[665] Elektrizitätsindustrie. Die heute so mächtig angewachsene E. begann mit der ersten praktischen Anwendung des elektrischen Stromes, mit der Telegraphie (um 1840), und trug in dem ersten Jahrzehnt durchaus den Charakter des Versuchs. Die Form des Telegraphen war noch mangelhaft und die Technik der Telegraphenanlagen noch in keiner Weise gesichert. Auf einer solchen Grundlage konnte sich noch keine Industrie aufbauen, und es blieb deshalb die elektrizitätsindustrielle Tätigkeit eine Nebenbeschäftigung von Fabriken und Werkstätten mit überwiegender Handarbeit. Erst gegen 1850 entstanden Sonderfabriken (Telegraphenfabriken), allen voran Siemens u. Halske in Berlin. Mit dem Beginn des zweiten Jahrzehnts hatte die Telegraphentechnik genügende Sicherheit gewonnen, so daß die Staaten oder, wie in England und in Nordamerika, große kapitalkräftige Gesellschaften den Bau von ausgedehnten Telegraphennetzen zur Ausführung bringen konnten. Der rasch erkannte gewaltige Nutzen des neuen Verkehrsmittels ließ diese Anlagen eine schnelle und stetig wachsende Ausdehnung gewinnen. Dazu kam der Bau der Eisenbahnlinien, für welche ebenfalls die Errichtung von Telegraphenanlagen erforderlich wurde, und[665] die natürliche Folge dieser fördernden Umstände war die Entstehung zahlreicher Telegraphenfabriken, von denen aber nur wenige bevorzugte reichliche Beschäftigung fanden. Ende der 1850er Jahre war der Haustelegraph erfunden worden u. begann in den 1860er Jahren sich einzubürgern. Es entstanden zahlreiche kleine Fabrikations- und Installationsunternehmen, Fabriken für umsponnene Leitungsdrähte und namentlich in England entwickelte sich eine bedeutende Kabelindustrie.
Mit dem Jahre 1870 begann eine neue Ära der Elektrotechnik, die durch die Erfindung Werner Siemens', durch die Dynamomaschine, eingeleitet wurde. Besaß in der ersten Periode die Tätigkeit des Feinmechanikers das Übergewicht, so trat nun der Maschinenbauer und die Arbeitsmaschine in den Vordergrund, die elektrotechnische Fabrikation wurde Maschinentechnik, und die von den Amerikanern begonnene Methode, Präzisionsteile in Masse mit der Maschine herzustellen, gewann auch in der E. mehr und mehr Bedeutung. Die Vervollkommnung, die die Bogenlampen erfuhren und welche die Einschaltung mehrerer solcher in einen Stromkreis gestattete, sowie die Erfindung der Glühlampen hatten der Technik der Stromerzeugung und der elektrischen Beleuchtung eine feste Grundlage gegeben, auf der sie sich weiter entwickeln konnte. Das elektrische Licht gewann rasch Verbreitung, und so waren alle Bedingungen für die Entwickelung einer Starkstromindustrie gegeben, zumal auch das Kapital durch die glänzenden Perspektiven, die sich für die neue Technik eröffneten, zu einer regen Beteiligung an derartigen Anlagen veranlaßt wurde. Mit dem Beginn der 1880er Jahre trat die elektrotechnische Industrie in die Reihe der Großindustrien ein; den Anstoß hierzu gab der Bau der Elektrizitätswerke, die zuerst in Amerika unternommen wurden und sich von dort aus rasch über die ganze Erde verbreiteten. Bei diesen Unternehmen sind in den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrh. schätzungsweise 23 Milliarden Mark aufgewendet worden, so daß schon ein solcher Umsatz das Erstarken der Industrie befördern mußte. Zumeist fielen die Aufträge für die großen Werke an einige wenige Firmen, die dadurch noch weiter gekräftigt wurden, während viele, weniger lebensfähige Fabriken eingingen. In Deutschland und in den Vereinigten Staaten kam es zur Entwickelung weniger herrschender Größtfirmen, anderseits zur Einführung der Sonderfabrikation in die elektrotechnische Industrie. In den 1870er und bis in die 1880er Jahre hinein bevorzugte die Starkstromindustrie die Vielfabrikation, welche die Anwendung rationeller Herstellungsverfahren und namentlich eine gesunde Arbeitsteilung sowie die ausgedehnte Anwendung der Maschine unmöglich machte und nur teure oder schlecht gearbeitete Erzeugnisse liefern konnte. Mit dem Emporwachsen der Größtfirmen wurde eine derartige Industrie unmöglich, aber es entwickelte sich die Sonderfabrikation, die ein ganz enges Gebiet, dieses aber unter günstigen Verhältnissen bearbeitet, weil hier die persönliche Tätigkeit des Leiters voll und ganz zur Geltung kommt und die Geschäftsunkosten vergleichsweise klein sind. So entstand eine neue elektrotechnische Kleinindustrie, die sich höchst erfreulich entwickelt hat und zwischen den Größtfirmen bestens gedeiht. Die großen Häuser sahen sich bei den großen Unternehmen, deren Ausführung bedeutendere finanzielle Ansprüche an sie stellte, als sie allein zu leisten vermochten, nach der Beihilfe des Großkapitals um, und dies zögerte nicht, sich mit der E. zu verbinden. Anfangs gewährten die Banken der elektrotechnischen Großindustrie nur die erforderlichen Mittel für die notwendig werdenden Zahlungen. Aber aus diesen Kreditbeziehungen entwickelte sich allmählich in den 1880er Jahren ein neues Verhältnis, das in dem letzten Jahrzehnt seine ausgesprochene und organisierte Form erhielt: die Banken wurden Teilhaberinnen der E. und führten nunmehr in Deutschland ein ganz neues Geschäftsprinzip ein. Hatten vorher die Elektrizitätsfirmen sich für ihre Erzeugnisse Abnahme suchen müssen, so schufen sie jetzt selbst mit Hilfe der verbündeten Bank ihre Abnehmer, und zwar solche in großer Form. Die Elektrizitätsfirma beschaffte sich z. B. die Konzession für eine Straßenbahn und führte sie aus. Darauf gründet sie eine Aktiengesellschaft, an die sie das betriebsfertige Unternehmen verkauft. Die Aktien der Gesellschaft übernimmt die Bank und bringt sie später, wenn die Rentabilität des Unternehmens sichtbar geworden ist, an den Markt, wo sie willige Abnehmer finden. Die Elektrizitätsgesellschaft hat bei dieser Geschäftsform zunächst die Ausführung des großen Unternehmens übertragen erhalten und bleibt überdies dessen dauernder Lieferant. Die Bank hat ein großes geschäftliches Unternehmen mit ihrem Kapital ausgeführt und zieht aus dieser Schaffenstätigkeit entsprechenden Nutzen. Wird dieses Geschäftsprinzip in ehrenhafter Weise angewendet, was man wenigstens für Deutschland behaupten darf, so stellt es einen außerordentlichen wirtschaftlichen Fortschritt dar, und für die deutsche elektrotechnische Industrie hat es bereits die schönsten Erfolge gezeitigt.
An die Elektrizitätswerke, deren Planung und Ausführung das neunte Jahrzehnt charakterisieren, und die in dieser Dekade zumeist für den Umfang einer Stadt oder eines Stadtteils errichtet wurden, reihten sich im letzten Zehmel des Jahrhunderts die größern Unternehmen, die große Gelände mit Arbeitskraft und Licht versorgen, und der Bau der elektrischen Bahnen. Die erstern Unternehmen gründen sich auf die erreichte Ausbildung der Energieübertragung mit mehrphasigen Strömen, für welche die Betriebsspannung und damit die Übertragungsweite von Jahr zu Jahr gestiegen ist. Das Fundament dieser neuen Technik ist in Europa durch Deprez, Ferraris, durch das schweizerische Elektrizitätshaus Örlikon und durch die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft gelegt worden. Zur Ausführung in großem Maßstab sind aber zuerst die Amerikaner gelangt, und von dorther verbreiten sich nun die Unternehmen dieser Art. Die von Siemens erfundenen elektrischen Bahnen, die als Gegenstand der E. ebenfalls aus Amerika stammen, haben das Tätigkeitsgebiet der elektrotechnischen Industrie in nicht geringerm Maß erweitert als die Elektrizitätswerke, aber ebenfalls unter Beschränkung dieses Vorteils auf die Größtfirmen.
Auch die Schwachstromindustrie hat sich in der zweiten Entwickelungsperiode erfreulich weiter entwickelt. Die Telegraphennetze sind andauernd erweitert worden, und diese Neubauten, verbunden mit Verbesserungen in der Ausrüstung der ältern Anlagen, haben der Telegraphenindustrie andauernd Arbeit gegeben. Die Haustelegraphie beschäftigt eine sehr ausgedehnte Kleinindustrie. Neu hinzugekommen sind die zahllosen Sicherheits-, Signal-, Alarm- und ähnliche Vorrichtungen sowie vor allem die Telephonie. Die neueste Zeit hat endlich ein neues, außerordentlich aussichtsreiches Gebiet eröffnet, die Elektrochemie, die bereits eine ganze Anzahl von chemischen Fabrikationsverfahren geschaffen hat, welche an Stelle der ältern Methoden die Erzeugung des Produkts mittels des[666] elektrischen Stromes gesetzt haben. Außer der Akkumulatorenindustrie kommen in Betracht die Unternehmen zur Erzeugung von Alkalien, Bleichmitteln, Kalium- und Natriumchlorat, von Calciumkarbid, Siliciumkarbid u.a., ferner sind die elektrolytischen Kupferreinigungs- und Metallgewinnungsverfahren sowie die Galvanotechnik zu nennen.
