[14] Magen heißt das zur Aufnahme und Verdauung der Speisen. bestimmte Eingeweide, ist ein muskelhäutiger Behälter von länglichrunder Gestalt, liegt bei den Menschen in der obern Bauchgegend unter dem Zwerchfell zwischen Leber und Milz und steht durch eine nach oben und links gelegene Öffnung, den Magenmund, mit der Speiseröhre, und mittels einer zweiten und tiefern, dem mit einer ringförmigen Klappe versehenen Pförtner, rechterseits mit dem sogenannten Zwölffingerdarm in Verbindung. Man unterscheidet an dem Magen eine vordere und hintere gewölbte Oberfläche, sowie eine obere kleinere Krümmung, welche einen Lappen der Leber umgibt, und eine untere größere, welche mit dem großen Netz zusammenhängt. Übrigens ist derselbe aus drei übereinanderliegenden Häuten zusammengesetzt, der muskulösen, zelligen und Schleimhaut, welche die innere Oberfläche überkleidet, daselbst mehrfach gefaltet ist und den Pförtner oder die sogenannte Magenklappe bildet. Außerdem ist der Magen reichlich mit Gefäßen, Nerven und kleinen Drüsen ausgestattet und sondert eine eigenthümliche Flüssigkeit, den sogenannten Magensaft, ab, der, unterstützt von den durch die Muskelthätigkeit des Magens vermittelten Bewegungen desselben, hauptsächlich die Verdauung (s.d.) bewirkt. Bei vielen Thieren bietet der Magen mehrfache Abtheilungen dar, die man wegen der Verschiedenheit ihrer Gestalt, Größe und innern Beschaffenheit als ebenso viele einzelne Magen zu betrachten pflegt, sodaß man z.B. bei dem Faulthiere drei, bei dem Walfische fünf Magen annimmt. Von diesen mehrfachen Magen, aus deren einem die genossene Nahrung immer in den andern übergeführt wird, bis sie aus dem letzten in den Darm übergeht, unterscheidet sich aber die Thätigkeit der vier Magen der wiederkäuenden Thiere gänzlich. (S. Wiederkäuen.) – Zu den Krankheiten des Magens gehört auch das Magendrücken, wie die Empfindung eines schmerzhaften Drucks in der Magengegend genannt wird, die sich gewöhnlich nach dem Genusse schwer oder gar nicht verdaulicher Speisen oder auch schon nach einfachen Überladungen des Magens, ja bei schwacher Verdauungskraft, schon nach jeder selbst mäßigen Mahlzeit einstellt. Zuweilen begleiten dasselbe auch lange andauerndes fruchtloses Würgen und Erbrechen, organische Fehler des Magens und benachbarter Theile u.s.w. – Eine der gefährlichsten Krankheiten, die es gibt, ist die Magenentzündung, kommt aber zum Glück nicht zu häufig vor. Sie gibt sich durch einen anhaltenden, außerordentlich heftigen Schmerz in der Magengegend, der durch jede Berührung, sowie durch Bewegungen und Lageveränderungen des Körpers und nach jedem Genusse von Speise und Trank vermehrt wird, nebst häufigem, höchst schmerzhaftem Erbrechen dieser, auch wenn sie aus den mildesten Dingen bestehen, ferner durch heftiges Fieber, unlöschbaren Durst, große Angst und Beklemmung in der Brust, Stuhlverstopfung, [14] Zuckungen, höchst veränderlichen Puls u.s.w. zu erkennen und wird durch Vereiterung und Brand oft schnell tödtlich. Veranlassung dazu geben Vergiftungen durch ätzende und scharfe Gifte des Mineral-, Pflanzen- und Thierreichs, zu stark wirkende und zur Unzeit gereichte Brechmittel, Unmäßigkeit im Genusse geistiger Getränke, kaltes Trinken und Baden bei erhitztem Körper, überhaupt Erkältungen aller Art, namentlich der Füße, mechanische Verletzungen durch fremde Körper, die in den Magen gelangt sind, Druck und Stöße auf die Magengegend, Bewegung derselben durch zu fest anliegende Kleidungsstücke, z.B. Schnürbrüste, Übergang der Entzündungen nahe gelegener Theile auf den Magen u.s.w. – Zu den gegenwärtig immer öfter vorkommenden Krankheitszuständen des Magens gehört der Magenkrampf und äußert sich durch periodisch wiederkehrende, schmerzhafte, raffende und zusammenschnürende Empfindung in der Magengegend mit Neigung zum Erbrechen, Würgen