Antiseptische Mittel

[589] Antiseptische Mittel (Antiseptica, fäulniswidrige Mittel), chemische oder physikalische Mittel, durch welche die von Mikroorganismen (Bakterien etc.) ausgehenden Zersetzungen organischer Substanzen (Gärung, Fäulnis etc.) verhindert werden. Alle Mikroorganismen werden durch hohe Temperaturen zerstört, und wenn man die zu schützende Substanz genügend erhitzt und dann vor dem Zutritt freier Luft (durch die neue Mikroorganismen zugeführt werden würden) schützt, so kann weder Fäulnis noch Gärung eintreten. Da letztere Prozesse auch an eine gewisse mittlere Temperatur und an die Gegenwart von Wasser gebunden sind, so wirken Kälte und Austrocknen antiseptisch. Auch durch genügende Mengen von Salz, Zucker, Alkohol kann man die Zersetzung gärungs- oder fäulnisfähiger Stoffe aufhalten. Außerdem benutzt man als a. M. Chemikalien, welche die Mikroorganismen töten oder wenigstens in ihrer Entwickelung hemmen. Dahin gehören Formaldehyd (Formalin), schweflige Säure und Schwefligsäuresalze, Borsäure, Glyzerinborsäuresalze, Schwefelkohlenstoff, Quecksilberchlorid, Eisen- und Kupfervitriol, arsenige Säure, chromsaures Kali, Blausäure, Kalkwasser, Holzessig und reine Essigsäure, Ameisensäure, basisch essigsaure Magnesia, Karbolsäure und andre Phenole, Lysol, Salizylsäure, Zimtsäure, Kresotinsäure, Thymol, Gerbsäure und Kohle. In der Medizin wendet man a. M. ganz allgemein an, um dem Eintritt fauliger Zersetzungen vorzubeugen und diese letztern, sofern sie bereits im Gange sind, zu unterbrechen. Im ersten Falle gehört zu den antiseptischen Mitteln jedes Verfahren, das zur Reinhaltung der Luft, der Betten und Instrumente in Krankensälen dient (s. Desinfektion). Im andern Falle gibt es a. M., welche die Fäulniskeime an Ort und Stelle direkt töten oder doch der Entwickelung der Keime hinderlich sind, wie Karbol-, Salizyl-, Zitronen-, Milchsäure, Lysol, Thymol, Kreosot, Alkohol, Jodoform, Chlorzink, Sublimat etc. Auf der planvollen Anwendung dieser letzten Gruppe beruht der Erfolg der neuern Wundbehandlung (s. Antisepsis und Asepsis).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 589.
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