In Deutschland steht an der Spitze der E. das Haus Siemens u. Halske, Aktiengesellschaft in Berlin, das auf so vielen Gebieten der Elektrotechnik bahnbrechend gewesen ist und durch seine Geschichte, durch sein Ansehen und seine umfassende Tätigkeit als das erste der Welt erscheint. Siemens u. Halske haben von Anfang an die gesamte Elektrotechnik in den Bereich ihrer Tätigkeit gezogen, mit der einzigen Ausnahme der Akkumulatoren und der Seekabel, welch letztere aber von der früher mit dem Berliner Hause verbundenen Londoner Firma Siemens Brothers u. Co., Lim., hergestellt und gelegt werden. Das Haus wurde 1897 zusammen mit seinen Filialhäusern in Petersburg und Wien, aber unter Abtrennung des vorerwähnten englischen Hauses, in eine Aktiengesellschaft verwandelt. Anfang 1900 erwarb die Aktiengesellschaft Siemens u. Halske einen Anteil an dem Londoner Hause. Die mit diesem Unternehmen verbündete Finanzgesellschaft ist die Deutsche Bank, mit deren Hilfe das Haus eine Anzahl von Tochtergesellschaften ins Leben gerufen hat, so die Elektrische Licht- und Kraftanlagen-Aktiengesellschaft, deren Aufgabe die Finanzierung und Ausführung neuer Unternehmen ist, ferner die Aktiengesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen, welche die von Siemens u. Halske Aktiengesellschaft gebaute Hochbahn in Berlin übernommen hat, u.a. 1903 erfolgte die Gründung der Siemens-Schuckert-Werke, Gesellschaft mit beschränkter Haftbarkeit, Berlin, die an Stelle der Schuckert-Gesellschaft und von Siemens u. Halske die Ausübung der Starkstromtechnik übernommen hat.
Das größte Elektrizitätsunternehmen in Deutschland ist die 1883 gegründete Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft (s. den besondern Artikel S. 665), die sich zuerst und von ihrem Beginn an das System zu eigen gemacht, das Fabrikationsgeschäft in enger Weise mit dem Finanzgeschäft zu verbinden, und daher die längste Reihe der Gründungen von Tochtergesellschaften und Beteiligungen an industriellen Unternehmen aufweist. Alsbald nach ihrer Gründung rief sie die Berliner Elektrizitätswerke ins Leben, für die schon nach kurzer Zeit eine eigne Aktiengesellschaft gebildet wurde, und schuf sich in dieser Tochtergesellschaft eine gewinnbringende Abnehmerin. Außerdem ist die AEG, wie die Firma zumeist abgekürzt bezeichnet wird, an 24 zumeist kleinern Elektrizitätswerken beteiligt, an 16 Straßen- und Kleinbahngesellschaften, bez.-Unternehmen, an den elektrochemischen Werken in Bitterfeld etc. Entsprechend dieser reichen geschäftlichen Tätigkeit hat die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft auch ihr Produktionsgebiet ausgedehnt und hierfür große Fabriken für die Herstellung von elektrischen Maschinen, Apparaten und Zubehörteilen, für Glühlampen, für Kabel etc. errichtet. Die Finanzgruppe der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft besteht aus der Berliner Handelsgesellschaft und der Nationalbank, Berlin. Als Finanzierungsorgan dient die Bank für elektrische Unternehmungen in Zürich. Die Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert u. Komp. in Nürnberg wurde 1874 in ebenso bescheidenem Maßstabe wie das erstgenannte von dem Mechaniker Sigismund Schuckert begründet und 1892 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Schuckert u. Komp. bauten anfänglich nur Dynamomaschinen und einige Zubehörteile, fabrizierten dann Bogenlampen und bauten später Elektrizitätswerke und elektrische Bahnen. Die mit dem Hause verbündeten hauptsächlichen Finanzfirmen sind: Kommerz- und Diskontobank, Hamburg-Berlin-Frankfurt a. M.; Bayrische Hypotheken- und Wechselbank, Bayrische Vereinsbank, W. H. Ladenburg u. Söhne, Anton Cohn, v. d. Heydt, Kersten u. Söhne. Ein viertes großes Haus, Felten u. Guilleaume in Mülheim a. Rh., fabriziert ausschließlich elektrische Leitungen und ist eins der ersten für Kabelfabrikation. 1899 wurde es in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Unter seiner Beihilfe ist auch das erste deutsche Seekabelwerk ins Leben getreten, das für die zukünftig von Deutschland zu errichtenden Seetelegraphenverbindungen die Kabel herstellen wird. Hinter diesen Größtfirmen steht eine Reihe von Firmen, die zwar nicht als »Welthäuser« gelten, aber doch auf dem deutschen und angrenzenden Absatzgebiet umfangreiche Tätigkeit entfalten.
Der deutschen E. ist einzig die amerikanische ebenbürtig und in manchen Beziehungen überlegen. Die Starkstromtechnik wird durch drei Größtfirmen beherrscht. Die General Electric Co. zeigt in ihrer Tätigkeit eine große Ähnlichkeit mit unsrer Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft. Wie diese bearbeitet sie die gesamte Starkstromtechnik und hat sich insbes. auch in dem Bau von Elektrizitätswerken hervorgetan. Ihre Glühlampenfabrik liefert monatlich 1 Mill. Stück. Die Thomson-Houston Co. steht der vorigen an Ansehen und Kapitalkraft gleich. Sie hat namentlich den Bau von Wagen u. Lokomotiven für elektrische Bahnen und die Anlage solcher Bahnen selbst zu einem hohen Grade der Entwickelung gebracht und sich dadurch den Löwenanteil bei der Herstellung der elektrischen Bahnen in den Staaten gesichert. Die Westinghouse Electric and Manufacturing Co. richtete als die erste ihr Augenmerk auf die Wechselstromanlagen. Sie führte das Mehrphasenstromsystem zuerst in die Praxis ein und erbaute für das große Niagarawerk die Riesendynamos. Das Streben, einen ganzen Industriezweig durch ein einziges, kapitalmächtiges Unternehmen zu beherrschen, hat sich auch in der Akkumulatorenindustrie kundgegeben. Amerikanische Kapitalisten errichteten die Electric Storage Battery Co. mit einem Gesamtkapital, an dessen Höhe das Gesamtkapital der erheblich leistungsfähigern europäischen Akkumulatorenwerke kaum heranreicht. Das Telegraphenwesen ist schon vor vielen Jahren durch die Western Union monopolisiert worden. In gleicher Weise wurde durch die American Bell Telephone Co. versucht, den Fernsprecher für die Staaten zu monopolisieren, und bis zum Erlöschen des Bellpatents am Ende des 19. Jahrh. war ihr dies in der Tat durch den Besitz umfassender Patentrechte möglich. England weist eine fast verkümmerte E. auf, obwohl die englischen Elektrotechniker in der Wissenschaft einen ersten Rang einnehmen. Die Schweiz ist durch ihre Leistungen weltbekannt. Die Maschinenfabrik Örlikon bei Zürich begann Anfang der 1880er Jahre die Fabrikation von Dynamomaschinen und unternahm das Problem der Kraftübertragung mit Hochspannung auf weite Entfernung zu lösen, und ihre Einrichtungen wurden für einen großen Teil dieser Sondertechnik grundlegend. Erwähnenswert ist auch die elektrochemische Industrie der Schweiz, deren Wasserkräfte Unternehmen dieser[667] Art besonders begünstigen und insbes. die Aluminiumwerke in Neuhausen am Rheinfall, die der Verwendung des Aluminiums Bahn gebrochen haben, und die elektrische Kaliumchloratfabrik in Vallorbes, welche die erste größere dieser Art war.
Die übrigen Industrieländer besitzen keine entwickelte E., selbst Frankreich, das im Anfang der Starkstromperiode einen versprechenden Anlauf nahm, hat es zu einer ausgesprochenen gesonderten Industrie dieser Art nicht gebracht. Es bestehen dort und so auch in Österreich-Ungarn, in Italien, in Rußland, in den skandinavischen Ländern eine große Anzahl kleinerer oder mittlerer Unternehmen, die aber für den Weltmarkt gar nicht in Betracht kommen und selbst auf dem heimischen Markte durch den Mitbewerb oder durch den Einfluß der großen E. von dieser mehr oder minder abhängig sind. Für Frankreich gilt dies vielleicht noch zum geringsten Teil, aber es fehlt dort ganz und gar an dem großen Unternehmungsgeist, der die deutsche und die amerikanische E. auszeichnet, so daß Frankreich sowohl in Bezug auf die elektrotechnische Fabrikation als auch auf die Anwendung des Stromes gegen die germanischen Länder zurücksteht. Vgl. Kreller, Die Entwickelung der deutschen elektrotechnischen Industrie (Leipz. 1903).
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