.«
*462. Er hat es ihm aufs Herz gebunden.
Holl.: Hij heeft hem op 't hart gebonden. (Harrebomée, I, 288.)
*463. Er hat ihm ins Herz gegriffen. – Mayer, I, 58.
*464. Er hat kein Herz im Leibe.
Holl.: Hij heeft geen hart in't lijf. – Hij heeft geen hart meer. – Hij heeft zijn hart verloren. (Harrebomée, I, 288.)
*465. Er hat mehr Herz in den Füssen als im Leibe.
»Aber es befand sich, dass dieser trasonische Eysenfresser mehr Hertz in den Füssen als im Leibe hatte.« (Gottfr., 1057b.)
*466. Er hat nicht so viel Herz, um bah zu sagen (um zu muxen).
Wer aus Furcht nicht den Mund aufzuthun wagt. Die Griechen sagten: Er wagt kein My (m) auszusprechen; weil dies der stimmarmste Laut ist, der auch von den Stummen hervorgebracht werden kann.
*467. Er hat nicht so viel Herz wie eine Grille. – Winckler, XV, 78.
*468. Er hat nichts auf dem Herzen.
Frz.: Ne prendre chose à coeur. (Bovill, III, 54.)
Lat.: Rem a corde habere nullam. (Bovill, III, 54.)
*469. Er hat nur Herz in seiner Karte. – Parömiakon, 1866.
Von tapfern Soldaten, überbaupt zur Bezeichnung des Muthigen, Unternehmungslustigen, Gefahrverachtenden.
*470. Er hat 's Herz auf dem rechten Fleck.
*471. Er hat 's Herz auf den Ellenbogen wie die Husaren.
Die dort einen ledernen Besatz in Form eines Herzens tragen, um das Tuch nicht so bald durchzuscheuern.
*472. Er hat 's Herz auf der Zunge.
Frz.: Coeur en bouche; boucho en coeur. (Bovill, I, 204.)
Holl.: Het hart ligt hem op de lippen (op de tong). (Harrebomée, I, 288.)
Lat.: Cor in ore, os in corde. (Bovill, I, 204.)
[619] *473. Er hat's ihm vom Herzen gerissen.
Holl.: Hij heeft het hem van 't hart gereten. (Harrebomée, I, 288.)
*474. Er ist ihm ans (ins) Herz gewachsen. – Körte, 2831m.
Er ist von ihm unzertrennlich, er liebt ihn wie sein Leben.
*475. Er ist nach seinem Herzen.
*476. Er ist wie Bruder Herz. (Berlin.) – Körte, 747.
Albern und widerlich vertraulich.
*477. Er kann im Herzen lesen.
Holl.: Hij kan iemand in het hart lezen. (Harrebomée, I, 289.)
*478. Er kann nichts auf dem Herzen behalten.
*479. Er kann's nicht über sein Herz bringen.
Holl.: Hij kan het niet over zijn hart kriegen. (Harrebomée, I, 289.)
*480. Er kann's nicht vom Hertzen bringen. – Schottel, 1117a.
*481. Er lasst jm das hertz abgewinnen. – Franck, II, 72b.
Diese Redensart gibt Franck für die lateinische: De gradu dejicere; wofür er, wenn man einen entrüstet, die verwandten beifügt: Einem die steg hinabwerfen. Er ist gar auss der nuss, auss dem sattel gehebt. Dagegen, sagt er, so man wider stilt: Ich hab jn wider in die nuss bracht, in sattel gehebt, auff die steltzen bracht.
*482. Er leert 's Herz aus vor ihr. (Rottenburg.)
*483. Er macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. – Körte, 2831b; Braun, I, 1334.
*484. Er nimmt das Herz in die Hand.
*485. Er rührt mir das Herz.
Holl.: Hij roert mij het hart. (Harrebomée, I, 289.)
*486. Er sieht mir das Herz im Leibe nicht an. (Meiningen.)
*487. Er trägt das Herz im Gesicht.
Holl.: Hij draagt zijn hart in zijn aangezigt. (Harrebomée, I, 288.)
*488. Es brennt sein Herz wie eine Kerz.
*489. Es drückt ihm fast das Herz ab. (Rottenburg.)
Der Schmerz.
*490. Es geht ihm nicht vom Herzen.
