Clam [3]

[171] Clam, gräfliches Geschlecht in Böhmen und Österreich, früher Perger von Höchenperg nach der Stammburg Höchenperg in Kärnten. Christoph Perger kaufte 1524 von dem Grafen von Hardeck Burg und Herrschaft C. bei Grein in Oberösterreich. Christophs Urenkel Johann Gottfried von C., geb. 1598, wurde samt seinen Brüdern und Vettern 22. Nov. 1655 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Sein Urenkel Ferdinand Joseph von C., geb. 1700, hinterließ fünf Söhne, die 17. Juni 1759 die erbländische österreichische Grafenwürde erlangten. Von diesen fünf Söhnen hatte der älteste, Johann Gottlieb von C., einen Sohn, Karl Joseph, Graf von C., geb. 1759 in Linz, gest. 26. Sept. 1826 (1824–26 böhmischer Oberstlandkämmerer), der sich 1792 mit Maria Anna, der Erbtochter des Grafen Franz Karl von Martinitz, vermählte und seitdem als Stifter einer besondern Linie, wie seine Kinder, den Namen E.Martinitz führte. Sein Sohn Karl Joseph Nepomuk Gabriel, Graf von C.-Martinitz, österreichischer Feldmarschallleutnant, geb. 23. Mai 1792 in Prag, gest. 29. Jan. 1840, studierte die Rechte, trat 1809 in das Freikorps des Grafen Kinsky und war in den Feldzügen von 1812–14 Flügeladjutant des Fürsten Schwarzenberg. Mit dem Feldmarschallleutnant [171] Koller begleitete er Napoleon I. nach Elba und wurde sodann zu den Verhandlungen des Wiener Kongresses hinzugezogen. Später zum Generalmajor und Hofkriegsrat avancierend und mehrfach in diplomatischen Missionen verwendet, ward er 1835 Kaiser Ferdinands Generaladjutant, 1836 Geheimrat und Chef der Militärsektion im höchsten Staatsrat und 1837 Feldmarschallleutnant. Seinen großen Einfluß benutzte er zur Unterdrückung aller liberalen, besonders konstitutionellen Bestrebungen. Sein Sohn Heinrich Jaroslaw, Graf von C.-Martinitz, geb. 15. Juni 1826 zu St. Georgen in Ungarn, gest. 5. Juni 1887 in Prag, begann nach den Märzbewegungen von 1848 unter dem Grafen Stadion seine amtliche Laufbahn. Er ward 1853 Statthaltereirat in Ofen, 1856 Landespräsident zu Krakau, schied aber 1859 aus dem Staatsdienst und ward 1860 in den »verstärkten Reichsrat« berufen, wo er zu den Vertretern des föderalistisch-feudalen Prinzips der »historisch-politischen Individualitäten« zählte. C. starb kinderlos; seine Güter gingen auf seinen Neffen, Grafen Heinrich C., über. – Sein jüngerer Bruder, Graf Richard C., geb. 12. März 1832, gest. 15. Nov. 1891, war seit 1879 Mitglied, von 1882–88 Vizepräsident des österreichischen Abgeordnetenhauses und wurde 1. Jan. 1889 zum Mitgliede des Herrenhauses ernannt.

Die zweite Linie, C.-Gallas, stammt ab von Johann Christoph von C., Bruder des oben genannten Ferdinand Joseph. Johann Christophs Sohn Christian Philipp erbte 1757 die reichen Besitzungen seines Oheims, des Grafen Gallas, und nahm den Namen C.-Gallas an. Sein Sohn ist der durch Kunstsinn und Wohltätigkeit bekannte Graf Christian Christoph (geb. 1771, gest. 1838), dessen einziger Sohn Graf Eduard von C.-Gallas, geb. 14. März 1805 in Prag, gest. 17. März 1891 in Wien. Er trat 1823 in die österreichische Armee ein, zeichnete sich 1848 als Generalmajor bei Santa Lucia, Goito, Vicenza und bei Custoza aus, auch im ungarischen Feldzug 1849 als Feldmarschallleutnant gegen Bem. 1850 erhielt er das Kommando über das 1. böhmische Armeekorps, das er auch im italienischen Krieg 1859 bei Magenta und Solferino befehligte. Er ward darauf als General der Kavallerie Kommandant von Böhmen, 1861 Herrenhausmitglied und 1865 Obersthofmeister des Kaisers. 1866 sollte er im Norden den Prinzen Friedrich Karl und General Herwarth aufhalten, wurde aber bei Münchengrätz, Podol, Hühnerwasser und Jičin geschlagen. Vom Kriegsgericht schuldlos erklärt, nahm er gleichwohl seinen Abschied und zog sich auf seine Besitzungen Friedland und Reichenberg zurück.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 171-172.
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