Verheirathen

1. Die müssen sich nicht verheirathen, wo der Mann nicht zu Mittag und die Frau zu Nacht zu essen hat.

Frz.: On ne se doit pas marier, si l'homme n'a de quoi diner, et la femme de quoi souper. (Kritzinger, 441a.)


[1551] 2. Nur die ist gut verheirathet, die weder Schwiegermutter (s.d.) noch Schwägerin (s.d.) hat.


3. Verheirathe deine Tochter jung an Jahren und alt an Verstande.

Also gut erzogen und gebildet.

Dän.: Gift din datter naar hun er ung i aar og gammel i forstaad. (Prov. dan., 231.)


4. Verheirathe deinen Sohn, wenn du willst, und deine Tochter, wenn du kannst.Winckler, XIII, 91; Eiselein, 597.

Engl.: Marry your son, when you will, but your daughter when you can. (Gaal, 1408.)

Frz.: Il ne faut point faire grenier de filles. (Masson, 183.) – Marie ton fils quand tu voudras et ta fille quand tu pourras.

Poln.: Ożeń syna, kiedy zechces, a wydaj córke, kiedy możesz. (Masson, 183.)

Span.: Casa el hijo, quando quisieres, y la hija, quando pudieres. (Masson, 183.)


5. Was man verheirathet, hat man schon verhauset. (Oberschwaben.) – Birlinger, 238.


6. Wer sich gut verheirathen will, nehme seinesgleichen.

It.: Chi si vuole acconciamente maritare, maritisi a' suoi pari.


7. Wer sich schlecht verheirathet, hat Täuschung in Haufen.

Frz.: Promesse réveille paresse. (Kritzinger, 567b.)


8. Wer sich schlecht verheirathet, ist in langer Noth.


9. Wer sich verheirathet, der verändert sich.

Er wird gewissermassen ein anderer Mensch. Von der auffallenden Verwandlung, welche so häufig die Hochzeit bewirkt. Die vielversprechendsten Mädchen sind als Frauen zuweilen gar nichts werth, die nettesten, saubersten u.s.w. führen eine liederliche, unsaubere Wirthschaft.

Frz.: Chose promise est dûë. (Kritzinger, 144a.)

Lat.: Promissa cadunt in debitum. (Seybold, 460.)

Poln.: Kto się zeni, ten się mieni. (Lompa, 16.)


10. Wer sich verheirathet in der Eil', den reut es mit guter Weil' (oder: der hat im Elend Langeweil').

Frz.: Qui se marie en hâte, s'en répent à loisir. (Kritzinger, 441a.)

It.: Chi si marita in fretta se nè pente a bell' agio. (Pazzaglia, 215, 4.)

Lat.: Charetis pollicitationes. – Pollicitis dives quilibet esse potest. (Seybold, 74 u. 448.) – Regia res est, promittere multa, sed servare fidem, rusticitatis opus. (Seybold, 524.)


11. Wer sich verheirathet ohne Brot, hat Elend bis zum Tod.


*12. Er verheirathet sich auf vier Winde und ein fünftes Säuseln.

So sagt man in Galizien von jemand, der gedankenlos eine Ehe eingeht, ohne zu wissen, wie und wovon er ein eigenes Hauswesen erhalten könne.


*13. Ich bin ja nicht verheirathet mit ihm. (Nürtingen.)

Ich muss ja nicht bei ihm bleiben.


14. Ich bin jetzt verheirathet und mein Mann ersetzt mir das alles, sagte die Dame, als ein Herr sie fragte, wo das Hündchen, das Aeffchen und die Papageien hingekommen seien, die sie früher gehabt.


15. Na, der ischt au g'wies net verheirathet, sagte Timm, und schüttelte den Kopf, als ein junger Mann declamirte: Ehret die Frauen.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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