[460] Trajānus (Marcus Ulpius), röm. Kaiser, 98–117 n. Chr., war einer der trefflichsten Herrscher, dem Bewunderung [460] und Liebe seiner Unterthanen den Beinamen »des Besten« ertheilte und dessen Ruhm noch lange in dem Zurufe an neugewählte spätere Kaiser wiederhallte: sei glücklicher als August, besser als T.
Er wurde 54 n. Chr. in der span. Stadt Italica geboren, und war der Sohn eines ausgezeichneten röm. Feldherrn, unter dem er am Rhein und am Euphrat sich durch tapfere Thaten auszeichnete und jene zunehmende Lust am Kriegsruhm gewann, die man später beinahe allein an ihm tadelte. Der Kaiser Nerva nahm den bei dem Heere wie beim Volke beliebten T. an Sohnesstatt an und erklärte ihn kurz nachher zu seinem Mitregenten und Nachfolger. Nachdem er zur Alleinherrschaft gelangt war, regierte er ebenso kräftig als weise, hob eine Menge vor ihm eingeführter drückender Gesetze auf und vermied in seiner Umgebung Alles, was beim Volke das lästige Gefühl erregen konnte, einen unumschränkten Herrscher über sich zu sehen. Keinem war der Zutritt zu ihm verwehrt und Jeder erhielt durch ihn sein Recht; mäßig in seinen Gewohnheiten, war er ein freigebiger Beförderer der Künste und Wissenschaften und schmückte Rom mit prächtigen Denkmälern. Die Christenverfolgungen hob er zwar aus politischen und religiösen Beweggründen nicht auf, allein er verordnete doch, daß Niemand mehr auf bloße Anschuldigung hin, sondern blos nach überwiesener Theilnahme an einer öffentlich verbotenen Religion verurtheilt werden durfte. Um die unter Kaiser Domitian erlittene Niederlage gegen die Dacier zu rächen, bekriegte und unterwarf er diese im I. 101, und nach ihrem Abfalle zum zweiten Male im I. 104, bei welcher Gelegenheit er unweit des heutigen Czernez in der Walachei über die Donau eine Brücke (Trajansbrücke) schlagen ließ, und nachdem der König der Dacier sich entleibt hatte, Dacien zur röm. Provinz machte. Später war das Morgenland der Schauplatz seiner Waffenthaten, wo er die Parther demüthigte, Armenien, Mesopotamien, Assyrien unterwarf und der erste von allen röm. Feldherren den pers. Meerbusen beschiffte. Auch das nördl. Arabien machte er sich unterthan, als er aber 117 nach Rom zurückkehren wollte, wurde er in der Stadt Selinus in Cilicien von der Ruhr hingerafft. Sein Nachfolger war der von ihm adoptirte Hadrian. (S. Römisches Reich.) Unter die berühmtesten der von T. ausgeführten Bauten gehörte das nach ihm benannte Forum zu Rom, rings im Viereck von einer Säulenhalle mit vier Triumphbogen als Zugängen umgeben, und in der Mitte von der nebenstehend abgebildeten, noch vollständig erhaltenen Trajanssäule geziert. Mit dem Fußgestelle, an welchem sich auf das Leben und die Waffenthaten T.'s bezügliche Inschriften befinden, ist die Säule 140 F., ohne dasselbe 128 F hoch, und an diesem Theile sind rings herum in spiralförmig aufsteigender Reihenfolge die Thaten und Siege des Kaisers gegen die Dacier dargestellt, auf der Spitze aber steht jetzt anstatt seiner Bildsäule die von Papst Sixtus X. dahin gestellte des Apostels Petrus; unter der Säule wurde T.'s Asche beigesetzt, indem er zuerst von seinen Vorgängern durch ein Grab innerhalb der Stadt geehrt ward. Die ganze Säule ist aus 24 Stücken zusammengesetzt und inwendig hohl, wo man über eine Treppe von 192 Stufen auf die mit einem Geländer umgebene Spitze kommen kann. Vom röm. Senate wurde dem T. wegen seiner Siege über die Dacier auch ein Triumphbogen errichtet, der jetzt als Triumphbogen Konstantin des Großen bekannt ist und in der Nähe der heutigen Kirche St.-Clemente steht. Fast ganz erhalten ist ein anderer Triumphbogen des T. zu Benevent, weniger gut der, welcher ihm und seiner Gemahlin und seiner Schwester zu Ancona für Herstellung des Hafens auf seine Kosten aufgeführt wurde.