1. As (wenn) man sugt (sagt) gestorben, glaüb. (Jüd.-deutsch. Brody.)
2. As man sugt Meschige (verrückt), glaübe. (Jüd.-deutsch. Brody.)
3. Auf das Sagen folgt Weinen oder Behagen.
Es kommt sehr viel darauf an, wie man es darstellt; es kann eine widerwärtige, aber auch eine erheiternde Wirkung haben.
Frz.: Bien dire fait rire; bien faire fait taire. (Bohn I, 8.)
4. Bat sall me seggen, bat sall me daun? En Küken es kain Haun. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 178.
5. Da hilft kein Sagen, wenn man nicht danach thun will.
Frz.: On a beau prêcher à qui n'a cure de bien faire. (Kritzinger, 197a.)
6. Da werd' ich es Ihnen sagen, sagt Elvenich.
Wird in Breslau, besonders, wenn nicht ausschliesslich, in Studenten- und Gelehrtenkreisen in Fällen angewandt, wo jemand etwas, wonach er gefragt wird, nicht weiss. Man er zählt die Entstehung des Sprichworts so. Der Prof. Elvenich soll die Gewohnheit gehabt haben, auch die Candidaten, die sich vorzugsweise den Realwissenschaften zugewandt haben, speciell in der Philosophie zu prüfen. So verlangte er einst von einem Candidaten der Naturwissenschaften, derselbe solle ihm den Inhalt des ersten Buchs von Kant's Kritik der reinen Vernunft angeben. Dieser erklärte, dass er damit nicht bekannt sei, worauf Prof. Elvenich erwiderte: »Nun, da werd' ich es Ihnen sagen.« Er fragte dann in derselben Weise nach dem Inhalt des zweiten Buchs, und da dieselbe Antwort erfolgte, bemerkte der Professor wieder: »Nun, da werd' ich es Ihnen sagen.« Dies oder Aehnliches soll wiederholentlich vorgekommen und auf diese Weise das Sprichwort entstanden sein.
7. Das Sagen ist umsonst, wenn man nicht danach thun will.
Holl.: Wat baat het, schoon gezegd, aan de daad ligt de magt. (Harrebomée, II, 51a.)
8. Das Sagen ist wolfeil. – Petri, II, 69.
9. Dat is ni immer seggt, datt, wer nix is, ok nix warrn scholl. (Rendsburg.)
10. Dat seg'k mit Se, segt Förster Kruse, dô lêwt he noch. – Hoefer, 652.
11. Dat seg 'k so man, segt Schult. (Mecklenburg.) – Hoefer, 960.
12. Dau kass seggen, watste wess, mâr dau motts mech van et Lîf avblîven. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 248.
[1830] 13. De quaet segt, eer he quaet siet, schwege he still, verbörde niet. – Schottel, 1130b.
14. Der hat's gesagt, ist kein Beweis.
Gegen den blinden Autoritätslauben. In Warschau sagt man jüdisch-deutsch: Vün emar Abaje is nit kein Raje (Beweisgrund). Die Redensart wird von den Reformjuden angewandt, um auszudrücken, dass in unsern Tagen das Talmudstudium keinen praktischen Nutzen biete. »Abaje sagte« ist ein im Talmud oft wiederkehrender Satz.
15. Die sich lassen sagen, denen mag man rathen. – Simrock, 8119.
Bei Tunnicius (364): De sik laten seggen, den is gôt te raden. (Utile consilium facile est tribuisse modesto.)
16. Drüm es der nitt viel van te seggen, grote Aier könnt se der nit leggen. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 179.
17. Durch Sagen und Wiedersagen wird ein Ding (Geheimniss) durch die Stadt getragen.
Die Russen sagen: Sag's heut dem Peipus und morgen weiss es das Finnische Meer, was auch keine Schwierigkeiten hat, da die Narwa, welche aus jenem kommt und in dies fliesst, die Sache besorgen kann. Die Czechen haben eine ähnliche Anweisung: »Sag' es der Sau, die Sau sagt es dem Eber, und der Eber verbreitet es in der ganzen Gemeinde. Und: Sag' es dem Thorwächter, der Thorwächter erzählt es jedem, der durchs Thor geht.«
Böhm.: Povĕz brannému, a branný každému. – Povĕz svini, svinĕ kanci, a kanec roznese po vší obci. (Čelakovský, 81.)
18. Ein anderes ist sagen, ein anderes ist thun. – Wahl, I, 155, 3.
Es ist leichter gesagt als gethan.
Frz.: C'est plus tôt dit que fait.
It.: Altro è fare, altro è dire. – Dal detto al fatto c'è un gran tratto.
Schwed.: Det är lättare sagdt, än gjordt. (Marin, 10.)
19. Es ist besser zu sagen: Wehe mir Armen, als wehe uns Armen.
20. Es ist ebenso gut gesagt wie gesungen.
Holl.: Also goet ghesecht als ghesonghen.
Lat.: Applaudo dictis, cantandis sepe relictis. (Fallersleben, 64.)
21. Es ist leicht gesagt, aber langsam (schwer) gethan. – Simrock, 8671.
Engl.: 'T is sooner said than done. (Bohn II, 59.)
Frz.: Il est aisé de parler, mais il est mal aisé de faire. (Kritzinger, 508a.)
Lat.: Dicere perfacile, est opus exercere molestum. (Binder I, 316; II, 758; Buchler, 91; Philippi, I, 117; Seybold, 123.)
22. Es ist leicht gesagt: Für 'n Sechser Käse, aber von welcher Sorte.
In Berlin sehr häufig gebraucht; wenn jemand über eine Sache spricht, von der er nichts versteht.
23. Es ist nicht alles gut zu sagen, was wahr ist.
24. Es ist nicht alles Sagen wahr; oft ist's erlogen ganz und gar. – Seybold, 173.
25. Es ist nichts böse gesagt, wenn man's nicht böse nimmt.
It.: La parola non è mal detta, se non è mal presa. (Bohn I, 106.)
26. Es ist nichts so gut gesagt, man kann was dagegen sagen.
Frz.: Il n'est rien si bien fait où l'on ne trouve à redire. (Bohn I, 25.)
27. Es ist schon alles gesagt.
Dän.: Intet siges som jo før er sagt. (Prov. dan., 498.)
