Kriegstelegraph [1]

[703] Kriegstelegraph ermöglicht den telegraphischen Nachrichtendienst zwischen den obersten Kommandobehörden und den Befehlshabern größerer, selbst in Bewegung befindlicher Truppenkörper. Er findet ferner im Aufklärungsdienste der Kavallerie und im Vorpostendienste Verwendung.

Für die Kriegstelegraphie werden allgemein Morsefarbschreiber und Klopferapparate benutzt, deren Konstruktion im wesentlichen mit derjenigen der Apparate des Friedensdienstes übereinstimmt. Da Telegraphierfehler im Kriege die verhängnisvollsten Wirkungen haben können, so ist man in den meisten Armeen von der bisherigen ausgedehnten Verwendung von Klopferapparaten wieder zurückgekommen. Man macht vielmehr jetzt häufig von einer Kombination des Fernsprechers mit dem Klopfer und zwar namentlich in den Fällen Gebrauch, wo bei Isolationsfehlern die vorhandenen Batterien nicht mehr ausreichen, die Morseschreiber der Empfangsstation zu betätigen. Diese Kombination wird Summer, Vibrierapparat, Fernsprecher mit Summeranruf, je nach dem Hauptzwecke auch Patrouillenapparat und Kavallerietelegraph genannt. Die Einrichtung ist so getroffen, daß derartige Apparatsysteme einerseits als gewöhnliche Fernsprecher, benutzt werden können und anderseits zur Aufnahme von Morsezeichen dienen, die durch das schnelle Vibrieren des aus einem schwachen Eisenbleche bestehenden Klopferankers im Fernhörer als summende Geräusche wiedergegeben werden. Von den gewöhnlichen Fernsprechsystemen selbst wird im Feldkriege weniger Gebrauch gemacht; dicht am Feinde eignet sich der Fernsprecher kaum zur Befehlserteilung. Für den Festungs-, Etappen- und Lagerdienst ist dagegen der Fernsprecher ein unschätzbares Verkehrsmittel; die hier zur Verwendung kommenden Formen entsprechen den für den gewöhnlichen Verkehr bestimmten.

Als ausgezeichnetes Mittel für den Nachrichtendienst im Kriege ist neuerdings die Funkentelegraphie hinzugetreten. Sie hat zuerst im russisch-japanischen Kriege nennenswerte praktische[703] Erfolge zu verzeichnen gehabt; im Transvaalkriege hatte sie noch versagt. Die leistungsfähigsten Kriegsfunkentelegraphen sind gegenwärtig die des Telefunkensystems. Sie haben bei der Niederwerfung der Aufstände in Deutsch-Südwestafrika ihre Feuerprobe bestanden und dort dadurch hervorragende Dienste geleistet, daß sie einen Nachrichtenverkehr auf 200 km und darüber vermittelt haben. Zu den Kriegstelegraphen im weiteren Sinne kann man auch die Einrichtungen zählen, die einen Nachrichtenverkehr auf optischem Wege ermöglichen. Es sind dies die Flaggensignaleinrichtungen und die Heliographen; erstere sind nur für den Nahverkehr bestimmt, letztere haben eine Reichweite von 70 km bei Verwendung von Sonnenlicht und bei Verwendung von Signallampen eine Reichweite von 60 km in der Nacht und von 30 km bei Tage. Als künstliche Lichtquelle für die Heliographen dient gegenwärtig allgemein eine Stichflamme aus Acetylen und Sauerstoff, mit der Plättchen aus Thorium in Weißglut versetzt werden. Es gibt dies ein Licht von 500 Normalkerzen, das durch ein starkes Linsensystem auf 80000 Normalkerzen gesteigert wird. Die Heliographen benutzen das Morsezeichenalphabet; ein kurzer mit darauffolgendem langen Lichtblitz bedeutet z.B. den Buchstaben a. In Deutsch-Südwestafrika haben die Heliographen ebenfalls gute Dienste geleistet.

Die für die elektrischen Kriegstelegraphen mit Ausnahme der Funkentelegraphen erforderlichen Verbindungsleitungen werden jetzt allgemein aus sogenanntem Feldkabel hergestellt. Ein solches Feldkabel besteht aus einigen untereinander verseilten Stahldrahtadern, in die zur Erzielung besserer Leitfähigkeit einige Kupferadern eingefügt sind. Die so gebildete Litze ist von einer kräftigen Isolationshülle umgeben, die auch beim wiederholten Auf- und Abwickeln des Kabels nicht brüchig werden darf. Das Feldkabel wird auf tragbaren Haspeln mitgeführt und entweder auf dem Erdboden oder über Buschwerk ausgelegt und an Bäumen mittels Haken aufgehängt. Von der bisher üblichen Herstellung von Luftleitungen für Kriegstelegraphen unter Verwendung von Eisenlitzen- oder Bronzedraht, der an leichten, mit Hartgummiisolatoren ausgerüsteten Holzstangen beteiligt wird, kommt man immer mehr ab. Als Stromquelle für den Betrieb der Kriegstelegraphenleitungen werden allgemein Trockenelemente des Leclanché-Typs benutzt.

Die Leitungen und sonstigen Einrichtungen für die Festungstelegraphen werden schon zu Friedenszeiten nach den bei der Staatstelegraphie üblichen Grundsätzen, und zwar durchweg mit unterirdischen Kabeln hergestellt.

Für den telegraphischen Nachrichtendienst der Kriegsmarine findet neben den Flaggensignaleinrichtungen jetzt die Funkentelegraphie ausgedehnteste Anwendung.

I. Morsetelegraphen für Kriegszwecke. 1. Der große Feldtelegraphenapparat (Fig. 1) ist für den stationären Dienst bestimmt. Die vier Hauptteile des Apparatsystems – Farbschreiber, Galvanoskop, Taste und Umschalter (letzterer in der Figur nicht sichtbar) – sind, um es bei einem Wechsel des Truppenstandortes schnell aufstellen zu können, auf einem gemeinsamen Grundbrett angeordnet. Der Schreibapparat entspricht im wesentlichen dem deutschen Normalfarbschreiber (vgl. Telegraphie) und kann wie dieser am Schreibhebel auf Arbeits- und Ruhestrom eingestellt werden. Der Wechsel des Stromlaufs von Arbeits- auf Ruhestrom wird durch zwei kleine Schienen bewirkt, die sich hinter der Ruheschiene der Taste befinden und durch Stöpselung mit der Ruheschiene verbunden werden können. Für den Transport wird das System in einem tragbaren Verschlußkasten untergebracht, in dem sich unterhalb des oberen Bodens zwei Schubkasten und unterhalb des Apparatgrundbrettes ein Doppelfach zur Aufnahme der Zubehörstücke und Werkzeuge befindet. 2. Der kleine Feldtelegraphenapparat (Fig. 2). Er ist, entsprechend seinem Zweck als Apparat für die in der Nähe des Feindes operierenden Truppen, in seinen drei Hauptteilen – Farbschreiber, Galvanoskop und Taste – kleiner und leichter gebaut als der große Feldtelegraphenapparat. Der Schreibhebel kann ebenfalls auf Arbeits- und Ruhestrom eingestellt werden. Die Taste besteht aus zwei Teilen, ihr vorderer Teil mit Knopf kann in die Höhe geklappt werden und befindet sich dann beim Transport innerhalb des an einem Lederriemen tragbaren Kastens. Zwei an der linken feste des Kastens heraustretende Stifte mit Knopf dienen dazu, das Laufwerk in Gang zu setzen bezw. die Nadel des Galvanoskops für den Transport festzustellen. Der Vorteil dieses Apparates besteht außer in seiner Handlichkeit darin, daß mit ihm jederzeit sofort telegraphiert werden kann, ohne daß der Transportkasten geöffnet zu werden braucht, da alle in Betracht kommenden Apparatteile, wie Taste, Handgriff der Triebfeder, Hemmvorrichtung und Leitungsklemmen, von[704] außen bequem zugänglich sind. Auch ist das Galvanoskop bei geschlossenem Transportkasten von außen sichtbar. Störend wirkt, daß die Farbe für die Zeichenschrift auf die mit Filz bedeckte Farberolle mittels eines Pinsels aufgetragen wird und daß dies sehr oft geschehen muß.

