Ems [2]

[765] Ems (Bad Ems), Stadt und berühmter Badeort im preuß. Regbez. Wiesbaden, Unterlahnkreis, in romantischer Lage an der Lahn und der Staatsbahnlinie Koblenz-Lollar, 87 m ü. M., hat 2 evangelische und 2 kath. Kirchen, eine englische und eine griechisch-kath. Kapelle, Synagoge, ein Denkmal Kaiser Wilhelms I., Bismarcksäule, Realschule, Amtsgericht, hat Bergbau auf Silber und Blei, eine Blei- und Silberhütte und zählt (1900) 6492 meist evang. Einwohner. E. ist einer der ältesten und berühmtesten Badeorte Europas.

Wappen von Ems.
Wappen von Ems.

Das Klima ist im allgemeinen mild, gleichmäßig und wenig feucht. Die zum Kurgebrauch verwendeten Quellen von E. sind ziemlich hoch temperierte alkalische Kochsalzsäuerlinge. Sie eignen sich besonders bei Katarrhen der Atmungsorgane, des Verdauungs- und Harnapparates, bei Hyperämien und Anschwellungen der Leber mit Gallenstauungen und Fettablagerungen, bei bronchopneumonischem und pleuritischem Exsudat, Katarrh der weiblichen Geschlechtsorgane, Anschwellungen der Gebärmutter, Menstruationsanomalien und der auf diesen Zuständen beruhenden Unfruchtbarkeit. Die Quellen, die heute zu Kurzwecken benutzt werden, entspringen auf dem rechten Lahnufer: der Kesselbrunnen 46–48°, das Krähnchen 35–37,5°, der, Fürstenbrunnen 39,4–40,4°, der kohlensäurereiche Kaiserbrunnen 28,5°, die Bubenquelle, eine natürliche. warm aufsteigende Dusche von 34°. 1865 wurden neu aufgeschlossen: die Kaiser Wilhelms-Felsenquelle (Wilhelmsquelle) 40°, die Augustaquelle 39°, die Viktoriaquelle 28° und die Eisenquelle 21°; auf dem linken Lahnufer: die neue Badequelle 50° und die Römerquelle 44,5°. Am meisten gebraucht ist das Krähnchen (Zusammensetzung s. Tabelle »Mineralwässer I«). Neben den großen königlichen Kurgebäuden hat die Privatindustrie noch zwei neue Badeanstalten hervorgerufen, deren eine auch Apparate zu Inhalationen des pulverisierten Thermalwassers und pneumatische Apparate enthält. Der jährliche Versand, besonders von Kesselbrunnen und Krähnchen, beträgt jetzt gegen 800,000 Krüge. Aus dem Satz der Quellen bereitet man die Emser Pastillen. Die Zahl der Kurgäste beläuft sich auf ca. 10,600. In der Umgegend sind der Malberg (Drahtseilbahn dahin) mit einem Denkmal Kaiser Wilhelms I. auf dem linken und die Bäderlei auf dem rechten Lahnufer vielbesuchte Aussichtspunkte.

Daß die Römer bei E. militärische Niederlassungen (der 22. Legion) gehabt und die hiesigen warmen Quellen gekannt und benutzt haben, geht daraus hervor, daß man Münzen, Reste von Bädern, die Grundmauern eines Kastells und andre Altertümer gefunden hat; auch sind dabei Spuren des Limes entdeckt worden. E. kam im 11. Jahrh. an das Erzstift Trier und das Stift St. Kastor in Koblenz, später an die Grafen von Arnstein und von diesen durch Heirat 1172 an die Grafen von Nassau. 1324 erhielt es von Ludwig dem Bayer Stadtrechte. 1355 belehnte der Erzbischof Wilhelm von Köln den Grafen Johann von Nassau mit E., und 1382 entstand das erste Kurgebäude. Bis 1479 war E. in gemeinschaftlichem Besitz der Grafen von Nassau-Dillenburg und Katzenellnbogen; der Anteil der letztern ging damals durch Heirat an Hessen über, und die gemeinschaftliche Herrschaft zwischen Oranien-Nassau und Hessen-Darmstadt über E. dauerte bis 1803, in welchem Jahr E. ganz an Nassau fiel. 1866 kam E. an Preußen. 1786 tagte hier der Emser Kongreß (s. d.). Am 13. Juli 1870 fand in E. die folgenschwere Unterredung des Königs Wilhelm von Preußen mit dem französischen Gesandten Benedetti (s. d.) statt. Vgl. Vogler, E., seine Heilquellen, Kureinrichtungen etc. (6. Aufl., Ems 1888); Großmann, Die Mineralquellen von E. (Mainz 1867), und die Schriften von Braun (1868), Döring (3. Aufl., Ems 1884 u. 1894), Panthel (6. Aufl., das. 1889), Orth (4. Aufl., das. 1879), Ibell (2. Aufl., das. 1896), Reuter (das. 1901); Heß, Zur Geschichte der Stadt E. (1. Teil, das. 1895).

Lageplan von Ems.
Lageplan von Ems.
Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 765.
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