Ampère

[451] Ampère (spr. angpǟr'), 1) André Marie, Physiker und Mathematiker, geb. 22. Jan. 1775 in Lyon, gest. 10. Juni 1836 in Marseille, studierte Chemie und Physik, erhielt 1801 eine Professur in Bourg, ging von dort nach Lyon und 1805 nach Paris und ward 1809 zum Professor der Analysis und Mechanik ernannt und 1824 als Professor der Physik an das Collège de France versetzt. Er untersuchte die Wechselwirkung zwischen zwei elektrischen Strömen, entdeckte die elektrodynamischen Erscheinungen und entwickelte das Fundamentalgesetz derselben (»La théorie des phénomènes électrodynamiques«, Par. 1826; 2. Aufl. 1883). Eine Frucht dieser Arbeit war Ampères Theorie des Magnetismus, welche die Verbindung zwischen Magnetismus und Elektrizität herstellte, indem sie die magnetischen Kräfte auf elektrische zurückführte (»Recueil d'observations électrodynamiques«, Par. 1822). Er arbeitete auch über die Doppelbrechung des Lichtes in den Kristallen und suchte die Wärmeerscheinungen auf Bewegung der Moleküle der Körper zurückzuführen. Er schrieb noch: »Considérations für la théorie mathématique du jeu« (Lyon 1802); »Essai für la philosophie des sciences« (1834–43, 2 Bde.; 2. Aufl. 1857). Vgl. »Journal et correspondance de a. M. Ampère 1793–1805« (9. Aufl., Par. 1893); »André Marie A. et Jean Jacques A.; correspondance et souvenirs de 1805 à 1864« (das. 1875, 2 Bde.); Barthélemy Saint-Hilaire, Philosophie des deux Ampère (2. Aufl. 1869); Valson, La vie et les travaux d'A. M. Ampère (Lyon 1886).

2) Jean Jacques, franz. Literarhistoriker, Sohn des vorigen, geb. 12. Aug. 1800 in Lyon, gest. 27. März 1864 in Pau, bezog nach einem Aufenthalt in Italien (1824) die Universität Bonn, besuchte Goethe in Weimar, kam später in den Salons der Mad. Récamier mit dem jungen Frankreich in Berührung und ward Mitarbeiter am »Globe«. Als die Julirevolution ausbrach, war er Professor in Marseille, ging dann in gleicher Eigenschaft nach Paris an die Sorbonne und 1833 an das Collège de France an Andrieux' Stelle und ward 1847 Mitglied der Akademie. Sein Wissensdrang hatte ihn nach Skandinavien, Deutschland, Italien, Ägypten, Nubien und Nordamerika geführt; überall wußte er mit scharfem Blick das Charakteristische aufzufinden, und seine Werke legen Zeugnis ab von seinen umfassenden Kenntnissen in der Literatur fremder Länder. Seine Hauptschriften sind: »Littérature et voyages« (1834; neue Aufl. 1850, 2 Bde.), eine Sammlung von kritischen Aufsätzen; »Histoire littéraire de la France avant le XII. siècle« (1840, 3 Bde; 3. Aufl. 1870); »Histoire de la formation de la langue française« (1841; 3. Aufl., hrsg. von P. Meyer, 1871; dieses Werk ist wie das vorige veraltet und längst überholt); »La Grèce, Rome et Dante« (1848, 9. Aufl. 1884); »Promenadeen Amérique, etc.« (1855, 2 Bde.; neue Aufl. 1874); »L'histoire romaine à Rome« (1861–64, 4 Bde.; 4. Aufl. 1870) u.a. Vgl. Potton, Études für la vie et les travaux de J. J. A. (Par. 1867).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 451.
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