II. Patrouillenapparat und sonstige Fernsprechsysteme mit Summeranruf. Das Anrufsignal wird gewöhnlich dadurch gegeben, daß das Telephon der Empfangsstation durch einen in der rufenden Station eingeschalteten Summer zum lauten Tönen gebracht wird. Da das Telephon auf sehr schwache Ströme anspricht, so spielt der Leitungswiderstand für die Uebertragung der Anrufsignale eine wesentlich geringere Rolle als bei Verwendung von gewöhnlichen Fernsprechstationen mit Induktor oder Batterieanruf. Mittels des Summers kann neben der telephonischen Verständigung eine Uebermittlung der Nachrichten durch Morsezeichen erzielt werden. Da die hohe Periodenzahl die Einschaltung von Kondensatoren in die Zuleitungen gestattet, so kann man solche zur Verriegelung der Apparate für fremde Gleichströme benutzen. Es wird dadurch möglich, die Summerstationen an bestehende Telegraphenleitungen anzuschließen, ohne deren Betrieb zu beeinflussen und ohne daß die Stationen der betreffenden Leitung von der Anschaltung etwas merken Die Anschaltung an bestehende Telegraphenleitungen ist bei der Dichte des Leitungsnetzes der Friedenstelegraphie im Kriege zumeist der einfachste Weg zur Verbindung zweier Feldstationen.

1. Die tragbare Fernsprechstation mit Summeranruf von Siemens & Halske (Fig. 3 und 4). Sie zeichnet sich durch einen vorzüglichen Summer aus, der mittels einer schrägen Einstellschraube leicht reguliert werden kann. Beim Versagen des Summers wird durch geringes Drehen dieser Stellschraube nach links oder rechts seine Wirksamkeit wiederhergestellt. Der Summer dient zugleich als Induktionsspule und ist mit einem Kondensator C von 2 Mikrofarad in dem Einsatzrahmen für die Elemente eingebaut. Mit dem Einsatzrahmen ist ein Mikrotelephon durch eine vieradrige Schnur verbunden; es enthält außer einem Telephon F und einen Mikrophon M mit auswechselbarer Sprechkapsel eine Taste Tm zum Einschalten der Mikrophonbatterie B. Einsatzrahmen und das auf ihm ruhende Mikrotelephon sind in einem schwarzlackierten Holzkasten untergebracht. Zum Auswechseln verbrauchter Elemente nimmt man den ganzen Einsatzrahmen aus dem Holzkasten heraus, wodurch sämtliche Teile des Apparatsystems zugänglich werden. Telephon F und Sekundärspule s des Summers Su (Fig. 4) sind parallel geschaltet. Beim Anruf und beim Telegraphieren mit Morsezeichen bleibt die Mikrophontafte Tm in Ruhestellung; durch das Niederdrücken der Anruf- oder Summertaste Ts wird das Telephon F der rufenden Station ausgeschaltet und die Summerbatterie Bs mit der Mikrophonbatterie B zusammengeschaltet, so daß die ganze Energie des Summers im Telephon der gerufenen Station zur Geltung kommt, wodurch eine sehr kräftige Lautwirkung erzielt wird. Das Gewicht des ganzen Apparatsystems beträgt je nach der Ausführung 4,5–5,4 kg.

2. Der Feldfernsprecher der Telephonapparatfabrik von E. Zwietusch & Cie. in Charlottenburg (Fig. 5). Das besonders für die Aufklärungszwecke der Kavallerie bestimmte Apparatsystem besteht aus zwei Teilen. Ein leichter Aluminiumkasten enthält die zum Sprechen und für den Summeranruf erforderlichen Elemente; er ist mit einer Anschlußklinke für den Batteriestöpsel und mit einer Lederumhüllung versehen, die einer Infanteriepatronentasche gleicht und wie eine solche am Säbelkoppel getragen wird. Ein zweites röhrenförmiges, durch Einlage von Stahldrahtringen verstärktes und um die Schulter zu hängendes Lederfutteral enthält ein Mikrotelephon und den Batterieanschlußstöpsel nebst Verbindungsschnur, ferner in einem besonderen mit Filz abgedeckten Fach am Boden des Futterals den Summer nebst den erforderlichen Anschlußklemmen. Ein Nachregulieren des Summers ist nur selten nötig; es kann dann das Bodensack nach Lösung einiger von außen zugänglicher Schrauben leicht herausgenommen werden. Der Summer ist ein sogenannter Kurzschluß- oder Differentialsummer, der auch bei wechselnder Batteriespannung gewöhnlich keiner Nachregulierung bedarf, da auf den Anker des Selbstunterbrechers zwei entgegengesetzte elektromagnetische Kräfte wirken, deren Verhältnis[705] zueinander dauernd konstant und unabhängig von der Stärke der Batterie ist. Die Batterie besteht aus zwei lagerfesten Trockenelementen, die durch Filzumkleidung gegen Frost geschützt sind. Die Elemente werden erst bei Ingebrauchnahme durch Eingießen von Wasser in Wirksamkeit gesetzt. Das Wasser bildet mit dem Elektrolyt alsbald eine gallertartige Masse; ein Auslaufen ist ausgeschlossen. Das Apparatsystem wiegt zusammen etwa 5,5 kg.

3. Der Patrouillenapparat von Mix & Genest in Berlin. Auch bei diesem Apparat sind Mikrophon und Telephon mit Sprechtafte und Anruf- oder Telegraphiertaste zusammen mit einem Summer zu einem einfachen Handapparat vereinigt, der in einem Futteral um die Schulter gehängt und mittels Verbindungsschnur nebst Anschlußstöpsel mit einer am Säbelkoppel in einer Tasche zu tragenden Batterie verbunden wird. Bei einer zweiten Ausführungsform ist der Handapparat zusammen mit der Betriebsbatterie in eine feste Ledertasche eingebaut. Die Betriebssicherheit des Summers beruht ebenfalls darauf, daß sein Anker als Selbstunterbrecher in zwei elektromagnetischen Feldern schwingt, deren Differenzverhältnis auch bei wechselnden äußeren Betriebsverhältnissen konstant bleibt.

III. Funkentelegraphen für Kriegszwecke. 1. Tragbare Stationen nach dem System Telefunken. Sie dienen für die militärische Nachrichtenübermittlung auf kleinere Entfernungen und in solchem Gelände, wo Fahrzeuge den Bewegungen der Truppe nicht mehr folgen können Ihr Anwendungsgebiet ist hauptsächlich der Aufklärungsdienst der Kavallerie und der Vorpostendienst der Infanterie. Das Luftleitergebilde einer solchen tragbaren Station besteht aus einem rund 15 m hohen, aus 8 Teilen zu 1,85 m Länge zusammengesetzten Magnaliummast und einem von ihm getragenen Schirmnetz aus 6 Bronzelitzendrähten von 25 m Länge. Senkrecht unter den Luftdrähten sind in 1 m Entfernung vom Boden 6 Gegengewichtsdrähte zu je 40 m Länge ausgespannt, die sich in einem am Mail beteiligten und von diesem isolierten Ringe konzentrisch vereinigen. Der Maß selbst ist vom Boden isoliert und bildet die Zuleitung zum Luftnetz. Als Kraftquelle dient eine kleine Gleichstromnebenschlußdynamomaschine von einer Nutzleistung von 1–2 Ampere und 45 Volt bei 1300 Touren. Die Dynamomaschine wird von einem fahrradähnlichen Tretgestell aus betrieben, das bequem von einem Mann bedient werden kann. Das Tretgestell ist in zehn Teile zerlegbar und kann in 5 Minuten zusammengesetzt werden. Das Schaltungsschema wird durch Fig. 6 veranschaulicht.

Geber. Sämtliche Apparate des Gebers sind, wie aus dem oberen Teile der Fig. 7 zu ersehen ist, in einem Holzkasten vereinigt, der durch Metallecken verstärkt und zum Transport und Gebrauch in einen Ledertornister mit seitlichem Regenschutzdach untergebracht ist. Es sind folgende Stromkreise vorhanden:

a) Der primäre Stromkreis des Funkeninduktors. Er besteht aus der Nebenschlußdynamomaschine D mit parallelgeschalteter Sicherheitslampe L von 110 Volt, einer Taste T der primären Spule p des Funkeninduktors I, dem Hammerunterbrecher U und einem parallel zur Unterbrechungsstelle des Hammers geschalteten Kondensator C.

b) Der geschlossene Schwingungskreis für die Erzeugung der elektromagnetischen Wellen: Er setzt sich zusammen aus der Funkenstrecke F, der Leidenerflaschenbatterie FlC, der Erregerselbstinduktion Es und der Korrektionsspule k.

c) Der offene Schwingungskreis für die Ausstrahlung der elektromagnetischen Wellen in den Luftraum: Er wird gebildet durch das Luftnetz A, die Verlängerungsspule Vs, das Gegengewichtsnetz G und die Gegengewichtsspule Gs. Die Anschaltung des Luftleiters an den Geber erfolgt mittels dreiteiligen Stöpsels S in einer Anschlußdose d. Bei Abschaltung von Luftdraht und Gegengewicht tritt sofort eine Unterbrechung des Primärstromes ein.[706] Es wird nur mit einer Wellenlänge von 364 m und mit einer unveränderlichen Koppelung von 8% gearbeitet.

Empfänger. Sämtliche Apparate des Empfängers lind ebenfalls in einem Holzgestell vereinigt, wie der untere Teil der Fig. 7 zeigt. Das Holzgestell ist in einem zweiten Ledertornister untergebracht. Die Stromkreise des Empfangssystems sind:

a) Der offene Schwingungskreis für die Aufsaugung der elektromagnetischen Wellen aus dem Luftraum: Er besteht aus dem auch für den Sender benutzten Luftleiter A mit dem Gegengewichtsnetz G und der Gegengewichtsspule Gs sowie der primären Spule p des Empfangstransformators Tr, die mittels Anschlußdose d1 und dreiteiligen Stöpsels S eingeschaltet wird.

b) Der Hochfrequenzschwingungskreis des Wellenanzeigers. Als Wellenanzeiger kommt ein elektrolytischer Detektor P und zwar ein Schlömilchscher Wellenanzeiger (s. Telegraphie ohne Draht) zur Verwendung. Er ist mit der sekundären Spule s des Empfangstransformators Tr und einem veränderlichen Kondensator C1 zu einem geschlossenen Schwingungskreis zusammengeschaltet. Ein konstanter Kondensator C2 ist dem Wellenanzeiger parallel geschaltet.

c) Der Lokalstromkreis für den Hörempfänger. Er setzt sich aus einem Kopftelephon KT, das mittels zweiteiligen Stöpsels eingeschaltet wird, einem Schiebewiderstand W und einer Batterie B zusammen. Das Gewicht der gesamten Station beläuft sich auf etwa 200 kg.

Die Reichweite beträgt 30–50 km. Zum Transport der Stationen auf dem Marsche dient, wenn eine Verwendung derselben nicht beabsichtigt ist, ein zweiräderiger Transportkarren, der Platz für zwei tragbare Stationen und eine Betriebsreserve bietet. Das Gewicht des beladenen Karrens beträgt 800–850 kg. Auf dem Karren erfolgt die Beförderung der beiden Stationen bis zu der Stelle, wo die Kommandobehörde Aufstellung nimmt, die mit dem zu detachierenden Truppenteil funkentelegraphische Verbindung halten will. Hier wird die erste Station aufgebaut, während die zweite Station mit den Truppen vorgeht. Kommt sie bei Kavallerie zur Verwendung, so wird sie auf vier Tragtieren mit Packsätteln verladen; bei der Infanterie sind zur Weiterbeförderung der Station acht Mann erforderlich. Der Aufbau einer Station erfolgt in 20 Minuten; zur Bedienung sind drei Mann erforderlich: ein Mann für das Telegraphieren und zwei Mann, davon einer als Ablösung, für die Bedienung des Tretgestells.

2. Fahrbare Funkentelegraphenstation System »Telefunken«. Jede Station besteht aus zwei vierräderigen Protzfahrzeugen, jedes Protzfahrzeug aus zwei zweiräderigen Karren. Die einzelnen Karren haben nachstehende Bezeichnungen und werden als Protzfahrzeuge wie folgt zusammengestellt:


Karren 1 = Gerätekarren (vorn) Wagen I.

Karren 2 = Apparatekarren (hinten) Wagen I.

Karren 3 = Mastkarren (vorn) Wagen II.

Karren 4 = Motorkarren (hinten) Wagen II.


Die Protzfahrzeuge werden mit je vier Pferden bespannt; jedes Fahrzeug bietet Platz für vier Bedienungsleute und wiegt etwa 1400 kg. Die einzelnen Karren können zweispännig mit Deichsel oder einspännig mit Scherbaum gefahren werden.

Gerätekarren. Er enthält sämtliche Reserveapparate für Geber und Empfänger, Vorratsbenzin, militärische Ausrüstungsgegenstände und außen acht Rohrteile für den Mast.

Motorkarren. Er enthält einen Benzinmotor von 4 PS. mit Magnetzündung, einen Benzinbehälter von 30 l Inhalt, einen mit dem Benzinmotor direkt gekuppelten Wechselstromgenerator von 0,75 Kilowatt Nutzleistung bei 110 Volt Spannung sowie eine Gleichstromerregerdynamo von 4 Ampere und 18 Volt. Für die Kühlung des Motors ist ein Bienenkorbkühler mit Wasserbehälter von 20 l Inhalt vorgesehen. Außen auf dem Wagenverdeck befinden sich eine Aufrichtvorrichtung für den Mast und 72 qm Kupfergaze als Gegengewicht bei Verwendung eines Drachenluftleiters, ferner zwei Kabeltrommeln für Drachenkabel.

Apparatekarren (Fig. 8). Er enthält im vorderen Teil die Geberapparate, im hinteren Teil die Empfängerapparate. Außen sind angebracht: ein Drachenfutteral mit sechs Drachen und zwei Kabeltrommeln für Drachenkabel.

Mastkarren. Er enthält sämtliche Teile des Mastes, Luft- und Gegengewichtsnetzes nebst Reserveteilen; ferner außen acht Rohrteile für den Mast. Bei Verwendung des Mastes zur Hochführung der Luftleitung wird mit zwei Wellen von 550 oder 850 m, bei Verwendung der Drachenluftleitung mit nur einer Welle von 850 m Länge gearbeitet. Die Schaltungsanordnung entspricht im wesentlichen der Schaltung für die tragbaren Stationen. Als Wellenanzeiger kommt für das Arbeiten mit dem Morseapparat der Feilspänefritter, für die Aufnahme der Zeichen mittels des Telephons die Schlömilch-Zelle in Anwendung. Die Reichweiten sind:[707]

1. Für die große Mastwelle (850 m) = 100 km mittels Morseschreibers, 150 km mittels Hörers.

2. Für die kleine Mastwelle (550 m) = 60 km mittels Morseschreibers, 90 km mittels Hörers.

3. Für die Drachenwelle (850 m) = 150 km mittels Morseschreibers, 225 km mittels Hörers.

Bei Verwendung der Mastwellen sind Störungen fremder Sender schon bei 5% Wellenunterschied ausgeschaltet, bei der Drachenwelle erst bei etwa 50%. Dafür ist aber die Reichweite der Drachenwelle wegen der Höhe des Luftdrahtes (250 m Länge) etwa halbmal größer als die der Mastwellen. Das Luftleitergebilde besteht aus einem Netz von 12 Bronzelitzendrähten von je 40 m Länge, das Gegengewichtsnetz aus 12 gleichen Drähten von je 60 m Länge. Zur Aufhängung des Luftnetzes dient ein Magnaliummast von rund 30 m Länge aus 16 Teilen von 1,85 m Länge, die durch Messingmuffen miteinander verbunden werden. Mittels der am Motorkarren angebrachten Aufrichtvorrichtung kann der Mast nebst Luftleiter innerhalb 30 Minuten aufgerichtet werden. Die Drachenausrüstung jeder Station besteht aus zwei ungefirnisten Eddydrachen für schwachen Wind, einem gefirnisten Eddydrachen für Regen, zwei einfachen Kastendrachen für mittleren Wind und einem verstärkten Kastendrachen für Sturm. Die am Motor- und Apparatekarren befindlichen vier Kabeltrommeln enthalten je 250 m Drachen- oder Ballonkabel. Bei Verwendung der Drachenluftleitung ist die Station in 10 Minuten betriebsfertig.

O. Jentsch.

Fig. 1.
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Fig. 2.
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Fig. 3.
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Fig. 4.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 6.
Fig. 7.
Fig. 7.
Fig. 8.
Fig. 8.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 703-708.
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