Holl.: Het gaat niet van harte. (Harrebomée, I, 288.)
*491. Es geht ihm vom Herzen herunter. (Rottenburg.)
Gibt's ungern.
*492. Es geht ihm (nicht) zu Herzen.
Holl.: Het gaat hem (niet) ter harte. (Harrebomée, I, 288.)
*493. Es geht von Herzen, wie wenn die Bauern mit Stuhlbeinen scherzen.
D.h. einander die Köpfe blutig schlagen.
*494. Es hoat mer im Hartzen gutt geschmackt. – Gomolcke, 389; Robinson, 42.
*495. Es ist ein ehrliches Herz, der Teufel weiss es.
Holl.: Eerlijk in zijn hart, maar de duivel kent zijne streken. (Harrebomée, I, 287.)
*496. Es ist ihm ans Herz gewachsen. – Braun, I, 1347.
*497. Es ist ihm nicht ums Herz wie ums Maul. – Simrock, 4685.
*498. Es ist jhm nicht vms Hertz. – Herberger, I, 2, 417.
*499. Es ist mir auf dem Herzen (auf der Zunge), aber kommt nicht auf den rechten Fleck (fällt mir nicht ein). (Lit.)
*500. Es ist mir durchs Herz gegangen.
*501. Es liegt ihm am Herzen.
Holl.: Hij ligt mij na aan het hart. (Harrebomée, I, 289.)
*502. Es liegt ihm am Herzen wie den Weidbuben der Stamm des Baums, an dem sie hinaufklettern. – Pestalozzi.
*503. Es liegt mir auf dem Herzen wie ein Stein.
Holl.: Het viel mij op het hart, zoo koud als een stuk ijs (of: zoo zwaar als een steen). (Harrebomée, I, 288.)
*504. Es möcht ein steinen hertz erbarmen. – Franck, II, 74a.
Holl.: Een steenen zou er van breken. (Harrebomée, I, 287.)
*505. Es stosst ihm ans Herz. (Rottenburg.)
Einem Kinde nach heftigem Weinen.
*506. Es thut mir im Herzen weh.
*507. Es will ihm das Herz abstossen. – Frischbier, 318; Frischbier2, 1596; Hennig, 102.
Es drängt ihn sehr, ein Geheimniss zu entdecken, etwas Vernommenes mitzutheilen.
Frz.: J'ai un mot qui m'étrangle.
[620] *508. Et geit em so to Harte wie dem Schöpper de hête Brie. (Samland.) – Frischbier2, 1598.
*509. Etwas auf dem Herzen haben.
Das Bedürfniss fühlen, jemandem etwas mitzutheilen.
Holl.: Hebt gij wat op 't hart. (Harrebomée, I, 288.)
*510. Etwas nicht übers Herz bringen.
Seine Gefühle nicht zu beherrschen im Stande sein.
*511. Etwas vom Herzen räumen. – Körte, 2831e.
*512. Etwas zu Herzen nehmen. – Körte, 2831a; Braun, I, 1342.
Davon auf eine anhaltende Art gerührt werden.
Holl.: Hij neemt het niet ter harte. (Harrebomée, I, 288.)
*513. Fîld ok, wî mer'sch Harze schlät (pucht). (Schles.) – Frommann, III, 249, 295; Gomolcke, 398.
*514. He dregt 't Hart in de Büx (Hose). (Ostfries.) – Frommann, VI, 285, 647; Bueren, 642.
*515. He het et Hert op de Tong on de Deuwel en de Mag(en). (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 371.
*516. He hett en Harte asn Musekötel. – Eichwald, 748.
*517. He hett en sund Hart aver klevrige Finger. (Holst.) – Schütze, IV, 225.
Von jemandem, der das Diebshandwerk aus Gewohnheit und im kleinen treibt.
*518. He mâkt van sin Harte gên Môrkuhl. (Ostfries.) – Bueren, 554; Hauskalender, II; Eichwald, 743.
*519. Herz aus dem Leibe.
Eine (in Pommern) beim Kartenspiel gebrauchte Redensart, ausser welcher beim Ausspielen der betreffenden Karte auch noch folgende Redensarten sprichwörtlich angewandt werden: Herz-mich, dass ich lache. Herz-Mutter, dat Kind hett kackt. Herz-lich ist nicht schändlich. Herz-lich thut mich verlangen. Wenig, aber herz-lich.
