[593] Pückler-Muskau (Hermann, Fürst von), preuß. Generalmaior, welcher seit einem Jahrzehnd die Aufmerksamkeit der gebildeten Welt vorzüglich als geistreicher Schriftsteller von moderner Gewandtheit erworben hat, ist der Abkömmling eines alten gräfl. Hauses, wurde 1785 auf der Standesherrschaft Muskau in der Oberlausitz geboren und nachdem dieselbe 1815 unter preuß. Hoheit gekommen, 1822 für seine Person und den jedesmaligen Besitzer von Muskau in den preuß. Fürstenstand erhoben. Seine Erziehung und wissenschaftliche Bildung erhielt er in der herrnhuter Lehranstalt zu Uhyst, auf dem Pädagogium in Halle und nach weiterer Vorbereitung durch einen Hofmeister, auf der Universität Leipzig, verließ aber das begonnene Studium der Rechte und nahm Dienste bei der sächs. Reiterei. Seine Thatenlust äußerte sich in diesem Verhältnisse vorzugsweise in abenteuerlichen Wagnissen, ohne Befriedigung zu finden, daher er als Rittmeister den Abschied nahm und eine Reise durch Östreich, Frankreich und Italien machte. Wegen Mishelligkeiten mit seinem Vater befand er sich damals zuweilen in sehr bedrängten Umständen, bis ihn der Tod desselben nicht blos in Besitz der von seinem Vater erheiratheten Standesherrschaft Muskau, sondern auch eines ansehnlichen Vermögens setzte. Den jetzt theils begonnenen, theils beabsichtigten Unternehmungen zur Verbesserung und Verschönerung seiner Besitzung entführte ihn der Krieg, dem er seit Oct. 1813 als russ. Major mit Auszeichnung beiwohnte, unter andern auch einmal im Angesicht der beiderseitigen Truppen einen Zweikampf mit einem franz. Husarenobersten ausfocht und Sieger blieb. Nach dem Frieden bereiste er England und kam 1816 nach Muskau zurück, wo nach seinen eignen Angaben die dortigen Parkanlagen neu gestaltet, und die unter dem Namen Hermannsbad bekannte Badeanstalt ausgestattet wurden. Während einer Anwesenheit in Berlin begleitete er die Luftschifferin Reichard auf einer Luftfahrt, vermählte sich 1817 mit einer Tochter des preuß. Staatskanzlers, Fürsten von Hardenberg, von der er aber 1826 wieder geschieden worden ist, und reiste 1828 abermals nach England. Nachdem er dort und in Frankreich längere Zeit verweilt, lebte er in Muskau wieder der Vervollkommung seiner Anlagen und gab unter dem Titel »Briefe eines Verstorbenen« (2 Bde., 1830; 2. Aufl., Stuttg. 1831) eine Art Tagebuch seiner letzten Reise heraus, denen noch zwei Bände (Stuttg. 1832) unter demselben Titel aus den Jahren 1826–28 folgten. Die anziehende Darstellung und was sie von wahrhaft interessanten Schilderungen besonders aus [593] den vornehmsten Kreisen der Gesellschaft enthalten, trug über die mitunter große Oberflächlichkeit, die verletzende Keckheit der Auffassung und die eitle Selbstgefälligkeit ihres Verfassers den Sieg davon, und sie bereiteten seinen »Tutti Frutti« (5 Bde., Stuttg. 1834), einer unterhaltenden Zusammenstellung anziehender Aufsätze, die günstigste Aufnahme, obgleich auch sie die Mängel der frühern Schriften theilen. Wegen einer Mittheilung darin mußte der Fürst sogar einen Zweikampf bestehen, ging dann von Frankreich aus nach Algier und verweilte später in Ägypten, Griechenland, wo er einen romantischen Grundbesitz erworben hat, und Konstantinopel. Unterdeß erschienen von ihm »Semilasso's vorletzter Weltgang« (3 Bde., Stuttg. 1835), »Jugendwanderungen« (daselbst, 1835), Erinnerungen von einer Reise in Frankreich und Italien im J. 1815, und »Der Vorläufer« (Stuttg. 1838), eine Art Ankündigung zu seinen neuesten Reisebeobachtungen und Ergebnissen, das aber die zunehmende Neigung der Genialität des Verfassers verräth, in Geniesucht auszuarten. Wirklich werthvoll sind seine »Andeutungen über Landschaftsgärtnerei, verbunden mit der Beschreibung ihrer praktischen Anwendung in Muskau« (mit 44 Ansichten und 4 Plänen, Stuttg. 1834).