Coligny

[445] Coligny (Gaspard de), geb. 1516 zu Chatillon-sur-Loing, war der Sohn des Marschalls von Coligny, welcher in den ital. Kriegen Franz I. von Frankreich unter dem Namen eines Herrn von Fromentes bekannt ist, und betrat gleich ihm die militairische Laufbahn, für welche er durch frühzeitig bewährte Talente berufen war. König Heinrich II. ernannte ihn 1547 zum Generalobersten der franz. Infanterie und nach dem Feldzug in Deutschland 1552 zum Admiral von Frankreich, damals eine hohe Befehlshaberstelle zu Lande. Beim Wiederausbruch des Krieges mit Spanien zeichnete er sich besonders durch die mit größter Einsicht und Tapferkeit geführte Vertheidigung von St.-Quentin aus, gerieth jedoch nach der Erstürmung dieses Platzes in Gefangenschaft, in welcher er zwei Jahre lang bis zum Frieden blieb. Mit den Lehren Calvin's schon bekannt geworden, fand er als Gefangener in der Citadelle von Gent Muße, darüber weiter nachzudenken, und kehrte mit einem durch Zweifel wankend gemachten Glauben nach Frankreich zurück, wo er nach Heinrich II. Tode 1559 sich nebst dem Bruder des Königs von Navarra, dem Prinzen von Condé, öffentlich zu dem Glauben der Calvinisten oder, wie sie in Frankreich hießen, der Hugenotten, bekannte. Beide traten nun an die Spitze dieser vom Hofe verfolgten Partei, um mit ihrer Hülfe den Ränken der Katharina von Medici und der ihnen feindlichen Guisen, welche im Namen des jungen Königs regierten, die Spitze zu bieten. Es begannen darauf die franz. Religionskriege, in welchen trotz wiederholt verlorener Schlachten und nachdem Condé 1569 gefallen war, C. dennoch die beiweitem schwächern Hugenotten aufrecht erhielt, und 1570 zu St.-Germain durch einen für sie höchst vortheilhaften Frieden den Kampf anscheinend beendigte. C. erhielt vielfache Beweise der Huld Königs Karl IX, der ihn als er wieder an den Hof kam, seinen Vater und den größten Feldherrn des Jahrhunderts nannte und ihn mit Gnadenbezeigungen überhäufte; aber die Feinde der Hugenotten sannen nur auf ihre Vertilgung und wollten sie und ihre Häupter blos sicher machen, C. aber sollte als erstes Opfer fallen. Arglos begab sich C. im Aug. 1572 nach Paris, um der Vermählungsfeier des Königs von Navarra beizuwohnen, allein als er den 22. aus dem Louvre kam, wurde er auf offener Straße am rechten Arm und an der linken Hand durch einen Büchsenschuß verwundet, der durch einen von Katharina von Medici und den Herzog von Guise gedungenen Mörder aus einem Hause auf ihn abgefeuert worden war. Trotzdem und der Warnungen seiner Freunde ungeachtet, ließ sich C. von der außerordentlichen Theilnahme des Königs täuschen, der herbeieilte, höchst entrüstet schien und die Worte sprach: »Mein Vater, ihr habt die Wunden, ich den Schmer z.« Darum traf auch C. in der Nacht vom 24.–25. Aug. (s. Bluthochzeit) das schreckliche Schicksal seiner Glaubensgenossen. Mit 300 Mann rückte der Herzog von Guise vor die Wohnung des Admirals, drang mit Gewalt ein und der herzogliche Stallmeister Lebème stürzte zuerst mit gezücktem Schwerte in das Schlafzimmer des Greises. C. hatte sich aus dem Bett erhoben und redete den mordgierigen Eindringling ruhig mit den Worten an: »Junger Mensch, mein graues Haupt sollte dir Ehrfurcht gebieten; aber thue nach Gefallen, du kannst mein Leben nur wenige Tage abkürzen«, worauf dieser ihn durchbohrte. Der Leichnam wurde zum Fenster hinausgestürzt, drei Tage mishandelt und endlich bei den Füßen an den Galgen von Montfaucon gehängt, von wo ihn nach drei Tagen Franz von Montmorency, C.'s Vetter, abnehmen und in Chantilly aufbewahren ließ, bis er 1599 zu Chatillon in der Familiengruft der Coligny beigesetzt wurde.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 445.
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