1. A schöne Tochter îs a halber Naden (Mitgift). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
2. Aus glänzenden Töchtern werden gebrechliche (kranke, sieche) Weiber.
Holl.: Een diamant van eene dochter wordt een glas van eene vrouw. (Bohn I, 312.)
3. Bai de Dochter well friggen, dai maut de Môr striken. (Iserlohn.) – Woeste, 67, 65; für Düren: Firmenich, I, 482, 14.
4. Besser die Tochter fällt, als dass der Sohn steigt.
Ein Fehltritt der Tochter ist nicht so schlimm, als wenn der Sohn als Dieb u.s.w. an den Galgen käme.
Dän.: Bedre er liggen hos daater end op hængder søn. – Min søster sig lader ligge hos, men stiel min broder og hæng tyv. (Prov. dan., 55.)
5. Besser eine glückliche (oder wohlgerathene) Tochter als ein vnglückseliger Sohn. – Henisch, 1655, 42.
6. Besser eine wohlgerathene Tochter als ein vngerathener Sohn. – Petri, II, 35.
7. Dafür gab ich dir die Tochter, sprach der Schwieger zum Eidam, als dieser ihn nachts umfassen wollte. – Eiselein, 564.
8. Dat is nicks, min Dogter, de Kerel nimmt di nich. – Bueren, 350.
9. Deine Tochter verheirathe, wenn sie Lust hat, deinen Sohn, wenn Gelegenheit ist.
10. Den Töchtern giebt man gern, was sie bedürffen, den Söhnen, was man kann. – Henisch, 230, 34; Petri, II, 80.
11. Der Tochter Hauss ist so hoch gebawt als des Sohnes Hauss. – Petri, II, 110.
12. Der Tochter liest man die Leviten und der Schwiegersohn soll sich hüten. (S. ⇒ Sack 211.)
Bulg.: K dceři slovo letí: dovtip se zeti. (Čelakovsky, 88.)
13. Der Tochter Tod beweint man einige Tage, ihre schlechte Heirath ist des Lebens Plage.
Dän.: En dotters død begrædes faa dage; hendes onde giftermaal alle dage. (Prov. dan., 61.)
14. Die Töchter bedürfen mehr Aufsehens als die Söhne.
»Mit dem Töchtern wil es vil mehr fleiss vnd auffsehens haben, weder mit den Söhnen; darumb lesst man auch die Töchter den Müttern fürher gehen, damit sie ein fleissiges Auge auff jhre Töchter haben mögen. Die Söhne aber folgen den Vätern nach, als welche nicht gar eines scharffen auffsehens bedürffen.« (Mathesy, I, 40b.)
15. Die Tochter die Mutter frass, dass man der lehr vergass. – Henisch, 1184, 8; Petri, II, 122.
16. Die Tochter frisst die Mutter. – Eisenhart, 409; Hertius, I, 56; Estor, II, 343; Pistor., I, 88; Dove, 811; Eiselein, 597; Simrock, 10344; Hillebrand, 112; Graf, 77, 93.
Unter der Mutter werden hier ausgeliehene Kapitalien und unter der Tochter die davon fälligen Zinsen verstanden. Das Sprichwort will daher sagen, dass die Zinsen mit der Zeit das Kapital, von welchem sie gegeben werden, gleichsam verschlucken, indem sie dem Kapital gleich sind. Das Sprichwort findet aber auch Anwendung auf das Anschwellen des versäumten Zinses, wodurch das Gut selbst verloren gehen kann, auf Besitzer zinspflichtiger Güter, die den Zins versassen, d.h. nicht zahlten, und die, was leicht bei den dann in einzelnen Fällen eintretenden Rutschzinsen (s. ⇒ Zins) der Fall war, von Haus und Hof getrieben wurden. Aehnlich russisch: Der Sohn will die Schwester und Mutter verschlingen. (Altmann, VI, 426.)
17. Die Tochter geht der Mutter Gang.
Lat.: Filia moechatur, quae maecha matre creatur. (Sutor, 460.)
[1219] 18. Die Tochter geht vor der Mutter, aber der Sohn folgt hinter dem Vater. – Eiselein, 597; Simrock, 10343; Graf, 165, 156.
Schon die Gesetze des Mittelalters bestimmen, dass die Mädchen der Mutter, wenn sie zur Kirche gehen, voraustreten sollen (vgl. Oelrich, 474; Pufendorf, I, 220), wol nicht deshalb allein, wie von der einen Seite behauptet worden, weil sie stets des aufmerksamen Auges der Mutter bedürfen, sondern, wie Graf bemerkt, um anzudeuten, dass das Weib das Ende der Familie ist; denn die Tochter tritt durch die Verheirathung alsobald heraus und in eine fremde Familie ein. Darum vergleicht sie ein anderes Sprichwort mit fahrender Habe. Sie bilden daher im Vorgang und Austritt aus dem Hause, die äusserste Spitze. Auf dem Mannesstamme dagegen beruht die Macht und Stütze des Geschlechts, auf den Söhnen seine späteste Hoffnung; darum auch folgen sie zuletzt im Zuge. Die Mutter bleibt länger im Hause als die Tochter, der Sohn aber länger als der Vater. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., 409.)
19. Die Tochter gibts nicht näher als die Mutter.
20. Die Tochter ist hin, eine andere her. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 178.
21. Die Tochter ist nicht ehe, den die Mutter. – Petri, II, 145; Henisch, 794, 55.
22. Die Tochter kleidet sich gern in der Mutter Hemd.
Dän.: Datter fører sig gjerne i moders sœrk. (Prov. dan., 497.)
Schwed.: Dottren träder gärna i modrens särk. (Grubb, 154.)
23. Die Tochter kniehoch, der Korb spannhoch. (Estn.)
Empfiehlt den Aeltern, zeitig an die Ausstattung ihrer Töchter zu denken.
24. Die Töchter müssen einbringen, was die Mutter ausbrachte. (S. ⇒ Kind 173.) – Klingen, Gl. zum Sachsenspiegel, 13a, 2; Graf, 216, 234.
25. Die Tochter naset (straft, tadelt) man, und die Schnur meint man. (S. ⇒ Sack 211.)
Ertheilung eines mittelbaren (indirecten) Verweises. Nicht selten mag es der Schwiegertochter gelten, wenn auf die Tochter gescholten wird. In Hindostan heisst es sprichwörtlich: Ich spreche zu denen, welche Töchter haben, lass die, welche Söhne haben, zuhören (S. ⇒ Frau, ⇒ Schwieger u. ⇒ Schwiegertochter.)
Ill.: Majka kíercu kara, a nevjesti prigovara. (Čelakovsky, 88.)
It.: Dico a te figliuola, intendilo tu nuera. (Bohn I, 91.)
Kroat.: Majka kíerku kara, snehi prigovara. (Čelakovsky, 68.)
Lat.: Cadit faber, cum ferias fullonem. (Philippi, I, 67.)
Span.: A tí lo digo, hijuela; entiéndelo tú, mi nuera. (Bohn I, 203.)
26. Die Tochter schlägt der Mutter nach. (S. ⇒ Atzel 4 ⇒ Elster 9 und ⇒ Mutter 199.) – Ezechiel, 16, 44; Tendlau, 730.
Die Finnen: Die Tochter hat die Gewohnheiten ihrer Mutter, der Sohn die Wohnung des Vaters. (Bertram, 53.)
Engl.: 'T is a ship of the old block. – Many a good cow but a bad calf. (Bohn II, 82.)
27. Die Töchter sind wie fahrende Habe. – Simrock, 10343a; Graf, 165, 155.
»D' töchtere sind a fahrige Hab.« (Sutermeister, 117.) Wie die ⇒ Fahrhabe (s.d.) dem wahren ⇒ Eigen (s.d. 7 u. fg.) gegenüber steht, so ungefähr ist die Stellung der Töchter des Hauses zu der des Sohnes. Es ist die natürliche Bestimmung der Töchter, aus dem Hause auszuscheiden.
28. Die Tochter soll man nicht lassen auf ein Stülichen sitzen vnd die Finger spitzen, sondern sie zur arbeit halten. – Petri, II, 145.
29. Die Tochter spinnt unter den Linden rein Garn.
Lat.: Filia sub tilia, ducit sub tilia fila. (Chaos, 532.)
30. Die Tochter trägt gern der Mutter Hemd, der Sohn des Vaters, besonders wenn es beschmuzt ist.
Die Kinder nehmen leichter der Aeltern Fehler und Laster, als Tugend an.
Dän.: Dotter før ig gierne i moders serk, og søn i faders skjorte, helst om den er skiden. (Prov. dan., 111.)
31. Die Tochter zahlt, was der Vater aussgeborgt hat. – Petri, II, 145.
32. Eine eiserne Tochter wird oft eine gläserne Frau.
33. Eine kranke Tochter ist besser als ein gehängter Sohn.
Schwed.: Bättre en sjuk dotter, än en uphångd son. (Grubb, 69; Törning, 103.)
[1220] 34. Eine spröde Tochter erhöht ihren Preis.
Holl.: Eene weigerende dochter vermeerdet haren prijs. (Harrebomée, I, 138b.)
35. Eine Tochter hilft die andere verheirathen.
It.: Una aiuta a maritare l' altra. (Bohn I, 129.)
36. Eine Tochter lässt sich eher aufziehen, als gut verheirathen.
Lat.: Difficilius est elovare, quam enducare filiam. (Seybold, 325.)
37. Eine wohlgerahtene Tochter ist so gut, als ein wolgeraten Sohn. – Petri, II, 237.
38. Einzige Tochter reift schnell.
Man hält sie früh für heirathsfähig.
Lat.: Unia filia cito pubescit.
Schwed.: Eenda dotter mognar snart. (Grubb, 183.)
39. Enzelne Töchter o Möllersküh, bann's geräth, git's gut Vieh. (Meiningen.)
40. Es hat sich schon mancher mit zwei Töchtern Einen Eidam geholt. – Altmann VI.
41. Es ist eine böse Tochter, die ihre Mutter verachtet.
Frz.: Mauvaise fille à sa mère fait la nicque. (Leroux, I, 154.)
42. Es ist eine gute Tochter, von der man wenig spricht.
Eine boshafte Anwendung von diesem Satze machte einst Voltaire, als ein Mitglied der ehemaligen Akademie zu Chalons zu ihm sagte: »Unsere Akademie ist die älteste Tochter der pariser Akademie!« »Und zwar eine sehr gute«, antwortete er, »denn man hat noch nie etwas von ihr gehört.« (Witzfunken, Ib, 214.)
43. Gäf der Dûchter bä Zegden en Mân. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 349.
44. Gib der Tochter bald 'nen Mann, 's ist Obst, das sich nicht halten kann. – Gaal, 1528.
Engl.: 'Tis time to yoke, when the cart comes to the caples (horses). (Bohn II, 43; Gaal, 1528.)
45. Ist die Tochter gut erzogen, spinnt sie gute Leinwand.
46. Ist die Tochter todt, ist auch der Schwiegersohn todt.
Frz.: Morte ma fille, mort mon gendre. ( Cahier, 720.)
47. Keine schöne Tochter ohne Herzen (Liebhaber) und kein alter Mann ohne Schmerzen.
Frz.: Nulle belle fille sans serviteur et point de veillard sans douleur. (Kritzinger, 316a.)
48. Lieber eine geschändete Tochter als ein gehängter Sohn.
Dän.: Bedre er liggen hos datter end ophængt søn. (Prov. dan., 386.)
49. Man kann nicht mit einer Tochter zwei Eidame machen. – Simrock, 1904.
50. Man muss der Tochter nicht einen Mann geben, ehe sie geboren. – Lehmann, 849, 2.
51. Mancher wil der Tochter einen Mann geben, ehe sie geboren, vnd verkaufft die Hüner, ehe die Eyer gelegt sind. – Petri, II, 453.
52. Mannbare Töchter sind böse zu bewahren.
Frz.: C'est chose fâcheuse à garder, que jeune fille à marier. – Filles prêtes à mârier sont difficiles à garder. (Kritzinger, 315b u. 316a.)
53. Meine Tochter ist eine, die viel arbeitet, sie scheisst, pisst und liest Späne auf.
54. Meine Tochter, sage deiner Tochter, dass die Tochter ihrer Tochter weint, sagte der Grossmutter Grossmutter.
Ein Scherzwort nach einem französischen Epigramm von einer Frau, die im sechsten Grade Nachkommen erlebte »Ma fille, allés dire à votre fille, que la fille de sa fille crie«, sagte M. de Sévigné. (Witzfunken, IV b, 189.)
55. Meine Tochter will hoch hinaus, sagte die Mutter, da heirathete sie einen Schornsteinfeger.
56. Min Dochter, wenn du frîen wullt, so nimm di enen Papen, de kan sin Brod mit Snaken verdenen, denn kannst du lange slapen. – Diermissen, 236.
57. Oeck heww miner Dochter schöne Sakes mötgegewe ut'em Elfgang; wie ut'm Ei gespeite. (Dönhofstädt.)
Wenn einer Mitgift ungebührlicherweise rühmend gedacht wird.
[1221] 58. Sage es nur der Tochter, was die Schwiegermutter wissen soll. – Winckler, XIV, 96.
59. Sagt die Tochter nein, will sie noch mehr umworben sein.
60. Schöne Töchter machen alte Mütter.
61. Soll ich meine Tochter ins Kloster thun oder ins Freudenhaus, sagte der Vater, ich weiss nicht, was das Bessere ist. – Klosterspiegel, 33, 20.
62. Töchter an den Mann zu bringen ist, so leicht, wie Knochen zu verschlingen.
63. Töchter brauchen Wächter.
Holl.: Die dochters heeft, is altjd herder. (Harrebomée, I, 138a.)
64. Töchter mag (will) man sehen, aber nicht hören.
Holl.: Dochters moeten wel gezien maar niet gehoord worden. (Bohn I, 311.)
65. Töchter sind eher gut zu erziehen, als gut zu verheirathen. – Körte, 5992; Braun, I, 4530.
66. Töchter sind kein Lagerobst, lass sie nicht veralten, es wird bald wurmstichig.
In Bergamo sagt man daher: Wenn du einen hübschen Gewinn gemacht hast, so verheirathe deine Tochter, wenn du sie für reif erachtest.
Dän.: Hvo der haver en daater, han love hende bort. (Prov. dan., 102.)
67. Töchter sind leicht zu erziehen, aber schwer zu verheirathen. – Simrock, 10345.
68. Töchter sind zerbrechliche Waare.
Holl.: Dochters zjn broze waren. (Bohn I, 311.)
69. Töchter und Gläser sind immer in Gefahr.
70. Töchter und Vögel muss man wohl hüten. – Frischbier2, 3772.
71. Verheirath' ich eine Tochter, dann gewinn' ich ein Kind; verheirath' ich einen Sohn, dann verlier' ich ein Kind. – Goldschmidt, 123.
Sagt die jüdische Mutter.
72. Verheirathe deine Tochter, sonst verheirathet sie sich selber.
Dän.: Gifter du ikke din datter, saa gifter hun sig selv. (Prov. dan., 231.)
Engl.: I've curd her from lying i th' hedye, guoth the good man when he had wed his daughter. (Bohn II, 42.) – Mary your daughters betimes, lest they mary themselves.
Span.: Quando á tu hija le viniere su bado, no aguardes que venga su pádre del mercade. (Bohn I, 243.)
73. Viel Töchter – geht einem aus das Gelächter. – Tendlau, 788.
Da die Juden zerstreut lebten und rücksichtlich des Erwerbs manchen Beschränkungen und Hemmnissen unterworfen waren, so wurde ihnen die Verheirathung ihrer Töchter oft sehr schwer, und die Aeltern hatten viel Sorge deshalb. Daher sagt das Volk: Wenn ein Söhnchen kommt, herrscht im ganzen Hause Freude und Jubel, kommt aber eine Tochter, geht es ganz still her. Die Finnen sagen in dieser Beziehung: Es ist übel viel Töchter zu haben, viel Jungen aber noch übler; sie theilen die väterlichen Felder und Wiesen in kleine Stücke. (Bertram, 63.)
74. Viel Töchter, viel Sorge.
Die Portugiesen behaupten gar, dass die Töchter mit ihrer Mutter ein Teufel für den Vater seien: Tres hijas y una madre, quatro diablos para el padre. (Bohn I, 260.)
75. Wä de Dôeter han welt, dä moss an d'r Môder freie. (Düren.)
76. Was ich der Tochter sage, mag sich die Schwiegertochter merken. – Cahier, 2556.
77. Was soll der Tochter die Arznei, wenn der Mutter der Magen verdorben ist.
78. Wei de Dochter friggen will, de halt et midde der Motter. (Waldeck.) – Curtze, 325, 134; für Driburg: Firmenich, I, 362, 6; für Nassau: Kehrein, VI, 28.
