[512] Danton (George Jacques), einer der bedeutendsten Männer in der franz. Revolution, geb. 28. Oct. 1759 zu Arcis sur Aube in der Champagne, war Advocat, als 1789 jene furchtbare Periode der franz. Geschichte begann, wo Leidenschaft, Talent und Kraft des Einzelnen in dem Grade sich geltend machten, als er dem Zeitgeiste huldigte. Feind der Monarchie und alten Ordnung, nahm er sogleich an der Erschütterung beider den thätigsten Antheil, war bei der Erstürmung der Bastille (s.d.) und wurde bald darauf Präsident des Districts der Cordeliers in Paris. Mit Mirabeau leitete er die Pläne der Jakobiner, in deren Sinne er am 10. Nov. 1790 vor der Nationalversammlung im Namen der Gemeinden von Paris die Minister anklagte; als sich jedoch immer mehr zeigte, daß der größte Theil der Nationalversammlung die Aufregung begünstigt habe, um blos eine beschränkte Monarchie zu gründen, bildete D. aus den entschiedensten Republikanern den Club der Cordeliers (s.d.), an deren Spitze er für die weitere Entwickelung der Revolution arbeitete. Diese Bestrebungen befreundeten ihn eine Zeit lang mit den Häuptern der nachherigen Gironde, bis auch sie dahin gelangten, wo sie Stillstand wünschten, aber von der noch immer vorwärts drängenden Gewalt zu Boden gerissen wurden. Vergebens suchte nach Mirabeau's Tode der Hof D. zu gewinnen, der es vorzog, sich den Namen eines Tribunen der Revolution zu erwerben und am 17. Jul. 1791 den Vorsitz in der Volksversammlung auf dem Marsfelde zu Paris führte, die von der Nationalversammlung die Absetzung des von seiner Flucht zurückgebrachten Königs verlangte. Zwar mußte er deshalb fliehen, bald aber trat er wieder öffentlich auf, ohne daß man ihn verhaften konnte. Die Erstürmung der Tuilerien am 10. Aug. 1792 gelang besonders durch ihn, worauf er Mitglied des neuen Gemeinderaths und Justizminister ward. Unterdessen rückten feindliche Heere auf Paris los und schon wollte sich die bestürzte Nationalversammlung hinter die Loire zurückziehen; allein D. verlor den Muth nicht und mit der erschütternden Gewalt seiner Rede, unterstützt von seiner kolossalen Gestalt, dem Donner seiner Stimme, seinem Furcht erregenden Auge in einem Antlitz von afrikan. Häßlichkeit, vermochte er seine erschrockene Partei zum Bleiben und zeigte, daß man durch Furcht und Schrecken sich retten müsse. Um diesen Schrecken zu verbreiten, veranlaßte er als Mitglied des Vertheidigungsausschusses die Mordscenen im Sept., wo ganze Massen von Edelleuten, Priestern u.s.w. gemordet wurden. nicht aus Blutgier oder persönlichem Hasse, denn er war im Privatleben hingebend und mild, sondern weil er in so fürchterlicher Energie die einzige Rettung sah. Nach Niederlegung seiner Ministerstelle wurde D. als Abgeordneter der Stadt Paris Mitglied des Convents (s.d.), war mit Marat und Robespierre Haupt der Bergpartei und stimmte für Ludwig XVI. Hinrichtung. Bei dem abermaligen Herannahen feindlicher Armeen, bei dem Ausbruche der Aufstände im S. und W. Frankreichs war er aufs eifrigste thätig gegen die Feinde der Revolution, indem er die Errichtung einer Revolutionsarmee, eines Revolutionstribunals (10. März 1793) und die Verbreitung ähnlichen Schreckens wie im Sept., betrieb. Ungern aber sah er die Girondisten fallen, und die tigerartige Mordlust des Wohlfahrtsausschusses, der Despotismus des Revolutionstribunals, welches den Convent aller Macht beraubte, veranlaßten ihn, sich zurückzuziehen und, gefesselt von den Reizen seiner schönen Frau, eine Zeit lang in Unthätigkeit zu leben, bis ihn die Feier der Feste der Vernunft wieder aufrief, um dieser Partei mit Robespierre den Untergang zu bringen, der jetzt an der Spitze der Jakobiner stand, von welchen Wohlfahrtsausschuß und Revolutionstribunal abhängig waren. Da D. sich aber dieser Allgewalt widersetzte, zerfiel er mit Robespierre, anstatt jedoch seine Feinde rüstig zu bekämpfen und sich zu schützen, verließ er Paris, nachdem bereits einer seiner Freunde verhaftet war. Dadurch gab er seinen Feinden Zeit, sich aller Gewalt zu bemächtigen, und so wurde D. am 31. März 1794 verhaftet, was er, im Bewußtsein seiner Kraft und seiner Thaten, nie für möglich gehalten hatte. Am 3. Apr. ward er vor das Revolutionstribunal gestellt und beschuldigt, den Herzog von Orleans auf den Thron heben zu wollen, allein die Wirkung seiner Vertheidigungsrede fürchtend, welche anhob: »Ich bin D., bekannt genug in der Revolution; meine Wohnung wird bald das Nichts sein und mein Name wird leben im Pantheon der Geschichte«, schloß der Präsident Dumas die Sitzung, ein Conventsbeschluß verbot ihm alle weitere Vertheidigung und D. wurde ungehört am 5. Apr. verurtheilt und hingerichtet. Nur der Gedanke an seine Frau erweichte ihn auf einige Augenblicke und als er zum Blutgerüst geführt wurde, rief er aus: »O, meine Zärtlichgeliebte, so soll ich dich denn nicht mehr sehen?« Doch sogleich faßte er sich wieder und mit den Worten: »D, keine Schwachheit!« bestieg er stolzen, gemessenen Schrittes und verächtlich um sich schauend, das Blutgerüst.