1. Die schönste (zarteste) Seide ist am ersten befleckt.
2. Es ist böss seidin vmb jungfrawen zu kauffen. – Franck, II, 177b; Lehmann, II, 129, 168.
3. Es können nicht alle in Seide gehen.
Lat.: Non omnes possunt olere unguenta exotica. (Plautus.) (Philippi, II, 40.)
[514] 4. In Seide, Silber, Gold sie prangt, vorm Arsch das Hemd in Knoten hangt.
Böhm.: Pyšnĕ si vede, a v paty ho zebe. (Čelakovsky, 98.)
Poln.: Buczno, a w mieszku pusto. – Buczno, a w pięty zimno. (Čelakovsky, 98.)
5. Seide und Atlas machen den Stand nicht.
Frz.: La soye et le satin ne donnent pas l'état. (Kritzinger, 651.)
6. Seiden vnd Sammet müssen doch endlich mit schaden Hebräisch lernen vnd viel Lehrgeld geben. – Henisch, 1466, 54.
7. Sîde un Sammet am Liewe löschket in der Kücke dat Füür ût. (Waldeck.) – Curtze, 328, 164; hochdeutsch bei Simrock, 9464.
Engl.: Silks and satins put out the fire in the kitchen. (Bohn II, 19; Mair, 64.)
8. Wer kan allezeyt seyden spinnen! – Agricola I, 681; Tappius, 237b; Gruter, I, 80; Egenolff, 263a; Petri, II, 727; Lehmann, 755, 11; Lehmann, II, 842, 285; Schottel, 1140; Sutor, 309; Eiselein, 565; Simrock, 9463; Körte, 5521.
Wir können nicht alle und allweg Seide spinnen. Seide ist weich und zart. Wer in seinem Betragen gegen andere fein, zart, glimpflich ist, von dem sagt man, er spinnt Seide. Wo aber harte Reden gehört werden, wo man streitet und zankt, da wird keine Seide gesponnen.
Holl.: Men kan niet altijd zijde spinnen. – Wij kunnen niet allen zijde spinnen. (Harrebomée, II, 502a.)
Lat.: Quis omnibus horis sapit. (Philippi, II, 138.)
9. Wer Seide spinnen will, muss den Flachs gut klopfen.
10. Wer Seide spinnt, darf keinen Zwirn dazu nehmen.
Frz.: Il faut faire coin du même bois. (Lendroy, 466.)
11. Wer sich nicht kann in Seide spinnen, der geh' in Wolle und Linnen.
It.: Se non puoi portar la seta, porta la lana. (Gaal, 979.)
*12. Do häss de Juffere Sick (Seide) avgekauf. (Köln.) – Weyden, IV, 15.
*13. Er hat keine Seide dabei gesponnen, sondern grobes Garn. – Körte, 5421; Lohrengel, II, 363.
In Ulm: Dear hat au koi Seide g'sponn bei seim G'schäft. »Lass seyn, ich lebe schlecht und spinne keine Seide, so nehm' ich schon vorlieb mit einem Schäferkleide.« (Keller, 172a.)
Holl.: Hij zal er geene zijde bij spinnen. (Harrebomée, II, 502a.)
*14. Er wird dabei keine Seide spinnen. – Eiselein, 565; Braun, I, 4070; Dove, 700.
*15. Hä geit Sick bei de Juffere holle. (Köln.) – Weyden, IV, 15.
Aus der zweiten Hand kaufen.
*16. Seiden vmb ein jungfraw kauffen. – Franck, II, 203a.
*17. So nicht Seide, so wird er doch Wolle1 spinnen. – Eiselein, 565.
1) Nämlich im Zuchthause.
18. Es ist nicht eitel Seide, es sind Haar drunter, sagte die Magd, als der Bürgermeister sie fragte, warum sie gegen das Verbot eine seidene Schürze trage. – Schaltjahr, IV, 455.
19. Seide zieht den Blitz an, sagte die Bettlerin, als sie ihre Lumpen anlegte. – Neue Freie Presse, 4581.
Harmloser Spott armer Leute in Rumänien, die kein Seidenkleid besitzen.
Adelung-1793: Tram-Seide, die · Seide, die · Organsin-Seide, die
Brockhaus-1911: Seide · Künstliche Seide · Kordonnierte Seide
DamenConvLex-1834: Seide · Bengalische Seide
Herder-1854: Seïde · Surbester-Seide · Pel-Seide · Seide
Lueger-1904: Seide · Künstliche Seide
Meyers-1905: Seide, vegetabilische · Seide, wilde · Seide, künstliche · Seide [1] · Seide [2]
Pierer-1857: Seide [3] · Seide [2] · Syrische Seide · Zubereitete Seide · Weiße Seide · Bergamische Seide · Bengalische Seide · Bologneser Seide · Seide [1] · Seïde
Buchempfehlung
Noch in der Berufungsphase zum Schulrat veröffentlicht Stifter 1853 seine Sammlung von sechs Erzählungen »Bunte Steine«. In der berühmten Vorrede bekennt er, Dichtung sei für ihn nach der Religion das Höchste auf Erden. Das sanfte Gesetz des natürlichen Lebens schwebt über der idyllischen Welt seiner Erzählungen, in denen überraschende Gefahren und ausweglose Situationen lauern, denen nur durch das sittlich Notwendige zu entkommen ist.
230 Seiten, 9.60 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro