Mittag

1. Alle Meddag Moss, alle Awend en Päkelhering, alle Nacht en Stoss. (S. Morgen.) (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 2641.


2. Am jünksten Middage es en Kauflatt so guet as 'ne Pistolle.Woeste, 70, 135.


3. An Mittag, wenn die Sonne scheint, sieht man keine Sterne.

Frz.: A midy estoile ne luit. (Leroux, I, 71.)


4. Auf einen fetten Mittag folgt ein magerer Abend.

Dän.: Paa et feed middags-maaltid følger gierne en mager nadvere. (Prov. dan., 191.)


5. Der Mittag des Freitag prägt oft uns ein, wie künft'gen Sonntag das Wetter wird sein. Illustr. Familien-Kalender (Koburg 1866).


6. Es kömpt alles an den Mittag.Mathesy, 179b.

D.i. an die Sonne.


7. Je näher dem Mittag, je mehr blendet die Sonne.


8. Man kann Mittag halten, wann man will, der Abend stellt sich selbst ein.

Dän.: Man maa giøre middag naar man vil, aftenen siger vel selver til. (Prov. dan., 414.)


9. Man muss Mittag machen, wenn's Zeit ist.

Frz.: Chercher midi à quatorze heures. – Chercher midi où il n'est qu'onze heures. (Leroux, I, 71 u. 72.)


10. Middages sat, Abends wat.Schambach, II, 77.

Eine Speiseregel, welche verlangt, dass die Hauptmahlzeit mittags gehalten und abends nur wenig genossen werde.


[681] 11. Mittags eine Wassersuppe, des Abends Kraut und Brot; wer dieses haben kann, leidet keine Noth.


12. Vor Mittag ein Bettler, nach Mittag ein Kauffmann.Gruter, III, 93; Lehmann, II, 805, 148.


13. Was wir vor Mittag weggegeben, das ist nach Mittag nicht mehr vnser.Lehmann, 235, 55.


14. Wer bis zu Mittag schläft, hat einen kurzen Tag.

Die Holländer sagen: Wer sein Morgen werk verschläft, dessen Tagewerk ist verdorben. – Wer nicht mit der Sonne aufsteht, geniesst seinen Tag nicht. Die Italiener: Wer spät aufsteht, trottelt den ganzen Tag. – Wer bis zu Sonnenaufgang schläft, wird zuletzt arm sterben. (Reinsberg VIII, 137.)


15. Wer des Mittags alles verzehrt, findet abends die Küche geleert.

Dän.: Naar man æder for meget, kand mand intet siden, eller for lækkert, har man intet siden. (Prov. dan., 9.)

Frz.: Mal souppé, qui tout disne. (Leroux, II, 259; Bohn I, 37.)


16. Wer des Mittags auffsteht, der schläfft nicht den ganzen Tag.Petri, II, 694; Körte, 4268; Simrock, 7051; Braun, I, 2735.

Bei Tunnicius (418): De des middages upsteit, de en slept nicht den helen dach. (Non stertim totam, media qui luce resurgit.)

Dän.: Hvo der staar op om middagen, hand sover ei ald dagen. (Prov. dan., 522.)

Holl.: Die des middachs opstaet, en slaept niet al den dach. (Tunn., 11b, 7.)

Lat.: Surgens meridie non dormit vespere mane. (Fallersleben, 255.)


17. Wer Mittags wenig isst, dem schmeckt das Nachtessen desto besser.


18. Wer zu Mittag spart, ist zu Abend wohl bewahrt.

Frz.: Qui garde de son disner, mieulx luy en est à son souper. (Leroux, II, 299.)


19. Wo ich zu Mittag gesessen, da will ich zu Abend essen.

Frz.: Où nous avons disné nous soupperons. (Leroux, II, 276.)


20. Zu Mittag gibt's: Bunte Nuscht möt gêle Fêlkens.Frischbier2, 2640.

Antwort auf die Frage: Was man zu Mittag essen werde. Auch folgende Gerichte werden in diesem Falle a.a.O. angegeben: Fricassée von junge Hund' mit Plume. Gestofte Nachtwächter mit gehackten Fensterladen. Nuscht met ne on Salat darto, on Hojahn (hojanen = gähnen) tor Läpelkost. In der Schweiz hat man auf die Frage: Was hend er z' Imbig? Was git's au hüt z' Mittâg? die folgenden sprichwörtlichen Gerichte als Antworten: Dega Bockfüess ond tüer Schneeballe. Giggernillis und Kräbsläbere. Gimpesbee ond b'brôta Nodla ond dega Bockfüess. G'wönderlisuppa ond Frögli drin. G'wönderzonna ond Frognomma. Kämiwürst und d' Feister zue. Gmundierti Knöpfli. Wälschi Kukumere und dütsche Salôt. Lassîpastete und Mangelturte. Marzipan und Speiete. G'schnetzlet Schadhüet. G'hacket Schnauze und e früntlis Mählmues. Spimuggeneier (auch: Spimuggehirnli), Kräbskuttle und Schnäggenohre, dige Bocksfüess und Spimuggelechrös. Suppe, G'müess und d' Feister zue (Wortspiel mit: Fleisch dazu). Wäntelekrös. (Sutermeister, 8.)


21. Zu Mittag gutes Mahl und Abendtisch nur schmal.

Dän.: Hold lengere middags end aftens-maaltid. (Prov. dan., 415.)


*22. Am hellen Mittage eine Laterne anzünden.

Etwas nicht zu rechter Zeit thun; oder erläutern was an sich klar genug ist.

Frz.: Porter lanterne à midi. (Bohn I, 46.)


*23. Beim hellen Mittag ein Licht anzünden.

» ... eben so närrisch thun würde, als einer, der bey hellem Mittage ein Licht anzünden wollte.« (Gryphius, 33.)


*24. Er hat Mittag gegessen wie ein Baron.

In England sagt jemand, der ein gutes Mittagsmahl bezeichnen will: Ich habe so zu Mittag gegessen wie der Mayor von London. (Reinsberg V, 122.)


*25. Er hat schon oft hören Mittag läuten. (S. Eichel 14, Kukuk 110 und Ostereier.) – Chaos, 858.


*26. Er isst hier Mittag und wäscht sich dort die Hände.

Von einem, der ein herumirrendes Leben führt und nirgends zu Hause ist; also auch von Verfolgten und Flüchtlingen.


[Zusätze und Ergänzungen]

27. Besser gut zu Mittag gegessen als hungrig schlafen gegangen.


28. Mittag, Abend, Nacht und Morgen stellen sich von selber ein.


29. Wer gut zu Mittag gegessen hat, der stirbt nicht Hungers bis zum nächsten Morgen.


30. Wo zu Mittag, dort ein Schmätzchen, und des Abends das wahre Schätzchen.Wenzig, 81.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Wieland, Christoph Martin

Geschichte der Abderiten

Geschichte der Abderiten

Der satirische Roman von Christoph Martin Wieland erscheint 1774 in Fortsetzung in der Zeitschrift »Der Teutsche Merkur«. Wielands Spott zielt auf die kleinbürgerliche Einfalt seiner Zeit. Den Text habe er in einer Stunde des Unmuts geschrieben »wie ich von meinem Mansardenfenster herab die ganze Welt voll Koth und Unrath erblickte und mich an ihr zu rächen entschloß.«

270 Seiten, 9.60 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon