[338] Suwóroff-Rymniksky (Alex. Wasiljewitsch, Graf), Fürst Italinski, der berühmte russ. Feldherr, war der Sohn eines russ. Offiziers von schwed. Abkunft und wurde 1729 in Finnland geboren. Sein Vater hatte sich unter Katharina I. bis zum General en chef und Senator emporgeschwungen; S. selbst erhielt eine seiner Bestimmung zum Soldaten gemäße Bildung im petersburger Cadettencorps, aus welchem er im 17. Jahre als Gemeiner in die Garde trat. In einem Feldzuge gegen die Schweden wurde er zum Lieutenant befördert, nachher Commandant von Memel, ging er beim Ausbruch des siebenjährigen Kriegs 1759 aufs Neue zur Armee, zeichnete sich in den Schlachten bei Zorndorf und Kunersdorf, sowie bei der Belagerung von Kolberg aus, und wurde nach dem Frieden zum Obersten ernannt. In dem 1768 mit Polen ausbrechenden Kriege nahm er als Brigadecommandeur Krakau mit Sturm und bestand, von hier nach Warschau vordringend, mehre glückliche Gefechte. Im J. 1770 wurde er zum Generalmajor befördert, und in demselben Jahre schlug er die Polen unter Opinski bei Stralowice. Beim Ausbruch des Türkenkriegs, 1773, ging er als Befehlshaber eines abgesonderten Corps über die Donau, kämpfte in mehren Treffen siegreich gegen die Türken und erfocht zuletzt, in der Verbindung mit dem General Kamenskoi, den entscheidenden Sieg über den Reis-Effendi bei Kasladgi. Ebenso machte er sich um die innere Ruhe des Reichs verdient, indem er 1782 die Krim zum Gehorsam zwang. Im J. 1783 unterwarf er die Tataren von Kuban und Budziac der russ. Krone, wofür er von der Kaiserin zum General en chef und zum Gouverneur dieser Provinz ernannt wurde. Seit 1788 war er aufs Neue im Kriege gegen die Türken thätig. Zu seinen glänzendsten Thaten gehören die Siege, die er hier, in Verbindung mit dem östr. Feldmarschall, Prinzen von Sachsen-Koburg, bei Fokschani am 1. Aug. 1789 über den Seraskier Mehmed Pascha, und am 22. Sept. desselben Jahres am Flusse Rymnik über das große türk. Heer erfocht. Er wurde dafür von Kaiser Joseph II. in den deutschen Reichs- und von seiner Kaiserin in den russ. Grafenstand erhoben, und erhielt von letzterer den Namen Rymniksky. Seine Erstürmung der türk. Festung Ismail am 22. Dec. erfolgte mach den Gesetzen eines grausamen Kriegs zwischen erbitterten Feinden. S. gab die erstürmte Stadt der Plünderung und der Wuth seiner Soldaten Preis. 33,000 Türken wurden getödtet oder verwundet, und 10,000 nach dem Gemetzel zu Gefangenen gemacht. Und bei dieser Gelegenheit gab S. [338] einen Beweis seiner großen Uneigennützigkeit, indem er von der ungeheuern Beute nichts als ein einziges Pferd für sich nahm. Als die Theilung Polens (s.d.) 1794 die Polen zum Aufstande brachte, erhielt S. den Befehl zur Unterdrückung desselben. Er endigte den Krieg durch die Erstürmung von Praga (4. Nov.) und die Besetzung von Warschau (9. Nov.). Er wurde von der Kaiserin Katharina zum Generalfeldmarschall erhoben und auf das reichste mit einem goldenen Commandostab, nebst einem Eichenkranze, woran blos die Diamanten auf 60,000 Rubel geschätzt wurden, beschenkt. Nach der Thronbesteigung Paul I. brachte ihn ein Witzwort über die neue Uniformirung: »Zöpfe sind keine Piken und Locken keine Kanonen«, in Ungnade, doch dauerte diese nur so lange, bis der Kaiser dem Kampfe Östreichs gegen Frankreich beitrat. Zum Generalissimus der vereinigten russ.-östr. Armee ernannt, brach er mit einem Heere von 30,000 Russen nach Italien auf, brachte hier den Franzosen mehre Niederlagen bei, wie bei Cassano, an der Trebbia bei Novi, eroberte Mantua und Alexandrien, mußte aber Oberitalien wieder räumen und den Marsch in die Schweiz antreten, als der Erzherzog Karl von hier aus an den Niederrhein berufen worden war. Der Marsch über die Alpen und den St.-Gotthard hatte sein Heer sehr geschwächt, als er auch bei seiner Ankunft die andere Abtheilung der russ. östr. Armee unter Korsakoff von Masséna bei Zürich geschlagen fand, und sich unter beständigen Gefechten mit den franz. Generalen Lecourbe, Molitor und Gudin, zu einem sehr gefährlichen und beschwerlichen Rückzuge genöthigt sah, den er indeß mit großer Vorsicht und einem nur sehr geringen Verluste ausführte. Hierauf bezog S. Winterquartiere in Böhmen und Baiern, erhielt aber gegen seinen Willen von seinem Kaiser den Befehl zum Rückmarsch nach Rußland. Wegen seiner Siege in Italien war er vom Kaiser zum Fürsten Italinski erhoben worden, jetzt sollte ihm noch bei seiner Ankunft in Petersburg die Ehre eines glänzenden Triumphzugs zu Theil werden, und kaiserl. Zimmer wurden zur Bewohnung für ihn in Bereitschaft gehalten. Da brachte die frühere Unterlassung eines kaiserl. Militairbefehls S. plötzlich in Ungnade, und die Vorbereitungen zum Triumphzuge wurden nicht nur eingestellt, sondern S. auch in einem Armeebefehl laut getadelt. Die Nachricht von der veränderten Gesinnung des Kaisers verschlimmerte die Krankheit, von welcher S. kurz nach seiner Ankunft in Rußland überfallen worden war. Als er so in Petersburg anlangte, wählte er das von dem kaiserl. Palaste entfernt gelegene Haus seiner Nichte zum Aufenthalt, wo er, verlassen von des Kaisers und der Großen Gunst, 16 Tage nach seiner Ankunft am 18. Mai 1800 starb. Kaiser Alexander ließ 1801 S.'s kolossale Statue. aufrichten. S. besaß viele Eigenschaften eines großen Feldherrn, und hatte auch als Mensch einen außerordentlichen Charakter. Muth, Unternehmungsgeist, schneller Entschluß und gleich schnelle Ausführung hatten vor der künstlichen Berechnung bei ihm das Übergewicht. Bei einem magern Ansehen und einem von Natur schwächlichen Körper, hatte er dennoch demselben durch Abhärtung, namentlich durch kaltes Baden, die feste Dauer der Gesundheit gegeben. Er aß nichts Anderes als seine Soldaten, trank blos Wasser, und seine Kleidung bestand entweder aus einer Uniform oder aus einem Schafpelze. Bei dieser Rauheit seines Äußern fehlte es ihm dennoch weder an den Kenntnissen einer höhern Bildung, noch auch der Höflichkeit des feinern Umgangs. Den Vorschriften seiner Religion war er mit aufrichtiger Frömmigkeit ergeben, und nie gab er das Zeichen zur Schlacht, ohne ein Kreuz zu machen und das Bild des h. Nikolaus zu küssen. Seine Handlungen zeigten von Uneigennützigkeit, ja Großmuth, doch wird ihm auch, und nicht mit Unrecht, Grausamkeit vorgeworfen. – Sein Sohn, der General Arkad. Alexandrowitsch S., fand in dem Rymnik 1820 seinen Tod, als er durch den angeschwollenen Fluß fahren wollte.