Kosciuszko

Kosciuszko

[653] Kosciuszko (Thaddäus), der berühmte poln. Feldherr, wurde in Lithauen 1756 geboren und erhielt seine erste Erziehung in der Cadettenschule zu Warschau.

Der Fürst Adam Czartoryiski bemerkte seine ausgezeichneten Anlagen und ließ ihn auf seine Kosten in der Militairakademie zu Versailles weiter ausbilden. K. kehrte nach Polen zurück und wurde Hauptmann; eine nicht glückliche Liebe aber wurde Ursache, daß er sein Vaterland verließ und nach Nordamerika ging, um hier für die Unabhängigkeit der Freistaaten zu kämpfen. K. zeichnete sich bei mehren Gelegenheiten rühmlichst aus, wurde der Freund des berühmten Washington, erhielt den Cincinnatusorden und stieg bis zur Würde eines Brigadegenerals. Nach Polen 1786 zurückgekehrt trat er mit den Männern in Verbindung, welche mit redlichem Eifer an eine Rettung ihres immer mehr an Selbständigkeit wie innerer Einheit verlierenden Vaterlandes dachten. Im J. 1791 kam die poln. Constitution zu Stande, welche Rußland verwarf, indem es zugleich der über dieselbe misvergnügten Partei in Polen kriegerischen Beistand leistete. K. war 1789 zum Generalmajor der poln. Armee ernannt worden, erklärte sich 1791 für die Constitution und trat mit ruhmwürdiger Tapferkeit den Russen entgegen, indem er sich bei Dubienka mit 4000 Polen gegen 16,000 Feinde fünf Tage hielt. Nachdem aber die Russen ihre Absichten durchgesetzt hatten, nahm K. den Abschied und begab sich nach Leipzig. Die gesetzgebende Versammlung in Flankreich wollte K.'s Verdienste für die Sache der Freiheit anerkennen, indem sie ihm den Titel eines franz. Bürgers ertheilte. Nach der zweiten Theilung Polens traten Patrioten in Polen heimlich zusammen und unterhandelten auch mit K. über Pläne zur Abwerfung der Fremdherrschaft. Der Aufstand brach zu zeitig aus, aber am 23. März 1794 war K. zu Krakau, trat an die Spitze der Verbündeten und erließ einen Aufruf zur Wiederherstellung der Constitution von 1791. Muthig und siegreich kämpfte K., während die Sache der Freiheit sich ausbreitete und befestigte, aber die Übermacht der Russen und Preußen nöthigte ihn, sich in ein verschanztes Lager vor Warschau zurückzuziehen. Mit rastloser Thätigkeit, unwandelbarer Rechtlichkeit, Muth und Klugheit leitete K. alle Angelegenheiten der Verwaltung und des Heers, und vertheidigte das von einer gewaltigen Übermacht hart bedrängte Warschau. Die Schlacht bei Macziejowicze entschied endlich Polens und K.'s Schicksal; nach der tapfersten Gegenwehr wurden endlich die Reihen der Polen durchbrochen, K. selbst sank von Wunden bedeckt mit dem Ausruf: »Fisis Poloniae!« (d.h. Polens Untergang!) vom Pferde und wurde gefangen genommen. Die russ. Kaiserin Katharina ließ ihn in den Kerker werfen, aber ihr Nachfolger Paul gab ihm, seine Heldengröße bewundernd, die Freiheit wieder, nachdem er gelobt, nicht mehr wider die Russen dienen zu wollen, und wollte ihn überdies mit Gnadenbezeugungen ehren, welche K. jedoch ablehnte. Er ging 1797 nach Nordamerika, wo man ihn mit Bewunderung empfing. Im folgenden Jahre schickte ihn der Congreß mit Aufträgen an die franz. Regierung. Er blieb in Frankreich, lehnte später alle Anträge Napoleon's, welcher sich seines Namens und Einflusses zur Bewaffnung Polens gegen Rußland bedienen wollte, standhaft ab und lebte auf seinem Landgute bei Fontainebleau fern von dem Getöse der Waffen. Im J. 1814 wendete er sich bittweise an den russ. Kaiser Alexander um Amnestie für die aus ihrem Vaterlande vertriebenen Polen und um Gewährung einer freiern [653] Verfassung für Polen. K. begleitete 1815 den Lord Stewart nach Italien und ließ sich dann 1816 zu Solothurn in der Schweiz nieder. Durch einen Freibrief hob er 1817 die Leibeigenschaft auf seinem Gute Siecnowicze in Polen auf, und noch in demselben Jahre starb er in Folge eines Sturzes mit dem Pferde. Durch den Fürsten Jablonowski ließ der Kaiser Alexander 1818 K.'s Leichnam nach Krakau bringen und ihn hier auf Bitten des poln. Senats im Grabmal der poln. Könige beisetzen. Auch ward ihm daselbst ein Denkmal errichtet. K. Falkenstein hat K.'s Leben beschrieben (2. Aufl., Lpz. 1834).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 653-654.
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