*520. Herz und Mund sind bei ihm weiter auseinander als Passau und Erlau. – Parömiakon, 2254.
Von einem, der es nicht so meint, wie er spricht.
*521. Ich hab's ihm aufs Herz gebunden.
Holl.: Iemand iets op het hart binden. (Harrebomée, I, 289.)
*522. Ich kenn' ja dein Herz, es handelt uf'n Heumarcht mit Aeppel. (Stettin.)
Fr. Hasenow, dem ich eine werthvolle Sammlung pommerschen Sprichwörter aus dem Volksmunde verdanke, bemerkt hierzu: »In der Zusammenstellung des Heumarktes mit dem Aepfelhandel liegt nicht auch ein Witz; der Heumarkt ist vielmehr in Stettin wirklich der Platz, wo Obst verkauft wird. Die Verkäuferinnen (Hökerinnen, Zemplerinnen) sind aber gewöhnlich nicht die besten Vögel. Der unschöne Jargon der niedern Volksklassen in pommerschen und märkischen Städten, der weder hochdeutsch noch plattdeutsch ist, muss doch wol, wie er einmal gesprochen wird, beibehalten werden. Für Stettin insbesondere spielt noch berliner Einfluss eine Rolle dabei, während andere Elemente das Schiffsvolk zuträgt.«
*523. Ich konss nich überss Hartze brengen. – Robinson, 593; Gomolcke, 537; Frommann, III, 410, 389.
*524. Ich will ihm aufs Herz pissen, dass ihm die Leber wächst. (Tolkemit.) – Frischbier2, 1597.
*525. Ich will mir das Herz abräumen.
Mich ganz offen darüber erklären.
Frz.: J'en aurai le coeur net. (Lendroy, 450 u. 1068.)
*526. Ich wollt das hertz im leib mit jhm teylen. – Franck, II, 74b; Sailer, 118.
*527. Ihr Herz ist nicht mehr frei.
Holl.: Haar hart is niet meer vrij. ( Harrebomée, I, 287.)
*528. Im Herzen nüchtern sein und auf der Zunge voller Wein.
Slow.: Na serci tresnih, na jesiki pjanih.
*529. In sein eigen Hertz gehen. – Eyering, III, 104.
*530. Jemandem Herz machen.
Muth einflössen.
*531. Jemandes Herz gewinnen.
Holl.: Iemands hart winnen. (Harrebomée, I, 289.)
*532. Kein Herz im Leibe haben.
Der Feige.
*533. Kein Herz zu jemand haben.
*534. Ma siedem wohl ofs Herz, aber nüd is Herz. – Tobler, 265.
Man hört wol seine Worte, kennt aber seine Gedanken nicht.
*535. Mei Hartze sieht aus asse ene gebacken Birne oder a wälck Rattig. – Der verliebte Aschenwedel in A. Gryphius' Geliebte Dornrose.
[621] *536. Mein hertz im leib zappeln thut, wie eine lauss in einem filzhut. – Ayrer, III, 2067, 20.
*537. Mein Herz schlägt wie ein Pferdefuss in meiner linken Wade. Vgl. dazu Frischbier, Volksreime und Volksspiele, S. 227, Nr. 798.
*538. Mit dem Herzen betrogen sein. – Lohrengel, II, 384.
*539. Oeck wer mi dat Hart utrîte on et fer de Höhner krömle. – Frischbier2, 1599.
Zur Verspottung der eigenen Betrübniss.
*540. One hertze lachen. – Agricola II, 98.
*541. 'S Herz geht im wiera Lambertschwoaf. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
Ist in heftiger Bewegung und Aufregung.
*542. 'S Herz im Leib dreht sich einem um.
*543. 'S Herz vor jemand ausleeren.
Holl.: Hij heeft zijn hart voor ieder open. – Hij zegt al, wat hem op het hart ligt. (Harrebomée, I, 289.)
*544. 'S ies'm ims Hatz wie am Koater im Matz. (Schles.)
Es ist ihm ums Herz, wie einem Kater im März; dem Verliebten.
*545. 'S îsem nich a su ims Hartze wie ims Maul. (Schles.) – Gomolcke, 889; Robinson, 539; Frommann, III, 246, 162; Keller, 157b.
