Gott

[399] Gott (theos deus) ist ein Name für das höchste Wesen, das Absolute, für die ewige Einheit aller Dinge, die von der Summe derselben wohl zu unterscheiden ist, für den Urgrund alles Geschehens; für die höchste, geistige, wollend-vernünftige Kraft, die im All sich offenbart, kein Einzelding unter Einzeldingen ist. Die Dinge und deren Summe, die Welt, sind in Gott, Gott wirkt in der Welt. Diese Auffassung des Verhältnisses von Gott und Welt heißt Panentheismus (6. d.). Der Pantheismus (s. d.) setzt Gott und All als eines, der Theismus setzt Gott außer der Welt als ein Wesen für sich, das er als persönlich auffaßt. Der Atheismus leugnet die Existenz einer Gottheit überhaupt. Der Begriff Gottes entspringt einem Postulate des den Erfahrungsinhalt verarbeitenden, begründenden Denkens, sowie Forderungen des Gemütes und dem Dichten der Phantasie. Mythus (s. d.), Religion (s. d.) und Philosophie bestimmen mit verschiedenen Erkenntnismitteln die Gottesidee.

Aus dem Polytheismus, der dem Animismus (s. d.) und Fetischismus entspringt, geht einerseits der religiöse Theismus, erst als Henotheismus (s. d.), dann als Monotheismus hervor (Hebräer, esoterische Religion der Ägypter, Griechen), anderseits der Pantheismus als Religion (Inder) und als Philosophie (Griechen), indem die verschiedenen Götter in Dienern, bezw. Modificationen einer Urgottheit werden, die schließlich als das einzige Göttliche bleibt.

Das Altertum weist, ohne allzu scharfe Abgrenzung der Begriffe, einen[399] Wechsel von Pantheismus und Theismus, inbegriffen der Emanationslehre (s. d.), auf.

Die Inder (Vedas, Upanishads) bestimmen die Gottheit als das Brahman oder Âtman (s. d.), die in allen Dingen identische, ewige Urkraft, die aus sich heraus Welten schafft und wieder in sich zurücknimmt und die allein wahre Realität hat, an sich als »prajapâti«, als »Herr der Geschöpfe«, als Vater der Götter und Menschen (vgl. DEUSSEN, Allg. Gesch. d. Philos. I 1, S. 261 u. a., I 2, 36 ff.). Bei den Chinesen sieht LAO-TZE im Tao (s. d.) das (göttliche) Ursein.

Nach HOMER ist Zeus patêr andrôn te theôn te (Odyss. s' 135). Er wirkt in den Geistern der Menschen (Iliad. y' 242). HESIOD gibt eine Theogonie (s. d.). Die »Orphiker« sehen in »Zeus« den Weltgrund: Zeus kephalê, Zeus messa, Dios d' ek panta tetyktai (Stob. Ecl. I 2, 40). ANAXIMANDER bezeichnet Gott als das apeiron (s. d.), ANAXAGORAS als den »Geist« (s. d.), den noun kosmopoion (Stob. Ecl. I 2, 56). Die Pythagoreer sehen in der »Einheit« (monas) die Gottheit (Stob. Ecl. I 2, 58). Gott wird als der ewige, unbewegte Weltgrund bestimmt nach PHILOLAUS: ho hêgemôn kai archôn hapantôn theos eis, aei ôn, monimos, akinêtos, autos hautô homoios, heteros tôn allôn (bei PHILO, De mundi opif. 23 A). Nach HERAKLIT ist Gott das vernünftige, ewige, rastlose Weltfeuer (pyr aidion), der logos (s. d.), der in den Welten sich entfaltet (Stob. Ecl. I 2, 60). Die Einheit Gottes spricht energisch aus XENOPHANES: heis theos en te theoisi kai anthrôpoisi megistos, oute demas thnêtoisi homoiios oute noêma (Mull., Fragm. I, p. 101). Das göttliche Eine ist das All, das All ist göttliche Einheit: hen to on kai pan (Simplic. ad Phys. Aristot. fol. 5b; Stob. Ecl. I 2, 60). Xenophanês de prôtos toutôn henisas... eis ton holon ouranon apoblepsas to hen einai phêsi ton theon (Aristot., Met. I 5, 986b 24). Gott ist das Beste von allem (Simplic. a. a. O.), die Einheit des Weltganzen (Sext. Empir. Pyrrh. hypot. I, 224). Er ist unbegrenzt, aber materiell, von »runder« Gestalt (sphairoeidê onta Sext. Empir. Pyrrh. hypot. I, 224), zugleich allwissend: ganz Auge, ganz Ohr, ganz Denken (oulos hora, oulos de noei, oulos de t' akouei, Sext. Empir. adv. Math. IX, 144; Diog. L. IX, 19); apaneuthe ponoio noou phreni panta kradainei (Simpl. ad. Arist. Phys. fol. 6 A). »Unum esse omnia neque id esse mutabile et id esse deum neque natum unquam et sempiternum, conglobata figura« (CICERO, Acad. II, 118; vgl. Simplic. ad Aristot. Phys. 22 Diels). Die Menschen stellen sich ihren Gott anthropomorph vor, wie die Tiere sich ihn tierähnlich vorstellen würden (Clem. Alex., Strom. V, 601e, VII, 711 b; Euseb., Praepar. evang. XIII, 13); sie schreiben ihm menschliche Leidenschaften zu (Sext. Empir. adv. Math. IX, 193, 289; Aristot., Rhetor. II 23, 1399b 6; 1400b 5). Nach PARMENIDES ist Gott das eine, ewige, unbewegte, leidlose Sein (s. d.). EMPEDOKLES soll die Menschenähnlichkeit der Götter negiert haben (Clem. Alex., Strom. V, 644). Einige Sophisten bezweifeln die Existenz der Götter. Nach KRITIAS ist der Götterglaube eine Erfindung kluger Staatsmänner (Sext. Empir. adv. Math. IX, 54); ähnlich PRODIKOS. Skeptisch scheint sich gegenüber dem Götterglauben PROTAGORAS verhalten zu haben (peri tôn theôn ouk echô eidenai, outh' hôs eisin, outh' hôs ouk eisin. polla gar ta kôlionta eidenai, hê d' adêlotês kai brachys ôn ho bios tou anthrôpou (Diog. L. IX, 51).

SOKRATES glaubt an eine göttliche, allwissende, zweckmäßig wirkende Vernunft und Vorsehung (phronêsis) im All (ho ton holon kosmon syntattôn te kai synechôn; – panta men hêgeito theous eidenai [400] Xenoph., Memorab. I, 1, 19; IV, 3, 13). PLATO bestimmt die (unpersönliche) Gottheit als höchste der Ideen (s. d.), als die »Idee des Guten«, das »Gute an sich«, also ethisch. Sie ist ewigeinzig, erhaben über alle Dinge (auto kath' hauto meth' hauton monoeides aei on, Sympos. 211 B), jenseits alles Seienden (epekeina tês ousias, Republ. VI, 209 B), also völlig transcendent. Sie ordnet alles aufs beste (diakosmôn panta kai epimeloumenos, Phaedr. 246 E), als der gute Demiurg, Weltbildner (Tim. 28 ff., 29 E; Republ. X, 597; Phileb. 22 C). Gottes Güte ist der Daseinsgrund der Dinge. XENOKRATES betrachtet die Monas (Einheit) als höchsten Gott und stellt ihm die Dyas als weibliche Gottheit zur Seite, wie er auch eine Vielheit göttlicher Kräfte annimmt (Plut., Plac. I, 7, 30; Dox. 304). Als von der Welt geschieden (kechôrismenê tôn aisthêtôn), also als übersinnlich, faßt ARISTOTELES die Gottheit auf. Sie ist einfach, leidlose, unstoffliche, reine »Form« (s. d.), Intellect, selbstbewußtes Denken (hê noêsis hê kath' heautên tou kath' heauto aristou,, Met. XII 7, 1072 b 19; amerês kai adiairetos, Met. XII 7, 1072 b 6), sie denkt sich selbst, ist noêseôs noêsis (Met. XII 9, 1074 b 34), ist das ewig Unbewegte (zôon aidion ariston, Met. XII 7, 1072 b 29; ousia tis aidios kai akinêtos kai kechôrismenê tôn aisthêtôn, Met. XII 7, 1073 a 4), der »erste Beweger« der Welt (to prôton kinoun, Met. XII 7, 1073 a 27); sein Wirken besteht im Streben nach ihm, das die Dinge empfinden (kinei de hôs erômenon, kinoumenô de talla kinei, Met. XII 7, 1072 b 3).

STRATO gestaltet den Aristotelischen Gottesbegriff zu einem naturalistischen: »Omnem vim divinam in natura sitam esse censet, quae causas gignendi, augendi, minuendi habeat, sed careat omni sensu et figura« (CICERO, De nat. deor. I, 12, 35). Pantheistisch wird der Gottesbegriff bei den Stoikern. Nach ihnen ist Gott das pneuma (s. d.), die Kraft des Alls, die zugleich feinster Stoff und Vernunft (logos) ist und sich in der Welt (s. d.) entfaltet und entwickelt, die Weltseele. Gott ist das All (kosmos) in dessen Einheit, die Welt ist der differenzierte Gott (Diog. L. VII, 139, 148; Plut., De Stoic. rep. 41; Cicer., De nat. deor. I, 14). Alles ist beseelt, göttlicher Herkunft; Gott wirkt in der Welt. Theon d' einai zôon athanaton, logikon, teleion ê noeron en eudaimonia, kakon pantos anepidekton, pronoêtikon kosmou te kai tôn en kosmô. mê einai mentoi anthrôpomorphon. einai de ton men dêmiourgon tôn holôn kai hôsper patera pantôn koinôs te kai to meros autou to diêkon dia pantôn, ho pollais prosêgoriais prosonomazesthai kata tas dynameis (Diog. L. VII 1, 147). Gott ist das gestaltende, ätherische Feuer, pyr technikon, das vernünftig (durch die spermatikoi logoi) und zugleich notwendig-causal, gesetzmäßig (kath' heimarmenên) wirkt, alles durchdringend (Stob. Ecl. I 2, 66). Gestaltlos ist die Gottheit, aber zahllose Gestalten nimmt sie an (pneuma noeron kai pyrôdes ouk echon men morphên, metaballon de eis ho bouletai kai synexomoioumenon pasin (Plut., Epit. I, 6, Dox. 292 a). Gott (Zeus) ruft KLEANTHES so an: Kydist' athanatôn polyônyme pankrates aiei, Zeu physeôs archêge, nomou meta panta kybernôn (Stob. Ecl. I 2, 30; Cicer., De natur. deor. I, 14, 37). Nach SENECA ist Gott »prima omnium causa, ea qua ceterae pendent« (De benefic. IV, 7). »Quid est Deus? Quod vides totum, et quod non vides totum. Sic demum magnitudo sua illi redditur, qua nihil maius excogitari potest; si solus est omnia, opus suum et extra et intra tenet« (Quaest. nat. I, praef. 12; vgl. MARC AUREL, In se ips.). Die Epikureer halten die Götter für ätherische Wesen (aus den feinsten Atomen bestehend); sie wohnen in den »Intermundien« (s. d.), führen ein seliges [401] Leben, kümmern sich nicht um die Schicksale der Sterblichen, erscheinen aber zuweilen den Menschen (Diog. L. X, 123). Die Skeptiker halten die Existenz Gottes für unbeweisbar (Sext. Empir. Pyrrh. hypot. III, 1, 9).

Eine Vereinigung griechischer mit orientalischen (jüdischen) Anschauungen findet sich schon bei ARISTOBULUS. Nach ihm ist Gott eine das All beherrschende, unsichtbare, außerweltliche Kraft (diakrateisthai theia dynamei ta panta kai genêta hyparchein kai epi pantôn einai ton theon; – saphôs oimai dedeichthai, hoti dia pantôn hê dynamis ton theon,, Euseb., Praep. XII, 12). PSEUDO-ARISTEAS unterscheidet den höchsten Gott (ho kyrieuôn hapantôn theosaprosdeês) und dessen Macht (dynamis), die überall wirkt (dia pantôn estin, panta topon plêrei). Ähnlich das zweite Buch der Makkabäer (2, 39), während das Buch der Weisheit die Weisheit als Ausfluß der Gottheit, als hagion pneuma, bestimmt (vgl. ÜBERWEG-HEINZE, Gr. d. Gesch. d. Philos. I9, 354). PHILO bestimmt Gott als das (persönlich) Seiende (to on), als die ewige einzig-einfache Einheit (ho theos monos esti kai hen, ou synkrima, physis haplê (Leg. alleg. II, 1; legesthai gar ou pephyken alla monon einai to on, De somn. I, 39). Er ist noch über »das Gute« erhaben (De mundi opif. I, 2); to gar on hê on estin, ouchi tôn pros ti, auto gar heautou plêres kai auto heautô hikanon (De nom. mutat. I, 582). Er ist allseiend, überall (De linguar. conf. I, 425), er ist der Ort der Dinge (De somn. l). Selig ist er (De Cherub. I, 154) und allwissend (theô de ouden adêlon, ouden amphisbêtoumenon, hos kai allois ta gnôrismata tês alêtheias enargôs epidedeichs, De sacrif. 28). Neupythagoreer und pythagoreisierende Platoniker betonen die Transcendenz, Überweltlichkeit Gottes. APOLLONIUS VON TYANA unterscheidet den einen, jenseitigen Gott von den Göttern (Euseb., Praep. ev. IV, 13). NIKOMACHUS bestimmt die Gottheit als monas; (Theol. Arithm. p. 44). Nach PLUTARCH VON CHAERONEA ist Gottes innerstes Wesen uns unbekannt (De Pyth. orac. 20; De Is. et Osir. 75). Gott ist Einheit ohne Anderheit, das Seiende (De Is. et Osir. 78). Der Gottheit steht das Böse als Weltprincip gegenüber (Platon. quaest. II, 1, 2). NUMENIUS unterscheidet vom höchsten Gott den Demiurg als den zweiten Gott (ho deuteros theos) der an dem ersten teilhat (metousia) und die Welt bildet als geneseôs archê; die Welt ist der »dritte Gott«. – Der höchste Gott ist Geist (nous), Seinsprincip (ousias archê, Euseb., Praep. ev. XI, 22; ho theos ho men prôtos en heautô ôn estin, haplous dia to heautô syngignomenos diolou mêpote einai diairetos, l.c. XI, 18, 3).

Die Neuplatoniker bemühen sich, die Gottheit über alles endliche Sein hinauszuheben, anderseits aber die Welt, durch Mittelwesen, aus ihr (emanatistisch) abzuleiten. Nach PLOTIN ist Gott das Überseiende, Eine (s. d.), Bestimmungslose, Ewige (Enn. V, 5, 3 ff.), absolut Größte (l.c. VI, 7, 32), Übergeistige, Überweltliche (l.c. III, 8, 8; VI, 7, 32; V, 4, 2). Die Dinge stammen aus ihm (l.c. VI, 7, 32), so aber, daß Gott unverändert bleibt (l.c. III, 8, 9; V, 1, 9). JAMBLICHUS nennt Gott den unnennbaren Urgrund (pantê arrhêtos archê), der noch über das hen erhaben ist (Damasc., De princ. 43). Nach PROKLUS ist Gott die Ureinheit, das Urprincip (Instit. 4 ff.), anaitiôs aition (Plat. theol: III, p. 101 ff.), pasês sigês arrhêtoteron kai pasês hyparxeôs agnôstoteron (l.c. II, 11). BOËTHIUS bestimmt Gott als das Eine, Gute, als Vorsehung (Cons. phil. III).

Das Christentum faßt Gott als den liebenden Vater auf, der durch den logos; (s. d.), seinen »eingeborenen Sohn«, in der Welt wirkt; er ist die ewige,[402] absolut seiende, geistige, überweltliche Persönlichkeit (vgl. Paul., 1. Cor. 12, 6; pneuma ho theos, Joh. 4, 24; vgl. 5, 26; vgl. HARNACK, Dogmengesch. I3, 485 f.). Das Dogma von der Dreieinigkeit Gottes (eine Substanz in drei Personen) wird von den Kirchenvätern ausgebildet. Die (häretischen) Gnostiker (s. d.) unterscheiden einen höchsten Gott (die Gottheit) und den Demiurgen (Weltbildner, manchmal mit dem Judengott identificiert und sogar als böses Princip aufgefaßt, als Lucifer: APELLES). BASILIDES nennt Gott den Nichtseienden (ho ouk ôn theos), d. h. Überseienden, VALENTINUS die monas agennêtos, aphthartos, akatalêptos (Hippol. VI, 29), die Urtiefe (bythos), den Urvater (propatôr), den teleios aiôn. – ARNOBIUS bestimmt Gott als ewig, unendlich, als den »Ort« aller Dinge (Adv. gent. I, 31); ähnlich TERTULLIAN (Adv. Marc. I, 23 ff.; II, 6 ff.). Nach JUSTINUS ist Gott unnennbar (anônomastos, Apoll. I, 63), agennêtos (l.c. II, 6), überweltlich (en tois hyperouoaniois aei menontos, Dial.c. Tryph. 56). Ähnlich lehrt CLEMENS ALEXANDRINUS (Strom. V, 11 f.) und ORIGENES (De princ. II, 184; I, 96 ff.; I, 1). Die Transcendenz Gottes schildert MINUCIUS FELIX: »Parentem omnium deum nec principium habere nec terminum..., sibi ipse pro mundo: qui universa, quaecunque sunt, verbo iubet, ratione dispensat, virtute consummat. Hic non videri potest: visu clarior est; nec comprehendi: tactu purior est; nec aestimari: sensibus maior est, infinitus, immensus et soli sibi tantus, quantus est, notus« (Octav. 18, 7 ff.). Nach AUGUSTINUS ist der dreieinige Gott (De civ. Dei XI, 24) das höchste Sein (»ens realissimum«), die Wahrheit (De ver. relig. 57; De trin. VIII, 3), das höchste Gut (»summum bonum«, De trin. VIII, 4), die höchste Wesenheit (»summa essentia«), die höchste Schönheit und Weisheit, der Seinsgrund (De ver. relig. 21; De lib. arbitr. II, 9 ff.; De trin. XIV, 21). Er schuf, um Gutes zu wirken, die Welt aus nichts (De civ. Dei XI, 21 ff.; XIV, 11; Confess. XII, 7).

Pantheistisch gefärbt oder panentheistisch ist die (an DIONYSIUS AREOPAGITA, der Gott »esse omnium« nennt, sich anlehnende) Lehre des JOHANN. SCOTUS ERIUGENA. Gott ist nach ihm die Einheit des Alls, die »universitas« (De divis. natur. II, 2), to pan (l.c. I, 24), »totum omnium« (l.c. I, 74), »omnium essentia« (l.c. I, 3), »omnia in omnibus« (l.c. I, 10). Gott ist in allem, alles ist in Gott. »Nam et creatura in Deo est subsistens, et Deus in creatura mirabili et ineffabili modo creatur, se ipsum manifestans« (l.c. III, 17). Gott ist die Substanz der Dinge (»essentiam omnium subsistere«, l.c. I, 72). »In Deo immutabiliter et essentialiter sunt omnia, et ipse est divisio et collectio universalis creaturae« (l.c. III, 1). »Deus in se ipso ultra omnem creaturam nullo intellectu comprehenditur« (l.c. I, 3). Gott ist der Urgrund der Dinge, »principalis causa omnium, quae ex ipso et per ipsum facta sunt« (l.c. I, 11), er ist »principium, medium et finis«. »Principium, quia ex se sunt omnia, quae essentiam participant, medium autem, quia in se ipso et per se ipsum subsistunt omnia, finis vero, quia ad ipsum moventur quietem motus sui, suaeque perfectionis stabilitatem quaerentia« (l.c. I, 12). Gott ist »informe principium« (l.c. II, 1). Er ist »super ipsum esse« (l.c. I, 39), ein »nihil« (l.c. II, 28), er manifestiert sich in den Dingen (l.c. III, 19 f.), 60 daß alles Sein eine Theophanie (s. d.) ist (l.c. III, 4). Durch seinen Willen geschieht alles (l.c. I, 12). »Deus non erat prius, quam omnia faceret« (l.c. I, 12, 68, 74). Gott ist die »bonitas« (l.c. I, 24). »Unum dicitur, quia omnia universaliter est« (l.c. III, 8). Gott ist dreieinig (l.c. II, 31 ff.). Er[403] weiß sich nichtwissend: »Nescit igitur, quid ipse est, h. e. nescit se quid esse,« »intelligit se super omnia esse« (l.c. II, 28 f., III, 1). AMALRICH VON BENE nennt Gott die »essentiam omnium creaturarum et esse omnium«. »Asseruit Amalricus, ideas, quae sunt in mente divina, et creare et creari... Dixit etiam, quod Deus ideo dicitur finis omnium, quia omnia reversura sunt in ipsum, ut in Deo incommutabiliter conquiescant, et unum individuum atque incommutabile in eo permanebunt« (bei STÖCKL I, 290). DAVID VON DINANT erklärt: »Manifestum est unam solam substantiam esse, non tantum omnium corporum, sed etiam omnium animarum, et hanc nihil aliud esse quam ipsum Deum, quia substantia, de qua sunt corpora, dicitur hyle, substantia vero, de qua omnes sunt animae, dicitur ratio vel mens. Manifestum est igitur Deum esse substantiam omnium corporum et omnium animarum. Patet igitur, quod Deus et hyle et mens una sola substantia est« (bei Alb. Magn., Sum. th. II, 72, 4, 2; vgl. HAURÉAU II, 1, p. 78, 80). Emanatistisch ist die Lehre der Kabbalâ, sowie die verschiedener arabischer und jüdischer Philosophen: RAZI, AL-KINDI, AL-FÂRÂBI, IBN SINA (Avicenna). Nach AL-GAZALI hat Gott einen ewigen, freien Willen. Nach IBN ROSCHD (Averroës) ist Gott das Weltprincip, die Urform, die Urvernunft, der Endzweck aller Dinge (vgl. S. MUNK, Mélanges de philos. juive et arabe 1859; DE BOER, Gesch. d. Philos. im Islam 1901). Die Motakallimûn schreiben Gott alle Causalität (s. d.) in der Welt zu (Maimon., Doctor. perplexor. I, 73). – Nach IBN GEBIROL wirkt und ist Gott in allem; nach IBN ESRA ist er das absolut Eine, das bestimmungslose Subject; nach MAIMONIDES ebenfalls (vgl. MUNK, Mélang., u. M. EISLER, Vorles. üb. d. jüd. Philo(s. d.) Mittelalt. I u. II; SPIEGLER, Gesch. d. jüd. Philos.).

Die christliche Scholastik verbindet den evangelischen Gottesbegriff mit Platonisch-Aristotelischen Elementen. ANSELM bestimmt Gott als das Absolute, als das »per se ipsum« Seiende (Monol. 1 ff.), »ens per se«, als das denkbar Höchste (»summum omnium, quae sunt«, »id quo maius cogitari nequit«, »summum ens«, l.c. 1, 4, 6, 16, 26; Proslog. 2). Nach BERNHARD VON CLAIRVAUX ist Gott »esse omnium non materiale, sed causale« (bei Alb. Magn., Sum. th. II, 3, 3). ALBERTUS MAGNUS bestimmt Gott als »causa efficiens, finalis et formalis« (Sum. th. II, 2), »principium omnium« (l.c. II, 72, 4), das in allem ist (»in omnibus est«, l.c. II, 98). Nach THOMAS ist Gott das Absolute, weil er das Höchste ist, in sich besteht (Sum. th. I, 2, 1 ob. 2; I, 85, 3). Er hat Aseïtät (s. d.), seine Natur ist »per se necesse esse« (Contr. gent. I, 80), denn er ist die »prima causa essendi non habens ab alio esse« (Pot. 10, Tob. 6). Er ist zeitlos (»extra ordinem temporis«, 1 perih. 14 f.), wirkt in allem (»Deus est in omnibus rebus, sicut agens adest ei, in quo agit intime«, Sum. th. I, 8, 1). Gott ist die »causa universalis essendi« (Contr. gent. II, 16). Er ist »actus purus« (l.c. II, 8, l). Nach DUNS SCOTUS wird Gott aus seinen Wirkungen erkannt (Op. Ox. I, d. 42). R. LULLUS erklärt: »Deus est ens, quod est summe et infinite bonum et bonitas, magnum et magnitudo, aeternum et aeternitas, virtuosum et virtus, verum et veritas, gloriosum et gloria: habens in se omnem perfectionem infinitam in summo absque aliqua imperfectione« (bei STÖCKL II, 940).

Zum Pantheismus neigt wieder ECKHART. Nach ihm ist Gott das »Sein der Dinge«, zugleich »Ichts« und »Nichts«, kein Individuum; er ist allen Dingen immanent, »weselich, würkelich«, an sich aber eine »gruntlose substantie«,[404] »urgruntliche Wesenheit«, ein »insitzen in sich selber«, ein »gewaltig instan«. Gottes Wesen ist die »Gottheit«, der »Quell«, aus dem alles Sein fließet. Nach PATRITIUS ist Gott »unomnia«. Nach CAMPANELLA ist er das Unbegreifliche, Überseiende (Univ. philos. VII, 6; VIII, 1; VII, 6, 1). NICOLAUS CUSANUS nennt Gott das Absolute (»absolutum«, Doct. ignor. II, 9). Gott ist in allem, alles ist in ihm (»sunt ab absoluto. Omnia sunt in eo et eum in omnibus«, 1. e. I, 2). Gott ist alles in allem (»quodlibet in quolibet«, l.c. II, 5), »actus omnium« (l.c. II, 9), »essentia omnium essentiarum«, die Complication (s. d.) aller Dinge und die »coincidentia (s. d.) oppositorum«, das »maximum« und »mininum«, das »possest« (Können-Sein), die »forma essendi«, »ratio totius universi« (Weltgrund), das »centrum mundi« und die »infinita circumferentia« (l.c. I, 4; I, 8; I, 22 f.; III, 1). »Tolle deum a creatura: et remanet nihil« (l.c. II, 3). Die Welt ist eine Entfaltung Gottes. Wir wissen Gott nur durch »docta ignorantia« (s. d.). Nach ANDREAS CAESALPINUS ist Gott die Weltseeleanima universalis«). GIORDANO BRUNO identificiert Gott mit der All-Natur. Gott ist die Einheit aller Dinge, deren Substanz, Princip, Ursache, er ist die Urmonade (»monas monadum«, De min. I, 4). Gott lebt und wirkt in der Welt, er ist die Einheit aller Gegensätze (De la causa..., Dial. III). Er ist »überall und in allem ganz« (l.c. II). Gott ist einheitlich-ganz in allen Dingen, diese sind nur vergängliche Erscheinungsweisen des Einen. »Geradezu nichts ist alles, was außer diesem Einen ist.« »Das eine höchste Wesen, in welchem Vermögen und Wirklichkeit ungeschieden sind, welches auf absolute Weise alles sein kann und alles das ist, was es sein kann, ist in unentfalteter Weise ein Einiges, Unermeßliches, Unendliches, das alles Sein umfaßt; in entfalteter Weise dagegen ist es in den sinnlich wahrnehmbaren Körpern« (l.c. V). Gott ist die Natur (s. d.) der Dinge.

Einen strengen, logisch bestimmten Pantheismus lehrt SPINOZA. Gott ist ihm das All, die ewige, unendliche Einheit, das absolute Sein, die Substanz (s. d.), die schaffende Natur (»natura naturans«, (s. d.)); die Einzeldinge, deren Summe die Welt (die »natura naturata«) bildet, sind nur »modi« (s. d.) der göttlichen Substanz, die sowohl Geist (Denken) als Materie (Ausdehnung) ist. Gott ist das Absolute, »causa sui« (s. d.), alles Geschehen folgt mit logischer Notwendigkeit aus Gottes Wesen. Gott ist »ens absolute infinitum, hoc est substantiam constantem infinitis attributis, quorum unumquodque aeternam et infinitam essentium exprimit« (Eth. I, def. VI). Er hat ein notwendiges Sein (»necessario existit«, l.c. I, prop. XI), ist einzige Wesenheit (1. e. I, prop. XIV), enthält alles: »Quicquid est in Deo est, et nihil sine Deo esse neque concipi potest« (1. e. I, prop. XV). Er ist der Welt immanent: »Deus est omnium rerum causa immanens, non vero transiens« (l.c. I, prop. XVIII). »Res particulares nihil sunt nisi Dei attributorum affectiones, sive modi, quibus Dei attributa certo et determinato modo exprimuntur« (l.c. I, prop. XXV, coroll.). Gott ist die wirkende Ursache alles Geschehens (l.c. I, prop. XVI, cor.). In Gott sind Wesen und Dasein eins (»Dei existentia unum et idem sunt«, l.c. I, prop. XX). Gott handelt frei und zugleich notwendig, d.h. seiner Natur gemäß (»Deus ex solis suae naturae legibus et a nemine coactus agit«, l.c. I, prop. XVIII). »His Dei naturam eiusque proprietates explicui, ut quod necessario existat; quod sit unicus; quod ex sola suae naturae necessitate sit et agat; quod sit omnium rerum causa libera et quo modo; quod omnia in Deo sint et ab ipso pendeant, ut sine ipso nec esse nec concipi possint; et denique quod[405] omnia a Deo fuerint praedeterminata« (l.c. I, append.; vgl. De Deo I, 1 ff.). Panentheistisch ist der Gottesbegriff bei MALEBRANCHE. Gott ist »l'être universel«, das All-Umfassende, der »Ort der Geister« und der Ideen (s. d.). Das Universum ist in Gott. »Dieu voit... au dedans de lui-même tous les êtres, en considérant ses propres perfections qui les lui représentent« (Rech. II, 5). »Dieu est tout être, parcequ'il est infini et qu'il comprend tout, mais il n'est aucun être en particulier, celui qui renferme toutes les choses dans la simplicité de son être« (l.c. II, 6). »Dieu est très-étroitement uni à nos âmes par sa présence, de sorte qu'on peut dire qu'il est le lieu des esprits, de même que les espaces sont en un sens le lieu des corps« (l.c. II, 6). FÉNÉLON erklärt: »Dieu... est en luimême tout ce qu'il y a de réel et de positif dans les esprits... Il n'est pas plus esprit que corps« (De l'exist. de Dieu p. 155). GEULINCX betont: »Sumus... modi mentis, si auferas modum, remanet Deus« (Met. p. 56). – Nach J. BÖHME ist Gott »Herz oder Quellbruun der Natur«; aus ihm rührt alles her (Aurora C. 1, S. 22). Die Natur ist Gottes Leib; Gott hat sich in ihr creatürlich gemacht (l.c. C. 2, S. 31). Gott ist »ein Geist, in dem alle Kräfte sind«. In Gott ist auch das Böse (s. d.), als »bittere Qual«, die aber »ewig währende Kraft, Freudenquell« ist (l.c. S. 31). Gott ist alles in Ewigkeit, »außer ihm ist nichts« (l.c. S. 34 f.). Das »Zornfeuer« in Gott, der Wille, ist der Grund alles Geschehens. Der Sohn ist »das Herz in dem Vater«, von Ewigkeit immer geboren (l.c. S. 37). Voll ihm und vom Vater geht der heilige Geist aus (l.c. S. 39). Ein Gleichnis der Dreifaltigkeit ist der Mensch (l.c. S. 40). R. FLUDD unterscheidet in Gott die Macht (»Finsternis«) und die Weisheit (»Licht«). Gott ist der Seinsgrund (Philos. mos. I, 3, 6). ANGELUS SILESIUS sagt: »Ich weiß, daß ohne mich Gott nicht ein Nun kann leben; Werd' ich zu nicht, er muß vor Not den Geist aufgeben« (Cherub. Wandersm. I, 8). Gott kommt im Menschen zum Wissen seiner selbst (l.c. I, 105). Zum Emanatismus neigen die englischen Platoniker (H. MORE, R. CUDWORTH).

Theistisch faßt Gott DESCARTES auf. Gott ist nur durch die Vernunft erfaßbar (Epist. I, 67), er ist eine geistige, allgegenwärtige Substanz (l.c. I, 69, 72). Der Gottesbegriff ist uns angeboren (s. d.), er enthält als göttliche Eigenschaften: Ewigkeit, Allwissenheit, Allmacht, Vollkommenheit, Güte und Wahrheit (Princ. philos. I, 22). Gott ist der Schöpfer aller Dinge, der Erhalter des Seins. LUTHER: »Ein Gott heißet das, wozu man sich versehen soll alles Guten und Zuflucht haben in allen Nöten, also daß einen Gott haben nichts anderes ist, als ihm vom Herzen trauen und glauben, wie ich oft gesagt habe, daß allein daß Trauen und Glauben des Herzens machet beide, Gott und Abgott« (Catech. maior, Erklär. d. erst. Gebot.). HOBBES sieht in Gott die letzte Ursache aller Dinge (Leviath. XXI). Nach LOCKE ist Gott unendlicher Geist (Ess. II, ch. 23, § 21). LEIBNIZ nennt Gott das Absolute (Opp. Erdm. p. 138 ff.). Gott ist der Seinsgrund, unendlich, allmächtig, allweise, allgütig, leidloses Wirkenactus purus«), der »Ort der Ideen« (»regio idearum«) (l.c. p. 506, 678, 725), »la dernière raison des choses« (Princ. de la nat. et de la grâce § 7 f.). Er ist die höchste Monade (s. d.), die mit klarstem Bewußtsein das All erkennt, das sie in sich einschließt: »Dieu contient l'univers éminement« (Gerh. III, 72). Gott ist eine »substance nécessaire« (Monadol. 38, Gerh. VI, 613). Er ist »principe, cause des substances«, Schöpfer und Herrscher, »chef de toutes les personnes ou substances intellectuelles, comme le monarque absolu de la plus parfaite cité ou république« (Gerh. IV, 460). Gott ist »le plus juste,[406] débonnaire des monarques« (l.c. p. 461 f.). Er ist die Ursubstanz, aus der die Monaden, die Einzelwesen, emanieren: »Ainsi Dieu seul est l'unité primitive ou la substance simple originaire, dont toutes les monades créées ou dérivatives sont des productions et naissent... par des fulgurations continuelles de la divinité« (Monadol. 47, Gerh. VI, 614). Nach BERKELEY ist Gott der ewige, unendliche, vollkommene Geist, der alles in allem wirkt, durch den alles besteht (Princ. CXLVI), er ist der Träger und das Band aller Dinge und Geister (l.c. CXLVII). Er offenbart sich uns in seinen Werken, indem er in uns die Natur als gesetzmäßigen Zusammenhang von Vorstellungen produciert; in Gott leben, weben und sind wir (l.c. CXLIX). Nach G. VICO ist Gott das unendliche »posse, nosse, velle«. Nach CHR. WOLF ist Gott »ein selbständiges Wesen, darinnen der Grund von der Wirklichkeit der Welt und der Seelen zu finden: und ist Gott sowohl von den Seelen der Menschen, als von der Welt unterschieden« (Vern. Ged. I, § 945). Gott ist das Absolute (l.c. I, § 929, § 938; vgl. Theolog. natural.). Nach CRUSIUS ist Gott »eine verständige und notwendige d. i. ewige Substanz, welche von der Welt unterschieden wird und die wirkliche Ursache der Welt ist« (Vernunftwahrh. § 205). Nach FEDER ist Gott »dasjenige Wesen, welches den Grund von dem Dasein in dieser Welt in sich enthält« (Log. u. Met. S. 393 ff.), er ist der vollkommenste Geist (l.c. S. 404 ff.). – HOLBACH erklärt, Gott sei nur »la nature agissante, ou la somme des forces inconnues qui animent l' univers« (Syst. de la nat. II, 6). Eine pantheistische Gottesauffassung hat GOETHE. Ihm ist Gott das Ewige im Wechsel der Dinge (WW. XXXIV, 207), die der Natur immanente schöpferische Kraft; die Natur ist »der Gottheit lebendiges Kleid«. Gott ist unpersönliche Weltseele (l.c. II, 224; III, 268). – Vgl. H. S. REIMARUS, Abhandl. von d. vern. Wahrh. d. natürl. Relig.5, 1781. MENDELSSOHN, Morgenst.2, 1786. HUME, Dial. concern. natural religion.

KANT versteht unter Gott ein Wesen, das durch Verstand und Wille die Ursache der Natur ist (Kr. d. pr. Vern. I. T1., II. B., 2. Hptst. V). Der Gottesbegriff ist kein theoretischer, sondern gehört zur Moral, d.h. er wird durch die Moral gefordert (s. Gottesbeweis). Gott wird als vollkommenstes Wesen gedacht, indem wir den Gottesbegriff »aus der Idee« haben, »die die Vernunft a priori von sittlicher Vollkommenheit entwirft und mit dem Begriffe eines freien Willens unzertrennlich verknüpft« (WW. IV, 257). Zwar ist Gottes Wesen an sich unbekannt, aber wir müssen ihn uns als unendlichen Geist und Willen denken (WW. VI, 476). Dem »moralischen Theismus« zufolge, welcher »kritisch« ist, steht Gottes Existenz zweifellos fest; Gott muß allwissend, allmächtig, heilig und gerecht sein (Vorles. üb. d. philos. Religionslehre, hrsg. von Pölitz, 2. A. 1830, S. 31 ff.). Rein theoretisch genommen ist das »Ideal des höchsten Wesens« »nichts anderes als ein regulatives Princip der Vernunft, alle Verbindungen in der Welt so anzusehen, als ob sie aus einer allgenugsamen notwendigen Ursache entspränge« (Kr. d. r. Vern. S. 486). JACOBI glaubt an einen persönlichen, von der Welt verschiedenen Gott (Von den göttl. Dingen 1811). KRUG meint: »Das höchste Wesen heißt die Gottheit oder Gott, weil es das Gute in höchster Potenz und gleichsam personificiert ist« (Handb. d. Philos. I, 74). Gott ist das »allervollkommenste Urwesen«, der Schöpfer der Welt (l.c. II, 362 ff.).

Von J. G. FICHTE an beginnt eine (qualitativ verschiedene) pantheistische Auffassungsweise Platz zu greifen. Fichte selbst betrachtet Gott als die (active[407] »sittliche Weltordnung« (»ordo ordinans«), als absolutes, unendliches Ich (s. d.), als absolute, freie, vernünftig-sittliche Tätigkeit (WW. V, 182 ff., 210 ff.), später als ein Sein (s. d.). SCHELLING bestimmt als das Princip das »Absolute«, die »Indifferenz« aller Dinge, die »Identität« von Subject und Object, von Natur und Geist; es ist ein ewiges Producieren (Id. zu e. Philo(s. d.) Nat. I2, S. 71 ff.). Das Absolute ist Gott als »ein solches, welches sich selbst absolut affirmiert und also von sich selbst das Affirmierte ist« und das »unmittelbar durch seine Idee auch ist« (WW. I 6, 148 f.). Durch intellectuale Anschauung wird Gott unmittelbar erkannt (l.c. S. 150 f., 153 f.). »Gott und Universum sind eins oder nur verschiedene Ansichten eines und desselben. Gott ist das Universum, von der Seite der Identität betrachtet, er ist alles, weil er das allein Reale, außer ihm also nichts ist« (WW. I 4, 128). In der Natur und in der Geschichte offenbart sich Gott (Syst. d. tr. Ideal. S. 439). Als Vorsehung wird Gott erst ganz sein (l.c. S. 441). Später wird Schellings Gottesbegriff ein mehr theistischer. Gott ist nun »lebendige Einheit von Kräften«, »Persönlichkeit«, »Geist im eminenten und absoluten Verstande« (WW. I 7, 395 ff.). Gott ist »die Ursache, die allgemein und im ganzen Weltprozeß zunächst dem Subjectiven über das Objective, entfernter also dein Idealen über das Reale den Sieg verleiht« (WW. I 10, 265). Gott hat »drei Angesichte«, in ihm sind drei Momente, Formen, deren Einheit er ist (l.c. S. 245 ff.). Gott ist aber nicht nur im Weltprozeß, sondern er ist die Potenz vor und zu aller Tätigkeit (l.c. S. 252 f.). In Gott ist ein »Urgrund«. Nach HEGEL ist das Absolute die Weltvernunft, der ewige dialektische (s. d.) Proceß, der zum Selbstbewußtsein des Absoluten führt (Encykl. § 87; Log. III, 327; Phänom. S. 16). Gott ist »der lebendige Prozeß, sein Anderes, die Welt, zu setzen« (Naturphilos. S. 22). In der »absoluten Religion« manifestiert sich Gott als absoluter Geist (Encykl. § 564). »Gott ist nur Gott, insofern er sich selber weiß; sein Sich-wissen ist ferner sein Selbstbewußtsein im Menschen, und das Wissen des Menschen von Gott, das fortgeht zum Sich-wissen des Menschen in Gott« (l.c. S. § 564). »Daß der Mensch von Gott weiß, ist nach der wesentlichen Gemeinschaft ein gemeinschaftliches Wissen, d. i. der Mensch weiß nur von Gott, insofern Gott im Menschen von sich selbst weiß« (WW. XII, 496). Das göttliche Wesen stellt sich dar: »a) als in seiner Manifestation, bei sich selbst bleibender, ewiger Inhalt; ß) als Unterscheidung des ewigen Wesens von seiner Manifestation, welche durch diesen Unterschied die Erscheinungswelt wird, in die der Inhalt tritt; ?) als unendliche Rückkehr und Versöhnung der entäußerten Welt mit dem ewigen Wesen, das Zurückgehen desselben aus der Erscheinung in die Einheit seiner Fülle« (Encykl. § 566). Von den Hegelianern nimmt die sog. »Rechte« einen theistischen oder vermittelnden Standpunkt ein (GABLER, HINRICHS, GÖSCHEL, K. ROSENKRANZ, VATKE, SCHALLER u. a.). – Nach SCHLEIERMACHER ist Gott die »volle Einheit« der Welt, Gott und Welt sind Correlate (Dial. S. 162, 165, 16l, 432 ff., 476). Das Absolute ist die »reine Identität« von Sein und Denken (l.c. S. 326), ist ewiges Leben (l.c. S. 531), aber unpersönlich (1. e. S. 525 f., 599). »Jedes einzelne Sein ist als solches eine bestimmte Form des Seins der absoluten Identität, nicht aber ihr Sein selbst, welches nur in der Totalität ist« (WW. I 1, 131). SCHOPENHAUER bestimmt das (ungöttliche)Absolute als (alogischen) Willen (s. d.). Nach E. V. HARTMANN ist Gott unbewußter Geist, unpersönlich (Relig. d. Geist. S. 161), die Substanz der Dinge, welche zwei Attribute hat: Idee und Willen, Logisches und Alogisches (Kategorienlehre S. 538 ff.). Gott ist Einheit in der Vielheit, [408] Vieleinheit (»concreter Monismus«, S. Mon.). So auch A. DREWS. Nach R. HAMERLING ist Gott das allgemeine Sein (Atomist. d. Will. I, 126). SCHELLWIEN betont: »Der wahre Pantheismus ist die Einheit, die in der Vielheit nicht aufhört, die Einheit zu sein« (Wille u. Erk. S. 94). H. SPENCER bezeichnet das göttliche Absolute als »unknowable«, als absolut transcendent, wenn auch in der Welt sich manifestierend. Nach D. F. STRAUSS ist Gott nicht Person, sondern das Unendliche, das in den Individuen sich personificiert (Der alte u. d. neue Glaube). M. MESSER faßt Gott als »Allseele« auf (Mod. Seele S. 41).

Bald theistisch, bald vermittelnd, panentheistisch, stellt sich der Gottesbegriff bei folgenden Denkern dar. Zunächst bei der Hegelschen »Rechten« (s. oben). Ferner in der französischen »theologischen Schule« (DE BONALD, J. DE MAISTRE, LAMMENAIS). Dann bei BENEKE, dem Gott unendliche Person ist, ferner bei HERBART, STEFFENS, TROXLER, CHR. WEISSE, dem Gott selbstbewußte Urpersönlichkeit ist (Phil. Dogm. I, 336 ff.), CHALYBAEUS (Syst. d. Wiss. S. 285), BRANISS (Syst. d. Met. S. 170 ff.), MICHELET (Vorles. üb. d. Pers. Gott. S. 160 f), WIRTH, TRENDELENBURG, DROBISCH (Religionsphilos. 1878), W. ROSENKRANTZ u. a. Nach HILLEBRAND ist Gott absoluter Geist, der allen Substanzen übergeordnet ist (Philo(s. d.) Geist. I, 69). Gott ist eine Substanz, welche alle endlichen Substanzen in der Einheit ihres Systems auf sich bezieht (l.c. II, 321), er ist absolute Subjectivität (ib.), den einzelnen Dingen gegenüber transcendent, aber immanent dem System des Seins (l.c. S. 322). Gott hat Bewußtsein, Selbstbewußtsein, Persönlichkeit (l.c. S. 325 f.). Er ist nicht ohne die Welt, sondern in ewiger Selbstbeziehung auf sie (l.c. S. 327). Nach HEINROTH ist Gott die »Urkraft«, er ist Einheit von Wille und Gedanken, der Schöpfer der Welt aus nichts (Psychol. S. 194 ff., 203). Eine »Alleinheitslehre« begründet CHR. KRAUSE. Ihm ist Gott (»Wesen«) eine die Welt einschließende Einheit, ein »Vereinwesen von Selbheit und Ganzheit«, unendliche, absolute, selbstbewußte Persönlichkeit (Vorles. üb. d. Syst. d. Philos. II, 46; Rechtsphilos. S. 14 ff., 16, 22; vgl. Religionsphilos.). So auch AHRENS (Naturrecht I, 316). F. BAADER bestimmt Gott als formende, »actuose« Einheit, lebendige Tätigkeit (WW. I, 195 ff.). Gott, Sohn, Heiliger Geist bilden einen »Ternar«; der Sohn entfaltet sich aus der Selbstanschauung des Vaters zum Geist. In Gott ist eine ewige Natur (WW. I, 226). Nach GÜNTHER denkt sich Gott selbst und setzt sich damit selbst, unterscheidet sich von sich und verbindet in sich die drei Personen zu einem Selbstbewußtsein. Die Welt ist eine Entgegensetzung, die Gott sich erschaffen. Einen »concreten Theismus« lehrt J. H. FICHTE. Gott ist eine transcendente, die Welt in sich einschließende Einheit, schöpferisches Denken, er hat Selbstbewußtsein und Persönlichkeit (Specul. Theol. S. 77 ff., 160; Psychol. II, 28 f., 82). Ähnlich ULRICI, dem Gott die geistige, unterscheidende, schöpferische, bewußte, freie Urkraft ist (Gott u. d. Nat. S. 554 ff.; vgl. Log. S. 56), das »Prius alles andern Seins« (ib.). Nach LOTZE ist Gott ein unendlich Tätiges, das allen Dingen zugrunde liegt, aber bewußter absoluter Geist ist, Persönlichkeit, die alles in sich einschließt, lebendiger Gott ist (Mikrok. III2, 545 ff., 559 ff., 571 ff.; vgl. Gr. d. Religionsphilos.). Einen »transcendenten Pantheismus« vertritt FORTLAGE. Panentheistisch ist die Lehre FECHNERS. Gott ist ein unendlicher Geist, der alle Veränderungen in sich einschließt (Üb. d. Seelenfr. S. 117). Sein Leib ist die Welt (l.c. S. ll8). Gott ist der »Allgeist«, der alle anderen Geister einschließt, umfaßt (Zend-Avesta I, 202), er ist »ein einiges, höchst bewußtes, wahrhaft[409] allwissendes, d. i. alles Bewußtsein der Welt in sich tragendes und hiermit auch das Bewußtsein aller Einzelgeschöpfe in höheren Bezügen und höchster Bewußtseinseinheit verknüpfendes Wesen« (l.c. II, 181; I, 258 f.). »Es ist ein Gott, dessen unendliches und ewiges Dasein das gesamte endliche und zeitliche Dasein nicht sich äußerlich gegenüber noch äußerlich unter sich, sondern in sich aufgehoben und untergeordnet hat« (Tagesans. S. 65). Er »sieht mit dem Lichte und hört mit dem Schalle seiner Welt alles, was in der Welt ist und geschieht« (ib.). Ähnlich K. LASSWITZ, BR. WILLE u. a. Nach PAULSEN ist Gott »die Einheit alles Geistigen«. »Der unendliche Inhalt des göttlichen Wesens ist für unser Erkennen transcendent« (Syst. d. Eth. I5, 207). M. CARRIERE betrachtet Gott als »Einheit in der Allheit«, als »Ich des Universums«, als freien Geist, Persönlichkeit; er waltet in allen Geistern, diese sind »seine einzelnen Willensacte, die sich in ihm zur Selbständigkeit erheben, weil er nach seiner Freiheit nur in freien Wesen offenbar werden kann« (Ästh. I, 46; Die sittl. Weltordn.). Einen christlichen Theismus lehrt THRANDORFF. Nach O. PFLEIDERER ist Gott absoluter Geist, Persönlichkeit, das absolute Ich, welches die Welt einschließt und in ihr vernünftig wirkt (Religionsphilos.). Ähnlich R. SEYDEL (Die Relig. 1872), KIRCHNER (Metaph. 1880), G. TIEHLE. Nach SIGWART ist Gott der Weltgrund, die »reale Macht eines zwecksetzenden Wollens« (Log. II, 758). Nach KAFTAN ist Gott »die höchste Energie des persönlichen Willens« (Christent. u. Philos. S. 12). – VOLKELT sieht in Gott das unendliche All-Eine. Die Welt weist darauf hin, daß im Absoluten ein »Princip der Negation und Verkehrung innewohne« (Ästh. d. Trag. S. 430). »Einerseits ist die Welt in der Vernunft, im Sein-sollenden, im Positiven gegründet. Aber zugleich hat das ewig Vernünftige, Sein-sollende, Positive es ebenso ewig mit seinem Gegenteil zu schaffen, es leidet am Irrationellen, Nicht-sein-sollenden, Negativen, und es trägt das Gepräge dieses Leidens« (l.c. S. 432). Das Absolute gleicht dem tragischen Helden, der es »in seinem eigenen Innern mit einer herabzerrenden Gegenmacht zu tun hat« (l.c. 434). Nach G. SPICKER ist Gott Grund und Zweck der Welt (Vers. e. n. Gottesbegr. S. 160), er hat Wissen, Vernunft, Bewußtsein (l.c. S. 150 f.), ist nicht einfach, aber die Einheit von Geist und Materie (1. G. S. 153), hat Persönlichkeit (l.c. S. 263). Die Natur ist nicht Gott, aber göttlicher Art (l.c. S. 150). Gott ist »causa eminens« (l.c. S. 125). In Bezug auf sich hat er keinen Willen (l.c. S. 150 f.). WUNDT bestimmt Gott als »schöpferischen Willen«, höchsten Gesamtwillen (Eth.2, S. 462), den absolut transcendenten Weltgrund (Syst. d. Philos.2, S. 668 ff.), als den dem Weltinhalt adäquaten Grund, der als übergeistig, übersittlich, als die transcendente Einheit von Natur und Geist gedacht wird (l.c. S. 392 ff.). Zu Gott führen die kosmologischen und ontologischen Ideen (s. d.). Gott wird durch die letzteren als »Weltwille«, die Weltentwicklung als Entfaltung des göttlichen Willens und Wirkens in der Welt bestimmt; die Welt ist, (wie bei LESSING), in Gott, nimmt an ihm teil, ohne daß die Einzelwillen ihre Selbständigkeit einbüßen (l.c. S. 433 f.). Als Weltwillen faßt Gott W. JERUSALEM auf (Urteilsfunct.). Nach REINKE ist Gott »ein Symbol für die Summe jener intelligenten und gestaltenden Kräfte, die transcendent und immanent zugleich sind, aus der Transcendenz die Immanenz erzeugend« (Welt als Tat, S. 464). Einen Panentheismus vertritt W. v. WALTHOFFEN (Die Gottesidee). HÖFFDING erklärt: »Von einem rein theoretischen (erkenntnistheoretisch-metaphysischen) Standpunkt aus kann der Gottesbegriff nur das Princip der Continuität, mithin der Verständlichkeit des Daseins bedeuten.[410] Von einem religiösen Standpunkt aus bedeutet Gott – als Object des Glaubens – das Princip der Erhaltung des Wertes durch alle Schwankungen und alle Kämpfe hindurch, – wenn man so will, das Princip der Treue im Dasein« (Religionsphilosoph. S. 120). Gott ist ein Einheitsprincip, das allem Zusammenhange der Dinge zugrunde liegt (1. e. S. 51). A. DORNER faßt Gott als Substanz, absoluten, selbstbewußten Geist, der über die Welt erhaben und zugleich ihr immanent, Einheit von Vernunft und Wille ist (Gr. d. Religionsphilos. S. 27 ff.). – MONRAD betrachtet Gott als sich selbst denkenden Gedanken (Arch. f. system. Philos. II, 205), BOSTRÖM als absolute Persönlichkeit. RENOUVIER erklärt: »Dieu est la conscience morale parfaite, c'est-à-dire la souveraine justice, et la souveraine bonté qui veut la justice et qui la fait« (Nouv. Monadol. p. 460). Gott ist »la personne parfaite« (l.c. p. 401) Nach EMERSON ist Gott die »Überseele«.

