De Candolle

[563] De Candolle (spr. dökangdoll'), 1) Augustin Pyrame, Botaniker, geb. 4. Febr. 1778 in Genf, gest. daselbst 9. Sept. 1841, Sprößling einer Familie aus der Provence, die aus konfessionellen Rücksichten 1558 nach Genf übergesiedelt war, studierte seit 1796 in Paris, arbeitete unter Anwendung von Physik und Chemie auf die Botanik über die Ernährung der Flechten und schrieb: »Essais sur les propriétés médicales des plantes comparées avec leurs formes extérieures et leur classification naturelle« (Par. 1804, 2. Aufl. 1816; deutsch von Perleb, Aarau 1818). Er lieferte den Text zu Redoutés »Plantes grasses« (Par. 1799 bis 1829, Bd. 31) und zu desselben »Liliacées peintes« (das. 1802–1808, 4 Bde.) und eine »Astragalogia« (das. 1802), während er zu gleicher Zeit mit Delessert durch Gründung de r Société philanthropique und der Société d'encouragement pour l'industrie nationale gemeinnützige Tendenzen verfolgte. 1804 hielt er seinen ersten botanischen Kursus am Collège de France. Seit 1801 schuf er ein Herbarium, das er auf 70–80,000 Arten brachte. Die »Flore française« (Par. 1805, 4 Bde.; dieselbe Ausgabe vermehrt um 2 Bde., 1815), obwohl als dritte Auflage von Lamarcks gleichnamigem Buch angekündigt, ist als De Candolles eignes Werk anzusehen. 1806–12 bereiste D. Frankreich und Italien behufs botanischer und agronomischer Forschungen und gab als Resultat dieser Reisen das Supplement zur »Flore« und die »Rapports« (Par. 1813) heraus. 1807 wurde er Professor an der Akademie zu Montpellier, ging jedoch 1816 nach Genf und wurde in der Folge Mitglied des Rates und Präsident der Société des arts. D. betätigte sich besonders als praktischer Systematiker und beschreibender Botaniker; er entwickelte die Theorie der Systematik, die Gesetze der natürlichen Klassifikation mit großer Klarheit und Tiefe und stützte sich dabei auf morphologische Untersuchungen, die für die ganze Systematik äußerst fruchtbar wurden. Er begründete die Lehre vom Abortus und von der Verwachsung der Organe, auch für die Physiologie und Pflanzengeographie leistete er Bedeutendes. Sein »Regni vegetabilis systema naturale« (Par. 1818 bis 1821, Bd. 1 u. 2) hatte er auf zu breiter Grundlage begonnen, als daß er es hätte vollenden können; daher zog er es im »Prodromus systematis naturalis regni vegetabilis« (das. 1824–73, 17 Bde., von denen Bd. 8ff. von seinem Sohn u. a. bearbeitet sind) in eine kürzere Form zusammen. Ferner schrieb er: »Théorie élémentaire de la botanique« (Par. 1813; 2. Aufl. von seinem Sohn, 1844; deutsch von Sprengel, Leipz. 1820, 2 Bde.); »Organographie végétale« (Par. 1827, 2 Bde.; deutsch von Meisner, Stuttg. 1828, 2 Bde.); »Physiologie végétale« (Par. 1832, 3 Bde.; deutsch und mit Anmerkungen von Röper, Stuttg. 1833–35); »Collection des mémoires pour servir à l'histoire du règne végétale« (Par. 1828–1838, 3 Bde.); »Essai élémentaire de géographie botanique«, im 18. Teil des »Dictionnaire des sciences naturelles«. Bibliothek und sein Herbarium vermachte D. seinem Sohn. Vgl. De la Rive, A. P. D., sa vie et ses travaux (Par. u. Genf 1851); »Mémoires et souvenirs de A. P. D., écrits par lui-même« (hrsg. von seinem Sohn, das. 1862).

2) Alphonse Louis Pierre Pyrame, Sohn des vorigen, Botaniker, geb. 28. Okt. 1806 in Paris, gest. 4. April 1893 in Genf, studierte in Genf Rechtswissenschaft und schrieb: »Le droit de grâce« (Genf 1829) und »Les caisses d'épargne de la Suisse« (das. 1838). Er war Mitglied des Großen Rates und gab als Präsident der Société des arts während 25 Jahren die Jahresberichte derselben heraus. 1842 wurde er zum Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens zu Genf ernannt. Er schrieb: »Introduction à l'étude de la botanique« (Par. 1835, 2 Bde.; deutsch von Bunge, 2. Aufl., Leipz. 1844); »Géographie botanique raisonnée« (Par. 1855, 2 Bde.); »Lois de la nomenclature botanique« (das. 1867; deutsch, Basel 1868); »Histoire des sciences et des savants depuis deux siècles« (Genf 1873, 2. Aufl. 1884); »Origine des plantes cultivées« (Par. 1883; deutsch, Leipz. 4884). Im Verein mit andern Gelehrten setzte er den »Prodromus« seines Vaters fort (s. oben) und gab dessen »Mémoires et souvenirs« (Genf 1862) heraus. Mit seinem Sohn Casimir Pyrame D. (geb. 1836), der auch verschiedene Monographien im »Prodromus« bearbeitet hat, gab er heraus: »Monographiae phanerogamarum prodromi nunc continuatio nunc revisio« (Par. 1878–89, Bd. 1–6).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 563.
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