*546. 'S möchten's Hartze obdrücken, wenn a schun woas weess. – Gomolcke, 1003.
Bei Keller (164b) spricht ein Vater bei Gelegenheit der Prüfung seiner Kinder seine Freude über deren Fortschritte aus: »Sieht und hirt ma sich doch recht seine Frêde. Wenn sie wos wissen, wos se gefrogt werden, su wil's'n fost 's hartze obdricken. Ich tro gewiss Sorge, sie warn a Guckuck nich vffte singen hiren, sie sein ja schun gor zu klug.«
*547. Sein Hertz fuhr jhm auff dem Schlitten. – Rollwagenbüchlein, CXI.
*548. Sein Herz abräumen.
*549. Sein Herz an etwas (ans Geld, an eine Person oder Sache) hängen. – Körte, 2831d; Braun, I, 1340.
Alle Begierden auf sie richten.
*550. Sein Herz (vor jemand) ausschütten.
*551. Sein Herz hängt daran.
Holl.: Zijn hart hangt er aan. (Harrebomée, I, 290.)
*552. Sein Herz hat eine doppelte Hornhaut.
Lat.: Collum ducere (obducere, inducere).
*553. Sein Herz ist gebrochen.
Holl.: Zijn hart is gebroken. (Harrebomée, I, 290.)
*554. Sein Herz ist schwarz wie Tinte.
Tückisch, duckmäuserisch, von Verbrechen bedeckt.
*555. Sein Herz ist so bedrückt, als ob ein Mühlstein darauf läge.
Holl.: Zijn hart is bezwaard, als of het tusschen twee molensteenen lag. (Harrebomée, I, 290.)
*556. Sein Herz ist weich wie Wischlappen.
Lat.: Spongia mollior. (Philippi, II, 199.)
*557. Sein Herz lodert wie 'ne Kerz. – Eiselein, 306.
*558. Sein Herz pocht (schlägt) wie ein Mühlenzeug.
Holl.: Zijn hart slaat hem als een smidswerk. (Harrebomée, I, 290.)
*559. Sein Herz und seine Zunge sind weiter auseinander als Schaffhausen und Kitzbüchel. – Parömiakon, 3046.
*560. Sein Herz vor andern verschliessen.
Keine Theilnahme für sie empfinden.
*561. Sein Herz weiss nicht, was sein Mund redet.
Frz.: Il le dit de bouche, mais le coeur n'y touche. (Lendroy, 203.)
*562. Sein Herz wie Wasser vor Gott ausschütten.
» ... Vor Gott mein Hertz wie Wasser aussschütten solte, nicht Wein, da der Geruch, nicht wie Milch, da die Farb, nicht wie Oel, da etwas Fettigkeit, auch nicht wie Honig, da noch der Geschmack im Geschirr übrig bleibe.« (Grimmelshausen, Vogelnest, II.)
*563. Sein Herz zappelt wie ein Lämmerschwanz.
Holl.: Zijn hart klopt all een lammeren-staartje. (Harrebomée, I, 290.)
*564. Sein Herz zum Taubenschlage machen.
Ununterbrochenen Wechsel der Begierden, Neigungen und Bestrebungen.
*565. Sich alle Herzen verbinden.
Die Gemüther aller Menschen, mit denen man in Berührung, für sich gewinnen, an sich ziehen.
*566. Sich in sein Hertz hinein schemen. – Zeytbuch, CCXXXa; Himmelstrass, XXV, 1a.
[622] *567. Sie sind Ein Herz und Eine Seele. S. Apostelg. 4, 82 und Büchmann, 8. Aufl., 219.
»Sie sind ein Hertz, ein wille, ein seele.« (Mathesius, Hist. Jesu, CXIIIIa.)
Frz.: Ce sont les deux doigts de la main. (Lendroy, 619 u. 943.)
Lat.: Novi Simonem et Simon me. (Philippi, II, 48.)
*568. So lange das Herz in mir schlagt!
Frz.: Tant que l'ame me battra dans le corps (dans le ventre).
*569. 'T Hart puckert (pocht) hüm as'n Lammerstäärtje. – Stürenburg, 186a.
*570. Vom Herzen wegreden.
So reden, wie man denkt und empfindet.
*571. Von Herzen lachen.
*572. Wenn dat nich tau Herze geit, mot e stênerne Norsch hebbe. (Samland.) – Frischbier2, 1600.
*573. Wer kan einem jeglichen ins Hertze sehen. – Schottel, 1146a.
574. Auch ein weiches Herz darf harte Worte zu rechter Zeit nicht scheuen.
575. As dus Harz is vüll, gehen die Augen über. (Jüd.-deutsch. Warschau.) – Blass, 21.
576. Das eigen hertz vberwinden, ist mehr den siegen vor den feinden. – Loci comm., 200.
Lat.: Vincere cor proprium plus est quam uincere mundum. (Loci comm., 200.)
577. Das Herz gar leicht (schnell) vergisst, ob auch der Mund geküsst.
It.: Bacio di bocca, spesso il cuor non tocca. (Giani, 189.)
[1434] 578. Das Herz hat viel Verräther.
»Geberde, Miene, Blick und Gang verrathen viel.«
Lat.: Oratio index animi certissimus. (Sailer, Sprüche, 58.)
579. Das Herz im Leibe theil' ich mit dir, die grösste Hälfte behalt' ich mir. (Schles.)
Scherzhafter Spruch bei Theilungen.
580. Das Herz ist das Erste, das im Menschen schlägt, und ist auch das Letzte, das in ihm sich regt.
It.: Il cuore è il primo che vive, e l' ultimo che muore. (Giani, 450.)
581. Das Herz ist nicht gesund, spricht zu viel der Mund. – Neue illustrirte Zeitung, V, 25.
582. Das Herz ist oft besser als der Kopf.
Frz.: Mauvaise tête et bon cœur. (Leroux, I, 185.)
583. Das Herz schlägt den Mann, nicht die Faust. – Predigtmagazin, XIV, 5.
584. Das Herz soll man gut bewahren.
Bei Tunnicius (231): Dat herte sal men wol waren. (Cor vitam tribuens cura servato fideli.)
585. Das hertz will Gott, kein heuchlerey, darumb sich, dass dirs ein ernst sey.
Lat.: Redde Deo mediam lunam, solem, canis iram. (Loci comm., 42.)
586. Dem, der dich soll von hertzen lieben, soltu dich auch zu dienen üben.
Lat.: Officiis gratus sis, ut fias adamatus. (Loci comm., 20.)
587. Dus Harz is a halber Nuwij1. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
1) Prophet. – Das instinctmässige Herausfühlen des Richtigen.
588. Ein ander Hertz, ein ander Kleid tragen falsch wölff in d' heyd, damit sy den gensen lupfen, den pflum ab den köpfen rupfen.
Das Wolffgesang mit dem vorstehenden Spruch ist der Titel einer Schrift aus der Zeit von etwa 1520.
589. Ein Herz, entschlossen zu Thaten, will sich nicht lange berathen.
It.: Cuor determinato non vuol essere consigliato. (Giani, 451.)
590. Ein feig Hertz macht zahm. – Henisch, 1042.
591. Ein fein zufrieden Herz und der helle Sonnenschein und dazu ein Heidensterz ist genug zum Glücklichsein.
592. Ein Herz wird in einem Gespräch gebrochen und in tausend nicht geheilt. – Merx, 314.
593. Ein Phariseisch Hertz und des Zöllners Geberden ist das beste Mittel ein Heuchler zu werden. – Alamod. Polit., I, 15.
594. Ein treues Herz fürs Vaterland ist besser als viel Licht verbrannt.
Damit entschuldigt man in Schlesien fehlende oder dürftige Beleuchtung (Illumination) an festlichen Tagen.
595. Ein wundes Herz macht wunde Augen.
596. Halt dein Herz in stiller Hut, fremder Rath thut selten gut. – Gerlach, 204.
597. Herz im Leib verzage nicht; 's hat mancher a Weib, er mag se nicht. (Schwaben.)
598. Herz um Herz, Ring um Ring.
599. Ich bin dein mit Herz und Seele, mit Hemd und Haut. – Breslauer Zeitung, 1872, Nr. 528.
600. In Herzen und in Gartenbeeten, ist täglich Unkraut auszujäten. – Devisenbuch, 191.
601. Je kleiner Herze, je grösser Auge.
602. Keusche hertzen, keusche wort. – Granatapfel, 126b, 2.
603. Man soll das Herz waschen, nicht blos die Hände.
Ueber einem Wasserbehälter im Hofe des Athos-Klosters fand der preussische Gesandtschaftsprediger in Konstantinopel, Pischon, im September 1858 eine Inschrift, die vor- und rückwärts gelesen den Gedanken ausspricht: Wasche u.s.w., d.h. die Ungerechtigkeiten, nicht blos das Gesicht. (Vgl. Fr. von Raumer, Histor. Taschenbuch, 4. Folge, 1. Jahrg., Leipzig 1861.)
604. Menschlich Herz mit viel Sorgen nicht scherzt.
Lat.: Pectora nostra deus, non admittentia carus. (Sarcerius, 38.)
605. Mit trübem Herzen fröhlich sein, ist grosse Kunst und schwere Pein. – Gerlach, 30.
606. Rein Herz, rein Hand, rein Haus. – Glaubrecht, Erzählungen, 149.
[1435] 607. Sage niemand deines Herzens Gedanken, heut ist er dein Freund und morgen kann er wanken. (Oberhessen.)
608. Siegst (siehst du) mein treues Herz? (Steiermark.)
Wenn man jemand die Feige zeigt.
609. Sind zwei Herzen eins geworden, so ist ihnen auch der Speicher ein Vergnügungsort. – Merx, 311.
610. Vom Herzen zum Herzen gibt es einen Weg. – Merx, 262.
611. Wach auf, mein Herz und singe, wenn En's nach Branntwein ginge, und wär' och ne zu lange, mir wird ju goar zu bange. (Hirschberg.)
612. Wem das Herz am rechten Flecke sitzt, dem kann der Kopf nur selten einen Quersprung machen.
613. Wen man einmal ins Herz gefasst hat, an den denkt man immer. – Bertram, 59.
614. Wenn dei Herzla wär wie mei Herzla, so wär olls e Schlumpe, sagte der Knecht zur Magd.
*615. Aufs Herz zielen.
Lat.: Jugatum causae premere. (Plinius.)
*616. Das Hertz ist jhm in die höltzern Kniescheiben gefallen. – Dietrich, II, 1003.
*617. Das Herz möchte einem vor die Füsse fallen. – Klix, 76.
*618. Dau hoisst's: Herz, was witt (willst du). (Ulm.)
*619. Deam ist's Herz in d' Hose gefalle. (Ulm.)
*620. Eiserne Herzen im hölzernen Schiff.
Der Wahlspruch des 1871(?) gestorbenen nordamerikanischen Admirals Farragut, um seine Abneigung gegen Panzerschiffe auszudrücken. (Jahreszeiten, Hamburg 1870, S. 832.)
*621. Er hot a brillanten Harz. (Warschau.)
Ironisch von einem schlechten Menschen, dessen Herz so hart ist wie ein Brillant.
*622. Er sihet von Hertzen sawer darzu, wenn es helffen wolt. – Agricola, I, 311.
*623. Mit dem Herzen kochen.
Einfach, aber so, dass es unverwöhntem Gaumen schmeckt.
*624. Mit offenem Herzen reden.
It.: Parlare col cuor aperto. (Giani, 1859.)
*625. 'S Herz geht em, wie a Mühle. (Ulm.)
*626. Sein Herz hat sich die Finger verbrannt und scheut das Feuer. – Hermes, II, 173.
*627. Sein Herze geht (pocht) wie ein Schmiedehammer.
*628. Sich ein Herz fassen.
Adelung-1793: Herz-Polyp, der · Herz (2), das · Herz (1), das
Brockhaus-1911: Herz Mariä · Herz Jesu · Herz [3] · Herz [2] · Hängendes Herz · Flammendes Herz · Herz · Heiliges Herz Jesu
DamenConvLex-1834: Herz, Henri · Herz (Medicin) · Herz
Eisler-1912: Herz, Marcus · Herz, Hans
Herder-1854: Herz [3] · Herz [2] · Herz [1]
Meyers-1905: Herz, stammendes, hängendes · Herz [3] · Karls Herz · Herz-Jesu-Fest · Herz [2] · Hängendes Herz · Flammendes Herz · Herz [1] · Heiliges Herz Jesu
Pataky-1898: Herz, Frau Henriette · Herz, Auguste
Pierer-1857: Herz-Jesu-Andacht · Karls Herz · Herz [1] · Herz [2]
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