oder auch wirklichem Erbrechen meistens nur geringer Mengen einer gewöhnlich scharf und sauer schmeckenden, wasserhellen Flüssigkeit oder auch des Genossenen, wozu sich noch Schmerzen im Rücken, Krämpfe anderer Art, Ohnmachten, nicht selten Verdauungsstörungen verschiedener Art und andere Erscheinungen gesellen. Er tritt am häufigsten bei nüchternem Magen ein und wird dann zuweilen schnell durch den Genuß von etwas Speise beschwichtigt. Der Magenkrampf beruht entweder auf Schwäche der Verdauungskraft oder auf übermäßiger Reizbarkeit und Schwäche der Magennerven bei gleichzeitiger Überfüllung der Magengefäße mit Blut, und wird herbeigeführt durch öftere Überladungen, durch den Genuß schwerverdaulicher oder gradezu schädlicher Nahrungsmittel, namentlich sehr fader, mehliger oder sehr fetter Speisen, durch das zu häufige Trinken erschlaffender Getränke, eine weichliche, sitzende oder auch ausschweifende Lebensweise, niederdrückende Gemüthsbewegungen, heftigen Schreck, Ärger, übermäßige Anstrengung des Geistes, öfteres Nachtwachen, allzu häufiges und zu reichliches Aderlassen, Misbrauch mancher Arzneien u.s.w. Der Magenkrampf ist immer ein schwer zu hebendes, gewöhnlich sehr hartnäckiges, oft Jahre lang dauerndes Übel, unter welchem die Ernährung des Körpers beträchtlich leidet, erfodert die sorgfältigste Beobachtung einer angemessenen Diät, und liegen ihm organische Fehler des Magens zum Grunde, oder hat er deren herbeigeführt, so ist er meist unheilbar und die Quelle eines fortwährenden Siechthums. – Der Magenkrebs, ein furchtbares Leiden, das vorzugsweise Männer im mittlern Lebensalter befällt und unter sonst ungünstigen Umständen durch Alles, was längere Zeit reizend auf die Gewebe des Magens einwirkt, herbeigeführt werden kann. In der Mehrzahl der Fälle entwickelt es sich auf sehr heimtückische Weise aus schleichenden Magenentzündungen und von diesen herbeigeführten Verhärtungen des Magens, ohne sich im Anfange durch auffallende Erscheinungen zu verrathen. Indeß charakterisirt sich die im Entstehen begriffene Krankheit meistens durch gänzliches Darniederliegen der Verdauungskraft, beständigen Durst, ein Gefühl von Hitze und Schwere in der Magengegend, zuweilen schon durch vorübergehende Schmerzen daselbst, namentlich durch einen lästigen Druck, der sich bis in den Rücken fortpflanzt, übelriechendes, scharfsaures Aufstoßen, mitunter durch Erbrechen einer schleimigen Flüssigkeit, besonders des Morgens, bei nüchternem Magen. Später, nachdem vielleicht der Kranke ein halbes oder ganzes Jahr scheinbar von seinem Übel befreit gewesen ist, stellen sich immer heftigere und anhaltendere Schmerzen ein, es erfolgt jedesmal nach dem Genusse von Nahrungsmitteln Erbrechen, in der Magengegend wird eine mehr oder weniger hervorspringende Geschwulst bemerkbar, dazu gesellen sich häufiges Schluchzen, Koliken, Poltern und Kollern im Leibe, hartnäckige Verstopfung, allgemeine, mit immer zunehmender Abmagerung verbundene Unruhe, gänzliche Schlaflosigkeit, Veränderung der Hautfarbe, die ein erdfahles Ansehen bekommt und endlich reibt ein schleichendes Fieber den Kranken vollends auf. Der Magenkrebs endet stets mit dem Tode, wenn auch zuweilen sehr langsam und nach Jahren, entweder durch Übermaß der Schmerzen oder, was häufiger der Fall ist, wegen nicht zu hemmender Durchfälle durch allgemeine Erschöpfung der Lebenskräfte, ja wenn der Magenmund der hauptsächlich ergriffene Theil ist, gradezu durch Verhungerung. – Zu den die Verdauung befördernden und dem Magen heilsamen Mitteln gehören besonders aus bittern und gewürzhaften Substanzen bereitete Tränkchen Tropfen und Magenelixire; allein es ist bei ihrem Gebrauch sehr große Vorsicht nöthig, denn zur Unzeit angewendet, schaden sie nur zu oft und befördern die krankhaften Zustände des Magens, anstatt sie zu heben.