28. Es kan niemand sagen, was der Todt ist, er sey denn drey Tag im grab gelegen. – Lehmann, 748, 33.
29. Es kann nichts gesagt werden, was nicht schon gesagt ist. – Schamelius, 50, 2.
Lat.: Nihil potest dici, quod non sit dictum prius. (Schamelius, 50, 2.)
30. Es lest sich alles sagen. – Franck, II, 155b; Egenolff, 214a; Gruter, I, 37; Petri, II, 285.
Auch mit dem Zusatz: Butter und Brot lässt sich essen.
Schwed.: Alla ord låta säga sig. (Grubb, 13.)
31. Es saget vom andern mancher quad, der selbst nichts guts im Hertzen hat. – Petri, II, 292.
32. Es sagt nicht jeder, wie alt er ist.
Besonders die Frauen stehen in dem Rufe, dass sie in der Angabe des Alters nicht zuverlässig sind.
It.: Anni e peccati sempre sono più che non si dice. (Bohn I, 72.)
[1831] 33. Es sol einer nicht alles sagen, was er denckt. – Petri, II, 297.
34. Es wird (ist) nicht alles gesagt, was bekannt ist.
35. Es wird nichts so gut gesagt, der Teufel legt es für sich aus.
36. Es wird viel gesaget, da kein Jüd Geld auffleihet. – Petri, II, 307; Henisch, 1471, 15.
37. Et hät wat te seggen öm met ên old Perd te goin eggen. (Deutz.)
Wenn jemand etwas Selbstgeschaffenes übermässig hoch anschlägt.
38. Etwas oft gesagt, thut den Ohren wehe.
39. Gesagt, gethan.
Frz.: Aussitôt dit, anssitôt fait. (Lendroy, 76.)
Lat.: Dictum et factum. (Binder II, 763; Philippi, I, 118.) – Simul dictum, simul et factum. (Philippi, II, 187; Eiselein, 228.)
Schwed.: Sagt och gjordt. (Rhodin, 109.)
40. Gesagt ist gesagt, man kann's mit keinem Schwamm wegwischen. – Eiselein, 228; Lohrengel, I, 312.
Böhm.: Co praveno, to řečeno; a co zapsáno pérem toho nevyvrátíš toporem. (Čelakovský, 79.)
Holl.: Heeft iemand met spreken zich vergist, 't wordt met geen sponsje uitgewischt. (Harrebomée, II, 291b.)
Lat.: Dicta semel nullum patiuntur jure recursum. – Et semel emissum volat irrevocabile verbum. – Nescit vox missa reverti. (Eiselein, 228.)
41. Gesagt ist nicht gethan.
42. Gesagt und gethan, da hat Gott Wohlgefallen dran.
Frz.: Dict sans faict a Dieu déplait. – Dict faisant a Dieu plaisant. (Leroux, I, 14.)
Schwed.: Sagdt och gjordt uträttar saken fort. (Wensell, 66.)
43. G'sogt is 's laichta ols don. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 391, 60.
44. Gut gesagt, ist halb gethan.
Span.: Lo bien dicho, presto es dicho. (Cahier, 3387.)
45. Ich will's nicht sagen, sondern denken, was mein Herz thut kränken.
Frz.: Je ne veux dire, mais penser, ce que mon coeur tourmente. (Kritzinger, 238a.)
46. Ick segg der van Jakub, sta still. – Hauskalender, III.
Es ist leichter gesagt als gethan.
Lat.: Sunt facta verbis difficiliora. (Philippi, II, 206.)
47. Ick segge nix, mîn Frô is achter (hinten). – Bueren, 750; Frommann, VI, 284, 723.
48. Ick will man so seggen, seggt Marks, denn greff he sick na de Kinn. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.
49. Jedermann sagts, vnnd niemandt weiss es. – Lehmann, 301, 13; Simrock, 8673.
Dän.: Hver mand siger det, ingen mand veed det. (Bohn I, 375.)
50. Kannst du es nicht sagen, so singe es.
Frz.: Si tu ne le pense dire, si le monstre au doigt. (Moscherosch, 386.)
51. Kurz gesagt und viel gethan.
»Recht kurz gesagt und viel gethan, das bleibt den Deutschen eigenthümlich.« (Keller, 158a.)
52. Man darf nicht alles sagen, was wahr ist.
It.: Ogni vero non è ben detto.
53. Man kann alles sagen, aber nicht alles essen.
Holl.: Alle ding laat zich zeggen, en kaas en brood laten zich eten. (Harrebomée, I, 134.)
54. Man kann mehr sagen als erjagen.
55. Man kann sagen, was man verschwiegen hat, aber nicht verschweigen, was man gesagt hat.
Frz.: On peut dire ce qu'on a tû, mais non pas taire ce qu'on a dit. (Kritzinger, 238b.)
56. Man kann wol sagen, was man nicht weiss, aber nicht geben, was man nicht hat. – Winckler, XX, 76.
57. Man kann wol sagen, was man will, man hat aber darum nicht alles, was man will.
Dän.: Een kand sige hvad han vil, men har derfor ikke hvad han vil. (Prov. dan., 497.)
58. Man muss nicht alles sagen, was wahr ist.
Port.: Nem tudo o que he verdade, se diz. (Bohn, I, 286.)
59. Man muss nicht einem jeden sagen, wo der Fuchs Eyer legt. – Petri, II, 461; Henisch, 963, 24.
[1832] 60. Man muss nie sagen: Quelle, dein Wasser mag ich nicht trinken.
Man soll nie etwas verreden.
Fez.: Il ne faut jamais dire: Fontaine, je ne boirai point de ton eau.
61. Man muss sagen, ehe andere sagen.
Wenn man nämlich etwas Gutes zu sagen hat; vielleicht lassen dann andere etwas weniger Gutes ungesagt.
Span.: Antes dí que digan. (Bohn I, 200.)
62. Man pfleget nichts zu sagen, es komme denn von etwas her. – Theatrum Diabolorum, 192a.
63. Man saget viel von hier und dar, doch wenig nur ist davon wahr.
64. Man sagt ebenso bald eine grosse Lüge als eine kleine.
65. Man sagt nicht leicht von einer Sache, es ist etwas daran. – Blum, 432.
Lat.: Non est de nihilo, quod publica fama susurrat, et par veri fabula semper habet.
66. Man sagt offt von eim, dauon er erst geht. – Franck, I, 144b.
67. Man sagt selten etwas, es ist etwas dran. – Franck, II, 172b; Gruter, I, 58; Graf, 454, 452.
68. Man sagt so lange, bis es geschieht.
69. Man sagt so lange von einem ding, biss es geschicht. – Agricola I, 390; Franck, II, 154a; Gruter, I, 58.
Schwed.: Långe går sägen før gjärning. (Grubb, 458.)
70. Man sagt viel, so nichts an ist. – Eiselein, 536.
Lat.: Fama mendax. (Binder II, 1087; Buchler, 119.)
71. Man sagt vil ynn einem sommerlangen tage. – Agricola I, 359; Egenolff, 191a; Gruter, I, 58; Latendorf II, 22; Schottel, 1135b; Eiselein, 570.
72. Man sagt von nichts, es kommt von was. – Chaos, 158.
Lat.: Fama temere non nascitur quin subsit aliquid. (Cicero.)
73. Man sagt wol, wie man hineinkommt, aber keiner räth, wie man wieder herauskommt.
74. Man seggt wol vun dat viele Supen, averst nig vun dem grôten Döst. (Holst.)
75. Man soll nicht alles sagen, was man denkt (weiss), und nicht alles glauben, was man sagt. – Pistor., IV, 38; Simrock, 8609.
Engl.: One may think, that dares not speak. (Gaal, 604.)
Lat.: Non omnia quae cogitantur recensenda, nec omnia quae recensentur credenda. – Omnia scire licet, sed non licet omnibus uti. (Egeria, 203.)
76. Man soll nicht das eine sagen und das andere thun.
It.: Non accennar in coppe e dar in bastoni (danari.)
77. Mancher sagt, was er weiss, er trifft Kälber oder Geist.
78. Mögen sie sagen, was sie wollen, sagte Klas, wenn sie nur nicht sagen, ich hätte 's Schiesspulver erfunden.
79. Nach dem Sagen gilt das Schweigen.
Wenn ein Mann, der vernünftig zu reden weiss, schweigt, so legt man Gewicht darauf; wenn ein anderer, der nichts Kluges redet, schweigt, so erscheint sein Schweigen gleichgültig. Auch die Chinesen haben das Sprichwort: »Nach dem was die Leute sagen, beurtheilt man ihr Schweigen.« (Cibot, 162.)
80. Niemand kann sagen, dass ein Gericht sein eigen sei. – Graf, 404, 18.
Der ausübende Richter ist es nicht durch Geburt; er ist zu dem Amte berufen durch das Landesoberhaupt oder durch die Wahl des Volks. Erbliche Richter kannten die alten Deutschen nicht.
Mhd.: Davon mag nieman jehen, daz ein gerichte sin eigen si. (Wackernagel, Schwabenspiegel, 85.)
81. Nischt säg'n, säg'n de Dêr'n, wenn se 't doan häw'n. – Schlingmann, 275.
82. Nix seggen, seggen de lütjen Dierns, wenn't jem smeckt hett. (Hamburg.) – Hoefer, 218.
83. Nüd g'seit, ist jo g'seit. – Sutermeister, 127.
84. Säd' ick't nich: Gûot den Buern de Fidel nich. (Pommern.)
85. Sag mir nit, wer ich bin, so sag ich dir nit, wer du bist. – Hauer, Ki.
Lat.: Qui quae vult dicit, quae non vult audit. (Hauer, Ki.)
[1833] 86. Sag nicht, wer der und jener ist, so sagt er auch nicht, wer du bist. – Chaos, 153; Eyering, III, 570.
87. Sag nichts, was dich heel hat. – Lehmann, II, 565, 5; Zinkgref, IV, 353.
88. Sag nit alles, das du weysst; glaub nit alles, das du hörst; thu nit alles, das du kannst; wiss nit alles, das du lisst, so bist du wiss zu aller frist. – Franck, I, 148b; Petri, II, 515; Lehmann, 860, 23; Lehmann, II, 565, 2; Sailer, 268; Henisch, 661, 48; Gaal, 1337; Körte, 5163; Körte2, 6462; Simrock, 8670; Venedey, 47.
Er »sagt alles, was er wusste, thet alles, was jhm gelust, glaubet alles, was er hört, hört alles, was man böses lehrt, gab alles, was er hat, nam alles, was er begeret.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 238.)
Mhd.: Er ist unnütze lebende, der allez sagen wil, daz er weiz. (von Levelingen.) – Seit ich halbez daz ich weiz sô müestich bûwen vremden kreiz. (Freidank.) (Zingerle, 126.)
Frz.: Fol est qui dit tout ce qu'il pense. – Garde-toi de dire tout ce que tu sais. (Masson, 287.)
It.: È meglio mangiar quanto l' uomo, ha, che dir quanto l' uomo sa. – Non dir ciò che tu sai. (Masson, 287.) – Non far ciò, che tu puoi, non ispender ciò che tu hai; non creder ciò che tu odi; e non dir ciò che tu sai. ( Gaal, 79 u. 1337.)
Lat.: Plus scire satius est, quam loqui. (Plautus.) (Philippi, II, 99; Egeria, 222.)
Poln.: Wiele gada, a mało mówi.
Schwed.: Säg icke alt det du weet. (Grubb, 782.)
89. Säg' nit alls, wa d' weisst, iss lieber alls, wa d' hast. – Schweiz, II, 216, 1.
Dän.: Bedre at vide meere end tales, end at tale meere end vides. (Prov. dan., 58.)
Frz.: Il vaut savoir plus qu'on ne dit, que de dire plus qu'on ne sait.
90. Sag niemand, wer er ist, so sagt man dir nit, wer du bist. – Franck, I, 78b; Petri, II, 515; Lehmann, II, 572, 2; Schottel, 1145a.
Lat.: Carere debet omni vitio, qui in alium paratus est dicere. (Seybold, 67.)
91. Sag', oder 's geit en Kropf. (Ulm.)
92. Sag von dir selbst kein Schand, sie kompt dir dannoch zu hand. – Lehmann, II, 565, 4; Petri, II, 516; Braun, I, 4084.
93. Sag, was du weist, thu (vnd vrtheyl), was du kanst. – Franck, Chronik, CVb.
94. Sage mir, auf welchem Herde deine Tochter gebacken und bei was für Feuer dein Sohn gewärmt ist; so will ich dir sagen, aus was für Stoffe beide sind. – Winckler, X, 37.