79. Wenn die Tochter gesund werden soll, muss die Mutter selber zum Arzt gehen.
80. Wenn die Tochter nur fühlen, müssen die Mütter denken. – Kotzebue, Gedanken, S. 25.
81. Wenn die Tochter verheirathet ist, dann melden sich die Schwiegersöhne in Menge (oder: dann fehlt es nicht an Freiern).
Frz.: Quand notre fille est mariée nous trouvons trop dé gendres. (Bohn I, 47; Kritzinger, 346b; Lendroy, 832; Leroux, I, 154.)
[1222] 82. Wenn du willst die Tochter han, fange mit der Mutter an. – Eiselein, 597; Körte, 5939; Körte2, 7809.
83. Wenn du willst die Tochter han, sieh vorher die Mutter an. – Masson, 180.
Die Armenier: Beobachte die Mutter und nimm die Tochter. (Ausland, 1871, 404a.)
84. Wenn zu der Tochter kommt das Glück, so warte nicht, bis der Vater vom Markte zurück.
85. Wer die Tochter haben will, halte es mit der Mutter. – Pistor., VI, 53; Gaal, 1527; Dove, 1153; Simrock, 10340; Körte, 5990; Tendlau, 962; Lohrengel, I, 801; Braun, I, 4528.
Engl.: He that would the daughter win, must with the mother first begin. (Masson, 330; Bohn II, 43; Eiselein, 597; Gaal, 1527.)
Frz.: Qui veut avoir la fille, doit flatter la mère. (Masson, 330.)
Lat.: Ante annos veniens, et contra vota parentum, virgineus virgis ex cutiatur amor. (Sutor, 461.)
86. Wer die Tochter haben will, muss die Mutter freien (streicheln). – Schmitz, I, 188, 53.
Frz.: Il faut amadouer la poule pour avoir les poussins. (Bohn I, 21.)
87. Wer die Tochter will gewinnen, mit der Mutter muss (soll) beginnen. – Eiselein, 597.
It.: Chi meglio la madre adula, avrà certo la figliuola. – Chi vuol avere la figiuola, la madre adula. – Chi vuol benolla figlia, accarezzi la mamma.
88. Wer eine gute Tochter hat, bekommt auch wol einen guten (Schwieger-)Sohn.
Holl.: Die eene goede dochter heeft, vekrijgt wel eenen goeden zoon. (Harrebomée, I, 138b.)
89. Wer eine schlimme Tochter los geworden, hat ein gutes Geschäft gemacht.
Engl.: Find money and marriage, to rid yourself of an ill daughter.
90. Wer es hat viele Töchter, dem geht nicht an ein Gelächter. – Blass, 29.
91. Wer keine Tochter hat, betrachtet die Hausschwelle als sein Kind. (Hindostan.)
92. Wer lässt der Tochter allen Willen, der sä't sich Kraut zu bittern Pillen.
Frz.: Qui par trop sa fille amignarde, il la rend méchante et paillarde. (Kritzinger, 25b.)
93. Wer seine Tochter gut verheirathet, gewinnt einen Sohn, wer aber einen bösen Schwiegersohn bekommt, verliert seine Tochter.
Frz.: Qui rencontre un bon gendre, trouve un fils; mais en rencontre un mauvais, c'est perdre sa fille. (Cahier, 805.)
94. Wer Töchter hat, der krigt wol Söhne. – Petri, II, 770.
95. Wer Töchter zu verheirathen hat, muss sich um eine Nadel bücken.
Er muss jede Gelegenheit dazu benutzen; auch: er hat alle Ursache zur grössten Wirthschaftlichkeit, um die Ausstattung zu erwerben.
96. Wer viel Töchter auszustatten hat, bei dem schimmeln die Thaler nicht.
Frz.: Qui a des filles à marier luy faut de l'argent à plante. (Leroux, I, 154.)
97. Wer viel Töchter hat, hat viel zu hüten.
Frz.: Qui a des filles est tousjours berger. (Bohn I, 47; Leroux, I, 154.)
Span.: Quien tiene hijas para casar, tome vedijus para hilar. (Bohn I, 253.)
98. Wer viel Töchter und Dächer hat, der hat nie Freude.
Frz. Schweiz.: Chi que l'a prou fillé et prou tey, djiémé d'auïo ne sche vey. (Schweiz, II, 242, 42.)
99. Wer will um die Tochter bitten, sehe auf der Mutter Sitten.
Die Türken drücken denselben Gedanken durch folgende Sprichwörter aus: Beobachte die Kante (Sahlleiste) und nimm das Leinen; beobachte die Mutter und nimm die Tochter. (Weigel, 319.)
Holl.: Wie de dochter wil hebben, moet eerst de moeder winnen. (Harrebomée, II, 139b.)
Lat.: Praesumitur bonus de bono genere natus. (Binder I, 1390; Fischer, 179, 83; Philippi, II, 105; Schreger, 80; Seybold, 454; Sutor, 467.)
Schwed.: Den som will ha dottren, måste hålla sig wal med modren. (Marin, 8.)
100. Wer will wissen, was die Tochter kann, der sehe sich die Mutter an.
[1223] 101. Wer wissen will wie Tochter und Bube, guck' bei Vater und Mutter in die Stube.
»Willst du wissen wer der Vater und die Mutter ist, gehe hin in sein (ihr) Haus und lug sein (ihr) Dienste (Werke) und seine (ihre) Worte an.« (Baumgarten, Ms.)
102. Willst du die älteste Tochter nehmen, schaue auf Vater und Mutter, bei der zweiten auf die Schwester. (Russ.)
103. Willst du die Tochter han, sieh ihre (oder: sieh sie in) Gesellschaft an.
Port.: Queres conhecer tua filha, olha-lhe a campanhia. (Bohn I, 293.)
104. Willst du gern die Tochter han, sieh vorher die Mutter an. – Simrock, 10342; Körte, 5989; Braun, I, 4539.
Dän.: Førend du beder om dotteren, da merk først efter moderen. (Prov. dan., 111.)
105. Zwei Töchter und eine Hinterthür sind drei Diebe.
Engl.: Two daughters and a back door are three errant thives. (Bohn II, 45.)
*106. Der Tochter einen Mann geben. – Henisch, 1379, 47.
Sie verheirathen.
*107. Der tochter einn man geben, eh sie geborn wirt. (S. ⇒ Huhn 235 und ⇒ Wiege.) – Franck, II, 50a.
Lat.: Ante lentem augere ollam. (Binder II, 189; Faselius, 17; Philippi, I, 34; Seybold, 29; Steinmeyer, 55b; Sutor, 165; Wiegand, 770.)
*108. Die Tochter ging der Mutter Gang.
*109. Die Tochter ist hin, die andere her.
*110. Die Tochter verheirathen, ehe sie geboren.
*111. Du wilt mit eyner dochter zwen eydhem machen. – Tappius, 20a; Franck, II, 16b; Egenolff, 18b; Eyering, I, 22; Eiselein, 597; Sailer, 122; Körte, 5991; Simrock, 10348; Suringar, LXII, 9.
Zweien dasselbe verheissen. Erasmus bemerkt, dass es im Deutschen gangbar sei. Mit einem Mittel, einem Opfer u.s.w. zwei Zwecke, Vortheile u.s.w. erreichen. Das Sprichwort findet sich schon im Althochdeutschen: Tune maht nieht mit einere dohder zeuuenu eidima machon. (Wackernagel, Altdeutsches Lesebuch, 124, 11.)
Dän.: Du skal ei have to move til en Daater. (Prov. dan., 102.)
Frz.: Faire d'une fille, deux gendres.
It.: De una fiza onde queret chentu benneros.
Lat.: Duos parietes eadem fidelia dealbare. (Egeria, 18b; Tappius, 20b; Philippi, I, 129; Ritzius, 328; Seybold, 142.) – Una fidelia duos parietes dealbare. – Unica filia duos (geminos) vis parare generos. (Eiselein, 597.)
Schwed.: Icke twå mågar åt en dotter. (Grubb, 376.)
*112. Ein junge tochter vmb sechtzig jar. – Franck, II, 22b.
*113. Einer tochter zwen man geben. (S. ⇒ Fuchs 437.) – Franck, II, 16b; Suringar, LXII, 9.
*114. Er geht, um die Töchter des Landes zu besehen.