Naturalistisch oder atheistisch sind die religionsphilosophischen Auffassungen verschiedener Denker. Nach L. FEUERBACH ist Gott das menschliche Wesen, das der Mensch aus sich heraus projiciert, das offenbare Innere des Menschen, ein »Wunschwesen« (WW. VII, 39 ff.). Die Götter sind »die verwirklicht gedachten Wünsche der Menschen« (WW. VIII, 257; IX, 56 ff.). Das Absolute ist die Natur. A. COMTE will als Gottheit (»grand être«) die Menschheit verehrt wissen. M. STIRNER ist absoluter Atheist. Atheistisch denken auch BAHNSEN, MAINLÄNDER, E. DÜHRING, L. BÜCHNER, E. HAECKEL, der unter Gott nur »die unendliche Summe aller Naturkräfte« versteht (Der Monism. S. 33; Die Welträtsel), NIETZSCHE, dem die Existenz eines Gottes ein unerträglicher Gedanke ist (WW. XV, 315). Unter »Gott« kann man nur die Culmination des »Willen zur Macht« verstehen (l.c. XV, 318 f.). – Vgl. VATKE, Religionsphilos. 1888; TEICHMÜLLER, Religionsphilos. 1886; GLOGAU, Vorles. üb. Religionsphilos.; SEYDEL, Religionsphilos.; RUNGE, Katech. d. Religionsphilos., FLINT, Theism. 1879; Schriften von COLDERWOOD, MARTINEAU, CAIRD, J. LINDSAY, ABBOT u. a. Vgl. Äther, Dualismus, Religion, Deismus, Theologie, Willensfreiheit, Manichäismus.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 399-411.
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Meyer, Conrad Ferdinand

Jürg Jenatsch. Eine Bündnergeschichte

Jürg Jenatsch. Eine Bündnergeschichte

Der historische Roman aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges erzählt die Geschichte des protestantischen Pastors Jürg Jenatsch, der sich gegen die Spanier erhebt und nach dem Mord an seiner Frau von Hass und Rache getrieben Oberst des Heeres wird.

188 Seiten, 6.40 Euro

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Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

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