95. Sage mir, mit wem du umgehst; so will ich dir sagen, wer du bist. – Grubb, 28.
Engl.: Tell me with whom thou goest, and I'll tell thee what thou doest. (Bohn II, 98.)
Frz.: Dis-moi qui tu hantes et je te dirai qui tu es.
Holl.: Zeg mij, met wien gij om gaat, en ik zal uwen staat weten. (Harrebomée, II, 297b.) – Zegt ons met wie dat gij verkeert, en heb ik uwen raad geleerd. (Bohn I, 344.)
It.: Dimmi con chi vai e ti dirò chi sei. (Masson, 273.) – La mala compagnia è quella che mena uomini a la furca. (Bohn II, 98.)
Lat.: Noscitur ex socio, qui non cognoscitur ex se. (Philippi, II, 47.)
Poln.: Kto z kim przestaje, sam takim zostaje. – Z jakim kto nakłada, takim się stawa. (Masson, 273.)
Port.: Dize-me com quem andas, dir-te hei que manhas has. (Bohn II, 98.)
Span.: Díme con qué irás, dezirte he lo que harás. (Masson, 273.) – Díme con quién andas, diréte quién eres. (Bohn I, 214.)
96. Sage mir, was du isst, so will ich dir sagen, was du bist.
Bei dem pariser Buchhändler Sautelot erschien 1825 eine Schrift unter dem Titel: Physiologie des Geschmacks, die das obige Wort zum Motto hatte.
97. Sage mir, wer dein Freund ist, so weiss ich, wer du bist.
98. Sage nicht alles, was du weisst; glaube nicht alles, was du hörst; thu' nicht alles, was du kannst. – Braun, I, 3694.
99. Sage nicht alles, was du weisst; wisse aber alles, was du sagst.
100. Sage nicht, das du nicht auch gern hörest. – Müller, 51, 2.
[1834] 101. Sage nicht gar heraus.
102. Sage nicht: von diesem Wasser mag (werde) ich nicht trinken.
It.: Non giova a dire, per tal via non passerò, nè di tal acqua bevero. (Bohn I, 113.)
Port.: Não digas, desta agoa não biberei, nem deste pão comerei. (Bohn I, 285.).
103. Sage nicht, was da verschweigen solt. – Lehmann, II, 572, 1.
104. Sage nichts, du könntest es denn beweisen. – Simrock, 8667; Lehmann, II, 565, 3.
105. Sage niemand, dass jhm misfelt, dass fürdert wohl als Gut vnnd Geldt. – Lehmann, 645, 47.
106. Sage niemand, wer er ist, so hörstu nit (sagt dir keiner), wer du bist. – Lehmann, 699, 15; Latendorf II, 25; Chaos, 153; Simrock, 8665; Körte, 4556; Braun, I, 3044.
Dän.: Siig ingen hvad han er, saa hører du ei hvad du er. (Prov. dan., 308.)
Lat.: Calumniator se ipsum afficit contumeliis. – Qui quo vult, dicit, que non vult, audiet. (Chaos, 152.)
Poln.: Jest to cnota nad cnotami trzymac język za zębami. – Kto mówi co chce, usłyszy czego niechce. – W zamkniętą gębę mucha nie wleci. (Masson, 284.)
107. Sage, was du willst; es muss doch nach meinem Kopfe gehen.
108. Sagen ist leicht, thun aber ist schwerlich. – Lehmann, II, 565, 7.
Frz.: Aisé à dire est difficile à faire. (Bohn I, 2.)
Lat.: Dicere perfacile est, opus exercere molestum. (Gaal, 1753.)
109. Sagen ist leichter als thun.
Engl.: It is easier said than done. (Wahl, I, 155, 3.)
Frz.: C'est un bel instrument que la langue. (Lendroy, 881.)
It.: Le cose sono più facili a dirsi, o a proporsi, che a mettersi in esecuzione.
110. Sagen ist nichts, thun ist die Kunst.
Holl.: Zeggen is niets, doen is de kunst. (Harrebomée, I, 458b.)
111. Sagen lässt sich alles, aber thun nicht alles.
Lat.: Dicere et facere non semper ejusdem. (Buchler, 90; Binder I, 314; II, 756; Seybold, 122; Schonheim, D, 8.)
112. Sagen mit dem Mund vnd anders im Hertzen meinen, ist böss. – Lehmann, II, 565, 9.
113. Sagen thut's nicht.
Sehr oft doch!
114. Sagen und Thun ist zweierlei. – Simrock, 8668; Eiselein, 537; Körte, 5161; Braun, I, 3690.
Die Charaktere des Papstes Alexander VI. und seines natürlichen Sohnes Cäsar Borgia hat man mit den Worten unterschieden. »Jener that nichts von allem, was er sagte, und dieser sagte nichts von allem, was er that.« (Zeitung für die elegante Welt, 1827, 702.)
Engl.: Saying and doing are two things. (Bohn II, 129; Gaal, 1753.)
Frz.: Autre chose est de dire et autre chose de faire. (Kritzinger, 50a.) – Dire et faire sont deux. (Caf hier, 534; Kritzinger, 301a.) – Du dire au fait y a grand trait.
It.: Fare e dire son due cose. (Bohn I, 98.) – La altra cosa è il dire, altra il fare. (Bohn I, 70.)
Lat.: Dicere et facere non semper ejusdem.
Span.: Prensar vino y vender vinagro.
Ung.: Mondani es mivelni külömböző dolog. (Gaal, 1753.)
115. Sagen und Thun kommt nicht von Einem Meister. – Winckler, XX, 98.
116. Sagen und Thun sitzen nicht miteinander zu Tische.
117. Sag's nirgend, als wo du allein bist, da schnauf' es. – Eiselein, 537; Braun, I, 3690.
118. Sagstu, was du wilt, so höre, das du nit wilt. – Franck, II, 112a.
119. Sagt man etwas, so büsst man ein. – Eiselein, 536.
120. Seggen is god, man don is'n Dink. – Eichwald, 1708.
121. Seggen is Stank, dôn is'n Dank. (Lübeck.) – Deecke, 12.
122. Sie sagten, ist halb gelogen.
It.: Si dice è mentitore. (Bohn I, 126.)