Die Redensart stammt aus 1 Mos. 34, 1, wo sie von Dina, der Tochter Jakob's, freilich nicht in der Nebenbedeutung, die der jetzige Sprachgebrauch damit verbindet, gebraucht wird.
Frz.: Mano aise fille à sa mère fait la nicque. (Leroux, I, 154.)
Span.: A hija casada salen nos yernos. (Bohn I, 195.)
*115. Er gibt seiner Tochter drei Medines (Provinzen). – Tendlau, 1060.
Spott auf lumpige Aussteuer; von einem Bettler, der seiner Tochter drei der Bezirke zum Betteln abtrat, die er bisher abgebettelt hatte.
*116. Er hat nicht mehr denn die Tochter, sie ist ihm lieb.
Der wenig hat und das Wenige wohl bewahrt.
*117. Ich will seine Tochter nicht hüten.
*118. Ich will yhn heindt nacht umb kein tochter bitten. – Agricola I, 391; Tappius, 86b; Guttenstein, 67, 81; Egenolff, 194b; Schottel, 1136a; Eiselein, 597; Sailer, 115; Simrock, 10347.
Mit erzürnten Leuten ist nicht gut handeln.
Holl.: Ik wil hem heden nacht om geene dochter bidden. (Harrebomée, I, 139a.)
*119. Je (ehe) wälde ich mêne Tochter labendig schinden und 's Lader êm Wêssgarber varkauffen (als das thun). (Schles.) – Palm, 56, 16.
*120. Krapp die Dogter, dar kummt ên Landpastor. (Ostfries.)
[1224] *121. Selbst die Tochter der Sonne kann's ihm nicht recht machen. (Lit.)
*122. Zwei Töchter mit einer Gift (Heirathsgut) aussteuern. – Suringar, LX, 23.
123. Aus Einer Tochter kann man nicht zwei Frauen machen.
124. Drei Töchter und eine Mutter im Haus, machen zusammen vier Teufel aus.
It.: Tre figlie e una madre quattro diavoli per un padre. (Giani, 678.)
125. Eine hölzerne Tochter ist besser als eine goldene Schnur (Schwiegertochter). (Eifel.)
126. Sohn und Tochter achten auf Mutters Sinn und Vaters Trachten. – Sanders, 116.
127. Töchter sind schlechte Fahrhab; keiner nimmt sie, der nicht Geld dazu bekommt. – Harssdörffer, 216.
128. Von dir kann unsere Tochter die böse Zunge nicht geerbt haben, denn du hast sie noch, sagte der Mann zu seiner Frau, als sie fragte, von wem sie dieselbe haben müsse.
129. Wer seine Tochter nicht zur Zeit schlägt, schlägt einst sein Knie. – Merx, 3.
130. Wer um die Tochter ist beflissen, der soll zuerst die Mutter küssen.
It.: Chi vuol la figlia, baci la mamma. (Giani, 677.)
*131. A Tochter naus gea. – Nefflen, 451.
Eine Tochter hinausgeben, verheirathen.
Brockhaus-1911: Töchter des heiligen Kreuzes
DamenConvLex-1834: Emma, Tochter Karl's des Großen · Elisabeth, König Jakob's I. Tochter · Elfeda, Tochter Alfred's des Großen · Porcia, Tochter des Cato von Utika · Margarethe von Valois, Tochter Heinrichs II. · Julia, Tochter des röm. Kaisers Augustus) · Alceste, Tochter des Pelias · Agrippina, Tochter des Germanicus · Agnes, Tochter K. Heinrich's IV. · Constantia, die Tochter Constantin's des Großen · Camilla, Tochter des Königs Metabus · Athenais, Tochter des Leontius
Meyers-1905: Töchter des heiligen Kreuzes · Töchter der Weisheit · Heiligen Kreuzes-Töchter
Buchempfehlung
Die vordergründig glückliche Ehe von Albertine und Fridolin verbirgt die ungestillten erotischen Begierden der beiden Partner, die sich in nächtlichen Eskapaden entladen. Schnitzlers Ergriffenheit von der Triebnatur des Menschen begleitet ihn seit seiner frühen Bekanntschaft mit Sigmund Freud, dessen Lehre er in seinem Werk literarisch spiegelt. Die Traumnovelle wurde 1999 unter dem Titel »Eyes Wide Shut« von Stanley Kubrick verfilmt.
64 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro