Botta

[269] Botta, 1) Carlo Giuseppe Guglielmo, ital. Dichter und Geschichtschreiber, geb. 6. Nov. 1766 zu San Giorgio del Canavese in Piemont, gest. 10. Aug. 1837 in Paris, studierte Naturwissenschaften, ward als eifriger Anhänger der französischen Revolution 1792–94 gefangen gesetzt, ging dann nach Frankreich und kehrte als französischer Militärarzt in sein Vaterland zurück. 1797 ward er Mitglied der von Bonaparte nach den Ionischen Inseln geschickten Expedition, dann der provisorischen Regierung von Piemont. Nach der Vereinigung Piemonts mit Frankreich 1803 lebte B. in Frankreich und ward Mitglied des Gesetzgebenden Körpers, in dem er Napoleon mehrmals Opposition zu machen wagte. Unter der Restauration wurde er Rektor der Akademie in Nancy, dann in Rouen. Nach mehreren kleinern, französisch abgefaßten Schriften (Beschreibung der Insel Korfu, 1799; Reiseerinnerungen aus Dalmatien, 1802, u. a.) schrieb er die »Istoria della guerra dell' independenza degli stati uniti d'America« (Par. 1809), die durch ihren Stil Bedeutung für die italienische Literaturgeschichte erlangt hat. Sein größtes Werk ist die von der Akademie della Crusca preisgekrönte »Storia d'Italia dal 1789 al 1814« (Par. 1824, 4 Bde.; 2. Aufl., Turin 1869, 4 Bde.; deutsch von Förster, Quedlinb. 1827–31, 8 Bde.). Die »Storia d'Italia dal 1490 al 1840« (Par. 1832, 20 Bde.) umfaßt Guicciardinis »Italien von 1490 bis 1534« (6 Bde.), Bonas Fortsetzung bis 1789 (10 Bde.) und die oben genannte »Storia d'Italia«. Wenig poetischen Wert hat Bonas Epos »Il Camillo, o Vejo conquistata« (Par. 1816). Vgl. Dionisotti, Vita di Carlo B. (Turin 1868); Pavesio, C. B. ele sue opere storiche (Flor. 1874).

2) Paul Emile, Archäolog, Sohn des vorigen, geb. 6. Dez. 1802 in Turin, gest. 18. April 1870 in Achères bei Poissy, machte früh eine Reise um die Welt mit, beteiligte sich 1830–33 im Auftrag Mehemed Alis an der ägyptischen Expedition nach Senaar, wurde später französischer Konsul, Konsularagent und Generalkonsul in Alexandria, Mosul, Jerusalem und Tripolis. 1842–45 gelang es ihm durch Nachgrabungen in Chorsabad (s.d.) unweit Mosul den ersten assyrischen Königspalast zu entdecken. Vgl. darüber das Prachtwerk »Monument de Ninive, découvert et décrit par B., mesuré et dessiné par E. Flandin« (Par. 1847–50, 5 Bde.). Außerdem veröffentlichte er: »Relation d'un voyage dans l'Yemen« (1844) und »Mémoire de l'écriture cunéiforme assyrienne« (Par. 1848).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 269.
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