123. Töschen ons gesât, sage de klafe Wîver. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 123.
124. Tweimal seggt man ôlen Weibern wat. (Schöningen.)
125. Viel sagen von einem Ding hilfft nicht, man muss es angreiffen. – Petri, II, 575.
[1835] 126. Vim sugen werd män nich trugen1.
1) Von tragen, trächtig, schwanger. Jeder Wirkung muss eine entsprechende Ursache vorausgehen.
127. Vom Sagen bis zum Thun ist ein weiter Weg.
It.: Dal detto al fatto v' è un gran tratto, il verbo fare ha un pessimo futuro, che spesse volte si converte in niente.
Span.: Del dicho al hecho, hay gran trecho. (Cahier, 3386.)
128. Von sagen kompt sagen. – Petri, II, 581.
129. Wär's sôt, dâr hängt 'ch ne. (Böhmisch Friedland.)
Wer's sagt, der erhängt sich nicht. Die Absicht ist gewiss die festeste, die man niemand mittheilt, wenn man sie allein durchführen kann.
130. Was batt (hilfft) es gesagt, an der that ligt die macht. – Tappius, 164b; Franck, II, 40b; Henisch, 1527, 5.
Holl.: Wat batet schoon ghesacht, aen die daet licht al die macht. (Tunn., 24, 14.)
Lat.: Non verbis, at factis spectari vult Graecia. (Tappius, 164a.) – Verbis non te iacta, sed facias bona facta. (Fallersleben, 747.)
131. Was gefährlich ist zu sagen, das soll man lange bedenken.
Dän.: Man skal betænke længe, det man skal sielden sige. (Prov. dan., 67.)
132. Was gesagt ist, kann nicht ungesagt gemacht werden.
133. Was man andern sagt, soll man selber thun.
Frz.: Pratique le premier ce que tu dis aux autres. (Cahier, 1445.)
134. Was man nicht genug sagen kann, sagt man nie zu viel.
Lat.: Nunquam nimis dicitur, quod nunquam satis. (Egeria, 189.)
135. Was man nicht sagen kann, muss man geigen (pfeifen).
»Die narren mögen doch nichtz schweigen; was sie nit sagen, das müssen sie geigen.« (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 28.)
Frz.: Si tu ne le peux dire, si le monstre au doigt. (Bohn I, 57.)
136. Was man sagt, ist schon gesagt worden.
Lat.: Nullum est jam dictum, quod non dictum sit prius. (Terenz.) (Seybold, 392.)
137. Was man trunken sagt, hat man nüchtern gedacht. – Körte, 6503.
138. Was man trunken sagt, hat man nüchtern zu verantworten.
139. Was man zu sagen sich schämt, muss man nicht thun.
Poln.: Co się czynić nic godzi to téz mówić szkodzi. (Lompa, 9.)
140. Was man zu sich selbst sagt, hört der Himmel wie der Donner. – Sprichwörterschatz, 21.
141. Wat eck segge, dat segge eck luë (laut), segt Seepers. (Hildesheim.) – Hoefer, 979.
142. Wat sall man seggen, wenn't Holt to kort is, sêd Niels, do lêv he nog. – Schütze, IV, 93.
143. Wat seggst averst nu? fragte die Krähe den Frosch, als sie ihm den Kopf abgebissen hatte. – Diermissen, 154.
144. Wat seggst du dôrtô? segget se in Hamborg. – Schütze, II, 95; Hoefer, 409.
Diese sprichwörtliche Redensart, die man in Altona und Pinneberg hört, soll vielleicht die Fragesucht der Nachbarn bezeichnen.
145. Wat soll ick seggen, wat ick nit weit; graün Boäme sind ächter hait. (Büren.)
146. Wenn man sagt, dass du ein Ferkel seist, so leg' dich in den Koth.
Holl.: Als ieder zegt, dat gij een varken zijt, dan moet gij in het kot. (Harrebomée, II, 358a.)
147. Wenn sie sagen, du seiest betrunken, so schiebe hin und her, und geh nicht gerade her.
It.: Quando tutti ti dicono briaco, va a dormire. (Bohn I, 123.)
148. Wer alles sagt, was er weiss, hat nichts für sich.
Dän.: Hvo som siger alt det hand veed, veed intet selv. (Prov. dan., 560.)
Frz.: Qui dit tout, n'excepte rien. (Cahier, 537.)
149. Wer alles sagt, was er will, muss oft hören, was er nicht will. – Simrock, 8666.
It.: Chi vuol dire quello che vuole, udirà di quello che non vuole.
[1836] 150. Wer etwas sagt, muss es beweisen. – Graf, 453, 437.
In Hamburg: De en dingk secht, de moth bewyszen. (Lappenberg, 277, 190.)
151. Wer nicht sagen darf, dass ihm wehe ist, dem ist wehe.
152. Wer nichts sagt, lügt nicht.
It.: Chi niente dice, mai non mente. (Bohn I, 83.)
153. Wer nichts zu sagen1 weiss, der schweige.
1) D.h. etwas Vernünftiges zu reden.
Lat.: Aut dic aliquid melius silentio aut sile. (Egeria, 21.)
154. Wer nid cha säge nî, gî, lû, stû und gû, de muess nid ge Schaff hûse gû. – Sutermeister, 48.
155. Wer sagt, das jm gefelt, der hör, das er nit welt. – Franck, I, 158b.
Dän.: Har da sagst hvad du vil, skal du høre, hvad du ikke vil. (Bohn I, 374.)
156. Wer sagt, der wagt.
157. Wer sagt, er hab' einem Guts gethan, der möcht's von ihm gern wieder ha'n. – Körte, 2464.
158. Wer sagt und setzt, der muss beweisen. – Graf, 453, 436.
Wer etwas behauptet oder eine Klage anhängig nacht. Im Ostfriesischen: De dair secht und settet, de moit bewiesen. (Wicht, I, 27, 59.)
159. Wer sagt, was er nicht halten will, schweig', eh' er endet, lieber still.
160. Wer sagt, was er nicht soll, muss hören, was er nicht will. – Winckler, VII, 52.
161. Wer sagt, was er will, muss hören, was er nicht will.
Holl.: Die zegt, wat hij wil, moet hooren het wederspel. (Harrebomée, II, 285b.)
162. Wer sagt, was ihm beliebt, muss hör'n, was ihn betrübt.
163. Wer viel sagen will, der muss viel wissen.
164. Wer viel sagt, auch nicht wenig lügt.
Bei Tunnicius (292): De velc secht, dat he ôk nicht weinich en lügt. (Multa loquens raroque tacens mentitur aperte.)
Lat.: Exigua distribuenda fides, qui multa loquuntur. (Cato.)
165. Wer vilen sagt, was jedem gbrist, der hört gar offt, wer er ist. – Brandt, Nsch., 69, in Kloster, I, 601.
166. Wer vom Sagen will verzagen, der wird nicht viel Gut's (Lieb's) erjagen.
»In meinem synn dacht' ich also: Wer von sagen wolt Verzagen, der möcht wol nymmer lieb beiagen.« (Hätzlerin, II, 7, 273.)
167. Wer wil sagen, das jn gelust, der höre, was jn nit gelust. – Franck, II, 112a; Winckler, VII, 52.
Dän.: Den som siger hvad han vil, maa høre hvad han ikke vil. (Bohn I, 356.)
Span.: Quien dice lo que quiere, oye lo que no quiere. (Bohn II, 248.)
168. Wer zu vil sagt, sagt nichts. – Körte, 6788.
169. Wer's nimmer sagt, wer weiss, was ihn plagt.
170. Wie gesagt, so gethan (geschehen). – Eiselein, 228.
171. Wilt iedermann sagen, wer er ist, so höre auch, was dir brist. – Franck, II, 111b; Lehmann, II, 856, 417.
172. Wir sagen wol, vnsre eltern sein fromm leut, doch leben wir in vnser heut. – Henisch, 876, 17.
173. Worum sagt mer Jekum-Purkan zwoamol? Weil's zwoamol steht. – Tendlau, 701.
Als Ausdruck für die Macht der Gewohnheit. Nach Tendlau ist »Jekum purkan« (es erstehe eine Erlösung) der Anfang zweier Gebetstücke, von denen das eine dem Wohl der babylonischen u.s.w. Hochschulen, die gar nicht mehr bestehen, das andere der Gemeinde gilt. Der Volkswitz fragt nun, warum das Gebet zweimal gesprochen werde, da es einmal völlig überflüssig sei, und antwortet: weil es zweimal steht. Er will, um auszudrücken, wie sehr der Mensch am Herkömmlichen hange, sagen: man würde es dreimal beten, wenn es dreimal dastände.
174. Wuk goayn doa van al goan zeggen? Pannekoeken en zyn gên Weggen; moa 't zyn Paelullen, om you Buik te vullen. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 698, 16.
Was gehet ihr von all keinen sagen. Pfannkuchen sind keine Wecken, aber Pfannkuchen füllen den Bauch.
[1837] 175. Zum Sagen und zum Plaudern fehlt's den Weibern nie an Zeit.
»Dieses Sagen will nun währen, weil das Leder währt umb's Maul, denn zum Sagen und zum Plaudern seynd die Weiber selten faul.« (Chaos, 490.)
176. Zweimal sagen kostet einen Dreier.
Erwiderung, wenn jemand fragt, was gesagt worden sei.
177. Zwischen Sage' und Thu' zerreisst man wol ein Paar Schuh'.
Holl.: Tusschen zeggen en doen verslijt men wel eens eenige paren schoenen. (Harrebomée, II, 160b.)
178. Zwischen Sagen und Thun ist ein weiter Weg.
Dän.: Mellem sige og gjøre er en lang vey. (Bohn I, 390; Prov. dan., 497.)
It.: Dal detto al fatto va cum gran tratto. – Fra dir e far si guastano scarpe assai. (Bohn I, 90 u. 99.) – Gran differenza è dal dire al fare. – I fatti son maschi, e le parole son femmine, v' è una gran differenza tra il dire ed il fare.
Span.: Del dicho al hecho hay gran trecho. (Bohn I, 211.)
*179. A hôt 'sem wul êgen1 schrecklich gesoat, war'sch nich wêss. (Schles.) – Frommann, III, 242, 3.
1) Eigen, blosses Füllwort, das mit wol, gar, fürwahr u.s.w. zu ersetzen wäre und in schlesischen Redensarten sehr häufig vorkommt, was z.B. ein Blick in die Sammlung von Gomolcke zeigt. Man vgl. in derselben die Nr. 40, 44, 47, 50, 63, 65 u.s.w. – Er hat es ihm eigen schrecklich (Gomolcke, 44, hat dafür trefflich) gesagt, wer es nicht weiss.
*180. Das sei gesagt unter uns Mädlein. – Eiselein, 441.
Soviel wie sub rosa. (S. Rose 125.)
*181. Das will mehr sagen als aus dem Stegreif in den Sattel springen. – Simrock, 9838a.
*182. Dat darf wê net soge, dat muss mer flöten. (Bedburg.)
*183. De darf net sage: Gott strauf' me, dear ist g'strauft gnug. (Ulm.) – Hochdeutsch bei Frischbier2, 3652.
Mit seinem bösen Weibe nämlich.
*184. Dem will ich sagen, was er nicht weiss. (Rottenburg.)
*185. Dem will ich sagen, wo Barthel Most holt.
*186. Dem will ich sagen, wo er her ist. (Nürtingen.)
*187. Dir sagt man's, wenn die Hätzeln (Elstern) kälbern. (Franken.)
*188. Du hest niks to seggen, du slepst achter (schläfst hinten). (Stadland in Oldenburg.) – Firmenich, III, 24, 19.
*189. Du sagst's, gleichsam einer von Gott predigt.
Sprichwort von der Bettler Münch haderey: »Gott darf vnser Lügen nicht; der Teuffel gibt solch Narrenwerck den Lappen (den vngelerten Münch vnd Pfaffen) eyn, damit die vngläubigen auss vns vnd vnserm Glauben das gespott dester bass treiben mögen, wie wir denn auch ein Sprichwort darauss gemacht haben: Du sagst's gleichsam einer von Gott predigt.« (Aventin, XLVIIIb.)
*190. Er cha's säge wie en Pfarrer. – Sutermeister, 72.
*191. Er darf nur sagen: Tischel, deck' dich. – Braun, I, 4524.
*192. Er sagt alles, was ihm in den Mund kommt.
Holl.: Hij zegt al, wat hem voor' en mond komt. – Hij zegt het, zoo als het hem in den mond wast. (Harrebomée, II, 77, 99a.)
*193. Er sagt, Kinter druf. – Tendlau, 71.
*194. Er sagt, was er für Wein trunken, als er Bürgermeister von Hechingen geworden. – Eiselein, 292.
Ein Schuhmacher von Hechingen sass bei einem Gastmahle zu Rottenburg am Neckar; und als ihn niemand mit dem rechten Titel ansprach, sagte er endlich, da man sehr guten Wein vorsetzte: »Gerade solchen Wein hatten wir bei Tische zu Hechingen, als ich vor kurzem Bürgermeister wurde.«
*195. Er sagt wenig, was zum Handel gehört. – Eiselein, 279.
*196. Er sagt zu allem Amen!
*197. Er sagt zur Schnecke: hier stehen wir Fischer (oder: Menschen).
Zur Bezeichnung eines unbrauchbaren Menschen. (Gubitz, Gesellschafter, 1832, S. 343.)
*198. Er sugt es wie a Wasser. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
So geläufig sagt er es, wie ein Wasser.
[1838] *199. Er wird es niemand sagen als seiner Frau und dann – der Nachbarin.
Poln.: Nie powiedział żadnemu, jeno wrótnemu a wrótny każdemu. (Lompa, 26.)
*200. Es lässt sich nicht sagen, weder vom Teuffel, noch von der Helle. – Theatrum Diabolorum, 136b.
*201. Gleich wie er ist, also sagt er. – Hauer, Lij.
*202. Hat nix zu sagen. – Tendlau, 1012.
Die Redensart wird auf jemand angewandt, der eine Prüfung bestehen oder in irgendeinem Fache etwas leisten soll, dazu aber keinen Muth hat, und, um sich aus der Verlegenheit zu ziehen, Unwohlsein vorschützt. Nach Tendlau ist die Redensart durch einen Rabbiner entstanden, der, als er einen Vortrag halten sollte, sich krank meldete. Der herbeigerufene Arzt, welcher den eigentlichen Grund der Krankheit erkannte, sagte: »Hat nichts zu sagen«, was heissen kann: Die Krankheit ist nicht gefährlich, aber auch: Es fehlt ihm an Geist, eine Rede zu halten.
*203. He sägt nich vel, äwwer he denkt desto meier. (Lippe.)
*204. He seggt nich: Schön Dank, nich: Leck mî in'n Nôrs. (Pommern.)
*205. He seggt noch Schêt noch Dröt. – Eichwald, 1661.
Holl.: Hij zegt kik noch mik. (Harrebomée, I, 400a.)
*206. I sag nit äso, änd sag nit äso, damit einer nit sagen kann, i hätt äso oder äso gesagt. (Wien.)
*207. Ich hab's nicht dir gesagt.
Zur Entschuldigung, wenn jemand etwas auf sich beziehen will. In jüdischen Kreisen Warschaus sagt man als Einschaltung bei Erwähnung einer Krankheit oder irgendeines andern Uebels, von welchem man den Angeredeten ausgenommen wissen möchte: Loj alljchen, d.i. nicht zu Ihnen gesagt; z.B. ich habe Kopfschmerzen, nicht zu Ihnen gesagt. Eine witzige Anwendung von dieser Redensart machte A.J. Landau in Brody, wo ein Mann lebte, den er wegen stolzen aufgeblasenen Wesens nicht leiden konnte. Als Landau, über 80 Jahre alt, todtkrank war, besuchte ihn jener und fragte: »Was fehlt Ihnen, Herr Landau?« – »Alterschwäche«, antwortete dieser, »nicht Ihnen gesagt.«
*208. Ich hasen gesait, ha ich. – Gomolcke, 601.
Ich hab's ihm gesagt, hab' ich.
*209. Ich hätt's ich balde wollen sain. – Gomolcke, 539.
Ich hätte es euch bald sagen wollen.
*210. Ich hoasen darb genung gesoit. – Gomolcke, 535.
Ich hab' es ihm derb genug gesagt.
*211. Ich will ihm sagen, dass sein Ochs ein Ochs ist.
Frz.: Pour vous montrer que votre âne n'est qu'une bête. (Leroux, I, 90.)
*212. Ich sate, ja, sat ich; ihr sed a trafflicher Karl, sat ich; ihr ward mich wul nich frasse, sat ich. – Gomolcke, 606.
*213. Ich will dir saga, wo d' Katz im Heu sitzt. – Birlinger, 864.
*214. Ich will ihm sagen Text und Glosse.
Ich will ihm die Sache aus dem Grunde erklären. »Warumb ich aber bin so gross, muss ich dir sagen Text und Gloss.« (Murner, Vom gr. luth. Narren, in Kloster, X, 19.)
*215. Ich will ihm sagen, was die Rüben gelten.
Nämlich die Wahrheit, meine ungeschminkte Meinung.
*216. Ich will jhm sagen, wo jhm die Sonne aufgeht. – Mathesy, 117; Nigrinus, Vorr. 37a.
*217. Ich will's ihm sagen, dass ihm die Ohren summen sollen.
Holl.: Ik zal het hem zoo zeggen, dat hem de beide ooren zullen tuiten. (Harrebomée, II, 149b.)
*218. Ja, sata, du kleiner Knirps, sata, du hoast mich vêl a Karl zu hêssen, sata; ich warde dir bale ein paar Ûrwâtschen gân, sata, doas dir die ruthe Suppe sull darnach gîhn, sata. – Gomolcke, 607.
*219. Man sagt das nicht jedem Narren.
*220. Säd' öck nich, säd' öck nich, göff dem Junge de Fiddel nich. – Frischbier2, 3191.
Wenn jemand aus Unvorsichtigkeit oder Nachlässigkeit etwa verdorben hat.
*221. Sagen, wie es jm vmbs hertz ist. – Mathesius, Historia, LIIb.
*222. Säg's heiter use.
*223. Säg's recht, wenn d' scho e chli lenger hest. – Sutermeister, 74.
Zu jemand, der es mit der Wahrheit nicht genau nimmt. (S. ⇒ Lügen 284.)
*224. Säg's use, sust git's en Kropf.
[1839] *225. Seggt he witt (weiss), denn seggt hei krîdewitt; on seggt hei schwart, denn seggt hei ganz pöchtheerschwart. – Frischbier2, 3194.
