Leis , mhd. der leise , häufiger Ausdruck für den geistlichen Volksgesang im Mittelalter, stammt aus dem Worte kyrieleison , daher er auch zuweilen kirleise, kirleis heisst; der deutsche Name ist ruof. Die verbreitetsten Leise sind der Osterleis: Christ ist erstanden , der Pfingstleis ...
Lendner , lat. tunica hardiata, jubeus, jupa, joppa, tunica audax; franz. und engl. jupon , ein seit 1350 über der Rüstung getragener, enganschliessender, meist ärmelloser Lederrock. Siehe den Artikel Panzer .
Leoninische Verse heissen die seit dem 8. Jahrhundert aufkommenden lateinischen Hexameter und Pentameter, deren erste Hälfte bis zur Cäsur mit dem Verschlusse reimt. Der Name soll von dem Pariser Mönch Leo oder Leonins stammen. So ein Vers ist der Stossseufzer ...
Lersen , Ledersen, lederne Beinkleider , im 14. Jahrhundert kurz und weit, dann lang und eng, mit dichtstehenden Hefteln geschlossen.
Letze , Letzi, lat. aluca , hiess man den Umgang der äusseren Ringmauer eines Lagers, einer Burg oder befestigten Stadt. Der Ausdruck ging auch auf die Ringmauer selbst über. »Lezinen« sind auch eigentliche Schanzwerke (besonders bei Tal-Engen) wie sie die Schweizer ...
Leuchter , lat. candelaria, lucerna , frz. chandelier. Die Leuchter der fränkischen Zeit sind eine Nachbildung der römischen und griechischen Vorbilder, die sie zwar nicht erreichen. Sie sind zumeist aus Holz gedreht, roh profilierte Ständer, oben mit einer Dülle zur Aufnahme des ...
Liber vagatorum , siehe Gauner.
Libri feudorum heisst ein in der Lombardei entstandenes Rechtsbuch, das eine wissenschaftliche Behandlung des Lehnrechtes zum Ziele hat. Dieses Lehnrechtsbuch, eine Privatarbeit, ist allmählich aus verschiedenen Bestandteilen, dogmatischen Schriften und Kaisergesetzen, einzelnen Rechtsfällen u. dgl. hervorgegangen, welche von den Richtern ...
Lichtschere. Derselben wird zunächst im 13. Jahrhundert erwähnt; in häufigeren Gebrauch kam sie wohl erst im 16. Jahrhundert. Sie entbehrte zuerst des Schnuppenkästchens und hatte häufig die Gestalt eines Vogels, dessen Schnabelhälften den Docht abschnitten.
Lied heisst ursprünglich im Gegensatz zu Leich eine unter Harfenbegleitung von einem Einzelnen gesungene Dichtung; da in der ältesten Zeit alle Dichtung, soweit sie nicht Chorgesang war, also namentlich auch die epische Dichtung gesungen, d.h. rhythmisch vorgetragen und mit ...
Liten heissen im früheren Mittelalter diejenigen, welche von Person frei, doch keinen freien, sondern bloss abgeleiteten Grundbesitzhaben; sie besitzen deshalb auch nicht volle politische Rechte und ebensowenig das Recht der Eheschliessung zu vollem Rechte mit der Tochter eines Freien. Sie ...
Löffel. Während die Gabel als Tischgerät erst im 16. Jahrhundert zugelassen war, kommt der Löffel als solches schon bei den Römern und dann bei den Völkern Mitteleuropas durch das ganze Mittelalter vor. Die Schale ist anfänglich etwas länglich, sodann kreisrund ...
Lohengrin. Nachdem schon Wolfram von Eschenbach die Sage vom Schwanritter am Ende seines Parcivals auf Parcivals Sohn, Lohengrin, übertragen hatte, übernahm ein unbekannter Dichter um 1300 die Ausführung dieser Idee zu einem eigenen Epos Lohengrin. An den Wartburgkrieg anknüpfend, lässt ...
Loki heisst eine germanische Gottheit, deren Namen und Mythen ausschliesslich in skandinavischen Quellen überliefert sind. Sein Name geht auf eine Wurzel von der Bedeutung leuchten, wozu u.a. lat. luc - is und ahd. liuhan , leuchten, gehört, und der Gott vertritt ...
Los , mhd. lôz , ahd. lôz und hlôz , got. hláuts , mit der Bedeutung Loszeichen und Losstäbchen und davon abgeleitet, das durch Schicksalsbefragung Angefallene, ein zugeteiltes Recht, vom ahd. Verb. hliozan , mhd. liezen = durch Loswerfen bestimmen, durch Los erlangen. Tacitus erzählt Germania ...
Lother und Maller ist der Name eines ursprünglich französischen Romans der Karlssage , welcher von einer Gräfin von Nassau-Sarbrück aus der von ihrer Mutter, einer Herzogin von Lothringen, italienisch verfassten Bearbeitung ins Deutsche übersetzt wurde. Er erschien zuerst in Strassburg ...
Lucidarius , Elucidarius oder Aurea Gemma ist der Titel eines jetzt hoch geläufigen Volksbuches, das aus dem Mittelalter stammt und in seiner ältesten erhaltenen Fassung dem 12. Jahrhundert angehört; es enthält in dialogischer Form zuerst eine Weltbeschreibung und verknüpft in einem ...
Ludus , siehe Drama .
Ludwigslied oder Ludwigsleich heisst ein altdeutsches Gedicht auf den Sieg König Ludwigs III. in der Normannenschlacht bei Saucourt im Jahre 881; das Lied ist sofort nach dem Siege gedichtet, kleidet aber die Geschichtserzählung in ein wunderbares Eingreifen. Gottes. Der Dichter ...
Lügenmärchen hat es in verschiedener Form vom 13. Jahrhundert an gegeben, meist hervorgegangen aus der mutwilligen Freude am Abenteuerlichen und am Unsinn. Sie erscheinen in der Form von Sprüchen , Volksliedern, von Meistersingersprüchen, von Fastnachtspielen, namentlich gehört dazu auch der Finkenritter ...
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