*226. Soit em og wider an guten Tag. – Gomolcke, 935.
Ironisch, um auszudrücken, seine Reden sind mir gleichgültig, wenn nicht sogar in dem Sinne von Ellenbogen 6.
*227. Soit mer og, was ich oahnt! – Gomolcke, 936.
*228. Soit mer og, woas ich fehlt. – Gomolcke, 934.
Sagt mir nur, was euch fehlt, d.i. was gibt es? Was ist euch? Seid ihr bei Sinnen?
*229. Was du mir sagen willst, habe ich längst an den Schuhen abgelaufen.
Lat.: Memorem mones, doctum doces. (Philippi, I, 245.)
*230. Was er sagt, das thut er nicht, und was er thut, das sagt er nicht. (Elsass.)
So sagt man dort in Bezug auf Napoleon III.
*231. Was er sagt, hat er von sich selbst gehört. – Sailer, 297.
Verhüllende Form für: er lügt.
*232. Was er sagt, hat Hände und Füsse.
*233. Was er sagt, hat weder Hand noch Fuss.
*234. Was er sagt, ist kein Evangelium.
*235. Was er sagt, ist mir so egal, wie wenn eine alte Sau einen Furz lässt. (Köthen.)
*236. Was ich sagen wollte, 's war kêne Lîge. (Schles.)
Wenn man sich im Gespräch auf etwas besinnt.
*237. Wat achteröm seggen. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 177.
Etwas hintenherum sagen.
*238. Wat dä sät, dat muss noch êns gesät wärde. (Bedburg.)
Er ist unzuverlässig.
*239. Wat du seggst on de Landrath schött, dat gölt nich. (Insterburg.)
*240. Wat he doch seggt, wenn sie nig in is. (Holst.)
*241. Wat he segt, dat het kêne Klemme. – Richey, 121.
Seine Rede ist nicht bündig; es fehlt der logische Zusammenhang. (S. ⇒ Klemme 5.)
*242. Wat öck seggn wull, öss ok nich gelage. – Frischbier2, 3195.
Ergänzungsrede, wenn jemand der Gedanke plötzlich verloren geht; ein Verlegenheits- und Lückenbüsserwort.
*243. Wat seggt e Mönsch da derto! (Ostpreuss.)
*244. Wenn der was sagt, is 's grad so, as wenn a Kueh ön a Wassa seichat. (Oberösterreich.)
D.h. es hat nicht die geringste Wirkung, es trägt gar nichts zur Sache bei.
*245. Wenn er auch nichts sagt, so denkt er desto mehr.
Frz.: S'il ne dit mot, il n'en pense pas moins. (Kritzinger, 239a.)
*246. Wer wil einem sagen, wie ein Ding geraten werde! – Petri, II, 778.
*247. Wie ich sage, so wahr als Gott ist.
Frz.: Il est vray ce qui tu dis, ou Dieu est. (Leroux, I, 14.)
*248. Wie jener hot gesugt. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Wenn man bei einer Anführung (Citat) den Namen des Urhebers nicht nennen kann oder will.
249. Es ist geryng gesacht, des lange wirt gedacht. – Weinsberg, 42.
250. Mag er sagen, was er will, wenn er nur gibt, was er soll. – Frischbier, 4269.
Poln.: Niech mowił co chciał, gdy tylka dał.
251. Man muss auch das eine bei dem andern sagen. – Lauterbeck, Regentenbuch, XXb.
252. Man sagt, ist halb gelogen.
It.: »Dicesi« è un mezzo bugiardo. (Giani, 262.)
253. Man sagt viel und es wird kein Brot daraus.
Böhm.: Události jsou trava, a smyšlenky voda. (Čelakovský, 107.)
254. Man soll nicht sagen, was eine Sache ist. (Köthen.)
Um Verwunderung oder Verwarnung auszudrücken.
255. Mer wird ja doch auch noch was sagen dürfen, sprach der Bauer, als ein starker Donnerschlag erfolgte, nachdem er ausgerufen: da wollt' ich doch schon, dass 's Donnerwetter gleich dreinschlagen thät.
256. Sag mir, wo der geselle sey, der allenthalben bleibt zollfrey. – Loci comm., 106.
Lat.: Nemo est exemptus et legibus undique demptus.
257. Sag' niemals leise, niemals laut, was dir ein Freund hat anvertraut. – Frieske, 13, 61.
Spruch in der ersten Nische des Bierkellers im neuen berliner Rathhause.
258. Siehe nicht, wer saget, sondern was man saget. – Harssdörffer, 62.
259. Wer jhm will sagen lassen, dem ist genug gesagt. – Nigrinus.
*260. Der hat gesagt, dass jener gesagt habe.
Die Neugriechen haben, um solches Sagen zu schildern, das Sprichwort: »Mutter, wie süss ist die Milch!« – »Woher weisst du das, mein Kind?« – »Onkel sagt's.« – »Wo ass er sie?« – »Ein andrer ass sie mit der Gabel.« (Sanders, 127.)
*261. Du sagst viel von geschenck vnd gaben, gib mir's in d' hand, ich will dich loben.
Lat.: Quod datur in manibus hoc arridet mihi munus. (Loci comm., 139.)
*262. Einem sagen, wo die Sonne aufgehet.
»Die Welt ist dem gram, der sie straffet, können und wollen die Warheit nicht leiden, werden toll und thöricht darüber, wenn man jr den Schwären auffsticht vnd jr saget, wo die Sonne auffgehet.« (Fischer, Psalter, 766, 1.)
*263. Er sagt um die Hälfte zu viel. – Hermes, I, 98.
*264. Ich hätte bald was gesagt. (Köthen.)
*265. Was du sagst, ist einmal weiss, ein andermal schwartz. – Kloster, IV, 925.
Buchempfehlung
Die vordergründig glückliche Ehe von Albertine und Fridolin verbirgt die ungestillten erotischen Begierden der beiden Partner, die sich in nächtlichen Eskapaden entladen. Schnitzlers Ergriffenheit von der Triebnatur des Menschen begleitet ihn seit seiner frühen Bekanntschaft mit Sigmund Freud, dessen Lehre er in seinem Werk literarisch spiegelt. Die Traumnovelle wurde 1999 unter dem Titel »Eyes Wide Shut« von Stanley Kubrick verfilmt.
64 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro